Strahlen vor Freude

Weswegen die Atomkraft keine Lösung ist

An diesem heutigen Tage, dem 26. April 2019 (wenn Du das hier liest, geneigter Leser, ist es natürlich schon wieder einige Tage her), wird einmal mehr, zum 33. Male, dem Unglück im Reaktor B in Tschernobyl gedacht. Es ist der bislang größte Super-GAU, den man in Europa bislang erlebte. Weltweit ist er einer von schätzungsweise 14 größeren und kleineren Unglücken, allesamt mit mehr oder minder schweren Folgen. Nun bricht in der Geschichte des Menschen eine neue Ära heran, der des menschengemachten Klimawandels, der es notwendigerweise erfordert, dass man gegenlenkt, um den Wandel einzubremsen, um sich selbst noch einige schöne Jahre auf Erden zu schenken, denn aufzuhalten ist er nicht mehr. Und wieder einmal keimte die Frage auf: Was tun, um Kohlekraftwerken den Gar auszumachen. Atomenergie?

Inhaltsverzeichnis

I. Allgemeine Verbraucherinformationen
II. Die Nachteile der Atomkraft
II.i. Zwischenlager, Endlager, und jede Menge Gewalt
II.ii. Gefahren der Lagerung für Mensch und Tier
II.ii.a. Exkurs: Nuklearphysik und Atomkraftwerke
II.ii.b. Was ist eine Kernspaltung und was ist eine Kernschmelze?
II.ii.c. Die verschiedenen Formen von Atomreaktoren
III. Fazit zu den Reaktoren: Stille Wasser reichen tief
IV. Die «positiven» Aspekte der Atomkraft
IV.i. Günstiger Strom - der Preis ist heiß
IV.ii. Ein bitterer Beigeschmack
IV.iii. Auch Frankreich ist Mittäter
IV.iv. Ist Atomstrom günstiger als Kohlestrom?
V. Schlusswort



I. Allgemeine Verbraucherinformationen

Deutschlandweit zählt man etwa sieben verbliebene Atomkraftreaktoren, die noch aktiv arbeiten, europaweit sind es dagegen insgesamt 130 Reaktoren. Sie alle bergen mehr oder weniger ein Risiko für den Menschen, da Atomkraft nicht umsonst eine kontrovers gehandelte Angelegenheit sind. Die Vergangenheit, sowie auch die Gegenwart haben uns gelehrt, dass mit gespaltenen Atomen nicht zu spaßen ist. Kommt es erst einmal zu einer Kernspaltung, weswegen auch immer, sei es aus technischen Komplikationen oder menschlichem Versagen, so kann es passieren, dass das Kühlwasser die Brennstäbe nicht mehr kühlen kann, und der gesamte Block in die Luft fliegt, die Folgen sind uns allen bekannt, aus dem Schulunterricht, aus den Nachrichten oder aus eigenen Erfahrungen. Wie in der Einleitung bereits erwähnt ist eines der eindringlichsten Erfahrungen die Katastrophe von Tschernobyl, bei der nicht nur unzählige Menschen direkt verstarben, sondern noch Jahre später Menschen an den Spätfolgen zu leiden haben. In Wäldern finden sich noch immer verseuchte Tiere und Grund und Boden, die Gegend rund um den Reaktor ist noch immer nicht ohne Weiteres zu betreten, erst wenige Jahre zuvor musste das Stahlgerüst, welches den Sarkophag aus Beton trägt, werden, da das alte die Anlage nicht länger ausreichend tragen konnte (darüber berichtet hat unter anderem Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL)). Die Gräuel dieses einen menschlichen Fehlers, welcher die Katastrophe verursachte, hält bis heute noch an, nach über 30 Jahren. Und das ist letztlich nur die Halbwertszeit von Cäsium-137, dem radioaktiven Atom, welches dabei freigesetzt wurde. Es wird also noch Jahrhunderte dauern, bis der Fallout dieser Katastrophe sich so weit zurückgebildet hat, bis er vielleicht unbedenklich ist für den Menschen oder andere lebende Organismen. Und Tschernobyl ist bekanntermaßen kein Einzelfall: Insgesamt haben sich schon zahlreiche Reaktorunglücke ereignet: Vor nicht allzu vielen Wochen jährte sich ebenfalls das Unglück in Three Mile Island, Ohio, in den Vereinigten Staaten (einen Bericht über dieses traurige Jubiläum veröffentlichte der lokale Nachrichtensender WITF, inklusive Podcast, der dieses historische Ereignis, welches sich zum 40. Mal jährte, aufarbeitete). Wie man dem Inhalt der Klammer entnehmen kann, geschah dieses Unglück nur sieben Jahre vor Tschernobyl. Es mag sein, dass dieser Vorfall weitaus kleiner war als der im Norden Ungarns, doch bedeutet es nicht, dass er deswegen unbedeutender gewesen war. Ein jeder GAU, egal wie groß, bedroht ein signifikantes Umfeld, welches für Tiere faktisch unbewohnbar wird, oder die Tiere, die vor Ort leben, in ihrer Lebensweise oder in ihrer Lebensqualität einschränkt. Auch bei Menschen, die radioaktivem Fallout ausgesetzt waren, sieht man es nicht nur an, dass sie niemals ein unbeschwertes Leben führen können werden, viele von ihnen kommen nicht einmal so weit: Entweder werden sie von Geburt an mit Behinderungen oder körperlichen Abnormitäten zu kämpfen haben, oder sie sterben kurz nach der Geburt. Grund dafür sind Gendefekte, die dadurch entstehen, dass ihre Mütter der Strahlung ausgesetzt werden. Man erkennt also: Der Einsatz von Atomkraftwerken ist immer auch ein Spiel mit dem Feuer. Dazu aber später noch mehr. Vorerst noch weitere Beispiele: 
Viele erinnern sich wahrscheinlich noch an die Katastrophe von Fukushima-Daiichi, in Japan, einem Land, welches verstärkt auf Atomkraft setzt aus Mangel an natürlichen Ressourcen wie Kohle. Es geschah im Jahre 2011, als ein Tsunami (durch seine ungünstige Lage ist Japan ein Land, welches verstärkt durch Erdbeben gefährdet wird; eine äußerst riskante Korrelation also: Die Not, Reaktoren einsetzen zu müssen, um für eine angemessene Stromversorgung zu sorgen, und gleichzeitig auch noch für Sicherheit) die Anlage dermaßen überflutete und beschädigte, dass es schließlich zum Kollaps kam. Den Rest versetzte ihm schließlich dann das anschließende Erdbeben, sodass infolgedessen eines der grauenhaftesten Unglücke im Nuklearsektor der Neuzeit angerichtet war. Wie es dazu kommen konnte? Nun, auch in diesem Reaktor waren Brennstäbe für die Erzeugung von Energie verantwortlich, und auch in diesem Fall war es folglich notwendig, dass sie gekühlt werden, und dafür musste immer wieder frisches Wasser eingespeist werden, da das alte sich selbstverständlich aufwärmt. Für den Mechanismus sind Generatoren verantwortlich, doch diese wurden beschädigt durch den Tsunami, somit stand das System still und die Brennstäbe überhitzten. Der Rest ist ein tragisches Unglück, hervorgerufen durch eine Naturkatastrophe. Der automatischen Abschalteinrichtung war es zu verdanken, dass Schlimmeres verhindert werden konnte. TEPCO, dem Betreiber des Reaktors, gab man hingegen die Schuld am gesamten Desaster, man warf dem Unternehmen vor, unzureichend gehandelt zu haben, die Sicherheitsvorkehrungen seien zu gering gewesen. Letztlich muss man sich aber fragen, wie viel genug ist in einem Land, welches bekannt ist für seine regelmäßigen Erdbeben und Tsunamis. Überhaupt in einem solchen Land auf Kernenergie zu setzen, wo doch die Reaktoren selbst so fragil sind wie feines Porzellan, kommt dem Wahnsinn gleich. Als ob man freiwillig in ein Kriegsgebiet zöge, weil dort die Immobilienpreise so gering sind. 


II. Die Nachteile der Atomkraft

Ohne aber weiter auf historischen Ereignissen zu arbeiten und zu analysieren, was mitunter falsch gemacht wurde, von menschlicher wie von unternehmerischer Seite, sollte einmal geklärt werden, was den eigentlich konkret die Nachteile an der Atomkraft sind. Bislang wurden ja schon einige Punkte genannt, insbesondere in Fragen des Gefahrenpotentials: Es ist hoch. Erdbeben sind ein bekanntes Problem, welches sie zur Explosion bringen kann. Erdbeben besitzen das Potential, Schden zu verursachen, die beispielsweise die Stromversorgung innerhalb des Reaktors lahmlegen können, sodass, wie in Japan, die Generatoren zur Kühlwasserversorgung ausfallen und die Brennstäbe somit heißlaufen. Das geschah, und beschränkt sich nicht allein auf Japan. Auch in Europa finden sich vereinzelt Reaktoren, die in einem Gebiet stehen, welches mitunter durch Erdbeben gefährdet werden kann. Nachsehen kann man das auf einer Karte von Global 2000. Wer sich aber denkt, dass man in Deutschland nichts zu befürchten hätte, weil hier doch praktisch nie Erdbeben verzeichnet werden, nicht einmal in einem kleinen seismischen Rahmen, der irrt unglücklicherweise. Oder auch nicht, dies ist eine Frage der Sicht der Dinge. Der verrufene Reaktor in Fessenheim, an der deutsch-französischen Grenze entlang Freiburgs im Breisgau fiel schon des Öfteren auf, vor allem durch Risse an den Außenwänden und diversen Problemen, mit welchen er zu kämpfen hat und welche sich auch wiederfinden, wenn man ihn einmal auf der verlinkten Karte auswählt. Derartige Alterserscheinungen sind keineswegs ungewöhnlich, schließlich läuft der Reaktor - man halte sich hierbei fest, denn vorgeschrieben ist eine Entfernung vom Netz nach dreißigjähriger Betriebszeit, aus Sicherheitsgründen - seit 1978. Man reizte also letztlich die volle zugelassene Betriebszeit aus überschritt sie sogar um mehr als zehn Jahre, und war sogar bereit, noch darüber zu gehen, schließlich sah man eine vollständige Abschaltung anfangs für das Jahr 2022 vor. Eine Trennung vom Netz ist eventuell vorgesehen für das Jahr 2020. Ähnlich wie im Englischen eventually beschreibt auch hier das kursiv geschriebene Wort einen nicht fixen Termin, der sich jeglicher Konkretisierung erwehrt. 
Rauchsäulen entsteigen zwei Kühltürmen eines
Atomkraftwerks
Gut möglich also, dass der Reaktor auch im Jahre 2021 noch strahlt und die Menschen mit Angst und Energie versorgt. Vielleicht wird er aber auch schon im Jahre 2019 sein blaues Wunder erleben. Es ist nicht sicher, vor allem nicht bei einem Reaktor, der seit knapp 63 Jahren arbeitet, unermüdlich, aber mit Alterserscheinungen (berichtet hat unter anderem die Saarbrücker Zeitung, mit zusätzlichem Verweis auf das ähnlich riskante Unterfangen des Unterhalts des AKWs Cattenom). Wie der Artikel der Saarbrücker Zeitung bereits verlauten ließ, und auch schon zuvor in gewissermaßen in diesem Text zur Sprache kam, war die Geschichte des Reaktor Fessenheims entlang eines Erdbebengebietes noch nie ganz unbehaftet, immer wieder sorgten diverse Mängel für Kontroversen und ließen die Gemüter erschaudern. Immerhin hat man nicht gerne einen Reaktor in der Nachbarschaft stehen, insbesondere, wenn dieser auch noch zu Problemen wie vergiftetem Wasser, Lecks, sogar dezent kontaminierte Mitarbeiter vermeldete man von dort (eine Chronologie der Vorfälle rund um Fessenheim liefert der Figaro (Französischkenntnisse oder ein guter Übersetzer vorausgesetzt zum Verständnis des Artikels)). Man kann also sagen, dass Fessenheim eine tickende Zeitbombe war, die Rissen an den Wänden und Fälle wie vergiftetes Flusswasser (Fessenheim liegt am Ufer des Rheins) hätten auch nur Symptome eines bevorstehenden Ausbruchs sein können, beziehungsweise könnten es noch sein, denn noch hängt er am Netz, noch tickt die Bombe. Die Frage ist da nur: Für wie lange noch? 
Wer ein deutscheres Beispiel haben will für störanfällige Kernkraftwerke, der kann nach Brunsbüttel schauen in Dithmarschen, Schleswig-Holstein. Im Jahre 2007 ereigneten sich Störfälle, die so sehr für Unsicherheit sorgten, dass man noch heute darüber diskutiert, wie hoch das Risiko eines Super-GAUs waren (nachzulesen in der Schleswig-Holsteinischen Zeitung). Wer die Chronologie des Artikels liest, kann sich in etwa vorstellen, wie brandgefährlich es dort zuging, und vor allem auch, wie viel an einem solchen Atomkraftwerk hängt, sicherheitstechnisch und auch angesichts an der Funktionalität einer ganzen Stadt. Es ist selbstverständlich, wie viel Terrawattstunden ein solches Kraftwerk produzieren kann, und wie lange sich damit eine Stadt versorgen lässt, doch muss man ebendrum abwägen, inwieweit man bereit ist, ein Risiko einzugehen zugunsten einer ständigen und kostengünstigen Stromversorgung. Näheres soll es dazu später noch geben. 
Genug aber der prophetischen Schwarzmalerei, weiter zu der Aufzählung der Nachteile: Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, wurde bereits erwähnt, und genauer feststellen können sie auch nur die Betreiber, in der Regel sind das private Konzerne wie e-on oder Vattenfall, oder RWE. Sie können als einzige einschätzen, wie weit die Gefahren sich belaufen bei einem bestimmten Kraftwerk, entsprechend tragen sie auch die vollkommene Verantwortung über sie. Sie sind praktisch die Könige mit dem Damoklesschwert in der Hand, und damit fuchteln sie nicht selten auch gerne herum. Von staatlicher Seite wurde festgeschrieben, oder vielmehr angeraten, Reaktoren nach dreißigjähriger Laufzeit aus Sicherheitsgründen vom Netz zu nehmen, wie bereits zuvor erwähnt. Schon beim Atomkraftwerk Fessenheim zeigt sich aber, dass man es mit diesen Fristen nicht allzu weit her ist. Wie auch dem Artikel des Figaro zu entnehmen ist, kann man insbesondere in seinem Fall nicht einmal behaupten, dass hier eine geldgierige Konzernleitung dahintersteht, die auf Biegen, Brechen und Gefahren der Katastrophe hin das Werk nicht vom Netz nehmen will - es ist in Besitz der Länder Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Zumindest in Teilen ist es somit nicht an der Gier zu behaften. In Wirklichkeit ist es ein wenig verzwickter, wie es häufig der Fall ist. In Besitz dieses Kraftwerks sind nämlich die Unternehmen «Energie Baden Württemberg» (EnBW), dem drittgrößten deutschen Energieunternehmen, nach zuvor benannten RWE und e-on; die Électricité De France (EDF) dem weltgrößten Produzenten für Energie; und drei schweizerischen Unternehmen, nämlich Alpiq, der Axpo Holding und der Bernische Kraftwerke AG (BKW). Bis auf die EnBW und die EDF sind alle Unternehmen börsennotiert und privat gehalten, ohne staatliche Anteile (sprich: Die Schweizer arbeiten unabhängig, während bei den Deutschen und Franzosen die jeweiligen Staaten Anteile halten). Es ist also ein zwiespältiges Spiel zwischen privaten und staatlichen Unternehmen, entsprechend geteilten Interessen. Beide sollten aber um die Gefahren wissen, für Mensch und Umwelt, und sich darum gut überlegen, ob sie es tatsächlich zulassen, dass man dieses Risiko auf sich nimmt zugunsten günstigen Stroms. 


II.i Zwischenlager, Endlager, und jede Menge Gewalt

Bevor wir aber zu sprechen kommen auf die Vorteile der Atomkraft, sollte noch einmal über die Endlagerung des atomaren Mülls, der anfällt bei der Produktion von Atomstrom. Denn anders als Kohlestrom oder Energie aus erneuerbaren Energien fallen beim Storm aus dem Kernkraftwerk Abfälle an, die man nicht so einfach entsorgen kann. Die Halbwertszeit macht es besonders schwierig, geeignete Halden zu finden, in denen man den radioaktiven Abfall entsorgen kann. Er muss abgelegen liegen, nach Möglichkeit dicht sein bis in alle Ewigkeit, damit nichts ins Grundwasser gelangen kann, und er sollte nach Möglichkeit niemals im Weg sein, für den Fall, dass man vielleicht spontan auf die Idee kommt, dort zu bauen, sei es aus Wohnungsmangel oder weil man dort noch ein Wildtierreservat errichten könnte, um bedrohten Arten ein neues Leben zu gönnen. Bewährt haben sich für diese Lagerung vor allem verlassene Salzstöcke, da sie all diese Voraussetzungen erfüllen. Vor allem sind sie aber geräumig, was sich anbietet bei vielen Tonnen Müll, der in Castorbehältern dorthin transportiert werden muss (gemeinhin über die Schiene; Salzstöcke sind als Minenschächte an die Schiene angebunden, sodass auch keinerlei Feinstaub erzeugt wird beim Transport des Mülls). Das Problem: Anwohner haben keine Lust, den Müll in ihrer Nähe zu wissen, genauso wenig wie die Menschen, die bereits in der Nähe eines Kraftwerks wohnen. Man kann also die vage Behauptung aufstellen, dass die meisten Befürworter von Atomstrom diejenigen sind, die dieser Gefahr nicht im geringsten dadurch ausgesetzt, dass sie ein solches Kraftwerk in ihrer unmittelbaren Nähe wissen. Natürlich ist diese Aussage an sich recht unsinnig, da die Auswirkungen eines Super-GAUs über weite Strecken hinausgehen, ähnlich der Staubwolke eines ausbrechenden Vulkans (das Jahr ohne Sommer (1816) wurde in Teilen Europas und Südamerikas auch durch den Ausbruch eines indonesischen Vulkans, dazwischen liegt auch eine gewisse Strecke) - auch die Folgen von Tschernobyl bemerkte man noch bis Thüringen, und selbst das ist angesichts der Strecke beachtlich, wenn auch nicht im positiven Sinne. 
Um aber wieder auf die Endlagerung zurückzukommen, so kann man zugleich auch auf die Protestbewegungen zu sprechen kommen, die schon fast so alt sind wie die Partei der Grünen, dem Bündnis '90: Es waren vor allem immer Umweltschützer, die sich gegen die Castortransporte einsetzten, die sich notfalls nicht bloß auf die Gleise stellten, um den Transport zu verhindern, sondern sich auch an die Gleise ketteten, damit es den Polizisten nicht so leicht gelang, sie abzutransportieren. Natürlich ist sowas auch nur eine Methode, um ein wenig mehr Zeit zu schinden, doch der Wille und die Message zählten. Die Proteste, die in Teilen sogar recht eskalatorische Ausmaße annahmen - dazu gleich mehr - waren dabei keineswegs unbegründet, und nicht nur darauf bedacht, die Aussage herüberzubringen, dass man gegen Atomkraft war, sie beinhalteten auch durchaus argumentative Punkte: Die Fässer, in denen der Müll gelagert wird, sind auch nicht für die Ewigkeit geschaffen, anders als der Abfall, den sie lagern, und so kommt es, dass die Fässer sich mit der Zeit zersetzen, sodass der Abfall abermals zu Tage tritt. Zuvor schrieb ich, dass die Endlagerstätten voraussetzen können müssen, dass sie keinen Weg zum Grundwasser finden. Der Wunsch ist fromm, aber in der Natur kaum zu gewährleisten, sofern man den Untergrund nicht luftdicht versiegelt mittels einer Beton- und Asphaltschicht. Und so passiert es eben, dass auch die Salzstöcke nicht umsonst eigentlich als Zwischenlager verbucht sind: Man lagert sie dort nur zeitweise, bis die Gefahr, die von ihnen ausgeht, so weit zurückgegangen ist, dass man sie in ein Endlager bringen kann. Die Gefahr gilt dann als angemessen zurückgegangen, wenn der Abfall nur noch mittel- oder schwachradioaktiv ist. Bis dieser Zustand erreicht ist, vergeht selbstverständlich einige Zeit. Und doch bricht irgendwann dieser Tag an, in einigen Jahren. Das ist aber im Grunde auch gleich, wenn man nur bedenkt, wie viel radioaktiver Abfall anfällt, der anschließend in die Zwischenlager - die Salzstöcke - transportiert wird. Die Transporttermine werden selbstverständlich öffentlich bekannt, und so kommt es, dass Proteste stattfinden, die von der Polizei unter Kontrolle gehalten werden müssen. Von 1995 bis 2001 fanden besonders viele Transporte, teils sogar aus dem Ausland in Richtung deutscher Zwischen- und Endlager, statt, wie auch der SPIEGEL in einer Chronologie festhielt. Wie man darin lesen kann, war praktisch kein Transport ohne Protest. Man könnte also daraus schließen, dass es durchaus ein Interesse daran gab, sich von der Atomenergie abzukapseln, wenngleich man auch nicht weiß, inwieweit diese Proteste auch emotional aufgeladen werden. Ein Problem, welches vielen Protesten in jedweder Kategorie anhaftet. Kommen die Menschen aber beispielsweise aus organisierten Vereinen wie beispielsweise «ausgestrahlt», kann man sich vorstellen, dass hinter dem Protest auch einige Fakten stehen. Ohnehin saß vielen Menschen damals noch das Unglück von Tschernobyl im Nacken, welches sich vor nicht allzu langer Weile zutrug. Wer Derartiges miterlebt, sieht es nicht gern, wenn Atommüll durch Deutschland auf Gleisen transportiert wird, um unter der Erde oder in Endlagerstätten zu strahlen, bis sich das Gut insgesamt auf einem Niveau befindet, in welchem es keine eminente Gefahr mehr für die Menschen darstellt; insbesondere sieht man es nicht gern, wenn Nachbarländer freilich ihr eigenes Gefahrgut außer Landes schaffen können, um es anderswo zwischen- oder endzulagern - wer Müll produziert, sollte ihn auch gefälligst selbst entsorgen, und niemandem sonst in die Schuhe schieben, so könnte eine Devise lauten. 
Wie man sich vorstellen kann, geht es aber nicht immer friedlich zu auf Protesten, insbesondere bei einem solch brandgefährlichen Thema wie der Atomkraft. Vielen reicht eine einfache Blockade der Gleise nicht, womit sich Transporte zumindest um einige Stunden bestenfalls verspäten lassen. Manche Demonstranten setzen Gewalt ein, wie aus einem SPIEGEL-Artikel aus dem Jahre 2011 hervorgeht, um ihren Unmut kundzutun, da wirkt die Polizei den Querulanten auch schon mal mit gleicher Wucht entgegen. Interessant erscheint dabei schon die Schilderung mancher Demonstranten gegenüber der Presse über den Einsatz von Gewalt: Beide Seiten scheinen sich gegenseitig anzugreifen und gleichzeitig darüber aufzuregen, dass die jeweilige Gegenseite Gebrauch von Gewalt macht. Hierfür ein Beispiel aus einem Bericht über einen Transport aus dem Jahr 2011, aus Dannenberg im Kreis Lüchow-Dannenberg, in Richtung Gorleben, eine der häufigsten Transportstrecken.
Die Atomkraftgegner dagegen kritisierten das Verhalten der Polizei. Die Vorsitzende der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek, sprach von einem "hohen Aggressionspotenzial" der Beamten. Sie bezog sich insbesondere auf einen Einsatz in der Nacht zum Samstag in der Ortschaft Metzingen, rund 25 Kilometer von Gorleben entfernt. "Die Polizei war sehr aggressiv", sagte Rudek. "Die Menschen fühlten sich bedroht." Es habe einen Schlagstockeinsatz gegeben sowie einen Hundebiss. 20 Menschen seien verletzt worden.
Das klingt jetzt erstmal wie die Auffassung eines Teilnehmers, und je nach dem, wie sich dieser politisch positioniert, könnte dahinter auch eine gewisse Schikane stecken, um der Polizei in ihrem Ansehen zu schaden. Nun ist es aber nicht Aufgabe der Presse, Ermittlungen durchzuführen, um festzustellen, inwieweit es von beiden Seiten jeweils zu Gewaltausbrüchen kam, sondern nur, zu berichten, wie es dort zuging, und dabei auch einige Stimmen aus der Teilnehmerschaft aufzugreifen. Die Polizei hat hierfür Pressesprecher und kann sich insofern selbst verteidigen vor der Öffentlichkeit. Es geht auch gar nicht darum, die Frage zu behandeln, ob es zu Ausdrücken von Polizeigewalt kam, sondern darum, was es mit Zwischen- und Endlagern auf sich hat, und wie die Bürgerschaft zu Atomkraft steht. Die Proteste sprechen dabei vor allem gegen die Atomkraft, gegen diese Form des riskanten Billigstroms. Die Polizei leistet derartigen Bewegungen besonders Vorlauf, wenn man noch ein paar Absätze über diesem Zitat schaut und lesen muss, dass auch Journalisten Ziel von Pfefferspray- und Schlagstockeinsätzen wurden. 
Wenig friedlicher ging es auch ein Jahr zuvor zu auf derselben Strecke am selben Ort, wieder im Wendland. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete darüber: Über gewaltige Mengen an Demonstranten, die sich gegen den Transport einsetzten, über Traktoren, die die Strecke blockierten, und über all jene prügelnden Polizisten, die sich wieder einmal dazu genötigt sahen, mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Wasserwerfern den widerspenstigen Demonstranten zu Leibe zu rücken. Natürlich ist es hier die staatliche Ordnung (beziehungsweise der Landtag), die hierfür die Verantwortung trägt, doch muss man eben hervorheben, dass auch die Energieindustrie ihr Ansehen einbüßt, wenn man sieht, dass nicht argumentativ gegen die Atomkraftgegner vorgegangen werden kann, sondern die sozialdarwinistische Art des Überlebens des Stärkeren angewandt wird: Wer klein beigibt, hat verloren, und in diesem Fall waren es wohl oder übel die Demonstranten, die, in Casual Wear bekleidet, gegen die vermummten und gepanzerten Polizisten nichts anrichten können. Wie auch? Der Waffenbesitz ist streng geregelt in Deutschland, und ein Vermummungsverbot gilt ebenso für alle Deutschen (bisweilen ausgenommen sind davon, mangels Regelung, die Handvoll Musliminnen, die eine Burka oder einen Niqab tragen). Was also sollten sie tun? Die Polizei steht in solchen Fällen somit nicht umsonst in der Kritik: Was sie dabei betreiben, wenn sie auf Demonstranten eindreschen mit Schlagstöcken, sie mit Pfefferspray malträtieren oder sie mit Wasserwerfern zu Boden ringen, ist das nicht weniger als ein Overkill. Doch dass das nichts Ungewöhnliches - zumindest in Deutschland - ist, zeigt sich auch in der Fotosammlung des Fotojournalisten Günter Zint in seinem Buch «Gegen den Atomstaat». Die Polizei hat eine ganze Geschichte von übermäßigem Gewalteinsatz gegen Demonstranten in der Antiatomprotestbewegung (vgl. Zint, Günter. «Gegen den Atomstaat». Frankfurt am Main: Zweitausendeins. 1982). 

Die Lagerung von Atommüll, egal wo und wie, stellt aber vor allem auf zeitlicher Basis ein erhebliches Problem dar: Wer im Physikunterricht in der Schule aufgepasst hat, kann sich in etwa vorstellen, in welchen zeitlichen Maßstäben gemessen werden muss, wenn man gedenkt, Abfälle wie Cäsium-137, Tellur-128 oder Plutonium-239 irgendwo zu lagern, bis man sie los ist (was ohnehin Generationen dauern kann). Die jeweiligen Halbwertszeiten dieser Stoffe betragen der Reihe nach 30,2; 7*10²⁴; 4,468 Milliarden Jahre. Und das sind nur die Halbwertszeiten - sie beschreiben lediglich, wie lange es braucht, bis sich die Hälfte der Stoffmenge zersetzt hat. Die verbleibende Hälfte zersetzt sich wieder um die Hälfte ihres Gesamtbestandes, praktisch ein Viertel der Ausgangsmenge von Anfang an. Und das geht immer so weiter, bis irgendwann nur eine ganz klein wenige Menge übrig bleibt, gänzlich verschwinden wird das Abfall Produkt niemals. Und besonders bei Plutonium, welches jederzeit in der Kernspaltung erzeugt wird in einer geringen Menge, besteht selbst noch bei einer Menge von 0,1 Prozent dessen, was am Ende übrig bleiben könnte, wenn es sich durch seine etlichen Halbwertszeiten entgegen eines dezimalen Anteils seiner Ausgangsmenge zersetzt hat, eine tödliche Gefahr für einen Mengen, sollte er damit in Kontakt geraten (Plutonium strahlt kurzwellige Alphastrahlen aus, welche durch eine zentimeterdicke Bleiwand geblockt werden kann). Dieselbe Gefahr droht auch bei anderen Stoffen, Plutonium soll nur hervorgehoben werden, da es ein besonders aggressives Nuklid darstellt. Dazu aber später noch mehr. In erster Linie geht es darum, zu sagen, dass radioaktive Abfälle, da sie eben noch strahlen, gefährlich sind, auch für ihre äußere Umgebung, die sie schädigen können, wenn Sicherheitsvorkehrungen nicht getroffen werden. Wenn man hierbei noch bedenkt, dass die Gebrauchszeit von 40 bis 60 Jahren überschritten wird, weil immer mehr Abfälle anfallen, während alte nicht abnehmen, weil die Zeit von über hunderten von Jahren einfach sehr lang ist, und die Abfälle dagegen in monatlichen Fuhren entstehen, wodurch Kapazitätsgrenzen erreicht werden, und man infolgedessen an ein ökonomisches Dilemma gerät, nämlich das der Profit- und Kostenrelation: Wie kann ich maximalen Profit bei minimalem Kostenaufwand erzielen? Richtig, indem ich keine moralischen Bedenken bei meinen Handlungen habe. Allein deswegen passiert es, dass der Gesetzgeber immer einmal einschreiten muss, wenn die Sicherheit der nächstgelegenen Anwohner und die im Umkreis des Reaktors lebenden Menschen auf dem Spiel steht. 


II.ii Gefahren der Lagerung für Mensch und Tier

Schon zuvor wurde angerissen, dass Zwischenlagerstätten, da sie eben auf mehr oder minder natürlicher Basis entstehen - in Salzstöcken, die erst durch Menschenhand dergestalt ausgehöhlt wurden -, durchaus Einfluss haben können auf die Außenwelt, da eben die Behälter zu lecken beginnen können, sodass der Inhalt nach außen tritt. Die Aussage selbst war dabei noch relativ abstrakt und inhaltslos, sodass man sie auf einfache Weise hätte anfechten können. Genau deswegen soll sie aber noch einmal etwas konkretisiert werden, mit Bezug auf einen Beitrag vom «Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland» (BUND). Liest man den Text, so fällt einem sogleich wieder auf, dass auch die Nutzung von Zwischenlagern einer zeitlichen Begrenzung unterliegen - man gestattet einem Lager den derartigen Gebrauch für maximal vierzig Jahre, soweit die Theorie. Natürlich werden diese Einschränkungen getrost überschritten, aus einem einfachen Grund: Sie kosten. Entweder findet man einen stillgelegten Salzstock, und lagert sie dort so lange, bis sie minder gefährlich sind, oder aber man baut ein Zwischenlager selbst, aber diese Errichtung kostet eben, und diese Kosten möchte man sich ersparen. Die Sicherheitsrisiken bilden dabei kein schlagkräftiges Argument für sie, der Profit steht allem voran. 
Was den Neubau von Zwischenlagern angeht, so stehen diese ohnehin unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, wobei sich Qualitätsstandards hierbei noch arg unterscheiden: Während man beispielsweise in den Niederlanden Außenwände von mindestens 1,70 vorschreibt, schwankt man im deutschen Raum zwischen 1,20 bis 1,50 Meter maximal. Der Trend geht eher unter einen Meter allgemein, was nicht sonderlich sicher ist, da radioaktiver Abfall begehrt ist im terroristischen Raum. Man weiß um das Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt, man muss sich nur die bislang verheerendsten Atomkatastrophen einmal genauer umschauen: Kontaminiertes Land, ein verstärktes Krebsrisiko, Geburtsfehler bis hin zur Impotenz, gesundheitliche Schädigungen im Allgemeinen über Generationen hinweg. Das kontaminierte Land wirt landwirtschaftlich über Jahrzehnte bis Jahrhunderte nicht mehr nutzbar sein, als Lebensraum versiegt ein kilometerweiter Durchmesser an Land entlang des Einschlags. Wollte man also allein damit drohen, so wäre mit derartigem Abfall, sollte es einer Gruppierung gelingen, es als Waffenmaterial nutzbar zu machen, so hätten sie damit ein geeignetes Druckmittel. Doch auch anderweitig ließe es sich durchaus weiternutzen, eben zur Vergiftung von Grundwasser oder Land, wie beschrieben. Es muss also unbedingt dafür gesorgt werden, dass ein Eindringen Unbefugter unter allen Umständen ausgeschlossen werden kann. An Sicherheitsstandards sollte somit also nicht gespart werden. Wer versucht, mit einem solch heiklem Produkt Gewinne zu erwirtschaften, trägt also auch eine hohe Verantwortung, und wenn der Wirtschaftler dieser nicht ausreichend nachkommt, ist eine staatliche Intervention mittels strikteren Kontrollen und Richtlinien unausweichlich, gewarnt wurde er aber dennoch. 
Zum Thema Schutz vor Terroristen und deren Zugang gab es auch im Jahre 2008 ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts: Geklagt hatte ein Ehepaar, welches die eigene Sicherheit durch die Errichtung eines Zwischenlagers in seiner Nähe gefährdet sei - als Gründe mahnte man an, dass Terroristen beispielsweise ein Flugzeug in das Lager stürzen könnten; das hätte zur Folge, dass eine verheerende Explosion erzeugt würde, die in erster Linie die gelagerten Abfälle freisetze. Immerhin können Flugzeuge im Sturzflug eine enorme Geschwindigkeit aufbauen, die die Wände durchaus zum Bersten bringen könnten. Und wie man weiß, brauchen radioaktive Strahlen nicht viel, um sich freizusetzen, und ihr Tagwerk zu verrichten. Das Ehepaar hatte also allen Grund, zu klagen, und so gab ihnen das Bundesverwaltungsgericht Recht. Das heißt, man reichte ihren Fall weiter, und bis zum endgültigen Urteilsspruch dauerte es nochmal fünf Jahre, bis man ihnen schließlich Recht gab, nachzusehen hier. Wer - wie auch ich selbst - wenig vertraut ist mit der Sprache der Juristen, dürfte erst einmal stutzen beim Leitsatz dieses Urteils (ähnlich wie bei einem Abstract, gibt der Leitsatz in wenigen Worten wieder, was im Folgenden näher erörtert wird), sollte sich, anstatt einen Artikel zum Urteil zu suchen, sich die Zeit nehmen, einige Male in Ruhe und mit Stift und Papier in der Hand über die drei Punkte zu fahren, immer wieder, Wort für Wort. Dadurch wird neben der Auseinandersetzung mit der Thematik auch das Gehirn trainiert und man erlernt spielerisch den Umgang mit schwierigen Wort- und Satzkonstruktionen jenseits der objektiven Schriftsprache der Journalisten und der kolloquialen Umgangssprache des Internets und den Treffen unter Freunden. Als kleine Verlustierung zwischendurch. Wen das aber zu nervig ist, der kann auch doch zum leichteren Ausweg zurückgreifen und hier schauen, beim «Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit» (BfE).  Dort steht ganz klar, dass man den Klägern Recht gab, aus guten Gründen. Es ist eben eine eminente Gefahr, wenn man in näherer Nachbarschaft zu einem Hexenkessel voller hochtoxischer Materialien wohnt, die binnen weniger Sekunden freigesetzt werden könnten; es braucht schließlich nicht mehr als einen hitzköpfigen Dschihadisten, der in der westlichen Zivilisation einen Tumor sehen, den es auszutreiben gilt, und sie im Angriff gegen ein Zwischenlager eine vorteilhafte Methode sehen (was ihnen nicht abzusprechen wäre: Ein Angriff gegen ein solches Lager erzeuge einen effizienten Angriff; wenig Input, dafür ein mächtiger Output), und schon sind ganze Dörfer ausgemerzt. Und das nur, weil man regelrechte Sprengstofflager einrichtete, bestehend aus Abfällen der Stromerzeugung. Man kann theoretisch vom Glück sprechen, dass es noch keine Angriffe auf Zwischenlager gab; der direkte Schaden mag nicht groß sein, doch langfristig sind die Folgen verheerend. Andererseits sollte man potentiellen Terroristen keine Anregungen bieten, weswegen man vorsichtig damit sein sollte, etwaige Aussagen zu treffen, die Menschen auf dumme Ideen bringen können. Demgegenüber steht aber eben die Verantwortung der Betreiber, die vor dieses ethische Dilemma gestellt werden müssen: Ist es verantwortbar, Atomreaktoren zu betreiben, die Abfälle erzeugen, die im Ernstfall zum Ziel terroristischer Angriffe werden können? Betroffen sind natürlich nur oberirdische Lager in erster Instanz, die unterirdischen - zu denen die Salzstöcke gehören - sind erst in zweiter Instanz riskant, da sie wie Bunker funktionieren: Damit Bomben und andere explosive Materialien zu ihnen durchdringen können, braucht es mehr Durchschlagskraft, also möglicherweise auch bunkerbrechende Bomben. Bodeneruptionen können theoretisch dazu führen, dass die Stoffe nach außen treten, nicht aber notwendigerweise. Da aber auf Dauer auch die Salzstöcke an ihre Kapazitätsgrenzen geraten werden, werden mehr oberirdische Lager nötig, wie es auch in Brunsbüttel nötig war, beziehungsweise gewesen wäre. Wie beschrieben fällt mehr Müll an als Müll sich verlustiert mittels dem Durchlauf unzähliger Halbwertszeiten. Es war von Anfang an ein Pakt mit dem Teufel, den man schloss, als man sich auf Kernkraft spezialisierte (betrieben wurde das Kraftwerk Brunsbüttel von Vattenfall bis 2012, ab dann begann der Rückbau, der die Errichtung eines Zwischenlagers notwendig machte). Jetzt dürften sich aber manche fragen, wie es sein kann, dass man jetzt doch ein Zwischenlager errichtet, wo doch 2013 per Urteil beschlossen wurde, dass es widerrechtlich sei, ein solches Lager dort zu errichten. Wer aber genauer las im Leitsatz, der erkennt, dass der Teufel im Detail steckt. Der Betreiber, der das Lager errichten möchte, muss lediglich nachweisen können, dass keinerlei Sicherheitsbedenken in jedweder Form nachzuweisen sind: Weder sollten ihm terroristische Angriffe dergestalt schaden können, dass für die Gemeinschaft Gefahren auftreten können, noch sollte Strahlung im Werkszustand nach außen treten können, die Wände müssen also für ihren Gebrauch geeignet sein. Einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks lässt sich außerdem ein exaktes Zitat entnehmen: 
Beim Bau müsse das Prinzip Sicherheit vor Schnelligkeit an erster Stelle stehen, sagte der Leiter der Atomaufsicht im Umweltministerium Jan Leonhard Backmann. Außerdem müsse die Öffentlichkeit über den gesamten Rückbau-Prozess informiert werden: "Wir halten Bürgerbeteiligung für sehr wichtig." So hätten bisher Besichtigungen stattgefunden, außerdem sei die Freimesseinrichtung in der Anlage demonstriert worden. "Wir wünschen uns, dass das fortgesetzt wird, und zwar über den vollen Rückbauzprozess", sagte Backmann.
Bürgerbeteiligung ist ein nobler Vorsatz und auch ein Kompromiss, den man eingehen kann zwischen den beiden involvierten Parteien: Dem Betreiber und den Atomkraftgegnern (in die erste Partei ließen sich auch noch die Befürworter der Atomkraft einbringen, doch das hätte sich auch jeder selbst denken können). Über die eigenständige Beteiligung an den Entscheidungen, die getroffen werden müssen, ist eine Möglichkeit, womit sich die unausweichliche Errichtung von Lagern beeinflussen lässt. Immerhin muss man sich eingestehen, dass es sich mit Atomreaktoren wie mit der AfD im Bundestag verhält: Man ließ sie einkehren, und seitdem sie vor Ort vorhanden ist, lässt sie sich auch nicht mehr ohne Weiteres entfernen. Entsprechen muss man sich arrangieren (bei der AfD aber nur so weit, bis auch der Blinde gesehen hat, dass es sich um eine verfassungsfeindliche Gruppierung handelt). Sobald ein Reaktor steht, wird er produzieren, nicht aber nur Energie. Und sobald die radioaktiven Abfälle da sind, müssen sie auch möglichst sicher verstaut werden; geschieht das nicht, obwohl man es hätte beeinflussen können, widerspricht man auch den eigenen Idealen. Wer also gegen die Castortransporte ist, muss auch gegen die Errichtung von Kraftwerken sein. Sicher waren das auch die meisten der Demonstranten, doch war ihr Protest am Ende zwecklos, und so mussten sie sich doch eingestehen, dass auch ihr Protest gegen die Entsorgung theoretisch zwecklos war, da die Endlagerung mit Zwischenschritten ausweglos war. Man will ja auch nicht, dass der Müll irgendwo endgelagert wird, mitunter noch ohne Sicherheitsvorkehrungen. Der beste Kompromiss, den man also als Gegner erlangen kann, ist der, mitbestimmen zu können, wie die Lagerung am Ende aussehen soll. Gegebenenfalls kann man noch striktere Sicherheitsvorkehrungen erzwingen, das hängt dabei davon ab, wie weit das Mitbestimmungsrecht reicht. Beispielsweise kann man erzwingen, dass die Wände mindestens eineinhalb Meter Dicke messen, und Lüftungsschächte nur bedingt eingesetzt werden kann, weil auch durch sie toxisches Material nach außen gelangen kann, schließlich reichen sie bis aus das Gebäude heraus. Insofern wäre das Zwischenlager selbst nicht mehr als ein Schildbürgerstreich, und die Betreiber hätten die Anwohner abermals übers Ohr gehauen. 
Die Dicke der Wände ist, wie man es schon, gemessen am vorausgegangenen Text erahnen konnte und mitunter schon las, auch entscheidend für direkt umliegende Gebiete, die, da Lager wie auch Reaktoren selbst, möglichst weit weg von Wohnorten liegen, aus offensichtlichen Gründen wie beispielsweise die Zumutung der Strahlenbelastung in Richtung Mensch und Tier. Es sollte also allgemein verständlich sein, weswegen sie möglichst weit ab vom Schuss liegen müssen, auch wenn das für Mitarbeiter weitere Anfahrtswege bedeutet, die mitunter nicht durch den öffentlichen Nahverkehr erschlossen sind. Wer einen solchen Job innehat, weiß auch, womit er es zu tun hat; die andauernde Dekontamination in Duschen und dergleichen finden schließlich auch nicht zum Spaß und wegen eines hohen Stellenwerts für Körperhygiene statt. Die Sicherheit und Sicherung der Gesundheit der Mitmenschen hat eben äußerste Priorität. Was aber passiert, wenn die Wände zu dünn sind und deswegen Strahlung nach außen treten kann? Bedenkt man hierbei, dass es in Sachen Wanddicke, angesichts der Zwischenlager in den Niederlanden, noch Luft nach oben gibt, hat man durchaus die Sorge, dass es in deutschen Zwischenlagern der Fall sein könnte, dass es nach außen strahlt und deswegen in einem gewissen Raum zu Kontaminationen führen können. 
Dampf entsteigt einem Kühlturm im Antlitz eines
Dorfes
Ein weiteres Argument, was sich auch auf die Sicherheit und die Abdichtung der Kraftwerke und Endlager bezieht, ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Krebserkrankung zu erkranken, proportional zur Nähe eines Kraftwerks. Zuvor wurde erwähnt, dass Kraftwerke und Endlager möglichst weit abgeschottet von der Zivilisation, von bewohnten Gebieten liegen müssen. Das ist ein frommer Wunsch, freilich, und genau deswegen wird er auch nicht eingehalten. Wer einmal durch das flache Land fuhr, hatte gute Chancen, ein Kraftwerk zu sehen, und tat es vielleicht sogar. Je nach dem, wie weit er oder sie dafür fahren musste, war er oder sie mitunter schockiert, wie nahe es am Wohngebiet lag. Kritiker der Atomkraft haben es des Öfteren bemängelt, dass dadurch die nächsten Anwohner den Gefahren eines gesteigerten Krebsrisikos ausgesetzt waren; aktuellere Studien können diese Anschuldigungen aber zumindest widerlegen: Eine Studie der University of Illinois aus dem Jahre 2012 konnte beweisen, dass sich unter den 0- bis 14-Jährigen keine gesteigerten Erkrankungszahlen oder höheren Risiken verzeichnen ließen. Auch eine Studie aus dem deutschen Raum, erschienen im Ärzteblatt (Zitat: Dtsch Arztebl Int 2008; 105(42): 725-32; DOI: 10.3238/arztebl.2008.0725), wenngleich auch aus einem früheren Zeitraum (aus dem Jahre 2008), konnte die Behauptungen der Kritiker nicht halten. Studien sollen sogar bewiesen haben, dass selbst die Fabrikarbeiter in einem solchen Kraftwerk kein gesteigertes Risiko aufweisen, an Krebs oder anderen ähnlichen Erkrankungen zu sterben: Eine Studie, die im Fachmagazin «Nature» erschienen ist (Zitat: British Journal of Cancer volume 110, pages 214–223 (07 January 2014), fand anhand von Facharbeitern aus fünfzehn Ländern heraus, dass ihr Risiko nicht höher ist als bei anderen Fabrikarbeitern. Gleichzeitig gibt es aber auch zu hegende Zweifel am Resultat der Studie, welches in der Schlussfolgerung noch näher elaboriert wurde: 
Study findings suggest that the revised Canadian cohort, with the exclusion of early AECL workers, would likely have an important effect on the 15-country pooled risk estimate of radiation-related risks of all cancer excluding leukaemia by substantially reducing the size of the point estimate and its significance.
Da es sich hierbei um eine international ausgelegte Studie handelt, gibt es also Probleme mit den verschiedenen nationalen Standards, die das Ergebnis der Studie insgesamt verzerren. Derartige Fehlerwerte gibt es aber häufig in Studien, ob nun in einer eng geschlossenen Studie innerhalb eines Landes oder einer Studie, deren Probanden sich über den gesamten Globus spannen. Es hängt also vom Interpreten selbst ab, wie man diese Ungleichmäßigkeiten einstuft, ob sie einen signifikanten Impakt verzeichnen, oder nicht. Generell sollte man aber im Rahmen dieses Texts behaupten können, dass es die allgemeine Annahme vom kurzlebigen Fabrikarbeiter im Atomkraftwerk widerlegen konnte. Durch sein noch junges Alter - erhoben wurde die Studie im Jahre 2014, wie man dem Zitat entnehmen kann - ist sie auch noch vollkommen valide und somit repräsentativ. 
Selbst, wenn man also nicht davon ausgehen möchte, dass es daran liegt, dass es einfach daran liegt, dass Strahlung nicht nach außen dringe, müsste man zugleich bekunden, dass Kraftwerke generell gut geschützt sind, wenn es darum geht, dass Strahlung im funktionalen Zustand nicht nach außen dringen kann. Entsprechend müsste man den Betreibern einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer riskanten ARbeit bescheinigen. Störfälle oder einen Super-GAU kann das dennoch nicht verantworten, und am Ende steht noch immer im Raum, dass Unmengen an strahlenden Müll entstehen, dessen Lagerung wiederum für Probleme sorgt. Auch im Innern lebt und arbeitet man, sofern man alle Sicherheitsvorkehrungen und alle strikten Regeln pedantisch einhält, sicherer als der Volksmund es gemeinhin annehmen möchte. Ob es aber die Anstellung in einem solchen Institut attraktiver macht, bleibt jedoch weiterhin anzuzweifeln. Im Falle eines Störfalls oder GAUs ist man außerhalb wohl insgesamt noch eher aus der Affäre als im Innern: Ist man nämlich Mitarbeiter, ist man dazu verpflichtet, bis zum Ende das Schlimmste zu verhindern, weswegen man wohl wie ein Kapitän mit dem sinkenden Schiff untergehen wird. 


II.ii.a Exkurs: Nuklearphysik und Atomkraftwerke

Bevor wir fortfahren können mit den Vorteilen der Atomenergie, müssen wir noch einmal einen kurzen Exkurs einrichten, welcher sich nochmals mit allgemeineren Informationen auseinandersetzt, und erörtert, worüber hier eigentlich gesprochen wird. Immerhin kann nicht ganz vorausgesetzt werden, dass ein jeder über die notwendigen Informationen verfügt, welche nötig sind, um sich generell über das Ausmaß dieser Thematik ein Bild machen zu können. 
Eine bona note nichtsdestotrotz: Es sollte hierbei nicht erwartet werden, dass es sich dabei um eine fachspezifische Auseinandersetzung handelt. Wie dem vorangegangenen Text entnommen werden kann, beziehungsweise konnte, bin auch ich nur ein Laie, der mit Interesse an die Thematik herangeht, jedoch weniger mit profunderer Fachkenntnis, woraufhin ich nur empfehlen kann, dass, sollte man sich tatsächlich tiefgründiger mit dem Thema auseinandersetzen wollen, man sich besser auf entsprechende Primärliteratur verlässt, die auch von studierten und promovierten Wissenschaftlern verfasst wurde. 
Bekannt dürfte sein, dass wir alle in irgendeiner Form Strahlung ausgesetzt sind, in einem verträglichen Maße, welches uns keinen Schaden zufügt. Dabei strahlen wir alle, alles strahlt - Menschen strahlen, Lebewesen, Flora und Fauna - alles strahlt, doch es kann uns nichts anhaben. Das liegt daran, dass die Strahlenfrequenz zu gering ist, als dass sie schädlich wirken könnte. Es wäre ohnehin fragwürdig, wenn ein Mensch in einem solchen Ausmaße strahle, dass er seinen Menschen schade, er aber selbst glimpflich damit davonkommt. Man müsste davon ausgehen, dass eine seltene Anomalie seinen (oder ihren) Körper heimsucht. 
Wie wir aber auch alle wissen, erreichen unseren Planeten Strahlen aus dem Kosmos, die sogenannten kosmischen Strahlen. Sie sind generell schädlicher für uns, erreichen uns aber ebenfalls nur in einer geringen Strahlung, wobei dieser Wert generell variiert. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die UV-Strahlung, die alljährlich im Sommer stärker wird, weswegen die Haut vor den Strahlen mittels eines Sonnenschutzes geschützt werden muss vor den Strahlen, da sonst dermatologische Schädigungen entstehen können; wie zuvor beschrieben, werden dabei Zellen zersetzt, sodass das Krebsrisiko um ein Vielfaches steigt, bis der Krebs schließlich eintritt, und der Kampf um Leben und Tod beginnt. Ohne aber zurückzufallen in die populistische Schwarzmalerei, soll einmal wieder auf Fakten zurückgegriffen werden. Wer genau wissen will, welchen Strahlungsarten der Mensch ausgesetzt ist, kann auf die Daten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zurückgegriffen werden. Die Zahlen sollten trotz aller besänftigenden Worte innerhalb des Textes mit Vorsicht genossen und gelesen werden. Wenn wir davon ausgehen können, dass der gewöhnliche Otto Normalverbraucher im Schnitt zwei Millisievert (mSv) ausgesetzt ist, sieht er sich noch sehr in Sicherheit: Eine tatsächlich absehbare medizinische Gefährdung entsteht erst bei etwa 100 mSv, und selbst dann steht das Risiko bei einem Toten unter 30 Betroffenen (laut Angaben in der WELT, bezugnehmend auf die Aussagen eines namentlich erwähnten Fachmediziners des Helmholtzzentrums in München). Und allein das Erreichen dieses Strahlenwertes ist extraordinär, sodass man ihn schwerlich erreicht, wenn man nicht dauerhaft irgendwelchen Strahlen ausgesetzt ist. 
À propos Aussetzung von Strahlung: Wie hoch ist eigentlich die Strahlenbelastung beim Atommüll, der gegebenfalls ganze Länder durchquert, wenn man ihn vom nordfranzösischen La Hague ins niedersächsische Wendtland transportiert? Informationen darüber finden wir zum einen in einem ZEIT-Bericht von 2010, einem Jahr des Castortransports: Greenpeace hat in diesem Jahr erneut über die Gefahr durch Atommüll gewarnt. Folgendes Zitat lässt sich entnehmen: 
Vor einer erhöhten Strahlung warnt auch Greenpeace. Die Umweltschützer haben am Verladebahnhof Dannenberg gemessen, welche Strahlung von den Behältern ausgeht. In 14 Meter Entfernung war die Neutronenstrahlung danach 480-mal höher als die zuvor gemessene Hintergrundstrahlung. Auch die Gammastrahlung sei mit 2,3 Mikrosievert pro Stunde 40-mal höher als üblich.
Das sind fürwahr bedenkliche Werte, wie man sich denken kann. Dennoch dürfte ein wenig Verwirrung aufgetreten sein, dass es tatsächlich nur 2,3 Mikrosievert sind, und nicht mehr; schließlich steht Mikro (Zeichen: µ) für noch weniger als Milli. Manch einer mag sich vorgestellt haben, dass es ein wenig mehr hätte sein müssen, möglicherweise sogar in einem höheren Stellenwert. Der Unterschied liegt aber in der Strahlenart selbst, die bei Messungen in (Milli-, Mikro-, etc.)Sievert keinerlei Erwähnung finden. Die Unterschiede sind lokalisiert in ihrer Reichweite und in ihrer Aggressivität: 

  1. Alpha (ɑ): Die aggressivste Strahlenform, die sich mit fast 30.000 km/h fortbewegt, dafüür aber nicht in der Luft fortbewegt, dabei aber weder Papier noch Aluminium durchdringen könnte. Sie ist am leichtesten abzuschirmen und zersetzt sich auch am schnellsten. Von ihr geht also insgesamt die geringste Gefahr aus. 
  2. Beta (β): Betastrahlung ist schon aggressiver und bewegt sich auch mit einer weitaus größeren Geschwindigkeit voran, mit knapp 269.813,23 km/h. Abschirmen lässt sie sich mit einer Aluminiumschicht von einigen Millimetern, überdies kann man sie auch ein wenig durch magnetische Strahlung ablenken. Während Alphastrahlung durch seine schnelle Zersetzung relativ kurzlebig ist, schafft es Betastrahlung schon einige Meter weit. 
  3. Gamma (γ): Gamma gilt als die aggressivste und zugleich langlebigste Strahlenform von allen; anders als Alpha- und Betastrahlung bewegt sich Gammastrahlung wellenförmig voran, wodurch bei ihr Materialien wie Papier oder Aluminium nicht mehr ausreichen, es braucht schon starke Metalle, bei dieser Strahlung reicht jedoch nur Blei, welches von sich aus ebenfalls giftig ist für den menschlichen Körper, weswegen vom direkten Körperkontakt abgeraten wird. Gammastrahlung bewegt sich am schnellsten fort, mit Lichtgeschwindigkeit . Gamma-Strahlung dringt durch seine hohe Aggressivität direkt in den Körper ein, besitzt darum auch über das größte Risiko auf Lebensgefahr. 
Die drei oben aufgeführten Beschreibungen, interpretiert vom Autor, entstammten den Daten der Seite LEFI Physik, gesponsert von der Joachim-Herz-Stiftung. Wie man ihnen entnehmen kann, sollte man sich auch sicher sein können, dass es weitaus weniger Sievert an Gammastrahlung bräuchte, um einen Menschen umzubringen. Dabei sterben die wenigsten Betroffenen von radioaktiver Strahlung direkt an ihr, die meisten sterben vielmehr an den Spätfolgen der Strahlung, ähnlich wie es sich auch bei AIDS-Erkrankungen verhält: Ihr Immunsystem wird geschwächt, und Zellen manipuliert oder direkt zerstört, wodurch sie anfälliger werden für Erkrankungen, und wahrscheinlicher auch an ihnen sterben werden. Symptome weist die Strahlung dennoch auf: Wer ihr ausgesetzt ist, verspürt Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit. Die bekannte Wärmeausstrahlung, die von der Strahlung ausgeht, ist dagegen kein Symptom. Haarausfall ist demgegenüber sehr wohl ein Symptom; hervorzuheben ist es deswegen, weil manche es von Chemotherapien kennen dürften. Auch bei Chemotherapien, Röntgenstrahlungen oder Computertomografien werden radioaktive Strahlungen eingesetzt, deren Werte bewegen sich bei knapp 10 bis 20 Millisievert, je nach dem, welche Gerätschaften dabei eingesetzt werden. Man erkennt also auch, wie vergleichsweise niedrig der Schwellenwert liegt, der dazu führt, dass die ersten fataleren Symptome einsetzen: Dass die Haare ausfallen, ist ein erstes klares Anzeichen dafür, dass Zellen geschädigt wurden, während dasselbe nicht von den zuvor genannten Symptomen behauptet werden kann. Appetitlosigkeit kann auch einen psychischen Hintergrund haben, währenddessen Müdigkeit und Kopfschmerzen auch eine Folge von Stress sein können, somit auch ein eher psychischer als zellularer Hintergrund, um es einmal salopp auszudrücken. 

Wer sich mit Nuklearphysik auseinandersetzt, wird auch nicht um einen spezifischen Begriff herumkommen: Dem des Becquerel (Bq). Diese Einheit beschreibt die Zerfälle pro Minute; das ist insofern wichtig zu benennen, als dass Nuklide, also radioaktive Atome, sich im steten Zerfall befinden, sie also seit Anbeginn ihrer Existenz damit beschäftigt sind, sich rückzuentwickeln, bis sie schließlich nicht mehr sind. Um diesen Zerfallsprozess messen zu können, entwarfen Henri Antoine Becquerel, Pierre und Marie Curie, die ausgezeichneten Entdecker der Radioaktivität diese Einheit, welche zuvor noch Curie hieß, später aber dann umbenannt wurde infolge einer präziseren Berechnungsmethode. 
Bliebe nur noch die Frage, was demnach die Millisievert beschreiben. Näher erläutert wurde es noch nicht, man gebrauchte es fast schon selbstverständlich gebraucht, obzwar man es doch nicht vorausgesetzt werden sollte, dass ein jeder es verstehen kann. Darum auch hierfür noch eine kurze Definition nach unabhängigen Enzyklopädien wie der Wikipedia oder anderen fachkundigen Webseiten (um somit dabei eine öffentliche Nachprüfbarkeit zu gewährleisten, die bei Fachliteratur nicht gegeben sein muss): Das Sievert, häufiger aber in den geringeren Maßstäben Milli- oder Mikrosievert angegeben werden, weil der Wert eines Sieverts (1.000 Millisievert) häufig nicht erreicht wird, außer vielleicht bei GAUs, gibt die Wirkung der Strahlenmenge eines radioaktiven Körpers (häufig eines Nuklids, also eines radioaktiven Atoms), meist innerhalb einer Stunde. Zuvor wurden bereits beschrieben, wie riskant eine bestimmte Dosis sein kann. In einem Bericht des Handelsblatts kann man obendrein aber lesen, wie schwierig es sein kann, einen Wert von einem Sievert zu erreichen (einem Wert, der für einen Menschen bereits lebensbedrohlich wirken kann): Man maß demnach Werte von mehreren hundert Millisievert pro Stunde. Obgleich dieser Wert also schon lebensgefährlich ist, kann man aber sagen, dass der direkte Tod durch Strahlung selbst bei einem Unglück nicht zwingend eintreten muss. Eine Entwarnung ist das aber nicht: Unglücke werden nicht umsonst einerseits heraufbeschworen, wo sie (noch) nicht auftraten, und umso angsterfüllter und übervorsichtig behandelt, wo sie bereits auftraten. Das Verhalten ist nicht übertrieben, sondern respektvoll gegenüber der Situation. Hundert Millisievert sind bereits für einen Menschen mehr als gefährlich, dafür aber nicht unüblich. Genau deswegen wählte ich auch die Bezeichnung einer tickenden Zeitbombe für die Reaktoren, da sie nicht mehr sind: Natürlich werden Menschen geschult im Umgang mit einem solchen Beruf, der das Fingerspitzengefühl eines Feinmechanikers erfordert, entgegen der Darstellung bekannter US-amerikanischer Animationsserien, doch solange man mit Menschen arbeiten muss, muss man den Faktor Mensch auch immer als Risikofaktor einplanen. Die Causa Tschernobyl hat uns das einmalig eingebrannt ins Gedächtnis als beispiellosen Fall. Letztlich war es das Versagen einer menschlichen Schlüsselfigur, die zu dieser desaströsen Katastrophe (wer es sich aber nochmal haarklein durchlesen möchte, kann dies tun auf der Webseite The Chernobyl Gallery, die es noch einmal beleuchtet). Es ließe sich auf eine Stufe stellen mit dem Schiffsunglück der Titanic, doch da es sich dabei nicht um eine Nuklearkatastrophe weitreichenden Ausmaßes über Dekaden hinweg handelt, passe es wiederum nicht. Wie dem auch sei, sollte lediglich gesagt werden, dass die Atomkraft durch den Faktor Mensch ein unberechenbares Risiko trüge, welches man nicht so einfach befürworten sollte, es sei denn man profitiere davon, ohne im näheren Gefahrenradius wohnt; in dem Fall wäre man aber ein soziopathisches Individuum, welches nicht zurechnungsfähig wäre bei einer solchen Frage. 


II.ii.b Exkurs: Was ist eine Kernspaltung und was ist eine Kernschmelze?

Beschäftigt man sich mit der Nuklearphysik und hat schon einigermaßen gut die oben benannten Ausdrücke und Sachverhalte verstanden, dann wird man auch nicht umher kommen um den einen oder anderen so essentiellen Ausdruck wie der Kernspaltung und der Kernschmelze. Beide stellen schließlich Energieproduzent und vielfach verschmähten Gefahrenpunkt dar; was also nutze es, gegen den einen oder anderen so sehr zu wettern, wenn man nicht einmal weiß, worüber man sich eigentlich so sehr aufregt? Eben genau deswegen sollen diese beiden Punkte auch noch einmal genauer erläutert werden, der Vollständigkeit und des Verständnisses halber. 

Kernspaltung
Sie stellt dar, was eigentlich die ganze Zeit in Reaktoren passiert (mit Ausnahme des Graphitreaktors). Andauernd ist die Rede davon, dass Uran oder Thorium gespalten werden, damit sie durch die dabei ausgestoßene Energie beispielsweise Wasser zum Sieden bringen und somit Turbinen in Bewegung versetzen und damit Generatoren antreiben, die schließlich den Strom erzeugen. Viel ist davon die Rede, doch wie geschieht das eigentlich, eine Kernspaltung? Nun, im Grunde ist es ganz einfach. Man stelle sich vor, man hätte einen Kern nach dem Bohrschen Atommodell, mit einem Kern voller Protonen und Neutronen, und drumherum zirkulieren Elektronen. Wer in der Schule in Physik aufpasste, weiß, wovon ich rede. Um die nötige Energie freisetzen zu können, sind diese verwendeten Stoffe, deren Kerne gespalten werden sollen, stark überladen, was auch in der ihrigen Instabilität resultiert, welche bekanntermaßen auch den mal sehr langen, mal sehr kurzen Zerfallsprozess herbeiführt. Um aber die Kernspaltung zu erzeugen, werden diese überladenen Kerne mit Neutronen beschossen, wodurch der Kern sich in entweder zwei (oder mehrere) Zerfallsprodukte aufteilt, da die dafür notwendige Anzahl an Protonen und Neutronen gegeben ist. Soll heißen: Durch die Spaltung entstehen entweder ein schweres Isotop des gespaltenen Eingangsprodukts (in der Regel Uran, wenn man sich in der Atomenergiebranche bewegt) und ein neuer Stoff, oder zwei neue Stoffe. Weiß man, welches erste Endprodukt man erspaltet hat, kann man sich auch ausrechnen, welches das zweite sein muss, es lässt sich über die Ordnungszahl errechnen. 
Bleibt aber das Eingangsprodukt nach einem Beschuss mit einem Neutron bestehen? Eben nicht, und das ist der Clou dahinter und erklärt auch, was es mit der Alpha-, Beta- und Gammabestrahlung auf sich hat: Wie gesagt sind die Isotope, die gespalten werden zur Energiegewinnung, nicht stabil, sie zerfallen. Dieser Zerfall erzeugt eben die Kreation neuer Stoffe, und emittiert auch die Energie, die gebraucht wird, um den Reaktor Energie gewinnen zu lassen. Man stelle es sich bildhaft so vor: Man hat den Kern, beschießt ihn mit einem Neutron; der Kern nimmt das Neutron auf, et voilà, ein neues Isotop wurde gebildet. Dieses zerfällt in der für ihn vorgesehenen Geschwindigkeit, und bricht dabei auseinander in zwei (oder mehrere) neue Stoffe. Der Kern wurde damit gespalten, intentional. Der Trick ist dabei obendrein, dass von vorneherein kein bereits zerfallender Stoff genutzt wird, zumindest nicht immer. Theoretisch ließe sich dafür jeder beliebige Stoff nehmen. Cäsium ist auch kein inhärent strahlendes Element, und Jod benutzen viele Menschen in ihrer eigenen Küche, obwohl dieses Salz ebenfalls häufig nachgewiesen wird bei Reaktorunglücken, genauso wird es auch Menschen in (potentiell) kontaminierten Zonen verabreicht, um die Strahlenwirkung einzudämmen im menschlichen Körper. Radioaktive Strahlen sind letztlich auch nichts anderes als elektromagnetische Strahlen, die aber unter die Haut dringen können in hoher Frequenz und auf diese Weise genetisches Material innerhalb des Körpers beschädigen. Allein deswegen ist die Tatsache, dass generell alles in unserer Umwelt, natürlich auftretend oder nicht, strahlt. Es ist kein Schaden, der durch die Menschen angerichtet wurde, und auch kein unerklärliches Wunder der Natur. Es ist an sich ganz natürlich, anders als die Kernspaltung, die nur durch den Menschen herbeigeführt werden kann, da sie in der Natur selbst nicht auftritt. Plutonium selbst tritt auch nicht auf der Erde auf, sondern ist entweder auf dem Zwergplaneten Pluto anzutreffen oder entsteht als Spaltprodukt von Uran. 

Kernschmelze
Die Kernschmelze ist, was uns Tschernobyl und Fukushima eingebrockt hat. Punkt. Sie ist der Super-GAU, von dem allzeit die Rede ist. Dabei wird auch genau das erzeugt, beziehungsweise durch einen Unfall herbeigeführt wider jedermanns Wunsch: Ein technischer Defekt, der die Kühlwasserversorgung unterbricht und somit die Brennstäbe, die bei mit Wasser als Triebmittel arbeitenden Reaktoren wie Druck- oder Siedewasserreaktoren (letzteres war das Modell in Fukushima) zum Einsatz kommen, nicht länger kühlen. Normalerweise schaltet sich das gesamte System bei solchen Störfällen automatisch und unverzüglich selbst ab, oder ein Notstromaggregat kommt zum Einsatz, um einen Übergang zu schaffen, bis der Fehler gefunden und behoben werden konnte. Dies ist aber nicht geschehen, nicht bei Tschernobyl, und auch nicht bei Fukushima. Die Folge: Die Brennstäbe werden immer heißer, und verbrennen auf diese Weise auch die Rohre für das Kühlwasser, drängen bis zum Boden durch und erzeugen schließlich eine gewaltige Explosion. Warum das so ist, das erklärt sich später, wenn man sich angesehen hat, mit welchen Temperaturen gearbeitet wird, und eine Tatsache, die vielleicht schon zuvor zwischen den Zeilen erkannt wurde: Die Brennstäbe glühen noch Jahre, Jahrzehnte nach Entfernen aus dem Reaktor weiter, und müssen nicht zuletzt auch deswegen wie radioaktiver Abfall in Endlagern entsorgt werden, da es nicht anderweitig bearbeitet werden kann. Es ist also einigermaßen vorstellbar, wie eine Kernschmelze vonstatten geht: Wenn der radioaktive Stoff, mit dem gearbeitet wird, nicht gekühlt wird, und die Brennstäbe, an welchen er haftet, zu heiß werden, erreicht auch ein radioaktives Isotop irgendwann seinen Siedepunkt, und explodiert in einem Atompilz, wie man ihn von Bildaufnahmen kennt. 

II.ii.c Die verschiedenen Formen von Atomreaktoren

Wer sich schon einmal näher nicht bloß mit der Funktion von Atomreaktoren oder den Tücken der Nuklearphysik beschäftigt hat, oder das Thema sogar in der Schule behandelte, dürfte auch über das Faktum gestolpert sein, dass ein Atomreaktor nicht gleich ein Atomreaktor ist. Die radioaktiven Bestandteile des Ganzen sind meistens dieselben: Angereichertes oder natürliches Uran, Thorium, und so weiter. Das ist in der Regel dieselbe Prozedur, doch auf die Frage hin, wie genau er funktionieren soll, darauf gibt es verschiedene Antworten, und entsprechend verschiedene Bezeichnungen. Gleich ist aber meistens, dass Wasserdampf erzeugt werden soll, welcher Turbinen antreibt, die daraufhin Strom erzeugen, ähnlich wie bei Windkraftanlagen, mit dem feinen Unterschied, dass Windkraftanlagen darauf angewiesen sind, dass Wind weht; weht also keiner, müssen Reserven angezapft werden, damit die Menschen weiterhin Strom haben. Insofern haben Atomkraftanlagen eines mit Kohlekraftwerken gemein: Versorgungssicherheit. Sie werden Strom produzieren, egal bei welchem Wetter. Natürlich ist das Argument an sich populistisch, und so wird es auch von Windkraftgegnern gerne bedient: «Oh nein, Windkraft ist nicht so gut wie Kohlekraft, immerhin müssen wir bei Windkraft darauf zählen, dass auch der Widn weht, und wenn er nicht weht, sind wir praktisch ohne Strom.» Natürlich ist es in erster Linie Quatsch, zu behaupten, dass man bei Windkraft zeitweise Blackouts erlebe; wie beschrieben verfügen wir mittlerweile über Speicheranlagen, wobei auch hierbei Unterschiede bestehen, wie der Strom gespeichert wird, doch darüber könnte man ebenso gut einen eigenen Text verfassen, sodass hierauf nicht näher eingegangen werden soll. Einzig gesagt werden kann noch, dass die Gegner insofern einen wunden Punkt berühren, als dass die Speichertechniken noch nicht ganz ausgereift sind, auch sie weisen noch ihre Schwierigkeiten auf, welche durch weitere Forschung bereinigt werden müssen. Sie steckt also noch in ihren Kinderschuhen. Darauf herumzuhacken wäre aber Unfug, aus zwei Gründen: Erstens sind sie bei Weitem nicht so schlecht, wie man noch vermuten möchte, immerhin bedeute das, dass vielerorts Strom für ncihts und wieder nichts produziert würde, da entgegen der Fläche an Haushalten, die diese Form des Ökostroms beziehen, nicht jede Kilowattstunde an Strom auf der Stelle verbraucht wird, gewisse Mengen werden bereits gespeichert. Bei größeren Mengen können noch Schwierigkeiten auftreten, insbesondere bei längeren Speicherungszeiten, für späteren Gebrauch. Der zweite Grund, weswegen es Unfug wäre, sich darüber zu belustigen, es durch den Kakao zu ziehen, wäre, dass man auf diese Weise zeitgleich indirekt dem Markt und seinem Innovationsgeist einen Seitenhieb verpasse, und die meisten Windkraftgegner sind nicht selten auch Marktgläubige, die in der Lösung für alle Sorgen den Markt als Messias sehen, dem man am besten freies Geleit erteile, mittels der Reduktion von Regulierungen, die ihm nur Hürden auf dem Pfad der Problemlösung sind. Wenn man ihm also bescheinige, noch keine Lösung gefunden zu haben auf das Problem der Stromspeicherung, würde man indirekt zum Ausdruck bringen, dass er gar nicht so messianisch ist, dass er gar nicht die schillernde Gallionsfigur ist, die den Staatsgläubigen [Sozialisten] einen Haken verpasst, indem er das Problem löst, welches allen Menschen so sehr auf den Nägeln brannte (hier: Das Ende der fossilen Energien, damit der fortschreitende Klimawandel gebremst werden kann). Bislang sah es vor allem so aus, dass die Energiekonzernriesen e-on, RWE und Vattenfall (um die drei präsentesten hervorzuheben) keinerlei Interesse daran hegten, auf erneuerbare Energien zu setzen, stattdessen saß man weiterhin auf Kohlen und Ölfässern, und eben auch der Atomkraft, wobei diese nur eine kleinere Rolle spielte. Kohle ist weiterhin der Renner, auch wenn Zechen weiter schließen. Auf das unvermeidbare Ende der Kohle schaut man gleichgültig. Für sie bliebe die günstigste Ausgangssituation am Ende ein Umstieg auf flächendeckenden Reaktoreinsatz, und solange kein Druck von oben kommt, könnte es wohl auch gut und gern so kommen - das «Erneuerbare Energien Gesetz» (EEG) schlug krachend fehl, und es scheint so, als ob man wohl entweder klein beigäbe, oder es so kommen wird, als dass man entweder weiterhin auf Kohlen setzt, bis der Planet schließlich unbewohnbar wird unter all den Naturkatastrophen, oder man auf einem Pulverfass wohnt, nämlich dem der Reaktoren. Für das zweite worst-case scenario soll nunmehr aufgeschlüsselt werden, welche Option es bei Reaktoren gibt: 

Druckwasserreaktor - Under Pressure 
Wie man sich beim Namen denken kann, wird hierbei vor allem mit Wasserdruck gearbeitet, diese Form ist obendrein die in Deutschland am weitesten verbreitete Form der Kernreaktoren. Bei diesem Modell wird Wasser in einem primären Kreislauf erhitzt, auf eine Temperatur von 320°C, mit 150 Bar an Druck. Die Hitze, samt des Drucks, entsteht, wie man sich denken kann, durch die Kernspaltung innerhalb des Reaktorturms, der aber in der Regel nicht aussieht wie ein Turm, sondern eher wie ein weiterer Bereich eines begehbaren Quaders; schmucklos, dafür erfüllt er aber seinen Zweck. Nur eben wie ein Turm sieht er meist nicht aus.
Im Innern aber spielt es sich ab, dass Wasser durch eine Kernspaltung erhitzt wird, wodurch die Energie, in Form von Hitze, vom primären in den sekundären Wasserkreislauf geführt wird, wo es wiederum in einem zweiten Anlauf zurückgeführt wird. Man muss sich das folgendermaßen bildhaft darstellen: Es gibt zwei Entitäten, die mit der Kernspaltung und Wassererhitzung beschäftigt sind. In der einen Seite findet die Kernspaltung statt, welches das Wasser erhitzt, sodass es durch eine Schleuse in die zweite Entität gepumpt wird, wo sich der Wasserdampf sammeln kann. Die Kernspaltung findet durch angereichertes Uran statt, nämlich mit Uran-235. Dieses Uran ist vorhanden auf denen in der ersten Entität festgebauten Brennstäben, von denen in der Regel 235 auf einmal vorhanden sind, sie bilden zusammen ein gemeinsames Brennelement. Man hat in der Regel einmal davon gehört, sie sind es nämlich auch, die bei Transporten neben dem sonstigen Abfall transportiert werden in die Zwischen- und Endlager.
Brennstäbe innerhalb eines Brennelements im
Reaktor Lubmin in der Nähe des Greifwalds, in
Mecklenburg-Vorpommern
Dieses äußerst heiße Wasser gelangt in die zweite Entität, und heizt dort das vorhandene Wasser ein, sodass es verdampft. Das heiße Wasser verdampft dank des hohen Drucks von ungefähr 150 Bar nicht (die Anomalie des Wassers, wie man es kennt: Wenn der Druck zu hoch ist, passen die Celsius-Werte von 100 Grad für den Siedepunkt und null Grad für den Gefrierpunkt nicht mehr), doch dieser existiert in der zweiten Entität nicht, und somit kondensiert es, bereit für die zweite Schleuse, in welcher es in die Hochdruckturbine gelangt. Diese pumpt den Dampf in drei parallel gelegene Niedrigdruckturbinen, welche, wie der Name sagt, den Dampf entspannt und in einen Generator bewegt, welche endlich für die eigentliche Stromerzeugung zuständig ist. Wie man also erkennt, ist der gesamte Prozess der Verdampfung allein dafür geschaffen, um am Ende einen Generator anzutreiben, welcher letztlich Strom erzeugt.
Wer auch mitgedacht hat und dem Text folgen konnte, dürfte erkannt haben, dass noch ein Schritt fehlt. Und freilich, einer fehlt noch: Der für den Ausgang, in welchen der Dampf letztlich entweichen kann, im Generator wird er schließlich nicht gesammelt. Hierbei kommen die nach außen gut sichtbaren Kühltürme ins Spiel, die riesigen Schlote, aus welchen der dichte weiße Dampf entweichen kann. Dorthin wird er durch die drei Turbinen (die drei ist auch nur eine Variable; selbstverständlich variiert die Zahl je nach Größe des Kraftwerks) dorthin geleitet, wo er entweder als Dampf nach außen gelangt, oder aber als Wasser im innen gelegenen Abtropfbecken gesammelt wird. Da es kontaminiert ist, kann es nicht so einfach in den nächstgelegenen See oder Fluss abgeleitet werden, das könnte weitreichende Folgen für die Umwelt haben. Flüsse oder Seen sind aber nichtsdestotrotz immer in der Nähe, da von dort Wasser angezapft wird, für die Kühlung.
Eine Frage könnte zu guter Letzt noch aufgetreten sein beim Lesen: Wenn das Wasser im Kreislauf zwischen primären und sekundären Kreislauf wieder zurückgeführt wird (gemeint ist das Hochdruckwasser), wie kommt es dann wieder auf eine Temperatur zurück, die es ermöglicht, das Spaltmaterial herunterzukühlen? Immerhin kann es nicht kühlen, wenn es selbst auf einer unbeschreiblich hohen Temperatur kocht. Nun, dafür steht am Ende des Kreislaufs eine Apparatur, welche das Wasser schlagartig herunterkühlt, und ihm den Druck nimmt. So kommt das Wasser zurück in einen Naturzustand, von welchem aus es wieder erhitzt und unter Druck gesetzt werden kann, sodass der zirkulative Kreislauf fortgesetzt werden kann. 


Siedewasserreaktoren - Die Sied(l)er 
Siederwasserreaktoren unterscheiden sich nicht maßgeblich von ihren zuvor genannten Konterparts, den Druckwasserreaktoren. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass man sich die Montage eines zweiten Kreislaufs zum Verdampfen des Wassers spart und das Wasser stattdessen direkt zum Sieden bringt, sodass es durch die Kernspaltung direkt zu Dampf wird und somit durch die Turbinen läuft. Wie man sich denken kann, wird das Wasser nie wieder den Reaktor verlassen können, da es kontaminiert ist. Nachdem es durch die Spaltung erhitzt wird, geht es durch die Turbinen, und sobald es diese durchlaufen hat, wird es als Wasser erneut zum Sieden gebracht, und so weiter und so fort. Der zirkuläre Kreislauf ist hierbei weitaus simpler, gleichzeitig ist diese Form des Reaktors deutlich seltener als der erstgenannte. Warum? Darüber kann man nur munkeln. In der Regel ist es die Sicherheit eines Reaktors, der ausmacht, welcher präferiert gebraucht wird, manchmal sind es aber auch ökonomische Unterschiede, die die Entscheidung ausmachen. Jedenfalls besteht aber ein gewisser Unterschied in der Anzahl der jeweiligen beiden: Während es neun Siedewasserreaktoren in Deutschland gibt, stehen ihnen insgesamt 15 Druckwasserreaktoren gegenüber. Das sind 166,67 Prozent mehr, ein klarer Unterschied also. Beide teilen sich aber insgesamt die ersten beiden Plätze unter den Kernreaktortypen in Deutschland. 


Graphitreaktoren - Strahlendes Bällebad 
Hierbei kommt nunmehr ein prominentes Beispiel zum Zuge, um noch einmal Bezug zu nehmen auf das Beispiel des Reaktors in Pripyat, dem Reaktor Tschernobyl. Zuvor bot er sich schon als ein Beispiel für die Gefahr, die von Reaktoren generell ausgeht. Dabei wurde nicht gesagt, welche Art Reaktor er eigentlich ist. Theoretisch kann man dahingehend Entwarnung für Deutschland geben, es handelt sich nämlich um einen Graphitreaktor. Derartige Reaktoren sucht man in Deutschland (glücklicherweise) nahezu vergebens, landesweit gibt es nur zwei Stück von ihnen: Einen in Jülich (in NRW, im Kreis Düren), und einen in Hamm-Uetrop (und obwohl der Reaktor in Jülich eigentlich als Versurchsreaktor deklariert wurde, wurde er in den Jahren seiner Inbetriebnahme dennoch auch als kommerzieller Reaktor zur Stromversorgung eingesetzt; der Reaktor in Hamm war zwar auch in kommerzieller Nutzung, jedoch nicht mehr als 423 Tage in Betrieb aufgrund seiner hohen Störanfälligkeit und seiner mangelhaften Wirtschaftlichkeit. Der Reaktor in Jülich brachte es auf stattliche 22 Jahre). Beide wurden aber abgeschaltet, sodass Deutschland keine solchen Reaktoren mehr in Betrieb vorsieht.
Nun aber zur Erklärung der Funktion: In gewissermaßen ähneln sie stark den zweitgenannten Siedewasserreaktoren, zumindest, was die angewandte Temperatur angeht. Bei Druckwasserreaktoren spielte die Temperatur nur eine untergeordnete Rolle, das verhielt sich aber bei den anderen beiden anders, dort spielte die Temperatur eine besondere Rolle, da sie schließlich vor allem auf dem Dampf aufbauen. Es ging vor allem darum, eine bestimmte Temperatur zu erreichen, um das Wasser zum Sieden zu bringen, und zwar direkt, und nicht nur, um anderswo Wasser zum Sieden zu bringen mittels eines umständlichen Verfahrens. Beim Sieden sprach man von etwa 300 bis 400 Grad. Beim Graphitreaktor, der gemeinhin auch unter dem Ausdruck «Kugelhaufenreaktor» bekannt ist, verhält es sich ein wenig anders, und allein deswegen ist es auch sinnvoll, diesen alternativen Namen zu gebrauchen, da die Kugeln eine Schlüsselfunktion spielen bei der Energieerzeugung: Anders als bei gewöhnlichen Reaktoren sind in Graphit- oder Kugelhaufenreaktoren keine Brennstäbe vorhanden, wie auch zuvor erwähnt wurde. Stattdessen bedient man sich hierbei Kugeln aus Matrixgraphit, in welchen die Brennelemente enthalten sind, dicht von der Außenwelt abgeschirmt, damit die Strahlung nicht nach außen treten kann. Im Verlauf erinnert das Modell in gewissermaßen einer Sanduhr, bei der der Sand von oben nach unten sickert, bis er schließlich unten angekommen ist (und genau deswegen sind die Brennelemente auch kugelförmig hineingeschüttet, und nicht einfach in einen kubischen Körper einzementiert, wie man es sich anfangs gedacht haben mag; wichtig ist, die Kugeln im Zweifelsfall auch herausnehmen zu können, und dieser Umstand ist alleinig bei Kugeln gewährleistet): Von oben werden die Kugeln hineingegeben, und so haben sie die Möglichkeit, peu à peu nach unten zu sickern, was sich pro Kugel über den Zeitraum mehrerer Monate erstrecken kann, wodurch die optimale Ausnutzung einer jeden Kugel gewährleistet ist. Während man noch brauchbare Kugeln, nachdem sie unverbraucht unten angelangt sind, wieder oben hineinwerfen kann, stellt sich hingegen die Frage, wie lange wohl manche Kugeln dort drinnen stecken mögen, ohne etwas leisten zu können, sie praktisch als Leichen nach unten gelangen. Wahrscheinlich trifft das aber nur auf eine schwindende Minderheit zu, und somit ist es eines der geringsten Probleme in der Branche der Kernkraft. 
Wie zuvor beschrieben verwendet man für die Kühlung entweder ein Gas, welches nur schwerlich bis gar nicht reagiert mit von außen einwirkenden Stoffen wie Sauerstoff (beispielsweise Helium), oder Schwerwasser (D₂O - das D steht dabei für Deuterium, einem Wasserstoffisotop mit einem Proton und einem Neutron. Seine Dichte ist höher als die des allgemein bekannten Wasserstoffisotops Protium. Geschrieben werden die beiden als Protium (H) und Deuterium (²H). Was es damit genau auf sich hat, darauf kommen wir noch später einmal zu sprechen, es würde in diesem Bereich den Rahmen sprengen und vom eigentlichen Thema abweichen. Halten wir für den Moment einmal fest, dass man in Kugelhaufenreaktoren schweres Wasser dafür nutzt, um den Reaktor zu kühlen, gewöhnliches Wasser wird dagegen zur Dampferzeugung genutzt, da die Zersetzungsprozesse Wärme abgeben, die das Wasser schließlich verdampfen lassen, Turbinen dadurch antreiben, die wiederum einen Generator am Laufen erhalten, der anschließend wieder den Strom erzeugen, der uns versorgt. So weit die simplifizierte Darstellung der Funktionsweise dieser Hochtemperaturreaktoren. Befürworter derartiger Modelle befürworten vor allem die Sicherheit, die bei diesem Modell vorliegt, da hierbei keine Kernschmelze zu befürchten ist, sie wird schließlich nicht einmal kontrolliert benötigt, man setzt allein auf die Wärme, die freigesetzt wird, wenn die Nuklide des Thorium zerfallen (Thorium-233 (Th-233), welches gebraucht wird, zerfällt zu Protoactinium-233 (Pa-233), anschließend in Uran-234 (U-234)). Ein Nachteil ist hierbei aber, wie auch überall in der Atomkraft, der Abfall, der entsteht, hierbei eben in Form von Graphitkugeln (seltener sind sie auch prismenförmig, das aber nur am Rande). 
Insgesamt kann man aber sagen, dass es sich bei Kugelhaufenreaktoren wohl um eines der sichersten Varianten handelt in Sachen Kernkraftreaktoren, wobei gesagt werden muss, dass eine adäquate Lösung bezüglich der Entsorgung grundsätzlich nicht gegeben ist, die Abfälle bleiben weiterhin bestehen, und auch das gesamte Gebäude kann auf Dauer zur Gefahrenzone werden, obgleich doch Sicherheitsvorkehrungen prophylaktisch gegeben sind, so beispielsweise auch bei automatischen Abschalteinrichtungen, die sich aktivieren, sobald Unregelmäßigkeiten innerhalb des Reaktors auftreten. Einzig und allein der Faktor Mensch kann hierbei wieder tätig werden und, wie im Falle Tschernobyl, diese Vorkehrungen deaktivieren, sodass es am Ende doch zum Super-GAU kommen kann. Theoretisch ließe sich darüber nachdenken, Kraftwerke zu automatisieren, doch dagegen sprechen bislang zwei Gründe: Erstens: Die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass man darüber nachdenken könnte, sie ganze Kraftwerke leiten zu lassen. Zweitens: Im Falle eines Ausfalls wäre mitunter niemand vor Ort, um einzuschreiten und schlimmere Entwicklungen zu verhindern. Es gäbe kein Notfallaggregat, welches im Zweifelsfall einschritte, um die Lage zu sichern. Menschen wären also weiterhin notwendig, und sei es auch nur, um im schlimmsten Falle das eigene Leben zugunsten der Gesellschaft zu opfern, sofern keine Überlebenschance für die Personen, die diese Verantwortung tragen, bestehe. Doch das ist ein Risiko, welchem sich gegebenenfalls jeder Mitarbeiter innerhalb eines Kraftwerks bewusst ist, wenn er dort arbeitet. Vergangene Unglücke haben das zweifelsfrei bewiesen. Letztlich sind das aber auch nur Mutmaßungen seitens des Autors, und sollen hierbei nicht weiter elaboriert werden. Darüber nachzudenken wäre aber nichtsdestotrotz, wenn man sich für die Kernkraft einsetzen möchte. Sie ist nicht der Heilsbringer all jener, die für eine Wende in der Klimapolitik sind, jedoch nicht auf Quellen wie der Wind-, Hydro- oder Sonnenenergie setzen wollen. 


Brutreaktor - Brut(e) Force

Zu guter letzt, um diesen Bereich nicht allzu sehr auszuweiten, soll noch der Brutreaktor zur Sprache kommen. Er gilt als einer der riskantesten Reaktoren, da er hochgefährliches Plutonium (oder Uran-238) eigenständig erzeugt, beide Stoffe werden auch in der Waffenerzeugung eingesetzt (und manche kennen letzteres vielleicht noch aus «Zurück in die Zukunft», Doc Brown brauchte dort waffenfähiges Plutonium als Antrieb für den Delorian). Das bedeutet: Im Falle eines terroristischen Angriffs könnte ein solcher Reaktor eine Explosion erzeugen, welche das Ausmaß einer Atombombe hätte, schlimmstenfalls das Ausmaß einer Hiroshima-Bombe. Aus genau diesem Grund gab es auf deutschem Grund und Boden niemals einen solchen Reaktor, wenngleich einer auch gebaut wurde. Wegen der Proteste ging er aber nie ans Netz und wurde später wieder vernichtet. Die Rede ist vom Kernkraftwerk Kalkar, welches in der Nähe von Kleve steht; zwischen 1969 und 1970 entwickelt, 1985 zu Ende gebaut und 1991 aus dem Verkehr gezogen, wurde es später zum Freizeit- und Vergnügungspark umentwickelt (wie man auch in der Neuen Rheinischen Zeitung nachlesen kann; 2018 musste es an einen Investor verkauft werden). Nachlesen lässt sich die Geschichte dieses erfolglosen Projekts in der Kuladig
Einige Informationen über die Funktionsweise eines Brüters sollte aber noch eingespeist werden: Die Grundidee, die sie aus der Masse anderer Reaktortypen erheben soll, ist eine zutiefst ökonomische: Man will mit einer Minimalmasse an Uran (oder eines anderen Stoffes) die größtmögliche Menge an Energie erzeugen. Und genau darum soll der Stoff sich selbst zu waffenfähigem Plutonium oder Uran zersetzen, um daraufhin zur Kernspaltung überzugehen. Selbiges ist aber eben das Manko, welches so manchem Menschen, insbesondere in der Nähe des Reaktors, einen kalten Schauer über den Rücken jagt. 
Wie aber funktionieren sei konkret? Nun, dafür kann man noch einen Informationsbrocken einbringen, der den Brüter von anderen Reaktortypen heraushebt, wenn auch nicht zwingend im positiven Sinne: Die anderen Reaktoren wurden in der Regel mit (schwerem) Wasser gekühlt, oder aber mit Gas, welches aber auch nicht reagieren konnte. Brüter werden aber noch eine Stufe heißer, sodass weder Gas noch Wasser ihn angemessen kühlen kann. Was also setzt man ein? Das wohl ungewöhnlichste Mittel, welches einem beim Thema Kühlung in den Sinn kommen mag: Geschmolzenes Metall. Manch einem, der auf den Link der Kuladig geklickt hat, hat es wahrscheinlich gelesen - auch der Reaktor in Kalkar sollte mit Natrium, einem Halbmetall, gekühlt werden. Wie aber kann das funktionieren?, mag sich so mancher fragen: Damit Metall schmelzen kann, braucht es schon enorm hohe Temperaturen. Bei Natrium liegt der Schmelzpunkt 97,79°C. Der springende Punkt: Das ist noch immer kühler als die Hitze, die zerfallende Nuklide erzeugen, und somit eignet sich geschmolzenes Metall durchaus zur Kühlung. Kühl ist eben nicht immer gleich kühl. 
Aus einem Artikel des BUND - Region Südlicher Oberrhein ist aber noch ein Zitat zu entnehmen, welches die Tücken der Verwendung geschmolzenen Natriums aufweisen, um vor einer konkreteren Beschreibung der Funktionsweise eines Brüters hervorgehoben werden soll, um später geflügelt darauf Bezug nehmen zu können: 
Das Kühlmittel Natrium bereitet große Sicherheitsprobleme, denn es wird stark radioaktiv. Mit Wasser reagiert es heftig: Es geht in Flammen auf! Schon die Luftfeuchtigkeit kann ausreichen, um einen Brand zu verursachen.
Zunächst liest sich dieses Zitat recht populistisch, doch theoretisch hat es Recht. Natrium neigt schnell zu Reaktionen, auch mit Wasserstoff in der Luft, wodurch es zu Natriumhydroxid wird. Natriumhydroxid brennt ungemein und mit einer enormen Energie, wie man sich auch auf Scienceblogs in einem Video ansehen kann, inklusive einer kurzen Erläuterung. Man darf sich aber zurecht fragen, weswegen ein solch reaktionsfreudiges Metall ausgerechnet in einem solchen Umfeld gebraucht wird, weswegen man ein Metall, welches allein durch die Umluft zum Brand verleitet werden kann, in einem Reaktor zur Kühlung verwendet. Das Risiko ist zu hoch, die Kombination aus waffenfähigem Plutonium und leicht entflammbarem Natrium ist geradezu waghalsig. Zurecht ging in Kalkar dabei kein solcher Reaktor ans Netz. In Russland ist man da ein wenig mutiger, und nahm 2016 in Beloyarsk, im zentralasiatischen Raum gelegenen Teil Russlands, einen neuen Brutreaktor auf, welcher am 26. August erstmals 800 Megawattstunden lieferte und später mehrere Milliarden Kiloawattstunden liefern sollte. Bislang waren noch keine schwerwiegenderen Vorfälle an die Presse gelangt, wobei man sich auf solchen Fakten nicht ausruhen sollte, immerhin braucht es auch nicht mehr als einen GAU, um einen größeren Schaden anzurichten, der ganze Landstriche in totes Land verwandelt, ohne abermals in die Schwarzmalerei zu verfallen (nachlesen kann man davon bei Ingenieur.de). 
In der Geschichte der Energiegewinnung - nicht zwingend in der Kernenergie - gab es auch schon einige Male Natriumbrände, weil man naiv genug war, zu glauben, dass das Risiko einschätzbar sei. Einmal überkam es die Menschen in einem Sonnenkraftwerk in Almeria in Südspanien, im Jahre 1986. Ein weiterer Natriumbrand ereignete sich 1992, nur sechs Jahre später, in Bensberg, einem Stadtteil von Bergisch Gladbach. Während in Almeria mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen bezüglich Sprühbränden vorlagen, war es in Bensberg ein technischer Defekt, der zum Brand innerhalb einer Halle führte. Im Sonnenkraftwerk in Almeria wurde flüssiges Natrium zum Transport und zur Häufung von Hitze gebraucht, seine Aufgabe war aber in erster Linie die Bündelung von Sonnenergie. Der Vorfall selbst ereignete sich aber nicht während der Dienstzeit, sondern während Wartungsarbeiten, wie insbesondere einer Textstelle aus einem Überprüfungsbericht (PDF) zu entnehmen ist: 
During the first period of grinding the seal weld the leak tightness was maintained by an auxiliary helicoflex seal. When about 2/3 of the seal weld perimeter were cut the helicoflex seal gave way. By this the flange was suddenly lifted up. Several gulps of gas with sodium aerosols were expulsed, followed after a few seconds by a strong sodium jet. This was the begin of a violent sodium spray fire.
Wir müssen also davon ausgehen, dass es sich auch hierbei eher um einen technischen Defekt handelte, der letztlich zu dieser Tragödie führte. Gegebenenfalls kann man vielleicht noch von Versagen des verantwortlichen Mitarbeiters sprechen, der die Gerätschaft unsachgemäß bediente. Wie dem aber auch sei, muss man dazu sagen, dass hierbei eine außerordentliche Lebensgefahr für alle in der Nähe befindlichen Mitarbeiter bestand, wenn auch keine für das Leben außerhalb, nämlich Umwelt und Menschen. Infolgedessen könnte man auch behaupten, dass dieser Fall sich nicht in irgendeiner Form instrumentalisieren ließe für Atomkraftgegner, da wir ohnehin hierbei von einem Sonnenkraftwerk sprechen, und nicht von einem Atomkraftwerk. Das wäre - ungeachtet der eigenen Positionierung in Fragen der Atomkraft - aber zu kurz gedacht. Es geht keineswegs darum, dass es sich hierbei nicht um ein Atomkraftwerk handelt, welches zum Austragungsort der Darstellung der Gefahr der Kombination alkalischer Halbmetalle und Wasserstoff sondern um die Tatsache, dass Natrium eben ein gern gesehenes Kühlmittel in Brutreaktoren ist. Man sieht also ein hyperaktives, vor allem aber ein stark exothermes Metall, welches spontan Feuer fängt, wenn es mit Wasserstoff in Kontakt gerät. Wasserstoff ist praktisch überall vorhanden, solange man die Luft nicht großräumig mit Lufttrocknern auf eine Luftfeuchte von null Prozent drosselt und es dabei behält. Auf Dauer schade das aber den Mitarbeitern, fernab irgendwelcher Lappalien von wegen trockener Haut. Dabei wäre es mit Sicherheit vermeidbar, ein solches Metall einzusetzen und somit ein Desaster förmlich herbeizuführen. 

Wie aber funktionieren nun diese scheinbar hochriskanten Brutreaktoren? Nach diesem doch recht umfangreichen Verriss auf Brutreaktoren ist eine Darstellung der Funktion mehr als überfällig. 
Ohne näher in technische Details einzusteigen, kann man die Funktion eines Brutreaktors darauf herunterbrechen, dass er in erster Linie dazu fähig ist, mehr spaltbares Material - Uran-238 (oder Thorium-232) - zu erzeugen, als er selbst verbrauchen kann. Begonnen wird auch mit Uran-232, welches mit Neutronen beschossen wird, sodass dieses Neutron das Uran-239 spaltet. Warum wird das getan? Ganz einfach: Weil Uran-239 mit 23 1/2 Minuten eine sehr kurze Halbwertszeit hat im Beta-Zerfall, und daraufhin in Neptunium-239, was wiederum eine Halbwertszeit von knapp 2,335 Tagen hat, bis es schließlich in das waffenfähige und darum zuvor kritisierte Plutonium-239 zerfällt. Es hat eine Halbwertszeit von 24.110 Jahren, sodass sich damit auch einigermaßen gut arbeiten lässt. 
Am Anfang wurde neben Uran-238 noch ein anderer Stoff genannt, der ebenfalls häufig verwendet wird in Brutreaktoren, nämlich der Stoff Throium-232; dieser verfällt ein wenig anders, doch das soll nur kurz angesprochen werden: Thorium-232 zerfällt durch Beschuss mit Neutronen zu Thorium-233, was ebenfalls eine Halbwertszeit von knapp 22 Minuten hat. Nach diesem Beta-Zerfallsprozess entsteht Protactinium-233, mit einer Halbwertszeit von 27 Tagen ein wenig mehr Zeit in Anspruch nimmt als der Zerfallsprozess des zuvor benannten Urans-238, doch das ist nicht weiter wichtig. Wichtig ist hingegen, dass es infolge dieses Prozesses zu Uran-233 zerfällt. Ebenfalls waffenfähig, ebenfalls aber auch brauchbar zur Energiegewinnung.  Theoretisch gibt es zur Funktionsweise auch nicht mehr zu sagen, Kritikpunkte wurden schon zuvor beleuchtet, womit man aber noch nicht ganz am Ende angelangt ist. Es gibt noch mehr Vorwürfe, die gegen diese Form von Reaktoren zu machen ist, der Vorteil liegt allein im zuvor benannten Punkt, dass Brutreaktoren ökonomisch effizient sind, da sie mehr Spaltmaterial erzeugen, als sie auf einmal verbrauchen können, sodass sie mit einer ersten Ladung nahezu unabhängig von äußerlichen Einwirkungen arbeiten können: Sie können mit einer anfänglichen Ladung an Material genügend eigenständig erzeugen, um keine weiteren Zulieferungen zu benötigen. Eine schöne Vorstellung, möchte man meinen; allein wegen dieser Prämisse plante man in Zeiten des geteilten Deutschlands, ein solches Kraftwerk zu errichten, man wollte isch unabhängig von ostdeutschen Zulieferungen von Uran machen, wollte sich nicht länger auf DDR-Uran verlassen müssen. Mit einem Brüter wäre es möglich gewesen, doch die Proteste und die damit vorgebrachten Argumente überwogen letztlich. Heute verlässt sich Deutschland auf russisches Gas. Was man davon halten möchte, ist jedem selbst überlassen, viele brächten infolge dieser Abhängigkeit die Autonomie der Atomreaktoren ins Spiel. Ihnen ist dieser Text gewidmet. 

Zur Verteidigung der Brutreaktoren, die Natrium zur Kühlung verwenden, sie noch einmal hervorgehoben, dass es durchaus zwar viele gute Gründe geben mag, die für seinen Einsatz sprechen, doch sie können beim besten Willen nicht die Gefahren überwiegen, denen sich die Arbeiter im Kraftwerk ausgesetzt sehen. Problematisch ist schlicht die Tatsache, dass diejenigen, die die Entscheidung zu treffen haben, selbst meist einen anständigen Sicherheitsabstand zur Gefahrenzone innehaben, wodurch ihnen die Entscheidung, sofern sie nicht ein höheres Maß an Empathie besitzen, recht leicht fallen dürfte. Natürlich mag Natrium eine geringere Schwelle zur Akquisition von Radioaktivität haben, und natürlich mag es mehr Wärme speichern können, um sie dahingehend abzuführen als Wasser, doch schaut man sich an, was sich im vorherig benannten Fall in Almeria zutrug, kann man nicht wissentlich für eine solche Anlage sprechen. Da wäre es doch besser, auf alternative Konzepte zu setzen, die weniger Gefahren mit sich bringen. 

Es gibt aber noch einen Punkt, der sich praktisch auf alle Formen von Reaktoren projizieren lässt, da sie alle eines Tages vom Netz genommen werden müssen, früher oder später, manche von ihnen wohl früher. Sobald ihr Rückbau, auf Englisch spräche man vom Begriff der decommission, also der Entschärfung - ein Ausdruck, der eigentlich nur bei Waffen gebraucht wird, vor allem bei Panzern -, beginnt, sollte gewährleistet sein, dass das einigermaßen unproblematisch vonstatten geht, sodass man sich keinen vorausgehenden Komplikationen gegenübersieht. So weit, so die fromme Theorie. Jedoch wurde das nicht überall beachtet, und ausgerechnet bei einstigen Vorzeigeprojekten stellte sich später heraus, wie teuer diese Nachlässigkeit würde. In Schottland stand ebenfalls eine Zeit lang ein Brutreaktor, bis er schließlich vom Netz gehen musste. Irgendwann musste er auch zurückgebaut werden, Gefahrenstoffe abtransportiert werden. Liest man einen Artikel darüber, erschienen auf der Seite Engineering & Technology Magazine, so kann man ihm zwei besonders wichtige Zitate entnehmen: 

  1. The reactor is essentially a large, metal bucket set into floor level inside the sphere. The bucket contains a very long honeycomb, where hundreds of smaller channels held metal rods with an outer metal cladding. The rods had different purposes in the reactor, including to make plutonium, reflectors to bounce energy back into the nuclear chain reaction, and fuel rods.
  2. Even getting to this point of removing the fuel has been a very long journey – the removal of the reactor’s liquid metal coolant, composed of sodium and potassium, was a significant challenge given its hazardous, volatile nature and its location in a tangled knot of complex pipework. Some of it had solidified and a special chemical reaction process had to be developed and tested before work could begin on the real thing.
Man darf sich fragen, wie lange Absprachen zwischen Architekten und Ingenieuren gelaufen sein mögen, bis man sich dazu entschloss, es so zu fertigen, und ob, wenn eine solch komplexe Struktur bei einem solch komplizierten Ding wie einem Atomkraftwerk drängend sinnvoll ist. Natürlich muss Sicherheit bei Konstruktionen derartiger Manier oberste Priorität haben, ausnahmslos, doch muss man sich auch angesichts der Nachbereitung des Konstrukts selbst fragen, wie komplex es sein darf, insbesondere in Fragen der Errichtung eines solchen Wurzelwerks, wie es hier errichtet wurde. 
Ein weiteres besonderes Augenmerk sollte überdies, wenn auch nur für einen Moment, auf die Tatsache geworfen werden, dass neben Natrium sich auch Blei zur Kühlung eignet. Obgleich giftig für den Menschen, neigt Blei zumindest seltener zu Reaktionen, insbesondere bei Wasserstoff - mit dem reagiert es gar nicht. Seine Schmelztemperatur liegt außerordentlich höher als die des Natriums (97,79°C), nämlich bei 327 Grad Celsius, was nicht zuletzt auch an seiner Eigenschaft als Schwermetall liegen mag. Es eignet sich auf jeden Fall noch ein Stück weit besser als Natrium, vor allem aufgrund seiner Reaktionsträgheit. Der Faktor der Toxizität lässt isch dadurch ausgleichen, dass Menschen ohnehin nicht in direkten Kontakt mit dem Kühlmittel geraten sollten, so oder so. Abgeschirmt werden muss der Stoff selbstverständlich, und so ließe sich Blei gänzlich als Ersatz für das Natrium einsetzen. In erster Linie sollte aber ohnehin in Betracht gezogen werden, gar nicht erst Brutreaktoren in Betrieb zu nehmen, wobei das in Ermessen der verantwortlichen Politiker in den Landtagen liegt, und nicht in dem irgendwelcher Schreiberlinge. 

III. Fazit zu den Reaktortypen - Stille Wasser reichen tief

Abschließend zu den Definitionen zu den verschiedenen Reaktortypen noch ein paar warme Worte zu ihnen (garantiert aber ohne etwaige Kernwärme): Sie alle bauen darauf auf, dass man letztlich mit Gefahrstoffen arbeitet, das war aber vorab klar. Was auch schon vorab erahnt wurde von einen jedem, der mit ein paar grundlegenden Kenntnissen in die Thematik einstieg, ist, dass sie alle Müll produzieren, der ihnen bereits vor dem Bau zulasten gelegt werden kann. Einzig und allein nicht klar war vorab, inwieweit sie bereits während des Betriebs Probleme darstellen werden. Nicht erwähnt wurde, ohne jegliche Parteilichkeit, vorab, dass sie alle natürlich über autonome Abschalteinrichtungen verfügen, welche einsetzen, sobald innerhalb der Technik Probleme auftreten, die den fortwährenden Betrieb beeinträchtigen, beispielsweise über spontane Ausfälle einzelner Teilstücke wie im Bereich des Kühlsystems: Sollte dort etwas ausfallen, legt sich das gesamte Kraftwerk lahm oder schaltet einen Notstromgenerator ein, der eine Überbrückung schafft, bis die Facharbeiter das Problem lösen konnten. An sich ist es eine Selbstverständlichkeit, doch vor einer unvorhersehbaren Kernschmelze schützt er dennoch nicht. Davor gefeit sind nur die Graphitreaktoren, alias Kugelhaufenreaktoren, da sie nicht auf dem Prinzip der Kernspaltung bauen. Da sie aber zu viele Stolpersteine beinhalten, und darum nicht effizient genug sind, sind sie nicht die Favoriten der Energiekonzerne, sie bauen lieber auf dem Risiko. 
Was sie alle vereint, ist überdies die fundamentale Gefahr, dass ihr Fundament um jeden Preis keinerlei Mängel aufweisen darf, da ein jeder Mangel eine Vergiftung der Außenwelt bedeuten kann, obzwar von Vorneherein keine Strahlung nach außen treten wird, dieser Mythos wurde bereits in einem vorherigen Kapitel entkräftet. Insbesondere bei Brütern kommt noch ein zusätzlicher Angstfaktor hinzu, nämlich die des Kühlmittels: Normale Reaktortypen können dieses Problem schnell von sich abschütteln, indem sie Kühlwasser verwenden, welches sie zwar auch durch seine Kontamination lagern müssen, welches aber insgesamt weniger Probleme bereitet, da es an sich weiterverwendet werden kann, wenn es nicht verdunstet. Oder etwa doch nicht? Selbst im Jahre 2019 ist diese Frage noch nicht abschließend geklärt, noch immer streitet man darüber, was man mit strahlendem Kühlwasser anstellen soll. Diesen Streit gibt es auch in Deutschland, Streitpunkt ist dabei ein Forschungsreaktor in Garching bei München, welcher an der Isar liegt. An sich emittiert er lediglich niedrig verstrahltes Wasser, weswegen, laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung, nach Ansicht der Technischen Universität keine Gefahr besteht, zum Leidwesen der Grünen, die die Bewilligung angreifen und dahinter ein Unding sehen, da diese Bewilligung bereits vor 20 Jahren schon einmal erteilt wurde, und die Isar schon in einem hohen Maße verstrahlt sei. In zwei aufeinanderfolgenden Sätzen weist sie aber auch auf einen wichtigen Punkt hin, der allein die Sinnlosigkeit der Kritik an der Bewilligung für den Forschungsreaktor bezeugt: Seine Abwässer machen gerade einmal 0,33 Prozent aus, während der Rest auf Kosten der Reaktoren Isar I und II zurückzuführen ist, inklusive der natürlichen Strahlung, die aber auch nur einen geringen Anteil halten dürfte. 
Was man also festhalten kann: Solange die Strahlung nicht zu hoch ist, kann das Wasser einfach wieder abgeführt werden in den Fluss, woher man es anfangs auch nahm. Und wenn es zu hoch ist? Dann müssen sich andere Wege finden lassen, um mit dem Wasser umzugehen. Wie damit umgegangen werden kann, zeigt beispielsweise Japan, welches die wohl umfangreichsten und tiefgreifendsten Erfahrungen in Sachen Atomkraft vorweisen kann, immerhin arbeitet es am intensivsten mit dieser Technik. Wie machen sie es dort? Zweierlei: Sie speichern es - und sie lassen es ins Meer ab. So zumindest schreibt man es bei heise. Wem heise aber nicht glaubwürdig genug ist, kann auch auf eine lokale Quelle zurückgreifen, die auch auf Englisch publiziert (da die Dichte an Japanologen und Sprechern der japanischen Sprache doch noch sehr gering ist). Dort zeichnet sich aber ein ähnliches Bild ab: Laut dem Asahi Shimbun sind TEPCO, dem Betreiber des havarierten Reaktors, die Hände gebunden, die Optionen sind knapp bemessen: Die Lagerkapazitäten sind bald erreicht, und die Option, das kontaminierte Wasser einfach in den pazifischen Ozean zu entlassen, ist kritisch, da auf diese Weise der maritime Lebensraum weiter gefährdet würde, auch wenn Experten dazu raten und bereits in der Vergangenheit dazu rieten. Nun ist Japan ein Land, welches flächendeckend Energie durch die Atomkraft erzeugt und als solches um ein Vielfaches mehr an Kühlwasser am Ende zu lagern hat; es sind Ausmaße, wie sie in Ländern wie Deutschland erst sehr spät erreicht würden, wenn überhaupt. Nichtsdestotrotz ist auch die Entsorgung des Kühlwassers eine Aufgabe gleich der Entsorgung des Atommülls: Die Entsorgung gestaltet sich nicht so einfach wie die des Bio- oder Papiermülls. Es handelt sich um Gefahrgut, das nie mehr das Licht des Tages erblicken darf. Es also einfach in die Welt hinauszulassen, ist (eigentlich) keine Option. Fische und Kühe mag einiges unterscheiden - Fische können schwimmen, Kühe nicht, beispielsweise -, doch was sie eint, wie auch jedes andere Lebewesen, ist die Tatsache, dass Strahlung jedweder Form zu genetischer Manipulation führt, häufig im negativen Sinne. Es wäre entsprechend verantwortungslos, insbesondere in Zeiten des Klimawandels und des daraus folgenden Artensterbens, verseuchte Abwässer in den Ozean abzuführen, weil man zuvor dachte, dass man problemlos günstigen Strom mit Atomkraftwerken erzeugen könnte, ohne dabei an morgen zu denken. Und nach uns die Sintflut - erst diese Denke hat uns in diese Situation gebracht, jetzt muss darüber nachgedacht werden, wie man mit dem geringstmöglichen Schaden wieder aus der Sache herauskommen kann. Das Verseuchen des maritimen Biotops ist dabei der größtmögliche Schaden. 

IV. Die «positiven» Aspekte der Atomkraft

Bei diesem Titel dürfte sich so manch ein Schelm ins Fäustchen gelacht haben und gesagt haben, dass dieses wohl eines der kürzesten Kapitel in diesem Text werden könnte. Der Autor selbst verbirgt sich vor etwaigen Vorwegnahmen bezüglich der Länge des Kapitels, allein der Ausdruck lang liegt auch immer im Auge des Betrachters (was sich in vielerlei Hinsicht verstehen lässt). Nur eines lässt isch vorab sagen: Auch dieses opportune Kapitel wird genauso fair behandelt wie alle zuvor aufgeführten auch, auch wenn dieses schon recht weit hinten liegen mag. Fair bedeutet aber auch, dass rückblickend positiv angesehene Punkte sich am Ende als Irrtümer erachtet werden können. Nicht alles, was glänzt, ist auch wirklich Gold, wie man zu sagen pflegt. 

IV.i. Günstiger Strom - der Preis ist heiß

Schon zuvor wurde angedeutet, was jetzt kommt: Atomstrom profiliert isch vor allem durch ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis. Soll heißen: Wer Atomstrom bezieht, zahlt meist weniger als jemand, der Kohlestrom bezieht. Das liegt vor allem daran, dass die Erzeugung von Atomstrom ressourcensparend ist: Während man Kohle mit schwerem Gerät in der Lausitz aus der Erde freisetzen und hieven muss, werden radioaktive Mittel zur Spaltung kostensparend in Afrika gefördert; zwar unter unmenschlichen Bedingungen, aber dafür eben günstig. Und wer mag bei Sonderangeboten schon auf sowas Lapidares wie Menschenrechte achten? 
Wer das als zynisch empfand, sollte sich noch einmal ins Gedächtnis rufen: Die Atomkraft wird noch immer angewandt, auch in Deutschland, und seine Befürworter leben auf, auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg konnte sich trotz ihrer Ablehnung der selbigen nicht erwehren, dass sie eben auch positive Aspekte birgt. Selten wird aber in voller Bandbreite über sie diskutiert, über alle Facetten, die mit ihr einhergehen (der Atomkraft, nicht Greta Thunberg). Eine dieser Facetten ist auch der Raubbau, der betrieben wird, damit dieser günstige Strom erzeugt werden kann. Zum Preis kommt gleich noch mehr, zunächst einmal soll über den Grund seines finanziellen Faktors gesprochen werden, nämlich der Rohstoff, der gebraucht wird, der Atomstrom zu dem macht, was er ist, nämlich Atomstrom. Denn nichts ist enger damit verbunden als der Rohstoff als das Herz aller Dinge (sofern nicht bereits die Facharbeiter aus den Kraftwerken, organisiert durch eine Gewerkschaft, zum (General)Streik aufrufen). 
Wenn man recherchiert, stolpert man selten über aktuelle Artikel zum Uranabbau in Afrika, wo es aber am meisten und am günstigsten produziert, oder besser gesagt: Abgebaut wird. Dass Artikel darüber aber alt sind, heißt nicht zwingend, dass sie auch aus der Zeit gefallen sind, immerhin hat sich seit Afrika kein so lukrativer Kontinent finden lassen, in dem man so ungeschoren und ungestüm günstige Rohstoffe kriegen kann. Immerhin hat sich vor Ort keine bodenständige Industrie etablieren können, stattdessen ließ man den freien Markt walten, nachdem zuvor die Kolonialmächte Europas den Kontinent geplündert, gegängelt und erniedrigt haben. Man ließ die europäische Industrie in den Kontinent einwandern und dort sesshaft werden. Die Folge: Giganten wie Nestlé (in der Nahrungsmittelindustrie) haben vor Ort an sich gerissen, was nur ging, und gleich taten es ihnen auch Energiekonzerne, wenngleich es auch in erster Linie nicht die Granden Vattenfall, e-on oder dergleichen sind. Zu hören sind eher andere Namen, wie auch aus einem Artikel von ZEIT ONLINE aus dem Jahr 2011 zu entnehmen ist, wenn es um die folgenträchtige Bereinigung von Gesteinen zur Gewinnung von Uran geht: 
Hinter Rössing steht Rio Tinto, der Minengigant. Lyamunda weiß von Niger, wo dem französischen Staatskonzern Areva praktischerweise gleich das Krankenhaus gehört, in dem von Amts wegen niemals Lungenkrebs diagnostiziert wird.
Es sind nicht zwingend Namen, die, wenn man nicht bereits vollends im Thema steckt, geläufig sind, doch es sind eben europäische Energiekonzerne, es ist keineswegs die Rede von friedlich schuftenden, mittelständischen Unternehmen, die versuchen, mit ihren knapp 35 Mitarbeitern die Wirtschaft ihres Landes anzukurbeln, damit sie alle zu ihrem Lebensabend von einer anständigen Rente leben können. Sucht man im Internet nach Rio Tinto, so stößt man auf, wie auf Wikipedia zu lesen ist, das drittgrößte Unternehmen im Bergbau, weltweit, mit einem Umsatz von über 40 Milliarden US-Dollar. Das liegt fernab des Mittelstandes, Friedrich Merz spräche wahrscheinlich von der unteren Oberschicht. Dass sich ein solches Unternehmen nicht geniert, toxische Schlämme in Flussbetten zu kippen, obwohl dieser Fluss Bauern in der Region, in der man abbaut, den kargen Lebensunterhalt sichert, ist wenig verwunderlich, aus zwei Gründen: Jegliche zuständigen Kommissionen in den Ländern, in denen Konzerne wie Rio Tinto ihren Hauptsitz wissen, kümmern sich nicht um derartige Menschenrechtsverletzungen, und die Regierungen vor Ort profitieren durch solche Geschäfte, immerhin erteilen sie die Zulassungen für solche Projekte. Sie lassen sich Zulassungen zu solchen Geschäften gut bezahlen, solange sie auch die Bodenrechte innehaben. Die Unternehmen selbst wissen sich auf legalem Grund und Boden, immerhin nutzen sie lediglich die Möglichkeiten, die ihnen rechtlich gesehen offenstehen; solange sie nicht von vorneherein rechtlich dafür belangt werden, tun sie, was sie nicht lassen können. An morgen denkt dabei niemand, weder in ihren eigenem Leben, noch im Leben derjenigen, den sie wissentlich schaden. In Europa (oder anderswo) kriegt man davon nahezu gar nichts mit, hierzulande ist man eher darum besorg,t was wohl passieren könnte, käme es zum großen Knall. Den Menschen vor Ort ist dies wohl hingegen egal, ihr Leben wurde bereits durch den Uranabbau zur Genüge geschädigt, ein GAU wäre für sie wohl auch keine größere Tragik mehr. 
Kapitalisten könnten dagegen einwenden, dass die Afrikaner jeglicher Couleur selbst Schuld daran trügen, immerhin hatten sie sich entweder nicht zuvor rechtlich abgesichert, hatten also beispielsweise keine Papiere vorzuweisen, die ihnen den Besitz des Grund und Bodens bescheinigten, oder aber verkauften ihnen naiv das Land für einen Apfel und ein Ei, unwissend über den wahren Wert ihrer Besitztümer. Dergleichen hört man des Öfteren, und die Argumente erinnern an einen bestimmten Moment in der Geschichte: Es erinnert an die Ankunft der ersten europäischen Siedler in der Neuen Welt; diese kauften anfangs, im heutigen Neuengland, ebenfalls Land billig auf, um auf diese Weise in erster Instanz die Natives zu vertreiben. Später ging man schon ruchloser vor, doch zu der Zeit war auch schon jeder Schleier von den Neuankömmlingen ab. Bekannt ist hingegen von der Anfangszeit die Geschichte des Niederländers Peter Minuit, der die Bewohner der heutigen Insel Manhattan für läppische 60 Niederländische Gulden abkaufte, heute wären das in etwa 13,64 Euro. Nicht viel, würde man sagen, für eine ganze Halbinsel, auf der heute eine der umfassendsten Städte der Welt thront. Doch warum gelang Minuit dieser Coup seines Lebens? Weil die Lenape-Indianer, denen er die Halbinsel abkaufte, keine Ahnung vom System hatten, welches man gegen sie gebrauchte. Man stülpte ihnen ein System über, welches sie nicht verstanden, und zwang sie regelrecht dazu, daran mitzuwirken. Die Natives hatten damals aber auch keinen Zweifel an der Rechtschaffenheit der Neuankömmlinge, immerhin dachten sie, dass es Götter wären, die zu ihnen gekehrt seien, und die Europäer nutzten diese naive Gutgläubigkeit aus, um in ihrer Gier mehr Hab und Gut an sich zu reißen. Sie hatten keine Skrupel, und drängten die Natives infolge der Geschichte immer weiter ins Abseits, bis zur Ausrottung, wenn man so will. Heute scheint sich die Geschichte anderweitig zu wiederholen: Infolge der Kolonialisieurngen Afrikas trieb man die Menschen vor Ort in die Armut, proliferierte bestehende Stammeskriege, um das Gerüst der dortigen Gesellschaften weiter zu zerrütten; man nahm Ressourcen mit, und installierte Stellvertreter, um eigene Staaten zu errichten. Später, als die neu errichteten Staaten nach und nach ihre Unabhängigkeit von ihren einstigen Lehnsherren erklärten, entsand man die Unternehmen, auf dass sie die Staaten Afrikas unterstützen sollten. So oder so ähnlich kann man wohl ihren selbstherrlichen Auftrag wohl benennen. In Wirklichkeit sah es aber so aus, dass man, nachdem man nicht länger die Kontrolle über die Staaten hatte, andere Wege brauchte, um die Ressourcen rückzuführen. Irgendwie musste man ja an die Güter gelangen, an die exotischen Früchte und dergleichen. Und wenn man es nicht länger exportieren kann, braucht man andere Wege, legale Wege. Das Unternehmertum bietet sich dafür an. Und der Markt weiß: Je mehr, desto besser. Und solange die korrupten Herrscher vor Ort um nichts verlegen sind, soll auch ihnen jedes Mittel recht sein, welches sich ihnen bietet. Die Unabhängigkeit der Staaten nahm man billigend in Kauf, da man wusste, dass die Systeme vor Ort, die sich in Kämpfen nach und nach herausbildeten, niemals unter der Führung eines anständigen Mannes oder einer anständigen Frau stünde, dafür war schlicht und ergreifend kein Boden beschaffen. Man würde auch nicht davon ausgehen, dass eine Suppe, die man erst versalzt und am Ende weiter köcheln ließ, ohne weitere Veränderungen an ihr vorzunehmen, am Ende zu einem Hit würde; sie blieb am Ende, wie man sie hinterließ. Und so kam es am Ende auch in Afrika, und man hatte einen Scherbenhaufen voller korrupter Staaten, regiert von Autokraten oder lokal agierenden Milizen oder terroristischen Organisationen. 
Den Kolonialherrschern war es auch gar kein Interesse, dort für Sicherheit und Stabilität zu sorgen, man sah den schwarzen Kontinent lediglich als ein Warenlager, in welchem sich jeder selbst bedienen konnte. Irgendwann kamen dann die hinderlichen Bewohner auf die Idee, dass es so nicht weiter gehen könne, und sie begehrten auf. Nachdem das Niederschlagen nicht gelang, heckte man einen neuen Plan aus, und ließ es schließlich zu, dass die Menschen unabhängig werden, nur, um dabei zuzusehen, wie Darwins Gesetz desjenigen, der sich besser an neue Situationen anzupassen weiß, am Ende auch die Oberhand behielte, griff, und so kam es schließlich auch: Die Miliz, die als erste die Macht ergreifen konnte, gewann, und mit der schloss man sich anschließend kurz, um Verträge auszuhandeln. Menschenrechte? Fehlanzeige. Lieber gierte es nach den Profiten. Und so kam es schließlich, dass auch heute noch vor aller Menschen Augen Menschen wissentlich vergiftet werden, damit in Europa billiger Strom fließen kann, vor dem man sogar selbst noch Angst haben mag. Doch die Konzernchefs kümmert es nicht - und nach uns die Sintflut... 

Nun aber genug des populistisch-historischen Schnellexkurses zur Lage Afrikas und wie es dazu kam, zurück zum eigentlichen Thema, den Kosten der Atomkraft. In Afrika baut man die Rohstoffe ab, die man braucht, und das unter menschenunwürdigen Zu- und Umständen. In Europa predigt man den Einhalt der Menschenrechte, doch jenseits des Teichs, am anderen Ufer, springt man mit Menschen um wie mit Sklaven, deren Gesundheit und Lebensverhältnisse egaler nicht sein könnten. Schlimmer sind dabei nur die Rechten,die meinen, dass die Zahlen an in Europa eintreffenden Migranten gedeckelt werden müssten, weil es ihnen nach Gerechtigkeit und einem Ausgleich dürstet. Auf Safaris sieht man eben auch nur, was man als Tourist sehen möchte, und nicht, was man sehen könnte. 


IV.ii. Ein bitterer Beigeschmack

Der Text mag in Teilen verurteilend und zynisch klingen, doch muss man sich eines ins Gedächtnis rufen: Die Menschen, die vor Ort leben, die in den Minen arbeiteten und es (noch) heute tun, wurden vorab zumeist nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass, sobald sie unter Tage dort arbeiten, sie praktisch ihr Todesurteil unterschreiben, Sicherheitsvorkehrungen wurden nicht getroffen. Und wir sprechen nicht von einer Zeit, in welcher man es nicht besser wusste, diese Zeit war zu dem Zeitpunkt schon lange vorbei. Man ging bewusst über Menschenleben hinweg, um billig Uran zu fördern, hauptsächlich in Ländern wie dem Niger, Namibia oder Tansania. Man ging - besonders in Namibia - so weit vor, zu sagen, dass man die Tatsachen vertuschte, um die Betroffenen im Verborgenen über ihren Gesundheitszustand zu bewahren, damit sie auch nicht auf die Idee kamen, ihren ehemaligen Arbeitgeber vor Gericht zu bringen; das hätte wahrscheinlich zu einer Sammelklage geführt, und die wäre teuer geworden. Und sowas mag man ja nicht haben. Wer aber mehr darüber wissen möchte - es handelt sich übrigens immer noch um Rio Tinto -, erfährt in diesem ZEIT-ONLINE-Artikel noch mehr. Die Rede ist auch des Öfteren von der Rössingmine, auch schon im vorherig verlinkten Artikel. Bei ihr handelt es sich um die größte Uranmine der Welt, gegründet 1976. Laut Wikipedia liegen in dieser Mine zwischen 100.000 und 220.000 Tonnen Uran, wobei der Urangehalt im Erz äußerst gering ist, lediglich 0,045 Prozent, wo der Durchschnitt weltweit bei etwa 0,15 Prozent liegt. Dennoch fördert diese Mine knapp an die zwei Prozent des weltweiten Uranbedarfs, was beachtlich ist für eine einzelne Mine. Rechtfertigen kann das selbstverständlich nichts, aber eine Erwähnung sollte es dennoch wert sein. Interessant ist es aber zugleich auch in einem anderen Zusammenhang: Im Quartal des letzten Jahres hat Rio Tinto Anteile seiner Rössing-Mine an die Chinesen verkauft. Ob es Intuition war, oder nur ein genialer Coup, bedingt durch rückläufige Fördermengen, darüber kann man streiten, Fakt ist aber, dass damit auch einem weiteren großen Lieferanten und Akquisitor eines Kontinents in die Hände gespielt wird. Folgt man aber dem Wortlaut eines Artikels der Seite MINING, dann war der Hauptgrund wohl ein Zuviel an Förderleistung, die das Unternehmen dazu vernlasste, knapp 70 Prozent der Anteile an die Chinesen abzustoßen (Namen sind bei chinesischen Unternehmen faktisch wertlos, da der Staat ohnehin alles lenkt, und ausländische Unternehmen nur in Form von Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen Fuß fassen können im Reich der Mitte). Verantwortung lässt sich aber für begangene Taten nicht damit abschütteln, theoretisch müsste Rio Tinto vor einem internationalen Strafgerichtshof verklagt werden, doch wer wäre man schon, den Markt zur Rechenschaft zu ziehen für etwas, das er doch nur zum Wohle aller tat? 


IV.iii. Auch Frankreich ist Mittäter

In Deutschland selbst, und auch in osteuropäischen Ländern, wird Atomkraft (noch) betrieben, das steht außer Frage. Auch in Frankreich wird sie noch genutzt, dort aber noch aktiver als in Deutschland, wenngleich beide Länder sich rühmen, sie ins Endlager der Geschichte zu verfrachten, in kleinen Schritten. Doch solange man es noch gebraucht, braucht man auch einen Treibstoff, der die Versorgung am Leben erhält, ansonsten nützen die Reaktoren nichts. Und darum hat Frankreich seine eigene persönliche Mine, welche man mit arbeitswilligen Afrikanern bestückte, damit diese die todbringende Arbeit erledigen. Das kursiv geschriebene Attribut ist natürlich nur ein kleiner zynischer Scherz, der nicht vollkommen wortwörtlich zu verstehen ist: Der Staat Frankreich ließ die Mine dort errichten. Dort, das ist der Niger, ehemals französische Kolonie. Wo, wenn nicht in einstigen Besitztümern, ließen sich problemloser Erze dieser Art schürfen? Eine überregionale afrikanische Nachrichtenseite - African Arguments - hat die Tragik der Uranmine in Arlit aufgearbeitet; besonders ein Zitat von einem Journalisten, der sich zuvor mit dieser geradezu korrupten Manier des westlichen Marktes auseinandersetzte,  sticht dabei heraus: 
“In the West you need a bookshelf full of permissions and certificates. In Niger, you give someone a spade and two dollars a day, and you’re mining uranium”, wrote journalist Danny Forston when he visited the town.
Es ist das Argument, was auch schon hier einmal fiel:  Europäer sind nur äußerlich um Menschenrechte besorgt, und vor allem nur in ihren eigenen Breitengraden. Menschenrechte, so weit das Auge reicht - diesen Ausdruck muss man wörtlich verstehen, damit er funktioniert im Verständnis des Westens. 
Zugegebenermaßen wäre es aber partiell Unrecht, es den einfachen Menschen selbst vorzuhalten, dass in Afrika Menschen ihresgleichen ausgebeutet werden wie Sklaven in finstersten Zeitaltern, immerhin können sie selbst nichts dergestalt bewegen, dass es ein Ende fände. Verzicht wäre eine Option, doch dafür müsse sich eine kollektive Bewegung von mindestens drei Vierteln aller Verbraucher zusammenfinden, die das über Monate hinweg durchhält, und je nach dem, welches Unternehmen man speziell herausnimmt, beispielsweise Nestlé, wird dieser Verzicht so entbehrungsreich, dass es praktisch menschenunmöglich wird, weil das Unternehmen vor Bekanntwerden von Menschenrechtsverletzungen sich so stark aufblies, dass es die Menschen in nahezu allen möglichen Sparten ihres Alltags vereinnahmte. Kurzum: Man kann das Unternehmen nicht länger meiden, ohne dabei ein negativ beeinflusst asketisches Leben zu führen, ähnlich einem Eremiten. Und das nur, damit Großkonzerne sich dazu verpflichten, Menschenrechte einzuhalten? Das gleiche der Gängelung des Verbrauchers aufgrund der Verfehlungen der Konzernchefs. Man macht einen unbeteiligten Dritten zum Täter, während der eigentliche Täter sich nahezu unbescholten aus der Affäre winden kann. 
Liest man aber noch weiter im oben verlinkten Artikel, stößt man abermals auf einen Fall, der in Teilen auch schon behandelt wurde im leicht angeheizten Abschnitt zu den europäischen Kolonialmächten, die einstmals die indigenen Völker Nord-, Mittel- und Südamerikas nahezu ausradierten: 
In 2014, Niger attempted to re-negotiate. As the agreement came up for renewal, the government called for the tax breaks to be removed and for the low royalty rate to be raised from 5.5% to 12-15%. Areva insisted this would make its activities unprofitable and suspended operations for two weeks during negotiations, officially for maintenance reasons.
Was wird ausgesagt? Dass Areva als in weiten Teilen staatseigener Konzern die Oberhand behält, nachdem er auch den Kontrakt mit dem Staate Niger weitestgehend selbst gestrickt hat.  Warum konnte er das? Weil die Nigerianer im Parlament entweder slebst nicht wussten, in was sie dabei gerieten, oder weil man ihnen selbst Vorteile versprach, von denen sie profitierten. Da aber Jahre später eine erneute Verhandlung angesetzt wurde, ist von ersterem auszugehen, und insofern auch von einem Szenario ähnlich dem zwischen den Lenape-Indianern und dem Niederländer Peter Minuit (ein ähnliches Beispiel wäre noch das der Engländer im heutigen Delaware, die auf traurige Art und Weise die Redensart «Das geht auf keine Kuhhaut» prägten, doch handelt es sich dabei eher um eine Legende als um eine wahre Begebenheit, weswegen es hanebüchen wäre, davon Gebrauch zu machen): Man zwang die Eingeborenen dazu, in einem System mitzuwirken, zu partizipieren, welches sie selbst nicht verstanden, und so war es den Europäern ein leichtes, sie über den Tisch zu ziehen. Was aber noch verheerender war, war der Schritt, den man beging, nachdem die Regierung des Niger eine Neuverhandlung forderte: Man sagte ihr, dass es für sie nicht mehr rentabel wäre, bei höheren Provisionen für das Land dort zu arbeiten, und zeigte ihnen sogleich, was passiert, wenn sie weg sind, praktisch als Warnung. Ist das die feine englische Art? Nein, aber die Franzosen sind auch keine Engländer. Was bedeutet das aber für die Afrikaner? Dass man sie, sobald man sich bei ihnen einnistete und sie einstellte, im Würgegriff hält. Ihr habt uns reingelassen, und jetzt tanzt ihr nach unserer Pfeife; wenn euch das nicht passt, dann lassen wir euch in eurer gottgegebenen Armut zurück, bis ihr uns auf Knien anfleht, zu noch miserableren Konditionen zurückzukehren - so in etwa kann man sich diese mafiösen Methoden erklären. Areva verhält sich wie ein Kuckuck im fremden Nest, wie ein Moskito an seinem Wirt. Vor allem zeigt es aber die rücksichtslose Arroganz der Großkonzerne: Nicht nur hat man keine ethischen Skrupel, ein ganzes Land auszubeuten, weil es zeit seiner Existenz keine Chance hatte, selbst einen eigenen, starken Wirtschaftsraum zu etablieren, sondern erbosten sich, ihnen auch noch unverhohlen von oben herab zu drohen, dass man sie gegebenenfalls in den Bankrott triebe, man einfach abzöge, wenn man es wage, fairere Konditionen aushandeln zu wollen. Man wollte also nicht einmal verhandeln, sondern sich weiterhin bei ihnen bedienen, als ob man ein Anrecht darauf hätte. Auf diese Weise lassen sich insofern neokoloniale Strukturen errichten. Wir stellen hier die Regeln auf, und ihr habt uns gefälligst zu gehorchen, ansonsten sind wir raus, und ihr könnt sehen, wo ihr bleibt - und dabei werden noch nicht einmal angemessene Arbeitskonditionen - insbesondere in Sachen Arbeitnehmerschutz und sicherem Arbeitsumfeld - gestellt, man arbeitet also auf Ausbeuterniveau. Als Vorreiter in moralischen Fragen kann man sich insofern nicht profilieren. 
Der Artikel liest sich in dieser Machart weiter; Areva ist ein Fluch für dieses Land und weist vor allem auf, wie verantwortungslos der Markt zu handeln versteht, wenn niemand ihn in die Schranken weist. Es ist ein abgekartetes Spiel, könnte man meinen, doch müsste man sich dahingehend fragen, wer die weiteren Akteure in diesem Stück sind. Und um das herauszufinden, müsste man noch weitreichendere Recherchen ausführen, die aber noch weiter am eigentlichen Thema dieses Textes vorbeigingen. Für den Moment lässt sich festhalten, dass, egal, woher ein Unternehmen kommt, es in erster Linie vor allem auf Profite um jeden Preis aus ist, und es ihm dabei gänzlich gleich ist, wessen Leben es dafür opfer,t solange es nicht das eigene ist. Irgendjemand muss das Geld ja einstecken. und solange man in der Nation, die sieben Prozent der weltweiten Uranvorkommen schröpfen kann ohne Reue, warum sollte man dann Nein sagen? 


IV.iv. Ist Atomstrom günstiger als Kohlestrom?

Nun zum Thema, was eigentlich die positiven Aspekte der Atomkraft beleuchten soll, nämlich der günstige Preis, den man erhält, wenn man statt der konventionellen Kohlekraft auf Atomkraft setzt. Landläufig wird immerzu darauf plädiert, dass man nur halb so viel zahlt pro Kilowattstunde, wenn man Atomstrom bezieht. Aber stimmt das auch? Die Antwort: Nein (Und nach und nach entwickelt sich dieses Kapitel zur Verlängerung des vorangegangenen, doch dazu später mehr). Doch auch hierzu sind die meisten Artikel bereits einige Jahre älter, manche von ihnen besuchen mittlerweile die Förderstufe. Woran aber liegt es, wo doch der Preis pro Kilowattstunde vermeintlich günstiger ist für den Rezipienten, den Kunden? Die Sache ist eben nicht so einfach, wie die Rechnung es einen wissen lassen möchte. Der Teufel steckt eben im Detail (fest). Wie man vielerorts lesen kann (beispielsweise beim Wirtschaftsdienst, oder in einem Blogeintrag der FAZ), müssen hierfür die sogenannten Externalitäten beachtet werden. Was das genau bedeutet? Plump ausgedrückt sind Externalitäten nichts anderes als die vorauszusehenden Kosten, die durch etwas stehen können, praktisch variable Kosten, bei denen aber nicht sicher ist, ob und wann genau sie eintreten werden, und auf wie viel [hier Währung einfügen] sie sich belaufen werden. Je nach dem, wovon bei ihnen genau die Rede ist, scheuen auch Versicherungen sie, so beispielsweise bei Atomkatastrophen: Atomstrom ist erst einmal (für den Kunden) günstig, und so bevorzugt er ihn. Doch wie schon in aller Ausführlichkeit in diesem Text geschildert, bergen sie ein außerordentliches Risiko, welches, wie behauptet, sogar Versicherungen nicht geheuer ist, weswegen man bei kaum einer Versicherung eine Police gegen Atomkatastrophen abschließen könne. Sie haben den erstmaligen Impakt, der schon mit Kosten in Millionen- bis Milliardenbereichen schwelgt, und später folgen noch weitere Kosten. Das tut sich keine Versicherung an, und kein Kunde wäre bereit, einen entsprechend hohen monatlichen Versicherungsbetrag zu bezahlen, das wäre schlichtweg unbezahlbar. 
Wie aber entstehen Kosten, die am Ende nicht vom Kunden selbst getragen werden? Es sind wohl Zertifikate, die hierbei ausschlaggebend sind, der Staat fördert mitunter grünere Stromgewinnung, und sofern man es schafft, sich auf Umwegen über Ecken und Enden Zertifikate und sonstige Etiketten zu erwerben, die den ordinären und gefährlichen Atomstrom als einen Strom aus erneuerbaren Energien zu zertifizieren, dann ist es umso besser und die Kosten, die durch Externalitäten, auf welche sich der Reaktorbetreiber letztlich vorbereiten muss, da er die Kosten für Katastrophen, die von ihm ausgehen, tragen muss, entstanden sind, sind faktisch ausgeglichen, ohne ein Umwälzen auf den Kunden und ohne eine Schmälerung im Profit. 
Manch einer, der sich aber vielleicht besser auskennt in Sachen Finanzierung von Strom, mag das vielleicht aber für Humbug halten, was er hier liest, und erleidet schon Schwindelanfälle ob der vielen Halbwahrheiten, die hier schwarz auf betongrau zu lesen sind. Daher ein Zitat aus dem oben verlinkten Blogeintrag der FAZ (die (veralteten) Zahlen sind nicht von Belangen, es geht um das Finanzierungsmuster): 

Ohne externe Kosten zahlt ein durchschnittlicher deutscher Haushalt etwa 60 Euro im Monat für ca. 300 kWh Stromverbrauch, ausgehend von einem Preis von 20 Cent pro kWh (inklusive aller Nebenkosten). Davon, habe ich angenommen, entfallen aber nur 2 Cent auf die eigentliche Stromerzeugung (denn Atom ist ja ganz billig), 15-18 Cent sind Nebenkosten und Steuern.
Man könnte wohl von Gewinnaufschlägen sprechen, die der Kunde zu tragen hat, und der tatsächlich in der Produktion recht günstige Atomstrom wird künstlich verteuert, damit die verantwortungsvollen Konzernchefs auch den ihnen zustehenden Lohn erhalten für ihre wertvolle Arbeit am Menschen. Letztlich ist aber Atomstrom nicht so billig, wie man meinen könnte, doch damit die obige Erklärung, so lapidar sie vielleicht sein mag, ein wenig einleuchtender ist, hier noch einmal zwei kurze Begriffserklärungen zum «Externalisieren», und zum «Internalisieren»: 

Externalisieren: Das Abwälzen der Kosten auf die Gemeinschaft, zum Beispiel (oder eben)  dem Steuerzahler (wahlweise vielleicht auch die Belegschaft, Kosten sind ja schließlich nicht nur die Gelder, die verloren gehen könnten, sondern auch Profite, die verloren gehen und somit das Gleichgewicht aussetzen. Warum also nicht die Belegschaft stattdessen rationalisieren?)

Internalisieren: Die Zurechnung externer Effekte (siehe Externalisieren) auf den Verursacher. 

Was kann man also sagen? Die beiden könnten theoretisch miteinander harmonieren, wenn wir es mit einem verantwortungsbewussten und respektierlichen Verursacher zu tun haben. Einer, der sich der Externalität von Atomkraftwerken, also der Gefahr, die von ihnen ausgeht, und die Kosten, die dadurch schon im Voraus entstehen (als Assekuranz, wenn man so will), auf das eigene Unternehmen abwälzt, ohne dabei beim Personal zu sparen oder zu rationalisieren, doch solche Chefs sind so selten wie Staatsmänner (und -frauen) in der Politik. Den Profit an die Zielspitze zu setzen ist ein grundlegender Fehler, der aber die Unternehmenspolitik insgesamt verdirbt, wenngleich es doch Maß aller Dinge theoretisch sein mag, da man ohne einen ständig wachsenden Profit schnell in die Insolvenz rutschen kann. Und ist man erst einmal dort angelangt, kommt man nur selten wieder hoch. 
Was lässt sich also diesbezüglich sagen? Ja, Atomstrom ist in erster Instanz weitaus günstiger als beispielsweise Strom aus der Windkraft, doch diese Schlussfolgerung wird in zweiter Instanz wieder zurückgestellt, malt man sich einmal aus, was passiert, wenn eine Katastrophe passiert, wer mehrheitlich die Kosten tragen wird: Das sind wieder die Steuerzahler, die einfachen Bürger, insbesondere die, die in der Nähe eines Kraftwerks wohnen, und sogar die, die niemals Atomstrom in ihrem Leben bezogen. Auf Dauer wird der Atomstrom alle mit sich in den Tod reißen, und vielmehr noch in die Kostenfalle. Man sollte sich also nicht allzu sehr hinters Licht führen lassen, die Sache hat - auch bei der Atomkraft - immer einen Haken. 


V. Schlusswort

Abschließend, wenn auch abrupt, soll hier das Kapitel nun enden. Manch einer mag sich jetzt fragen, warum es ausgerechnet jetzt enden muss, wo doch noch nicht all die tollen positiven Aspekte der Atomkraft beleuchtet wurden, wie beispielsweise [...] oder [...]; währenddessen sind andere wohl froh über das baldige Ende und strotzen voller Stolz, weil sie es bis hierher geschafft haben, ohne sich demnächst in Biblis I oder II in ein Kühlbecken zu stürzen, um ihrem jämmerlichen Dasein ein Ende zu bereiten. Fakt ist aber, dass es schlussendlich keine positiven Aspekte mehr gibt, der Text nähert sich also unweigerlich seinem jähen Ende. Traurig muss man darum nicht sein, immerhin wurde alles Wichtige zum Thema Atomkraft behandelt, auch wenn der Text mit knapp vierzig Seiten geschätzt relativ kurz ausfiel, eine Brève, wenn man so will. Was lässt isch also abschließend sagen? Nur eines: Ja, mit den erneuerbaren Energien geht es nur schleppend voran, und es wird wohl, sollte dieses Tempo eingehalten werden, noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wird über Windkraft, Wasserkraft und Sonnenenergie unseren gesamten Energiebedarf abdecken können. Die Atomkraft, sollte man sich nach einer flink umgesetzten Alternative umsehen, stellt aber keine sichere und vernünftige Option dar. Deutschland baut seine Meiler nach und nach alle zurück und wird darum auch in gewissen Kreisen als Vorbild erachtet. Nicht nur hat man auf diese Weise aus der Vergangenheit lernen können, sondern hat man damit auch abermals die Rolle des Leitwolfs angenommen, an dem sich Länder wie Frankreich ein Vorbild nehmen sollen. In Polen ging man dafür einen krassen Schritt in die andere Richtung und eröffnete - pünktlich zum Klimagipfel, welcher in Kattowitz ausgetragen wurde - die Veranstaltung mit Räumlichkeiten, die unverkennbar daran erinnern sollten, dass Polen an seiner Kohle hängt, und daraus keinen Hehl machen möchte (in einem Land, das, laut Gizmodo 78 Prozent seiner gesamten Energieversorgung mit Kohleenergie bestreitet, ist das durchaus verständlich, doch sollte man sich zur Klimakonferenz ein besseres Ambiente überlegen, womit man seine Gesprächspartner nicht wie eine Gruppe voller geladener Feinde vorführt). Wer aber die Fakten in diesem Text durchging, dürfte sich über eines sicher sein: Mit der Atomkraft ist keine Zukunft zu wollen, man wird nur sich selbst und seine engeren Nachbarn ins Elend stürzen, für nichts und wieder nichts. Was die Kohle angeht, so sollte ihr ein eigener Text gewidmet sein, doch dürfte man sich nach diesem Text sicher sein: Auch ihr zu Ehren wird kein wohliges Resumée ausfallen. Wer möchte, könnte es in Zukunft lesen. Vielen Dank. 

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