Wort zum Sonntag – 2019, KW 33

Wort zum Sonntag, dem 18. August 2019

Greta Thunberg ist nach eingehender Recherche in die Möglichkeiten, wie sie möglichst klimafreundlich den Atlantik überqueren kann, in See gestochen mit dem deutschen Skipper Boris Herrmann. Binnen zwei Wochen möchte sie nunmehr vom südwestenglischen Plymouth nach New York zu einer Klimakonferenz aufbrechen. Es ist die wohl denkbar klimaneutralste Methode, nach Übersee zu reisen, zugleich setzt sie damit ein Zeichen: Sie macht das, was sie seit Jahr und Tag predigt. Dennoch erntet sie dafür massive Kritik – eigentlich zu Unrecht. Einiges wird dadurch aber vor allem deutlich: Die Heuchelei beider Seiten. 
Die junge schwedische Klimaaktivistin hat zeit ihres Einstands für das Weltklima viel Kritik ernten dürfen, vor allem ihres Alters wegen. Noch nie fühlten sich wohl so viele berufstätige Erwachsene so sehr auf der Nase herumgetanzt von einer Schülerin, die zunächst als Schulschwänzerin bekannt wurde, um dann nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung praktisch Vollzeitaktivistin zu werden. Europaweit in erster Instanz und daraufhin weltweit bewegte sie vor allem junge Menschen in der «Friday's For Future»-Protestbewegung (FFF), sich mehr für das Klima einzusetzen und die Politiker dazu zu motivieren, ihre Politik entsprechend des Kampfes gegen ein steigendes Klima auszurichten. Warum zumindest ich nicht viel vom Protest als solchen, wie er derzeit praktiziert wird, halte, habe ich schon anderswo dargelegt, wobei das auch weniger das Thema ist. Das Thema ist vielmehr der Gegenwind, den insbesondere Greta immer wieder erfährt, so auch wegen ihres Törns gen New York City. Es klingt schon fast immer ähnlich bis identisch: Entweder ist sie zu jung, ein anderes Mal soll sie sich gar selbst verraten haben, weil sie in einem Bordbistro ein belegtes Brötchen in Plastik eingepackt kaufte, obwohl damit doch nur wieder Plastikmüll produziert wird, welchem wir doch, ihrer Meinung nach, abschwören sollten. Kein Wort verloren dieselben je darüber, dass sie jederzeit möglichst klimafreundlich im Zug reiste, egal, wie lang die zu überquerende Strecke war. Da spuckten manche von ihnen wahrscheinlich vor Wut ihren Kapselkaffee aus. 
Generell ist gegen Kritik auch nichts einzuwenden, solange sie Substanz hat und nicht nur bloß das Krächzen eines Wüterichs ist. Doch genau so erscheint es manchmal: Natürlich ist es einfach, wenn man noch nicht berufstätig ist, keine Familie zu versorgen oder Schulden zu bezahlen hat, den Menschen mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger anderen Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben hätten. Und ähnlich einfach ist es, auf Twitter anonym über den verifizierten Account von «FFF Germany» Witze über diejenigen zu reißen, die mit solch plumper Kritik über sie herfallen wie Fliegen über Exkremente. All das ist immer sehr einfach – Eine Mischung aus «I've got the high ground» und «On the internet, no-one knows you're a dog». Und natürlich geht beides an den eigenen Zielen vorbei, nämlich die Menschen davon zu überzeugen, dass das, wofür sie einstehen, das (einzig) Richtige ist, und man sie erreichen muss, damit man gemeinsam auch den Kampf bestreiten kann. Sie wissen genauso wie jeder andere, dass sie, auch wenn sie viele sind, es allein nicht schaffen können, so sehr sie es auch wollen, und selbst wenn sie alle von jetzt auf gleich zu hundert Prozent klimaneutral lebten. Solange es weiterhin SUVs und LKW-Kolonnen auf den Straßen gibt, wird der Planet auch weiterhin vor die Hunde gehen. Da können Wissenschaftler noch so viele Studien vornehmen und ihre Ergebnisse fein säuberlich evaluiert auf JSTOR für die Gemeinheit der Akademiker hochladen (oder für die Allgemeinheit auch auf irgendwelchen Open-Source-Journalen), und die jungen Demonstranten noch so häufig auf sie verweisen, wenn sie Gründe dafür suchen, warum ausgerechnet sie, und nicht die Gegenseite im Recht liegen sollte. 

Hierzu aber noch ein freundliches Caveat: Natürlich wäre es hanebüchen und fast schon selbstmörderisch, zu behaupten, dass das Wort eines Wissenschaftlers kein Gewicht hätte. Natürlich hat es das, doch sollte es in diesem Kontext mit Vorsicht zu genießen. Wissenschaftler sind Wissenschaftler, und Politiker sind Politiker. Sie beide sind praktisch in zwei separate Klassen einzuordnen, mindestens aber verfolgen sie grundverschiedene Disziplinen. Wissenschaftler treibt die Neugierde und die Suche nach Lösungen auf die Fragen des Verständnisses unserer Gesellschaft, der Naturwissenschaften und dergleichen. an. Politiker hingegen verpflichten sich dem Volke, ihm zu dienen und den Fortschritt der Gesellschaft zu sichern. Gemeinsam interagieren können sie nur bedingt, weswegen man beide auch nicht zu sehr miteinander vermengen sollte. Genau das macht FFF aber, in Deutschland wie auch anderswo. Demgegenüber muss man aber eines sagen: Die Vermischung gleicht vielmehr der Vermischung von Wasser und Öl. Sie liegen aufeinander, lassen sich aber nicht miteinander vereinen, weil sie einander regelrecht abstoßen. Jedoch Argumente der Wissenschaftler zu gebrauchen, um in der Politik zu punkten, ist ein heißes Eisen; damit die Wissenschaft nämlich anständig und unbefangen arbeiten kann, muss sie sich von der Politik distanzieren, muss es vermeiden, Partei zu ergreifen, da sonst auch Ergebnisse schlussendlich nicht mehr gebraucht werden können – zu riskant wäre der Vorwurf, dass man Partei ergriffen hätte für eine Seite und die Argumente und Ergebnisse entsprechend verfälscht wären. Man kann sich vorstellen, wie das am gegebenem Beispiel aussähe: Weil Wissenschaftler aktiv Partei für die Demonstranten von FFF ergriffen, könnten künftigen Forschungsergebnissen zum Thema des Klimawandels oder dessen Auswirkungen auf die Umwelt und die Tierwelt dergestalt verzerrt oder konzipiert wären, dass sie ihrerseits missbraucht werden könnten. Natürlich erhebe niemand solche Vorwürfe, sofern sich keine logischen Fehlschlüsse jedweder Art wiederfänden, und die Daten auch alle sauber sind. Doch der Verdacht stünde nicht unbegründet im Raum. Parteinahmen sind ein kritisches Stadium, welches am besten vermieden werden sollte. 
Warum aber sonst sollte man Wissenschaft und Politik strikt auseinanderhalten? Ganz einfach aus dem Grund, dass beide sich gleichen wie Äpfel und Datteln. Schon seit Platons Dialogen zur Politeia, also dem Staate, ist bekannt,dass Politiker nahezu etwas wie eine eigene Spezies sind. Ihresgleichen gibt es nur in dieser Form, ohne Abwandlungen aus anderen Disziplinen. Philosophen, wie Platon es vorsah, können keine Politiker sein, oder nicht als solche fungieren, da sie eher Denker sind, und keine Macher. Wissenschaftler können ebenso wenig Politiker sein, da sie, wie bereits zuvor beschrieben, die Neugierde und die Suche nach der Wahrheit, nach Gründen für bestimmte Aktionen umtreibt. Als Politiker begäben sie sich aber nicht auf die Suche nach Gründen für das Actio, sondern müssen sie Entscheidungen treffen, praktisch das Reactio auf das Actio suchen. Sie nähmen keine Experimente vor, um Dinge zu ergründen, sondern müssten sehen, was geschieht, um darauf entsprechend zu reagieren; sie schmiedeten Pläne im Voraus, um mit anderen Nationen zu interagieren, müssten mit der Wirtschaft im gemäßigten Rahmen kooperieren, um die Konjunktur zu steuern. All das (im Einklang mit vielen weiteren Aufgaben, die den Berufspoltiiker umtreiben) findet sich in dieser Form nicht wieder in der Wissenschaft, es ist ein gänzlich anderes Feld. Kompetenzen, die man in der wissenschaftlichen Arbeit akquiriert, hälfen nur bedingt in der Arbeit auf dem politischen Parkett. 
Was das mit der Unterstützung der «Scientists for Future» zu tun hat? Ganz einfach: Mag sein, dass sie den jungen Demonstranten Rückendeckung geben, wenn sie sagen, dass das, was sie sagen, wenn sie behaupten, dass das Klima sich in beträchtlicher Weise nach oben bewegt und darum irreparable Schäden verursacht in der Umwelt, die sich im Nachhinein auch auf uns Menschen auswirken werden, doch werden sie denjenigen, denen sie die Rückendeckung bieten, keinen Rat erteilen können, wenn es darum geht, die Lücke zu füllen, die die Demonstranten ihren Kritikern noch schuldig waren: Wie genau sollen ihre gewünschten Ziele – Kohleausstieg und hundertprozentiger Einsatz erneuerbarer Energien bis 2038, Verbot von Verbrennungsmotoren zum vollständigen Wandel zur Elektromotorik, Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, insbesondere der Deckelung der Erwärmung bei 1,5°C, etc.) – erreichen können, ohne dabei einen wirtschaftlichen Totalschaden hervorzurufen? Es steht außer Frage, dass ihre Ambitionen richtig sind, und das kann auch niemand anfechten, die Argumente dazu sind aus naturwissenschaftlicher Sicht rar. Das Problem ist die wirtschaftliche und realpolitische Frage: Wie setzt man die Forderungen so um, dass im Nachhinein nicht ein Kollaps entsteht, der die Menschen letztlich in eine jahrzehntelange Rezession triebe, die die Lebensstandards auf Drittweltstandards schmälere? Das ist eben die Krux, die die ganze Frage nach verstärktem Klimaschutz zumeist umtreibt: 
Würden wir die Forderungen von FFF unverzüglich und ohne Debatte genauso umsetzen, befänden wir uns auf Dauer in einem zwar vollends klimafreundlichen Staat, dafür aber wahrscheinlich in einem, in dem man sich nach den schmutzigeren Zeiten zurücksehne, in denen es der Mehrheit der Menschen noch immer besser ging als heute. Dafür aber wird man alsbald einem jähen Ende allen Lebens, um es überspitzt auszudrücken, entgegensehen.  Setzt man die Forderungen aber überhaupt nicht um, dann wird dieses Ende tatsächlich kommen, doch die Menschen werden bis dahin ein Leben wie zuvor führen können, mit allem Wohlstand und aller Armut. Trifft man sich in der goldenen Mitte, wird das Ende lediglich ein wenig hinausgezögert, es wäre dann wie die Lebenserhaltung eines Komapatienten, an den nicht einmal mehr die behandelnden Ärzte glauben. 
Es ist also schwierig, doch hat niemand ernsthaft etwas anderes behaupten können. Politik war niemals das Geschäft der einfachen Fragen oder Antworten. Worauf ich aber hinausmöchte, ist, dass man es sich bei Friday's For Future mithin etwas einfach machte von Zeit zu Zeit, indem man immer wieder freitags auf die Straße ging, um die Politik zu mehr Klimaschutz anzuhalten. Man stilisierte sich und damit auch die Jugend von heute als äußerst politisiert. Zutreffen mag es wahrscheinlich auch schon, doch nur, wenn man unter Politisierung das bloße Deklamieren oberflächlicher Forderungen versteht. Dann kann man fürwahr behaupten, dass die Jugend sich politisiert hat in den späten 2010ern bis frühen 2020ern (variabel lässt sich diese Zeitspanne auch verlängern; je nach dem, wie lange der Trend nach Klimafreundlichkeit anhält). Problematisch wird diese sehr symptomatische Politisierung in Fällen wie von Luisa Neubauer, welche so weit ging, sich auch in einer Talkshow – bei Markus Lanz – einem Politiker zu stellen: Christian Lindner (FDP). Es stellte sich heraus, dass Frau Neubauer nicht so recht mithalten konnte mit dem FDP-Parteivorsitzenden, sodass ihr Auftritt vielmehr einem missglückten Stelldichein ähnelte; dem Versuch, einem Berufspolitiker mit einem handfesten Plan den Rang abzulaufen, jedoch erfolglos. Ohnehin sah sie sich auch später selbst in der Kritik, da bekannt wurde, dass sie nicht zuletzt auch im Rahmen ihres Studiums bereits selbst einige Flüge über weite Strecken unternahm, wofür man ihr später den Namen «Langstrecken-Luisa» verlieh. In einem Handelsblatt-Interview hingegen äußerte sie sich dazu auch noch einmal und räumte mit diesem entsprechenden Ressentiment, ihres Zeichens eine Heuchlerin zu sein, die zwar Wasser predige, jedoch Wein saufe. Ihre Befürworter, also vor allem diejenigen, die auf ihrer Seite stehen und ebenfalls mit FFF auf der Straße protestieren, wenden hingegen ein, dass ihre Kritiker sich albern und heuchlerisch verhielten, sich als argumentativ machtlos entpuppten. Es sei doch lächerlich, sie als Heuchlerin darzustellen, weil sie mal geflogen sei. Dabei ist es weniger das Argument, dass sie jemals geflogen sei; es ist vielmehr die Frage, wie oft sie bereits geflogen ist. Dabei reden wir keinesfalls von Flügen im Rahmen ihrer Position innerhalb von FFF in Deutschland, sondern vielmehr Flüge, die sie zum eigenen Vergnügen oder aus eigenem Nutzen unternahm. Im Interview spricht sie dabei einige ihrer Ziele und die Intentionen dahinter an, und es zeigt sich, dass wir hierbei vom Eigennutzen sprechen und obendrein auch von Flügen über weiter Strecken hinweg. Sie täte also gut daran, sich zumindest einzugestehen, dass diese Flüge vor allem klimaschädlich waren und ihr somit schlecht zu Gesicht stehen. Sie zu verteidigen gräbt sie nur noch tiefer in diese vorhandene und nicht wieder rückgängig zu machende Misère hinein. Ebenso sollten es ihre Unterstützer und Verteidiger einsehen: Wer sagt, dass wir alle CO₂ einsparen müssen, muss auch zugeben, dass sich da jemand bereits ein gewaltiges Bündel angesammelt hat, wenn dieser Jemand bereits etliche Flüge unternahm. Wer eben als Klimaschützer gelten will, muss als gutes Beispiel vorangehen. Natürlich wäre es maßlos, vorauszusetzen, dass jemand nur als Klimaschützer wirken kann, wer auch supererogativ handelt, somit also zu jeder Zeit vollkommen klimaneutral lebt. Das ist schlichtweg unmöglich, selbst wenn man es noch so sehr versuchte. Niemandes Leben ist darauf einstellbar. Doch sprechen wir gleichzeitig bei Flugreisen, ob kurz, mittel, oder lang nicht von etwas geradezu Essentiellem in unserem Leben. Es ist durchaus möglich, auf Flugreisen zu verzichten, man wird ohne sie nicht umkommen. Ohnehin hat auch das «Umweltbundesamt» auch hervorgehoben, dass Passagierflugzeuge das klimaschädlichste Fortbewegungsmittel auf Erden sind (und selbstverständlich sind Frachtflugzeuge wohl das klimaschädlichste Gütertransportmittel), außerdem könnte sie auf diese Weisen den Flugpassagieren, deren Zahl statistisch gesehen über die letzten Jahre hinweg zunimmt, dabei helfen, ihr (hoffentlich) schlechtes Gewissen zu bereinigen, damit sie lernen und verstehen können, dass sie trotz ihrer vergangenen Verfehlungen noch zu besseren Menschen werden können. Es wäre demnach wie die Rehabilitation eines Verbrechers, der nach seinem Aufenthalt wieder als geläuteter Mensch in die Welt hinaustreten kann, um einen Neuanfang zu beginnen. Voraussetzung dafür wäre lediglich das eigene Verständnis dafür, sich Schuld aufgeladen zu haben. Sich vor dieser Gewissheit zu versperren spiegelt nach außen hin lediglich Arroganz und Unverständnis; auf diese Weise kann man die Menschen nicht zu mehr Klimaschutz bewegen, da auf diese Weise nur wieder das Bild der urbanen, verwöhnten Wohlstandsjugend, die jeglichen Hang zur Realität der schlechter gestellten Menschen und denjenigen, die sie so offen angreifen, verloren haben. Man kann nur bekehren, wen man auch versteht. Und wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Das aber sind Menschen wie Luisa Neubauer eben nicht. 

Sie spricht dabei ein Thema an, mit welchem FFF auch punkten konnte: Es seien die Kurzstreckenflüge, die verboten gehörten, weniger die Langstreckenflüge. Die Logik an sich dabei geht auf: Würden die Menschen weniger Kurzstreckenflüge zu Billigpreisen unternehmen, beispielsweise von Deutschland auf die Balearen für bis zu unter fünfzig Euro, würde schon ein enormes Pensum an Emissionen eingespart. Es ist eines der wenigen konkreten Konzepte, welches die Jugendbewegung vorzulegen weiß: Streichet alle Kurzstreckenflüge, Langstreckenflüge bleiben dafür weiterhin erlaubt. Fehle praktisch nur noch die Definition, ab wann ein Flug keine Kurzstrecke mehr überbrückt, und ab wann es sich als eine Langstrecke qualifiziert. Man könnte natürlich sagen, dass Langstreckenflüge nur diejenigen sind, welche einen Kontinent wechseln, doch würde das bei manchen Kontinenten schnell zur Strapaze, Europa allein könnte da schon reichen. Ein Flug von Lissabon nach Kiew wäre schon weitaus angenehmer als eine Fahrt mit Zug oder Bus. 
Was aber Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge konkret sind, ist glücklicherweise definiert, sodass man auch weiß, woran man ist und worüber man spricht. Folgende Definition lässt sich «BUCHER REISEN» entnehmen: 
So werden Flüge mit einer Strecke von bis zu 1.500 km allgemein als Kurzstreckenflüge bezeichnet, auch wenn das Ziel im Ausland liegt. Flüge mit einer Distanz über 1.500 km bis zu 3.500 km gelten als Mittelstreckenflüge, während Flüge mit einer Distanz über 3.500 km als Langstreckenflüge eingeordnet werden. Diese Klassifizierung ist in der Fluggastrechteverordnung der EU festgelegt.
Wohlweislich kann man guten Gewissens auf Strecken von (weniger als) 1.500 Kilometer verzichten. Doch schneidet man das Thema an, könnte sich mitunter Verwirrung breitmachen inmitten der Bevölkerung, die FFF nur von außen mitbekommt. Denn wer Kurz- (und vielleicht auch Mittelstrecken-)flüge verbieten will, muss auch wissen, welche Alternativen demgegenüber geboten werden sollen, damit sie auch schlussendlich als überflüssig erachtet werden können, damit sich keine Gegenbewegung auftut, die sich für die Wiedereinsetzung von solchen Flügen stark macht.  Da möchte man sich fragen: Für welche Methode zur Eliminierung macht sich FFF stark? In der öffentlichen Debatte kursierten in der Regel die beiden folgenden Maßnahmen: Entweder erhebt man endlich eine Kerosinsteuer, welche natürlich am Ende auf die Fluggäste abgewälzt würde, und würde obendrein noch eine Steuer auf das Flugreisen generell erheben, oder aber man würde Bahntickets mit einem verringerten Mehrwertsteuersatz anstatt des vollen von 19 Prozent berechnen, und zwänge die Bahn endlich dazu, zu investieren, damit sie nicht nur ihre Pünktlichkeitsquote erhöhe, sondern auch für Bahnkunden generell attraktiver würde, sodass man nicht nur lieber mit ihnen reise, sondern auch häufiger; dass man mit ihr nicht nur fahre, weil man keine Lust hat, stundenlang im Stau zu stehen oder weil man mangels eines Privatfahrzeugs und einer Fahrgemeinschaft auf sie angewiesen ist, sondern, weil man gerne mit ihr fährt, und den in der Werbung häufig angepriesenen Komfort genießen kann. 
Würde man die Menschen auf der Straße fragen, ob sie denn wüssten, welches Konzept FFF unisono verfolge, erhielte man wahrscheinlich keine eindeutige Antwort. Ist das jetzt ein Fehler von FFF, die sich nicht massentauglich zu vermarkten wissen, oder der Menschen auf der Straße, die sich nicht besser über sie informieren, obwohl es durchaus angebracht wäre? Darauf zweimal ein schallendes Nein: Einerseits haben FFF keine Verpflichtung zur Vermarktung, und andererseits wissen sie sich durchaus gut zu vermarkten bei ihren Interessenten, was für sie schon allemal genügt; und andererseits ist niemand dazu verpflichtet, sich über sie zu informieren, selbst wenn man davon ausginge, dass ein jeder Mensch eine inhärente Verpflichtung besitzt, sich politisch zu informieren. FFF ist und bleibt in letzter Instanz immer noch eine Jugendbewegung ohne größere politische Schlagkraft über den öffentlichen Protest hinweg. Sie können ihre Forderungen darbieten, werden dafür von den Politikern wie brave Buben und Mädchen getätschelt, weil sie den von ihren Eltern und übergestellten Autoritätspersonen aufgetragenen Fürbitten nachkamen, und dann überlässt man sie sich ihnen wieder selbst, um mit der Tagesordnung fortzufahren. 
Das Problem als solches bleibt aber dennoch bestehen: In der Regel kommt FFF nicht über das Stadium des Forderns hinaus, sie entwickeln keine ausgearbeiteten Pläne, wie man ihre Forderungen am besten in die Tat umsetzen könne. Nicht nur ist das schade, sondern auch fadenscheinig – man wirft dem Politiker, beziehungsweise der Partei (oder Koalition) die Forderungen vor die Füße, deutet darauf, und sagt ihnen dann: «Mach was draus, das ist schließlich dein Job; dafür hat man dich ins Amt gewählt.» Recht haben sie damit zwar durchaus schon, doch ist es der Sache als solcher nicht sonderlich zuträglich, da sich auf diese Weise auch keine fruchtbare Debatte entwickeln kann. Vielmehr könnte es sich dergestalt verändern, dass sich Politiker bemühen, einen Plan auszuarbeiten, und die Demonstranten dann wie die Könige auf ihrem Throne sitzen und mit ihrem Zepter ihr Urteil darüber fällen, ob ihnen das Ergebnis gefällt oder nicht. Und wenn es ihnen nicht gefiele, käme keine Antwort auf die Frage nach dem Warum zurück, da die Thronenden selbst nicht wissen, was genau sie eigentlich wollen. Sie wissen lediglich, was am Ende dabei herauskommen soll. Das Wie erscheint ihnen gleich. 
So zumindest erscheint es, wenn man sieht, dass sie zwar geübt darin sind, Forderungen zu stellen, doch tatsächlich materialisieren können sie sie nur bedingt. Selbstverständlich wäre es fantastisch, zu erwarten, dass junge Menschen sich zusammensetzten, um ganze Koalitionspläne für bestimmte Themengebiete wie den Kampf im Klima auszuarbeiten, daran scheitern bekanntermaßen sogar gestandene Politiker, die seit Legislaturen Ämter bekleiden. Doch zumindest sollten sie etwaige Ahnungen haben, was ihre Vorstellung bei der Umsetzung ist, insbesondere auch bezüglich der Finanzierung der Pläne. Kämen wir noch einmal auf meinen eingerückten Absatz zurück, so wäre es genau dieses Szenario: Man kann sich nicht einfach in einen solch waghalsigen Plan stürzen und zugleich auch in immense Kosten, die niemand vorherzusehen vermochte (oder vermögen wollte), und am Ende stünde eine einst zahlungskräftige und exportstarke Nation am Rande des Bankrotts, ähnlich der mediterranen Nationen wie Griechenland und Italien. Und das nur, weil man blindlings versuchte, die gesamte Infrastruktur des Landes umzukrempeln, um dem Fluch des Klimawandels Herr zu werden. Soll heißen: Es ist wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, doch gleichzeitig muss sinnhaft und rational gehandelt werden, damit man nicht am Ende mit dem Kopf voraus ins leere Becken springt. Tot kann man auch nichts mehr bewirken, dann verlieren beide Seiten gleichermaßen. Darum muss es heißen: Schön und gut, dass ihr wöchentlich eure Zeit opfert, um noch einmal zu betonen, was mittlerweile jeder verstanden hat, aber auf Dauer muss man sich auch fortentwickeln, damit einem auch weiterhin die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird, ansonsten verkommt man zum Teil des Stadtbildes. Bedeutet: Es wird einem keine Aufmerksamkeit geschenkt, und die Zeit, die man zum Demonstrieren aufwand, ist vergeudete Zeit, die man stattdessen in sinnvollere Aktionen hätte stecken können, beispielsweise dem Säubern von städtischen Parkanlagen, was FFF-Ableger deutschlandweit auch bereits tatsächlich getan haben. 

Zu guter Letzt wollen wir noch einmal auf Greta zu sprechen kommen; nicht speziell auf ihr waghalsiges Abenteuer, den Atlantik in einem Segelboot zu überqueren, um an einer Klimakonferenz teilzunehmen, sondern auf ihre Person. Wie geschrieben wurde sie bereits mehrfach durch ihre Popularität in der Klimadebatte das Ziel zahlreicher Angriffe gegen ihre Person. Man bezeichnete sie beispielsweise als verzogene Göre, als eine Populistin à la Trump (vide «Tagesanzeiger»), oder schlichtweg als Marketinginstrument. Auf anderweitige Bemerkungen kommen wir gleich noch einmal separat zu sprechen. 
Über die hierbei genannten Ausdrücke, die gegen sie gebraucht wurden, kann man aber bereits ein paar Worte verlieren. Beispielsweise ist es schlichtweg herabwürdigen und für die sich äußernde Person deklassierend, ein junges Mädchen als verzogene Göre oder gleichermaßen abwertend zu sprechen, da es einerseits ausschließlich persönlich ist und nicht auf ihre Aktionen, beziehungsweise ihren Aktionismus und ihre Intentionen, eingeht. Ein billiger Angriff auf Kosten eines Menschen, mit dem man nicht unbedingt konform gehen möchte, obgleich diese Person hier speziell einen Standpunkt vertritt, der, anders als viele andere politische oder politisierte Themen, nicht länger von der Hand zu weisen ist. Insofern kann man bereits davon sprechen, dass die Front derjenigen, die sich gegen den Klimaschutz oder für einen entschärften Klimaschutz einsetzen wollen, aus den letzten Löchern pfeifen. Man könnte sie genauso gut auch einfach ignorieren, damit sie Zeit haben, sich neu zu rüsten. Ansonsten wird ihr Kampf nicht weiter an Niveau gewinnen, sie glichen demnach der den Parisern im Jahre des Herrn 1590, als sie nach einer längerfristigen Hungersnot , hervorgerufen durch eine Belagerung, bereits begannen, Brot aus den Überresten ihrer Ahnen zu backen. Klingt makaber, aber die Metapher als solche trifft den Nagel auf den Kopf. 
Die Idee, dass sie zu einem Marketinginstrument würde, ist interessant, ebenso der Vorwurf, dass sie Populismus betriebe. Warum das so interessant ist? Ganz einfach –weil es stimmt! Doch daran ist nichts auszusetzen, da sie eben eine Demonstrantin und Rädelsführerin einer umfangreichen Bewegung ist (letzteres ein Aspekt, den sie mit Luisa Neubauer gemein hat, auch wenn ich mir einstmals Häme einheimste für diesen Ausdruck, obwohl daran keineswegs etwas auszusetzen ist. Der Begriff als solcher ist keineswegs negativ behauptet, es sei denn, man möchte ihn als solchen erkennen). Demonstranten können sich aber das Mittel des Populismus einbehalten, es steht ihnen zu. Populismus ist letztlich nur ein Ausdruck von außerordentlicher Volksnähe, welchen man durch die Darbietung einfacher Lösungen erzielt. Er ist ein Mittel zum Zweck der Mobilisierung der Massen. Politiker sollten lediglich Abstand vom Populismus nehmen, da von ihnen mehr gefordert wird als die Präsentation einfacher Lösungen, die am Ende nicht wirken. Rädelsführer bei Demonstrationen nutzen das MIttel lediglich, um Interesse bei den Menschen für ein Thema zu wecken, amit dieser zunächst einmal anfangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sie zugleich zu überrumpeln mit der eigentlichen Komplexität eines Themas würde sie verschrecken und sie nähmen zugleich wieder Abstand davon, was aber schlecht ist, da die meisten dieser komplexen Themen sie eminent auch betreffen. Es hilft also, sie schonend an Themen heranzuführen. Das aber ist eben der Job solcher Rädelsführer und sonstiger Stimmungsmacher, sofern sie nicht dazu überschwappen, bei selbigen einfachen Lösungen zu verbleiben. Im besten Fall können diese Charmeoffensiven dabei helfen, viele Menschen in gemeinsame Gespräche zu verwickeln, damit sie zusammen Lösungen ausarbeiten können. Egal, wie diese Menschen, die die Mobilisierung in Gang setzen konnten, vorgehen – niemals sollten diese Menschen Politiker sein. Politiker sind nicht dafür geschaffen, die Rolle von Rädelsführern einzunehmen, schließlich sind sie Politiker. Ihr Job ist es, die höchsten Bureaukraten im Staate darzustellen. Wollten sie tatsächlich den Straßenkampf anzetteln, stünden ihnen Karohemden und Leinen- oder Lederjacke besser als Schlips und Kragen. Seriöser erschienen sie dadurch auch. 
Nochmal zum Marketingvorwurf: Selbstverständlich stimmt auch das, wobei ihr das keineswegs vorzuwerfen ist. Es ist vielmehr die unweigerliche Entwicklung populärer Trends im Kapitalismus: Sobald ein Trend in der Mainstreamgesellschaft als tatsächlicher Trend auserkoren wurde, stürzt sich auf der Stelle alles drauf, was Rang und Namen hat (bildhaft gesprochen). Bei Greta Thunberg war das nichts anderes: Schnell wurde klar, dass sie gekommen war, um zu bleiben, gleiches galt sogleich für FFF. Als man also erkannte, dass diese Bewegung mehr und mehr Zulauf verzeichnete, konnte man, sofern man darauf aus war, Reputation und Vermögen zu mehren, es sich nicht länger erlauben, dagegen zu sein. Im Gegenteil: Man musste es unterstützen! Und so kam es schließlich, dass man sich, sofern es sich ergab, mit ihnen (FFF oder Greta) ablichten ließ. Diese Korrelation war nicht nur einvernehmlich, sondern auch eine Win-Win-Situation: Die eine Seite konnte auch einmal alle Welt wissen lassen, dass man mit ihnen sympathisierte und sie unterstützte (letzteres zumindest symbolisch). Die andere Seite erfreute sich der breiten Masse an Verbündeten, die man auf der eigenen Seite weiß. Je mehr Menschen sich mit einem verbünden, desto sicherer kann man sich sein, dass das, was man tut, richtig ist, und man sich am Ende auch durchsetzen können wird. Einer eindeutigen Mehrheit wagt kein demokratischer Staat zu widersprechen, da man ansonsten schnell ins Kreuzfeuer gerät, autoritär und (proto)faschistisch zu sein. Gleichzeitig dürfte aber auch der profitierenden Seite (der demonstrierenden) klar sein, dass wahrscheinlich weniger als die Hälfte der Organisationen, Unternehmen und Konzerne, die isch mit ihnen verbünden (oder zumindest so tun), das nur tun, eben, weil auf diese Weise positive Publicity entsteht – die Menschen glauben dann, dass dieser Seite, in diesem Fall in Sachen Klimaschutz, etwas am Herzen läge, oder sie es zumindest wagt, das öffentlich zu proklamieren. Ob es aber hilft, sei dahingestellt – mitunter glauben das wohl auch dieselben Marketingfachleute, die auch glauben, dass Werbung in sozialen Netzwerken und vor oder mitten in Youtubevideos dafür sorgten, die Verkaufszahlen zu steigern. Letztlich sollte man sich aber nicht von der breiten Unterstützung für FFF vonseiten der Korporationen und Politiker blenden lassen: In erster Linie ist es auch reine Profilierung. Man sollte vielleicht einfach kontrollieren, wie viel diese vermeintlichen Unterstützer aus dem eigenen Vermögen an gemeinnützige Organisationen, die sich im Klimaschutz engagieren, spenden, und inwieweit sie selbst umstrukturiert haben, um selbst klimafreundlicher zu werden. Erst, wenn diese beiden Faktoren mindestens gegeben sind, oder im Begriff sind, Tatsache zu werden, Treten sie hingegen nicht in Kraft, bleiben sie in erster Linie eines: Reine Profilierung, Heuchelei allererster Güte. 

Noch ein Wort zu Vorwürfen bezüglich Gretas Alter, bevor wir uns dem Ende nähern: Häufig wurde hervorgehoben, dass sie doch noch ein Kind sei; 16 Jahre alt sei (zum Zeitpunkt dieses Schreibens (Stand: 15. August 2019) traf dieses Faktum auch noch zu); dass sie keine Erwachsene sei und somit nicht ernst zu nehmen sei bei Themen, die vor allem die Erwachsenen beträfen. Zugegeben könnten sie damit auch durchaus Recht haben. Es stimmt: Als sie richtig mit dem Protest began, erwarb sie erst einen Schulabschluss, der vergleichbar wäre mit der Mittleren Reife in Deutschland. Kann man das aber trotzdem als valides Argument werten? Bedingt. Das Alter als solches kann natürlich als Faktor gelten, sofern die Person, die sich dergestalt äußert, noch so jung ist, dass sie keine Verantwortung für ihre Äußerungen übernehmen könnte. Mit 16 Jahren kann sie das aber durchaus, ihr kann es in dem Alter nicht mehr abgesprochen werden. Wer mit 16 Jahren eigenständig die Welt bereist, kann auch Aussagen treffen, die einem Erwachsenen gleichkommen. Wir wissen alle, dass sie, was sie sagt, nicht nur ernst meint, sondern auch durchdacht hat. Jeder, der ihr vorwerfen möchte, das nicht zu tun oder getan zu haben, muss dafür erstmal stichhaltige Argumente aufbringen können, die aber so nicht vorliegen, weil wir eben alle wissen, dass sie das, was sie sagt, eben durchdacht hat und somit auch unterstreichen kann. Sie wie ein Kind zu behandeln wäre nicht nur herabwürdigend, sondern würde sie auch unterschätzen. Greta ist beileibe kein Kind mehr, dafür hat sie bereits zu viel um sich herum aufgebaut, mit einer Bewegung, die in der gesamten westlichen Welt Ableger findet. Man muss dabei stets im Hinterkopf behalten, dass all das einmal mit ihrem «Skolstrejk för Klimatet» (Schulstreik für das Klima) begann. Wer ihr als Initiatorin dieser Bewegung noch immer vorwerfen wollte, allein auf falschen Behauptungen zu bauen und noch ein Kind zu sein, sollte sich überlegen, ob man nicht doch bessere Argumente als diese seinerseits falsche Behauptung vorzuweisen hat. Ansonsten täte man gut daran, einfach die Klappe zu halten. Damit würde auch nicht die sakrosankte Meinungsfreiheit beschnitten, sondern nur ein guter Rat erteilt, sich nicht selbst zum digitalen Dorftrottel zu degradieren. 

Was also kann man abschließend sagen? Beide Seiten haben ihre Schlagseiten, wobei am Ende doch FFF die Oberhand bewahren wird. Die Frage bleibt jedoch: Zu welchem Preis? Es mag sein, dass sie die Wissenschaft auf ihrer Seite wissen, und auch die Politik ihnen halbherzig den Rücken stärkt. Das kann ihnen zunutze sein, doch müssten sie, damit sie vielleicht auch die Skeptiker und ihre Hassfeinde auf ihre Seite ziehen können, eigene Konzepte ausarbeiten, welche sie auch tauglicher für Gespräche machen können. Sie müssen sich selbst als sich entwickelnden Organismus begreifen, welcher ein nächstes Stadium erreichen muss. Sie haben an Masse gewonnen und auch an Reichweite. Der nächste Schritt, nachdem sie im Rampenlicht stehen, muss sein, sich tatsächlich zu politisieren, indem sie eine parteiliche Funktion einnehmen: Sie müssen notwendigerweise Konzepte ausarbeiten, welche sie den Politikern vorlegen. Sie haben auch den Grünen vorgeworfen, keinen Plan zu haben, obwohl es eigentlich diese Partei sein müsste, welcher sie thematisch und technisch noch am nächsten stehen. Anstatt andauernd gegen sie zu schießen, wie gegen alle politischen Gegner, täten sie umso besser daran, eigene Pläne zu präsentieren, um eine tatsächliche Entmachtung vorzunehmen, und um andererseits auch Hetzer, die sich gegen sie richten, mundtot zu machen, ohne dabei abgehoben, plump oder autoritär zu erscheinen. Es ist natürlich einfach, sich im moralischen Elfenbeinturm in Sicherheit zu wähnen, weil man ja weiß, niemals falsch liegen zu können. Doch es ist genau dieses Denken, welches als Populismus verschrien wird; dass man bewusst spaltet, weil man sich im Recht wissen will. Es reicht aber nicht, sagen zu können, dass die Wissenschaft einem Recht gibt. Was sie betreiben wollen, ist Politik. Und wer Politik betreiben will, muss die Menschen vereinen, nicht spalten. Mag sein, dass an AfDlern und Konsorten Hopfen und Malz verloren sind, doch sollte man die gesellschaftliche Spaltung, die sie bereits betreiben, nicht noch weiter vorantreiben sollte. Man sollte besser sein als sie, als ein besseres Beispiel vorangehen. Am Ende lässt sich der Klimawandel nur gemeinsam lösen, nicht nur mit einer auserwählten Gruppierung, als welche sie sich geradezu herausstellen wollen. Der Klimawandel wurde durch die gesamte Menschheit erzeugt, und so muss er auch durch die ganze Menschheit bekämpft werden. Daran sollte sich FFF an jedem neuen Tag rückentsinnen. Vielleicht lernen sie auch dann, dass sie sich als Rädelsführer, die sie nun mal sind, verstehen. Und als solche müssen sie die Menschen eben zusammenbringen. Nur Populisten sind auf Spaltung aus. Sie aber dürfen keine sein. Dafür sind sie zu weit gekommen. 

Ich wünsche allen Lesern noch einen entspannten Sonntag! 

---
Ergänzung: Kürzlich wurde durch einen «ZEIT ONLINE»-Bericht (mit Verweis auf die taz) bekannt, dass Gretas Segeltörn gen New York im Nachhinein klimaschädlicher ausfallen könnte als ein einfacher Flug in den Big Apple. Begründet ist es damit, das ihr Team jeweils mit Passagierfliegern zurückfliegen wird, sodass sie alle insgesamt noch mehr Kohlendioxid erzeugen werden als es geschehen wäre, wenn Greta mit ihrem Vater allein im Flieger geflogen wäre. Sofort gab es wieder einen Aufschrei auf beiden Seiten, wie wir sie schon oben thematisiert haben; die Maschen verblieben dieselben, sodass wir sie nicht nochmal thematisieren werden. 
Thematisieren müssen wir jedoch, ob es demnach tatsächlich Gretas Schuld ist, und nicht doch eher eine unglückliche Koinzidenz, die sie nicht beeinflussen konnte. Denn theoretisch konnte sie es ja nicht: Ihr Vorhaben war es, möglichst klimaneutral über den großen See zu gelangen, und das gelang ihr insofern, als dass sie mit einem Segelschiff übergesetzt haben wird. Sie steht allein für sich, spricht für niemanden sonst, so auch nicht für die einzelnen Individuen ihres Teams. Ihnen überließ sie es selbst, wie sie die Strecke bewältigen, zumindest auf dem Weg zurück. Ohnehin müssen wir uns aber fragen, wieso sie es zurück in die Heimat nicht so schaffen, wie sie es nach New York geschafft haben. Allein dieser Aspekt des Artikels, welcher dort oben verlinkt wurde, verwirrt ein wenig, da er voraussetzt, dass ihr gesamtes Segelteam mit ihr übersetzt, jedoch denselben Weg nicht mehr nach Europa bestreiten wird. Er verwirrt auch insofern, da Greta doch wahrscheinlich auch mit dem Segelschiff zurücksegeln wird. Wer es besser weiß, kann es mir gerne erklären, da ich wahrscheinlich einem Irrtum aufsitze. 
Lassen wir diesen Faktor aber einmal außer Acht, er ist auch völlig unerfindlich. Wichtig ist nämlich vielmehr die Frage, wofür Greta konkret Verantwortung tragen kann. Dies tut sie nämlich allein für sich selbst, genauso wie die Erwachsenen in ihrem Team es ebenfalls für sich tun. Wahrscheinlich ließen sie isch auch nur bedingt von einer 16-Jährigen sagen, was sie zu tun und zu lassen hätten. Ein wenig schwänge da auch der Stolz mit, vor allem aber die Frage nach den Kosten und Risiken, die sie zu tragen bereit sind. Sie zeigten sich damit einverstanden. sie zu unterstützen bei ihrem Abenteuer, doch nicht bei der Rückreise. Gehen wir aber davon aus, dass sie allein für sich Verantwortung trüge, so wie jeder allein für sich die Verantwortung übernimmt, dann kann man ihr auch nur schlechterdings die Verantwortung für die Emissionen der anderen auflasten. Es ist doch schließlich immer die Rede davon, dass ein jeder unter uns an den eigenen CO₂-Emissionen sparen müsse, und nicht jeder seinen (oder ihren) Nächsten maßregeln müsse für die eigenen Emissionen. Es wäre auch schwachsinnig, dergestalt vorzugehen, auf diese Weise würde eine Gesellschaft der gegenseitigen Verurteilungen erschaffen, also praktisch so, wie es viele Rechte heutzutage sehen: Eine Gesellschaft der Moralisierer, bei der ein Teil der Gesellschaft jedem anderen Teil von oben herab begegne, weil man auf der Stelle aufhören müsse, Auto zu fahren, Fleisch zu essen, und zu verreisen (wobei dieser Absolutismus, vorausgesetzt, er bestünde auch so, halbgar wäre, er schlüge in die falsche Richtung, doch das allein wäre auch ein Thema für einen eigenständigen Text). Über Appelle käme man also von privat an privat nicht hinaus. Da diese Unternehmung nun von einer privaten Person – Greta Thunberg – mit und über eine weitere private Person – beispielsweise dem Skipper Boris Herrmann, welcher diese Reise in dieser Form überhaupt erst ermöglichte – geschieht, kann Greta als die Leitfigur bei FFF auch nicht mehr als Appelle gegenüber ihrem Team aussprechen. Wenn diese sie ignorieren, dann kann sie auch nichts gegen sie ausrichten, sie kann keine Sanktionen gegen sie aussprechen oder erheben. Natürlich könnte sie sie aus ihrem Team ausschließen, doch da sie auf sie angewiesen ist, wenn ihre Reise gelingen soll, muss sie darüber hinwegsehen. Ihre Aktion, welcher zwar nur symbolischer Natur ist, da es nicht massentauglich ist, die Menschen wie zu Königs Zeiten in Segelbooten über die Weltmeere zu schicken, ganz zu schweigen von den ausländisch produzierten Gütern und Waren, muss aus zwei Gründen gelingen: Einerseits, weil sie eine wichtige Schlüsselfigur in der Klimabewegung ist und ihre Anwesenheit bei der Klimakonferenz praktisch obligatorisch ist zum Gelingen, und andererseits, weil für sie aus dem ersten Grund keine andere Wahl bleibt, als mit einem nicht motorisierten Boot überzusetzen. Techniken wie sonnenbetriebene Flugzeuge, Hoverboards oder Jetpacks (ob letztere beide überhaupt jemals genügend Treibstoff mit sich führen könnten, um eine solche Strecke zu bewältigen, stünde ohnehin in den Sternen) stecken allesamt noch in den Kinderschuhen, wären also somit für eine gesicherte Überfahrt über eine solche Strecke nicht sicher. Und solange sich auf die Schnelle niemand finden lässt, der ähnlich enthusiastisch wie Greta wäre, um praktisch einmal hin und zurück zu reisen mit einem Segelboot, muss sie notgedrungen eben auf diejenigen ausweichen, die zumindest mit ihr dort hinsegeln. Sie selbst besitzt eben nicht die Expertise, die Reise allein zu bewältigen; wahrscheinlich wäre das auch geradezu unzulässig, da ein einzelner Mensch kein Segelboot allein steuern kann. Doch diese Frage obliegt denjenigen, die es besser wissen, oder es googlen wollen. 
Es ist übrigens auch Unfug, ihr vorzuwerfen, dass Greta die Reise mangels geeignetem Personals hätte abbrechen sollen, sie die beiden Gründe weiter oben. 

In den Kommentaren unter dem ZEIT ONLINE-Artikel wurde überdies noch angesprochen, dass das Segelboot, welches Greta benutzt, ein regelrechtes Luxusprodukt sei, ein Sportgerät, geliehen durch einen vermögende Monegassin, deren Sohn Teil von Gretas Team ist. Das Boot selbst ist ein prekäres Hochleistungsgerät, welches nicht für die Überquerung von längeren Strecken diesen Ausmaßes gemacht ist, sondern für das Bewältigen von Rennen. Nun aber nutzen sie es, auch wenn keine Toilette vorhanden ist. Warum? Weil es insofern preiswert ist, und sie somit schneller sind, was nicht schaden kann bei einer solchen Reise. Beschweren können sollte man sich über diesen Umstand – dass das Boot sehr teuer ist – nicht, immerhin ist es über alle Längen hinweg klimafreundlich: Kein motor, stattdessen Solarpanels, etc. Warum also der Terz? Immerhin wird es dafür gebraucht, und liegt nicht nur brach im Hafen. Genauso gut könnte man sich doch auch über die Reichen beschweren, die sich gigantische Jachten kaufen, um diese dann praktisch wie Hausboote zu bewohnen, anstatt damit beispielsweise Weltumrundungen zu übernehmen. Natürlich wäre das klimatechnisch eine riesige Sauerei, aber dafür würden die Schiffe dann auch für das gebraucht, was sie sind: Wohnmobile für die Meere. Für keinen anderen Zweck wurden sie praktisch entwickelt. Warum aber, um noch ein anderes, derzeit populäres, Thema wären Kreuzfahrtschiffe: Mittelgroße Städte, zusammengepfercht in Kolossen, die anschließend Kanalstädte wie Venedig terrorisieren und kleinere Schiffe unter sich begraben wie Jeeps, die Füchse bei 130 km/h auf einer Landstraße erbarmungslos überrollen. Diese Schiffe wären tatsächlich der Kritik würdig, und kein klimaneutrales Segelboot, welches von einer 16-jährigen Aktivistin und einem deutschen Skipper über den Atlantik gesteuert wird. In einem solchen Kontext wirkt die Kritik als solche beinahe absurd, im Nachhinein ist es das aber auch. Im Gebrauch war dieses Segelboot ohnehin schon, wahrscheinlich aber wirklich nur zu Rennen, somit einem reinen Vergnügen, ohne Mehrwert. Insofern also eine Verschwendung sondergleichen. Wird es u einer Überquerung gebraucht, erfüllt es noch einen weitaus höheren Zweck, weil es als Transportmittel fungiert. 
Die Absurdität ist aber nahezu bahnbrechend, im Englischen würde man sie wohl als projection bezeichnen. Anstatt sich also selbst in die Kritik zu nehmen, weil man sich so aufgescheucht über eine Aktivistin auslässt, wo es doch weitaus fundamentalere Probleme gibt in diesem Spektrum (benannte Kreuzfahrtschiffe, die ganze Städte in Mitleidenschaft ziehen, beispielsweise), ist absurd, eben weil es diese Probleme gibt und man sich überdies als das enttarnt, was man wirklich ist: Jemand, der sich zutiefst betroffen fühlt durch diese berechtigte Kritik ihrerseits, weil sie etwas partiell hinbekommt, was sie sich bis dahin nicht wagten, weil es ihre Komfortzone angegriffen hätte; ihren Wohlstand, den sie eindämmen müssten, weil es das Klima gefährdet. Sie erhält Aufmerksamkeit, weil sie lebt, was sie predigt, und somit möglichen Verordnungen zu einem solchen Leben Auftrieb gibt, sie also Erfolge verzeichnen kann, die ihnen zuleibe rücken. Man könnte es als sich anbahnende Nervosität beschreiben, als haltlose Wut, ihre Jugend bietet dem auch noch weiter Auftrieb. Anstatt sich aber selbst darüber aufzuregen, sollte man sich lieber darüber belustigen, dass wahrscheinliche Mitt-Vierziger mit Familie und schütterem Haupthaar mit scharlachrotem Kopf hinter ihren Bildschirmen sitzen und beinahe einen Schlaganfall erleiden, weil sie sich darüber aufregen, dass Greta Thunberg mit dem Segelboot nach New York reist, obwohl Udo Jürgens es trotz seines Erfolgs nie dorthin schaffte. Da ist man zurecht wütend! 
(Alle weiteren Informationen zum Boot und dergleichen finden sich in dieser Bilderstrecke der «Deutschen Welle».)

Einen schönen Sonntag wünsche ich noch allen, die diese Ergänzung lasen. :-) 

No comments:

Post a Comment