Wort zum Sonntag – 2019, KW 35

Wort zum Sonntag, den 01. September 2019

In der letzten Woche fanden insgesamt zwei wichtige Treffen zwischen Präsidenten und Kanzlern (beziehungsweise Kanzlerinnen) großer Staaten statt: Da war einmal der G-7-Gipfel in Biarritz in Südfrankreich, und die UN-Artenschutzkonferenz (kurz: CITES), wobei letztere weniger Aufsehen erregt haben dürfte, in den Nachrichten hörte man womöglich nur von der Abschlusserklärung. Es lag auch daran, dass sie keine massiven Proteste begleiteten, wie es beim G-7-Gipfel der Fall war. Gemein haben beide Treffen jedoch, dass sie im Auskommen relativ inhaltsleer waren, wenig Überraschungen boten. Da fragt man sich doch: Kann man sie nicht auch einfach sein lassen? Braucht es sie überhaupt? 

Um die Abschlusserklärung des G-7-Gipfels zu lesen, klicken Sie hier.
Um die Pressemitteilung der CITES zu lesen, klicken Sie hier

Beide Sitzungen trugen sich innerhalb einer Woche zu: Beim G-7-Gipfel ging es vor allem um internationale Probleme wie beispielsweise den Konflikt im Nahen Osten, in der Ostukraine, die Proteste in Hong Kong. Eingeladen waren dafür die sieben wirtschaftlich wichtigsten Nationen, also Frankreich, die USA, Deutschland, Japan, Italien, Großbritannien, Kanada. Beim CITES hingegen waren bereits einige Länder mehr eingeladen, da es sich schließlich um die Vereinten Nationen handelte. Teilgenommen haben dabei mehr als 199 Abgesandte aus aller Herren Ländern, aber auch von verschiedenen Vereinigungen, der UN angehörig oder außenstehend (nachsehen lässt sich das hier (PDF)). 

Was aber haben die beiden Treffen konkret erarbeiten können? Immerhin möchte man erwarten, dass bei all dem Gelde, welches für solche Treffen investiert wird, auch etwas erarbeitet wurde, was sich insgesamt sehen lassen kann. Obendrein wird wahrscheinlich nicht jeder selbst die beiden Mitteilungen lesen wird, weswegen ich sie hierbei einmal zusammenfassen möchte: 

G-7-Gipfel in Biarritz, FR

Beim Handel möchte man die Stabilität des Welthandels bewahren, weswegen die Finanzminister der jeweiligen Länder das Ruder in die Hand nehmen sollen. Die Regeln der World Trade Organisation (WTO) sollen darum noch effizienter gestaltet werden, insbesondere in Hinblick auf den Schutz geistigen Eigentums. Im Rahmen der OECD sollen ansonsten im kommenden Jahr Einigungen bei der Senkung von Handelsbarrieren geschaffen werden, die internationale Versteuerung soll ebenfalls erneuert werden, um Einheitlichkeit zu garantieren. 
Iran darf ihrer Meinung nach keine Nuklearwaffen besitzen, ansonsten ist man sich einig, dass das Ziel Frieden im Nahen Osten heißen muss. 
Deutschland und Frankreich sollen die Planung für ein Treffen in der Normandie übernehmen, damit man auch in der Ostukraine den Frieden sichern kann. 
In Libyen braucht es eine Waffenruhe, die zu einem dauerhaften Waffenstillstand führt. Man ist sich aber einig, dass es einen Frieden vor Ort nur unter Einbezug aller anwesenden Kräfte geben kann. 
In Sachen Hong Kong beruft man sich weiterhin auf die Erklärung zwischen China und Großbritannien, und ruft zu einer Vermeidung von Gewalt auf. 


Die Stadt Biarritz in Südfrankreich 
(Image by moibtz from Pixabay)
Klingt wenig? Ist es auch. Vor allem ist sogar das Wenige, was sie erarbeitet haben, so wenig, dass man glauben könnte, dass sie anfangs vielleicht nur die Tagesordnung abarbeiteten, um sich später ein wenig zu vergnügen in der Stadt, ein wenig bummeln zu gehen, und vielleicht auch ein wenig die Seele am Strand baumeln zu lassen. Ist man nicht Donald Trump, hat man nur selten Zeit, ein wenig zu entspannen, da man zunächst den Pflichten nachkommen muss. Dennoch sollte man aber glauben, dass ein wenig mehr dabei herumkam, als man sich in Biarritz traf. Dem war aber nicht so: Alles, was man fand, waren diese wenigen Worte. Natürlich könnte man hierbei noch einmal auf das ausgewiesene Ziel dieses Treffens verweisen, welches beschwor, dass es vor allem darum ging, “[...] to defend the rules-based order and its organisations as the best approach to global governance.” (Quelle: Europarat), doch macht es das auch nicht besser. In Wirklichkeit macht es das nur noch schlimmer: Nicht nur hat man im Grunde nichts Neues erarbeiten können, sondern schien man sich das auch nicht wirklich vorgenommen zu haben. Die Dinge, die sie letztlich in ihrer Abschlusserklärung festgestellt haben, sind Dinge, die man eigentlich im allgemeinen Konsens wiederfände, wofür es also auch eigentlich kein Treffen benötigt hätte. Obgleich man beispielsweise niemals die chinesische Regierung sanktionieren würde für ihre sinistren Machenschaften um ihre eigenen Menschen, den Uiguren, ihren Kritikern, oder eben den Menschen in Hong Kong, würde auch niemand so weit gehen, zu sagen, dass die Menschen in Hong Kong umgehend ihren Protest aufzugeben und sich zu beruhigen; Vertrag sei Vertrag und würde auch genauso eingehalten, inklusive der baldigen Wiedereingliederung in die Volksrepublik China. 
Ein wirklicher Erfolg wäre es hingegen gewesen, wenn man den Menschen in Hong Kong Unterstützung jedweder Art zugesprochen hätte. Das Ziel der Demonstranten in Hong Kong ist es, selbstverwaltend zu bleiben, über die Vertragsdauer hinaus, um nicht am Ende in den Polizeistaat von Beijing einzugehen. Man hat Angst vor dem Gesetz, welches ihnen blühe, wenn sie aufgäben, und sie somit zu Zielen der chinesischen Regierung zu machen. Warme Worte helfen dabei wenig. Wichtig wäre es hingegen gewesen, sich klar und deutlich mit den Menschen vor Ort zu solidarisieren, und ihnen ihre Unterstützung über Podiumsreden hinweg zuzusichern. Das kann so weit gehen, bis man schließlich auch militärische Gewalt zusichere. Natürlich ist die polizeiliche Gewalt bislang eher ein Wie-du-mir-so-ich-dir-Spielchen, wie beispielsweise beim Angriff auf das Regierungsgebäude von Hong Kong, worauf Demonstranten Molotowcocktails warfen; die Polizei reagierte dabei mit dem Einsatz von Wasserwerfern, einem Mittel, welches vielen Demonstranten bereits auch die Sehkraft kostete. Demgegenüber stehen aber auch leider  die vielen Fälle von polizeilicher Gewalt, welche nicht nur in keinster Weise von Demonstranten provoziert wurde, sondern obendrein auch völlig übermäßig war, darum auch gegen die tätlichen Polizisten ermittelt werden musste (wie hier nachzulesen in der «South China Morning Post»). Bislang rechnet noch niemand mit einem zweiten Tiannamen (hierzu ein Vergleich bei «Foreign Policy»), doch ist die Lange bereits reichlich zugespitzt, riskant, und es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie sich langsam aber sicher verschärft. Es wäre also notwendig, den Menschen zu helfen, bevor es zu spät ist. Der G-7-Gipfel hätte hierfür eine dankbare Plattform bieten können, doch nutzte man die Chance nicht aus. 
Ohnehin – wann konnte das letzte Mal behauptet werden, dass sich ein solches Treffen wahrhaftig lohnte? Es ist schwierig, möchte man behaupten, da solche Treffen fast pauschal als unsinnig und Geldverschwendung bezeichnet erden im Volksmund. Man möchte ein paar schöne Fotos miteinander schießen, ein wenig über die Tagespolitik parlieren, und so tun, als ob man miteinander auch Tacheles sprechen kann, wenn es um wichtige Themen geht. Doch besonders die Themen sind der ausschlaggebende Punkt, weswegen man den G-7-Gipfel auch abschaffen könnte: Das Modell der sieben größten westlichen Wirtschaftsnationen wirkt geradezu egozentrisch, man möchte isch selbst ins Zentrum rücken, als ob sich alles um einen drehe. Dabei ist die Welt weitaus globaler als bloß diese sieben Nationen, und es braucht entsprechend auch viel mehr als nur diese sieben, um Beschlüsse zu fassen, die auch in Zukunft umgesetzt werden können. Schauen wir uns beispielsweise den Konflikt im Nahen Osten an, hätte man mindestens auch den Iran, Israel, Syrien und Russland einladen müssen. Beim Thema Amazonas-Regenwald wäre auch die Präsenz Bolsonaros sinnvoll gewesen, am Ende ficht man anderweitig Streitereien aus, weil Bolsonaro das Geld, worauf man sich einigte, nicht annehmen wollte. Sowas hätte man auch in Biarritz gemeinsam klären können. Doch ist Brasilien nicht groß genug für die G-7 (welche mit ihm sinngemäß zur G-8 angewachsen wäre). Man sieht also: Die Zeit hat G-7 überholt, G-7 ist nunmehr obsolet. Besser also, man streicht sie, und trifft sich stattdessen in gemeinsamer Runde mit den Vereinten Nationen. 

CITES in Genf, CH

Im Rahmen der Veranstaltung hat man sich dazu entschlossen, 18 weitere Haiarten in den «Appendix II» zu überführen (verlinkt ist eine aktualisierte Liste aller Tiere, wie sie im Rahmen dieses letzten Treffens ergänzt und/oder verschoben wurden). Wie man sich wahrscheinlich schon denken konnte, stufen diese Appendices den Bedarf an Schutz für eine bestimmte Art ein, wobei es sich dabei keineswegs auf Säugetiere allein berufen: Sie gelten auch für Meeressäuger und Pflanzen. Die Stufe I ist dabei die höchste, Stufe III die niedrigste. Nachlesen lassen sich die Spezifika hier). Der Schutz, den die jeweiligen Arten benötigen, betrifft entsprechend auch die Handels- und Zuchtbestimmungen. Man ist sich einig, dass viele Arten auch wegen Überfischung, einem Zuviel an Jagd und Überzüchtung bedroht sind. 
Da die Nachfrage an westafrikanischem Teakholz steigt, war man sich einig, dass hierbei die Handelsbestimmungen neu verhandelt werden müssen, um Handelsgenehmigungen für weitere Einsatzmöglichkeiten dieses Holzes zu erlassen. Weitere Bäume wie etwa die Mulanje-Zeder und den Mukula wurden in den «Appendix II» überführt aufgrund ihrer zunehmenden Gefährdung. 
Afrikanische Giraffen und asiatische Otter wurden in den höchsten Appendix, den ersten, überführt. 
Im Rahmen der Bekämpfung von Wilderei von Großkatzen hat CITES eine «Big Cats Task Force» ins Leben gerufen. 
Viele weitere Tiere wurden infolge dieser Veranstaltung in ihren Einstufungen in den ersten Appendix überführt, um ihnen die größtmögliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. 
Man erkennt die Arbeit indigener Völker in der Bewahrung der natürlichen Biotope an. 
Abschließend erklärte man, dass ein gut regulierter Handel und ein gemeinsam abgestimmter Artenschutz wegweisend sind für das Wohlergehen, von Mensch und Tier, Flora und Fauna. 

Insgesamt kann man sagen, dass das die jeweiligen Auskommen der beiden Treffen sind, wobei man sagen muss, dass der Umfang der Erklärung von CITES noch weitaus größer ist. Es sollte aber nur ein etwaiger Überblick gegeben werden, damit man sich ein Bild davon machen kann. Wer es lesen möchte, was ganz genau abgestimmt wurde, kann das tun, der Link sitzt am Anfang. Kopieren möchte ich den Text nicht (in Gänze). Die Frage aber, ob es diese Treffen braucht, muss nichtsdestoweniger gestellt werden. 
Warum? Ganz einfach: Weil viele Menschen entweder nicht mitbekommen, dass sie überhaupt stattfinden, oder nicht mitbekommen, dass am Ende dieser Veranstaltung etwas Neues gefunden wurde. Die abschließende Floskel des CITES, dass 
“[...] Well-managed trade also contributes to human wellbeing, livelihoods and the achievement of the 2030 Sustainable Development Goals,”
ist (Wortlaut der CITES-Generalsekretärin Ivonne Higuero), ist auch keine neue Erkenntnis im Status quo. Wahrscheinlich war es auch gar nicht so gemeint, sondern vielmehr als Vergewisserung, dass sich das Bild an sich nicht gewendet hat, sondern man lediglich von ihm in einem solchem Maße abwich, dass es nicht mehr gelten kann, und wir aufgrund dessen in eine zunehmende Misère abrutschten. Dennoch kann man aber trotz aller Kritik behaupten, dass man bei CITES tatsächlich etwas in die Tat umsetzte. Anzuerkennen, dass viele Tierarten mitunter bedrohter denn je sind, ist wichtig, um festzustellen, wie hoch der Handlungsbedarf ist für die einzelnen (Teilnehmer)Länder, in welchen sie heimisch sind. Die Frage ist nur, inwieweit diese Bestimmungen auch zum Handeln verpflichten, immerhin ist der CITES keine handfeste Organisation, der mitunter auch Sanktionen verhängen kann. Es ist vielmehr eine Konferenz, in welcher man sich zusammenfindet, um eben solche Beschlüsse zu fassen. 
Wilderei ist und bleibt ein eminentes Problem beim professionellen Natur- und Artenschutz, insbesondere in Afrika (dem südlichen Teil insbesondere, da dort häufig in Nationalparks gewildert wird). Es stimmt – laut «Poaching Facts» –, dass derzeit viele Länder wie Kenia durchaus hinterher sind, was die Wilderei angeht, wenngleich auch zu Botswana keine Zahlen vorliegen. Doch auch wenn alle Länder durch die Bank weg mal mehr, mal weniger Fortschritte machen in der Bekämpfung von Wilderern, ist es natürlich immer zu viel; ein jedes tote Tier ist eines zu viel, da auch Rhinozerosse zur gefährdeten Art gehören. Ähnliches, wenn nicht gar Gleiches, gilt auch für die Jagd auf Elefanten. Beiden ist gemein, dass man sie wegen ihrer Stoßhörner jagt; ihnen wird nachgesagt, heilende Kräfte zu haben, andernfalls sind sie einfach nur als Rohstoff – Elfenbein – sehr begehrt, entsprechend teuer. Dabei braucht es nicht mehr als ein totes Tier, welchem man die Hörner abtrennen kann. Man kann also durchaus nachvollziehen, warum manche Menschen bereit sind, ein solches Verbrechen zu begehen, wenngleich es das Verbrechen als solches auch in keinster Weise rechtfertigt, im Gegenteil: Es ist und bleibt abscheulich, und muss mit allen Kosten verhindert werden. Dabei kommt es auch manchmal vor, dass die Tiere der Steppe diese Sache selbst in die Tatzen nehmen und Selbstjustiz verüben. Dennoch bleibt es dabei: Fortschritte werden gemacht, steht noch viel Arbeit bevor. 
Wie man einem entsprechenden Artikel von «Poaching Facts» entnehmen kann, steht bezüglich dem Schutz von Elefanten Botswana in der Kritik, wenn auch aus ungewöhnlichen Gründen: Bei ihnen herrschte das Recht ungeschrieben vor, dass man Wilderer auf der Stelle erschießen dürfte, um die Elefanten zu schützen. Was zunächst wie ein nobles Unterfangen daherkommt – um Elefanten zu schützen, geht man gegebenenfalls auch über menschliche Leichen –, entpuppt sich in der Praxis wie ein Verschieben der Probleme: Einerseits sind Elefanten geschützt, aber kann man es auch nicht gutheißen, wenn am Ende Menschen dafür sterben, denen man zuvor zumindest das Recht auf einen ordentlichen Prozess gewähren muss. Botswana möchte sich als Rechtsstaat verstehen, in dem Recht und Ordnung vorherrschen, und nicht das Recht des Stärkeren, beziehungsweise desjenigen, der schneller zieht. Das sind hier schließlich nicht die USA. 
Interessant ist dahingehend jedoch noch das Land Namibia, manch einer mg es vielleicht noch unter seinem archaischen Namen «Deutsch-Südwestafrika» kennen. Dort stimmte man infolge der Abstimmungen von CITES einmal mehr eine Debatte darüber an, ob der Staat all das konfiszierte Elfenbein verkaufen sollte, nachdem man es von den Wilderern zurückholte. Die Formulierung in diesem Nebensatz ist dabei von Relevanz, wenn man von der tagtäglichen Berichterstattung darüber absieht und dahingehend den Kommentar der Chefredaktion des «Windhoek Observer» liest. Man sieht sofort, dass an CITES auch nicht alles so gut ist, wie man es von außen ansehen mag, insbesondere, wenn es um Partikularinteressen einzelner betroffener Länder geht. Obgleich selbstverständlich auch viele afrikanische Länder ihre Delegationen entsendeten zum diesjährigen CITES (wie zu lesen in der oben verlinkten Teilnehmerliste), sind es vor allem auch die wirtschaftlich überlegenen Länder, die sagen, wo es lang geht, nebst Vereinigungen, die ebenfalls teilnahmen und den in der westlichen Welt heimischen Konsens von der oberflächlichen Tier- und Umweltliebe vertreten. So, zumindest, könnte man es dem Kommentar des Chefredakteurs entnehmen. Zitat: 
CITES appears to be dominated by the perspectives of über-left, anti-hunting, conservation NGOs, that tend to symbolically pat African nations on the head and tell us the ‘best way’  (i.e., their way) to do everything. Namibia ought not to stand quietly by and accept such treatment.
Es ist wahr, dass zu diesem Treffen selbstverständlich neben den Länderdelegationen auch einige mehr oder minder unabhängige Organisationen eingeladen waren; gemeint war mit dem mehr oder minder die Relation zu Zweit- oder Drittorganisationen, wie beispielsweise den Vereinten Nationen. Beispielsweise hat die «International Union for Conservation of Nature» (IUCN) eine mehr als 50 Mann und Frau starke Delegation entsandt, nur so als Beispiel. Obendrein hat auch noch das «International Council for Game and Wildlife Conservation» vier Delegierte entsandt. Wie man sich also denken kann, ist die Stimmung vornehmlich gegen Wilderei und gegen die Jagd gestemmt, somit gegen den Weiterverkauf von festgesetztem Elfenbein, welches dementsprechend wohl in eine Asservatenkammer wandere. Dabei lassen sich auf diese Weise auch keine erlegten Tiere wiederbeleben. Ein Vorschlag dagegen, das Elfenbein natürlich verstorbener Tiere zu verkaufen, um somit für Interessenten einen legalen Markt zu ermöglichen, ermögliche zugleich auch einen effektiven Schlag gegen die Wilderei. Der Kampf gegen Wilderei wäre insofern zu vergleichen mit dem Krieg gegen Drogenmissbrauch: Prohibitorische Methoden werden nichts lösen und stattdessen alles nur noch schlimmer machen, da Verbote keine Kontrolle ermöglichen. Wer den Handel mit Elfenbein verhindern will, muss ihn paradoxerweise legalisieren. Das ist in diesem Fall ausschließlich möglich, eben weil der Handel durch das natürliche Ableben der Tiere auch ohne eine Ausrottung möglich wäre. Natürlich wären Umsätze in dieser Nische erwartungsgemäß gering, doch ist das zu ertragen, da es sich hierbei um ein Luxusgut handelt, welches niemand zwingend braucht, aber einige vermögende Gesellen unserer Zeit gerne besäßen. Und wenn sie das so unbedingt wollen, sollen sie es auch bezahlen. Das einzig interessante, was man – meiner Meinung nach! – aus Elfenbein schaffen kann, wäre ein Schachset nach dem Modell der Isle of Lewis, ansonsten ist alles, was mir in den Sinn kommt und aus diesem Material gefertigt wäre, nichts als Protz, Prunk und Dekadenz. 

Zurück aber zum eigentlichen Thema des Textes: Haben solche internationalen Treffen noch irgendwelche Relevanz in der heutigen Zeit? Meine Antwort: Nein. Und nein, das hat nichts mit einer mir womöglich obliegenden nationalistischen oder isolationistischen Tendenz zu tun, sondern lediglich mit der Auffassung, dass diese Treffen in der Regel nichts bewirken können, weil sie trotz ihrer festgelegten Termine an sich zu spontan sind. Spontan insofern, als dass die Teilnehmer – gemeint sind vor allem Staatsdiener, die sich nicht rund um die Uhr im Rahmen ihres Berufs mit spezifischen Themen auseinandersetzen – nur wenig Zeit konkret mit der Thematik des Gipfels verbringen; sicher ist das Thema Klima derzeit für viele ein heißes Anliegen, doch gilt das vor allem nur für den Plebs und politische Aktivisten, nicht aber zwignend für Präsidenten und Kanzler. Sie haben zwar auch ihre Berater und gegebenenfalls Umweltminister (ansonsten artverwandte Ministerien), doch lässt sich auch dadurch nicht sicherstellen, dass sie am Ende mit genügendem Know-How teilnehmen können. Darum läuft es unausweichlich auf Gespräche hinaus, die ein wenig an der Oberfläche der Thematik kratzen, für tiefgreifende Entschlüsse reicht es aber in der Regel nicht. Wie man obendrein noch einem Artikel von «Climate News Now» entnehmen kann, ist es nicht selten so, dass sich diese Treffen am Ende zerklüften in Gruppenarbeiten à zwei bis X Personen, ähnlich wie in einem Klassenraum, wenn der/die Referendar/in abschließend geprüft wird im Unterricht. Im Grunde fehlten nur noch die verschiedenen Stationen mit Aufgaben, die innerhalb des Treffens (also der Unterrichtsstunde) bearbeitet werden müssen. 
Das Problem, sofern es überhaupt eines ist, ist, dass die tatsächlichen gemeinsamen Treffen sich dabei auf ein Minimum reduzieren, das eigentliche Spektakel findet dabei aber mehr oder minder in den tête-à-tête-Gesprächen statt. Da fragt man sich doch: Wozu trifft man sich dann überhaupt noch? Natürlich wird man die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse, sofern sie überhaupt etwas ergeben haben, präsentieren und besprechen können. Es ist auch unbestreitbar, dass man in kleinen Grüppchen mehr, effektiver und intensiver arbeiten kann als in einer größeren Gruppe von Dutzenden Menschen. Demgegenüber steht aber auch wieder die Differenz zwischen Treffen wie in Biarritz und solchen wie in Genf. Das ist natürlich klar, entsprechend funktioniere ein solches Argument nicht bei G-7-Gipfeln. Dort waren sie eine sehr kleine Gruppe, sie konnten beieinandersitzen wie die Ritter der Tafelrunde, wobei man sich dabei Fragen darf, wer die Rolle des König Artus übernähme. 
Angesichts einer solchen Konstruktion bliebe dennoch die Frage offen, ob sowas Treffen rechtfertigt. Zumindest für die fortgeschrittenen Gebiete, also vor allem in Europa und den USA, könnte man sich vielleicht darauf einigen, physische Treffen zu meiden und stattdessen auf Videokonferenzen zunehmend umzusatteln. Natürlich wäre das ein Malus gegenüber den Treffen an ausgemachten Orten, da man auf diese Weise keine Treffen unter vier Augen gewährleisten kann, da sich jeder zu jeder Zeit gegenübersäße am Bildschirm. Wieso aber sollte man sich auch nicht darauf einigen können, Treffen unter vier oder mehr Augen terminlich auszumachen, um gezielt Themen anzusprechen? Denn ehrlich gesagt ist wohl eines klar: Kein Staatschef, der etwas zu tun hat, bereitet sich unheimlich vor auf Treffen wie das in Biarritz. Man trifft sich in diesem Rahmen, weil es seit langem anstand, und man dort eben hin muss. Man Dabei sind die Themen, die man in ihrer Ausführlichkeit bespräche, so weit es eben ging, ohnehin schon zuvor relativ gut besprochen, sodass die Chancen, etwas Neues zu erarbeiten, wie zuvor beschrieben, gen Null laufen. Videokonferenzen könnten dem zumindest einiges an Zeit sparen. 
Das Problem dabei, wie es auch im zuvor verlinkten Artikel beschrieben wurde, sind die Staatschefs schlechter gestellter Nationen, die über keine solch stabile Internetverbindung verfügen und somit faktisch aus solchen Konferenzen ausgeschlossen würden. Für sie ist es einfacher, sich an einem terminlich vereinbarten Ort zu treffen, um dort mit allen zu sprechen. Die Lösung der Videokonferenzen taugt also nicht für alle Treffen generell, sondern nur für Treffen wie beispielsweise die der G-7-Staaten, da diese allesamt über stabile Leitungen verfügen. Treffen der UN-Mitglieder müssten dagegen weiterhin in Form von Großveranstaltungen stattfinden. 
Ein weiterer Makel, welcher auch angesprochen wurde im Artikel, ist der exorbitante Ausstoß von CO₂ durch die vielen Flüge hin und zurück, die im Rahmen dieser Veranstaltungen unternommen werden, sowohl von Teilnehmern, als auch von Journalisten, die darüber berichten werden. Unglücklicherweise ist dagegen auch noch nicht für jeden ein Kraut gewachsen. Sicher hat Greta Thunberg bewiesen, dass man auch mit einem Schiff ohne Ausstoß von CO₂ weite Strecken überwinden kann, doch brauchte sie auch zwei Wochen. Niemand könnte es verantworten, eine ganze Delegation von bis zu zwei Dutzend Menschen für eine solch lange Zeit (ca. zwei Wochen jeweils für die An- und Rückreise, dafür noch die reguläre Zeit des Aufenthalts für die eigentliche Veranstaltung), immerhin werden die Menschen auch noch anderweitige gebraucht. Es ist nicht so, dass sie monatelang nur auf solche Treffen hinarbeiten, sie haben auch anderweitig regulär zu arbeiten, als was auch immer. Was Greta also tat, hatte zwar eine ausschlaggebende Symbolkraft, doch ist es einem jedem klar, dass daraus kein Trend für Geschäftsleute und dergleichen erwachsen kann. Wer also auf Schiffe oder Flugzeuge alternativlos angewiesen ist, wird in Gretas Methode keine Option erkennen. Daran ist auch nichts auszusetzen – problematisch sind nicht die Langstreckenflieger, die beispielsweise von Deutschland nach Kanada fliegen, weil sie dort einem Treffen mit dem kanadischen Handelsvertreter Robert Lighthizer nachkommen müssen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn man aus Übersee kommt. Anders sähe mes aus, wenn man aus [Washington] DC anreise. Vorausgesetzt, man reise nach Ottawa, also in die Hauptstadt Kanadas, Dann wäre die Reise durchaus in ein bis zwei Tagen zu schaffen, eher noch an einem Tag. Somit wäre es auch eine Reise, die man auf sich nehmen kann, auch als Staatsbediensteter. Damit es aber gelingen kann, muss natürlich auch ein adäquates Streckennetz für die Reise auf Schienen In den USA sind sie jedoch durchaus so prekär, dass eine solche Reise womöglich beschwerlicher ausfiele als beispielsweise... Woanders. Nicht umsonst flog bislang jeder amerikanische Präsident in der Air Force One national und international zu wichtigen Treffen (Unter Trump erhielt sie schlussendlich auch den treffenderen Namen Hair Force One). Dabei muss aber vielmehr auf Schienen als auf Flugzeuge gesetzt werden, und mit dem «Green New Deal» (eigentlich «House Resolution 109») kann es klappen. Wichtig ist dabei nur, dass das Reisen mit dem Zug auch attraktiver werden muss, und nicht bloß die einzige verbliebene Alternative sein darf, welche man dann mit einer gewissen Resignation nutzt, und nicht aus Überzeugung. 
Auch für Europa gilt: Solange man selbst innerhalb Kontinentaleuropas lebt und auf selbigem auch das Treffen stattfinden wird, sollte man darüber nachdenken, den Zug anstelle des Flugzeugs zu nehmen. Reist man mit einer kleinen Delegation, kann man erster Klasse verreisen, und während der Reise arbeiten. Das ist alles denkbar und im Rahmen des Möglichen, solange sich alle Staaten (beispielsweise die Mitgliedsstaaten der EU, welche flächentechnisch bereits einiges abdeckten) darauf einigten, ihr Schienennetz auszubessern, sofern es notwendig wäre, um einen fließenden Verkehr zu gewährleisten. 

Doch ansonsten: Braucht es solche Treffen noch? Schlussendlich ist die Frage wohl zwiegespalten, da sie wohl einerseits dabei helfen können, außerordentlich mit anderen Staatschefs in Gespräche zu gelangen, und sie auch für manche noch notwendig sind, um multilaterale Gespräche überhaupt führen zu können, da es die landeseigene Infrastruktur Alternativen wie Videokonferenzen schlichtweg nicht hergäben. Was aber ist mit denen, die diese Option durchaus hätten? Ihnen lässt sich nur raten, dass sie, wie es auch beim Konsum von Fleisch und ähnlichem heutzutage notwendig wäre, bewusster zu handeln, sich also tiefgründig damit zu befassen, ob es nicht auch anders ginge, man also vielleicht auf das Fliegen und dergleichen zu verzichten, sofern es nennenswerte Alternativen dazu gibt. Beispielsweise Inlands- oder Interkontinentalstrecken mit Zügen zu überqueren, und nur noch bei Sprüngen von Kontinent zu Kontinent auf das Flugzeug zurückzugreifen. Derartige Entscheidungen müssen zunehmend im Vordergrund stehen, wenn es um das Reisen geht, und wie wir in Zukunft reisen können (nicht, wie wir es gerne wollen). Politiker sind da nur ein populäres Beispiel, die Frage muss sich aber in letzter Instanz über uns alle erstrecken; wir alle, die wir vielleicht auch fliegen, ob nun viel oder wenig. Ein jeder trägt letztlich zum Zuviel am Ausstoß von CO₂ zu. Entsprechend muss sich ein neues Bewusstsein entwickeln, und zwar schleunigst. 

Kleine Information am Rande: Wen es übrigens interessieren sollte: Am 23. September 2019 findet ein weiterer «Climate Action Summit» statt, selbstverständlich im Hauptsitz in New York City in den USA. Besser also, man setzt sich schon mal in sein (oder ihr) Segelboot und tritt die weite Reise an. 
Daraufhin findet vom 02. bis zum 13. Dezember findet obendrein in Santiago de Chile in Chile eine «Climate Change Conference» statt; auch dieses Treffen wird von der UN veranstaltet. Hierfür sollte man aber schon eine etwas längere Reisedauer anpeilen, wollte man daran teilnehmen. 

Ich wünsche noch einen erholsamen Sonntag, und bis zur nächsten Woche! 

Kleine Korrektur am Rande, vom 02. September 2019: In der ersten Fassung war noch davon die Rede, dass die polizeiliche Gewalt auf Gegenseitigkeit beruhe. Tatsächlich ist es so, dass die Polizei häufig von chinesischen Triaden durchsetzt ist und obendrein auch selbst zu Gewaltexzessen neigt. 

No comments:

Post a Comment