Von der Gerechtigkeit im heutigen System

Wie erreichen wir tatsächlich Gerechtigkeit?


Kürzlich sah ich im durch Zufall in einem sozialen Netzwerk meiner Wahl etwas, was man im Internet des 21. Jahrhunderts jederzeit en masse findet: Ein Meme. Memes sind, was wohl wahrhaftig die meisten unter uns wissen, Bilder, meist komödiantischer, manchmal aber auch politischer, Natur, welche aus exakt zwei Dingen bestehen: Einem Bild, häufig auch gemeinfreie Bilder von Bildagenturen, und darüberliegendem Text, welcher entweder einen Witz mitsamt oder über dem oder das Bild, oder eine politische Message, also irgendeinem Ausruf. Jedenfalls frug das Bild, ob gleiche Rechte oder gleiche Ergebnisse (ich übersetzte es hierbei als Gütergerechtigkeit) zu befürworten, entsprechend durchzusetzen seien. Es machte mich stutzig.
Es machte mich vor allem stutzig, weil es einerseits überhaupt gefragt werden musste, und andererseits, weil ich nicht von vorneherein eine Antwort darauf wusste. Normalerweise sollte man bei solch offensichtlich dargebotenen Fragestellungen auf der Stelle, wie aus der Pistole geschossen, eine Antwort kommen sollte. Doch ich konnte beim besten Willen mit keiner schlagartigen Antwort auftrumpfen. Stattdessen geriet ich ins Stutzen, weil beide Antworten nicht nur mit Wohlwollen bestachen, sondern auch so grundlegend und essentiell erscheinen. Wer wünschte sich nicht die bestmöglichen Chancen, oder genauso viele Güter wie jeder andere? Viele würden doch noch eher einen Schritt weitergehen und sagen, dass sie nichts dagegen hätten, wenn sie mehr hätten als ihre Mitmenschen. Gegebenenfalls ist der Mensch von Welt doch noch eher dazu bereit, über Leichen zu gehen für den eigenen Wohlstand. Erschreckend, wenn man es so recht betrachtet, doch wäre allein dieser Sachverhalt Stoff für einen eigenständigen Text, weswegen er zunächst ein Stück weit außer Acht gehalten werden soll. 
Was genau aber ist das Grundproblem an dieser Unterscheidung, zwischen Chancen- und Gütergleichheit? (Am Rande sei noch einmal erwähnt, dass «Güter» stellvertretend einerseits für materielle Ressourcen gelten sollen, aber auch für immaterielle Sachverhalte, wie beispielsweise Lohnerhöhungen, Sozialleistungserhöhungen, oder Steuererlässe. Das System sollte insoweit klar sein) Nun ja, beide Aspekte können theoretisch noch interkorrelieren; sie könnten einander beeinflussen. Beispielsweise könnte eine generelle Mindestlohnerhöhung dazu führen, dass die Ärmeren innerhalb einer Gesellschaft materiell näher an ihre deutlich reicheren Pendants, beispielsweise die von Friedrich Merz geprägten Mitglieder der gehobenen Mittelschicht, reichen, indem sie sich mehr leisten oder ihre Schulden abbauen können. Güterverteilungsgleichheit hingegen wäre die absolute Angleichung aller Menschen innerhalb einer Gesellschaft, und würde zu genau dem Ergebnis führen, welches man aus einem solchen Wort heraus erwarten würde: Ein jeder Mensch hätte auf der Stelle genauso viele Ressourcen wie seine Standesgenossen, aber auch die, die entweder unter oder über ihm stehen in der Klassengesellschaft, vorausgesetzt, es gäbe zum Zeitpunkt des Bestehens eines solchen Systems noch sowas wie eine Klassengesellschaft. Die angeglichene Güterverteilung wäre ein erster wichtiger Schritt für die Abschaffung aller Klassen, wie man es von den Parolen der bekanntesten kommunistischen und sozialistischen Philosophen kennt. Skeptiker und potentielle Bürger der einstigen DDR könnten hingegen einwerfen, dass das in einer gegebenenfalls autokratischen und zum Scheitern zu verurteilende Planwirtschaft endet, welcher die Soziale Marktwirtschaft vorzuziehen wäre, selsbt unter der gegebenen Prämisse, dass man auch diese als gescheitert verurteilen muss, was nicht wenige Menschen auch tun. Man sieht also, dass die Frage wahrhaftig keine einfache ist. Es bedarf einer gründlichen Auseinandersetzung mit beiden Sachverhalten, um zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Beginnen wir also damit. 




I. Chancengleichheit

Bei der Chancengleichheit geht es vor allem darum, den Menschen zu ermöglichen, unter denselben Umständen aufzuwachsen, sodass ein jeder Mensch dieselben Ausgangsschancen hat, um am Ende den Beruf zu erstreben, den er möchte, um nicht in der Armut leben zu müssen. Letzteres ist der ausschlaggebende Faktor, welchen die Chancengleichheit anstrebt; ob ein jeder am Ende den Beruf erlangen wird, der ihm zu Beginn der Bestrebungen vorschwebte, entscheidet unter dem gegebenen System der Freie Markt. Darauf Einfluss zu nehmen wäre wieder eine Neigung in Richtung der Versorgungsgleichheit. Ermöglicht man es aber allen Menschen gleichermaßen, in diese Zwiespalten zu geraten, dann wurde nicht in den Markt eingegriffen, und man kann niemandem außer ihm Versagen vorwerfen. Nicht aber dem Staat, denn dieser hat in einem solchen Fall seine Schuldigkeit getan, dem könnten alle zustimmen, die nicht bereits in der Quintessenz der Gesellschaft Sturm laufen, und sagen, dass allein der Staat alle Schuld trägt am Versagen der Gesellschaft und des Marktes, einfach, weil er existierte und interagierte. Sogar Minarchisten könnten dem noch zustimmen, theoretisch. Doch genug dieser Erbsenzählerei, zurück zum eigentlichen Thema, und der Frage: Kann der Staat diese Schuldigkeit überhaupt erbringen? Freilich eine gute Frage. Um die Frage richtig zu beantworten, muss man sich zunächst fragen, wodurch eine etwaige Chancenungleichheit überhaupt besteht. Da fallen einem auf der Stelle unzählige Gründe ein: 

  • Armut
  • Migrationshintergrund
  • Geschlecht
  • Qualifikationen
  • Familienstand (?)
Zugegebenermaßen - dies sind die Hauptgründe, aber nur potentiell die einzigen. Liest man aber stetig und gründlich die Nachrichten, so wird man vor allem auf diese Gründe treffen. Die ersten drei (von fünf) sind dabei die wichtigsten von allen, da sie nicht nur die meisten Menschen treffen, wenn diese am Ende im ersten Grund bis an ihr Lebensende vegetieren, und nie ihr Lebensglück erreichten; viel häufiger dürfte noch entweder der Freitod in Betracht gezogen werden, oder ein Kältetod tritt im Winter ein, weil man sie zwar nicht aus der Wohnung schmiss, ihnen aber Gas und Heizung abdrehte, weil sie ihre Rechnungen nicht begleichen konnten. Genug aber dieser makabren Ideen, sie sind gar nicht weiter wichtig. Vielmehr sollte in Betracht gezogen werden, ob diese verschiedenen Gründe für Ungleichheit einander nicht bedingen; dass beispielsweise ein Mensch keinen angemessen bezahlten Job erhielt, weil er mit Vornamen Mohammed heißt, oder jemand zwar ein Studium der Chemie mit einem Master abschloss, darin aber keinen Job fand, und bedingt durch den Familienstand einen schlecht bezahlten Job annehmen musste, welcher obendrein nicht seiner akademischen Qualifikation entspricht. Das wäre dann wieder die Problematik des Freien Marktes, welcher vor allem von Ökonomen immer für die Fähigkeit seiner Selbstregulierung - ein Grund, weswegen Rechtslibertäre den Staat entfernt und den Markt als Dreh- und Angelpunkt der gesellschaftlichen Gesundheit und Funktionalität etabliert wissen wollen - gepriesen wird: Er kann nur Berufe für Menschen bieten, deren Qualifikationen auch gesucht werden. Wird eine bestimmte Qualifikation im Moment nicht gebraucht, sollten Menschen sich anderweitig oder umorientieren, um dem Markt wieder zu gefallen. 
Kleiner Spaß am Rande - natürlich ist es sinnlos, Menschen mit Qualifikationen, die nicht gebraucht werden, einzustellen, nur der Verhinderung der Armut wegen. Das bedeutet hingegen nicht, dass es nicht bereits praktiziert wurde. In der DDR herrschte eine Arbeits- und Erwerbslosigkeit von einhundert Prozent. Warum? Man stellte auf Gedeih und Verderb alle Menschen ein in den bekannten «Volkseigenen Betrieben» (VEB), niemand soll leiden müssen. Man muss ihnen insofern zugestehen, dass sie unter ihrem Dach ein waghalsiges Projekt unternahmen, dessen Auswirkungen und Konsequenzen, positive, wie auch negative, bislang nur im theoretischen Sinne behandelt wurden. Wollte man es also aus einer zynischen Perspektive betrachten, so könnte man behaupten, dass die DDR nicht mehr war als ein wirtschaftswissenschaftliches Versuchslabor, um die Konsequenzen einer polizeistaatlichen Planwirtschaft zu beobachten und zu dokumentieren, von Anfang bis zum (bitteren) Ende.Wie beschrieben - eine äußerst zynische Sichtweise, doch immerhin wird man am Ende behaupten können, dass es historisch fundierte Belege für das Gelingen - oder das Versagen - eines solchen Systems gibt. Wie es dort war, dafür gibt es einerseits Zeugnisse der damaligen zeit, aber auch Zeitzeugenberichte, die sich ganz unterschiedlich darbieten, in Form von gewöhnlichen Zeitzeugen, und von Ostalgikern, die sich nach einem solchen Staat zurücksehnen, und die Bundesrepublik in höchsten Tönen dämonisieren. Zumindest über Arbeitslosigkeit kann niemand klagen, der damals dort aufwuchs. Eher hätten sie die Chance, über die Zustände in den Stasi-Gefängnissen zu klagen. 
Ist das aber die Form von Chancengleichheit, die ein Staat bieten können sollte, um vor Armut zu bewahren? Ganz sicher nicht. Denn das setzt eine wichtige Sache voraus, und das ist die Verstaatlichung aller Unternehmen und Konzerne, die in einem Lande, beispielsweise Deutschland, ihren Hauptsitz wissen. Zwei Gründe sprechen aber schlagartig gegen eine solch radikale Maßnahme: Der alsbaldige Abzug aller namhaften Unternehmen und Konzerne, die es sich auf drei leisten konnten, ihren Hauptsitz umzuverlegen ins sichere Ausland, in denen von derartigen Maßnahmen abgesehen wird, und der damit verbundene Verlust von Arbeitsplätzen; und die (sehr) hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Unterfangen auf lange Sicht scheitern wird. Man muss kein Ökonom oder Rechtsliberaler sein, um sich einzugestehen, dass der Staat in seiner bürokratischen Manier zumeist scheitert, wenn es um das Dirigieren eines profitorientierten Unternehmens auf dem Freien Markt geht. Ein Beispiel hierfür wäre die Deutsche Bahn: Durch den massiven Sparkurs, welcher, unter den meist von der Union geleiteten Regierungen vor allem die konservativeren Stimmen selig stimmen sollte, hat dazu geführt, dass die Bahn unzuverlässig und insgesamt unbeliebt wurde, hauptsächlich wegen der Verspätungen, welche die pünktlichen Ankünfte und Abfahrten um ein Vielfaches übertrumpfen, und dafür sorgt, dass für viele Pendler das Reisen mit ihr zu einer tagtäglichen Qual verkommt. Nähme man das Scheitern mit DB als wegweisendes Musterbeispiel für zukünftige Verstaatlichungen, graue es einem sofort jeglicher weiteren Aneignung. Da ist man noch eher dazu gewillt, Profis ihres Fachs die Arbeit erledigen zu lassen, selbst wenn dies einige qualitative Abstriche für den eigenen Lebensstandard bedeuten könne; es mag zwar in diesem Zusammenhang nicht das Optimum für das Selbst als Kunde sein, allerdings wäre man am Ende des Tages noch immer dazu in der Lage, den angebotenen Service in Anspruch zu nehmen, sofern dieser nicht gegebenenfalls an etwaige Voraussetzungen, welche man womöglich nicht erbringen kann, gebunden ist. 
Man erkennt also: Die Chancengleichheit, und dies gilt auch für die Gütergerechtigkeit, ist streng an den Freien Markt gebunden, was wenig verwundert, wenn man bedenkt, dass vieles, wodurch «Chancen» und «Güter» definiert werden, an Ressourcen, welche tagtäglich auf dem Markt abgewickelt werden,gebunden sind; den Markt dabei auszuschließen, wäre infolgedessen hanebüchen und zeuge von einer Unfähigkeit, sich über eine solche Thematik überhaupt zu äußern. Wie aber genau können Menschen sich davor bewahren, in der Armut zu landen? Die Antwort: Durch Arbeit. Durch Jobsuche. Nun gibt es aber durchaus das Risiko, abgelehnt zu werden, weil man diskriminiert wird, beispielsweise wegen der eigenen Herkunft. Wie kann man dagegen vorgehen? Das deutsche Recht sieht vor, dass man gerichtlich gegen Ablehnungen aufgrund diskriminierender Ressentiments vorgehen kann, man kann derartige Ablehnungen anfechten. Nachweisen lassen sich solche Entscheidungen leider nicht, immerhin würde kein Arbeitgeber in eine Email an einen Ahmed schreiben, dass man ihn nicht einstellen konnte, weil sein Name potentielle Kunden abschrecken könnte, und er somit geschäftsschädigend wäre. Selbiges gälte auch für die Ablehnung, weil seine bloße Anwesenheit die Arbeitsmoral schädigen könnte, beispielsweise, weil sich Rassisten in der Belegschaft wiederfänden. Unglaubliche Beispiele, doch nicht mit letzter Gewissheit auszuschließen. Es bräuchte eine regelrechte Razzia, um derartige Fälle nachweisen zu können, doch würden diese einerseits nicht vonseiten des (Bundes)Staates bewilligt, und andererseits hätten Bewerber garantiert kein Interesse, in einem Unternehmen zu arbeiten, welches ihn (oder sie) eingangs gar nicht einstellen wollte. Der amerikanische Ökonom unterstützte derartige Machenschaften, welche den Ausschluss von Menschen aufgrund von Ressentiments vorsahen, und schrieb in seinem Hauptwerk «Capitalism And Freedom» folgendes: 

«For example, consider a situation in which there are grocery stores serving a neighborhood inhabited by people who have a strong aversion to being waited on by Negro clerks. Suppose one of the grocery stores has a vacancy for a clerk and the first applicant qualiefied in other respects happens to be a Negro. Let us suppose that as a result of the law the store is required to hrie him. The effect of this action will be to reduce the business done by this store and to impose losses on the owner. If the preference of the community is strong enough it may even cause the store to close. When the owner of the store hires white clerks in preference to Negroes in the absence of the law, he may not be expressing any preference or prejudice or taste of his own. He may simply be transmitting the tastes of the community.» (vgl. Friedman, Milton: «Capitalism & Freedom». Chicago 2002,  S. 111 f)

Wer also Unternehmer und Rassist ist, kann sich also durchaus in besten Kreisen wähnen, wenngleich die Idee dahinter doch alles andere als löblich ist. Man kann behaupten, dass auf diese Weise auch Ungerechtigkeit entsteht, und sie sogar gerechtfertigt wird. Freiheit ist und bleibt doch nur die Freiheit der anderen, und wer es wagt, die Freiheit des Unternehmers, sich aussuchen zu dürfen, wer für ihn arbeitet und wer nicht, gilt sogleich als Feind der Freiheit. Derartige Dilemmata sind nicht einfach zu lösen, solange man vorsieht, die Freiheit eines Jeden zu bewahren. Und der abgelehnte Bewerber? Ihm wird man raten, sich woanders zu bewerben, irgendwo gäbe es auch für ihn eine offene Stelle, und dort wird man sich über die Bewerbung freuen. Hierbei käme aber wieder die Möglichkeit des Familienstandes zum Tragen: was würde man Ahmed sagen, wenn er einen siebenjährigen Sohn namens Jussuf hätte, welcher gerade erst in die zweite Klasse kam, und dort all seine Freunde hat? Sollte sein Vater ihm sagen, dass er sich leider von seinen Freunden trennen müsse, weil Vater keine Stelle bekam, weil der Unternehmensleiter ein verkappter Rassist ist, und dieser ihn partout nicht einstellen wolle? Dieser Fall ist keineswegs exzeptionell, er geschieht sogar recht häufig! Zwar nicht unter exakt diesem Vorwand des Rassismus, doch insofern, als dass - gerade junge - Eltern umziehen müssen mit Kind und Kegel umziehen, weil die Jobs woanders liegen. Auf diese Weise entstanden auch die immer weiter wachsenden Großstädte und Metropolen, in welchen die Preise exponentiell mitsteigen, währenddessen das Land immer weiter verödet. Dabei könnten Dörfer immens vom Bevölkerungswachstum profitieren, und, um auf das originale Thema zurückzukommen, die Chancengleichheit wie von allein ansteigen: Auf dem Land wüchsen Kinder in Ruhe und Gelassenheit auf, umringt von Natur und im kleinen Kreise unter ihresgleichen; sie besuchten die Schule, genössen ihr Leben, und fänden am Ende mit Sicherheit einen Job, vorausgesetzt, sie entwickelten eine handwerkliche Begabung oder wären zufrieden mit einfachen Jobs wie etwa in Supermärkten oder im Einzelhandel, beispielsweise in einer Metzgerei. Der Clou: Berufe, welche sich in Innenstädten kaum rentierten, können auf dem flachen Land rentabel sein und damit zumindest den Lebensunterhalt eines alleinstehenden Junggesellen finanzieren. Würde das Land attraktiver durch die Möglichkeiten von Jobs, wäre der Chancengleichheit Genüge getan. Würde man es aber digitalisieren, könnten beide Seiten - die Großunternehmen, welche bislang die Großstädte bevorzugten, und das Land, welches somit vom Aussterben befreit wäre. Wie könnte das Land aber davon profitieren? Ganz einfach: Menschen könnten in großen Unternehmen angestellt sein, in deren Bureaux, doch arbeiteten von zuhause aus, im Home Office. Wer im Bureau arbeitet, braucht meistens nicht mehr als seinen Computer oder Laptop, da alle wichtigen Firmendaten im firmeneigenen Intranet verfügbar sind. Man gibt also die Nutzerdaten ein, und schon hat man Zugriff auf sie. Hätte man also eine stabile Internetverbindung, könnte man ganz bequem vom Bette aus arbeiten, oder vom heimischen Schreibtisch. Elternzeit wäre damit auch nicht mehr so dringend notwendig, dass man sie unbedingt beantragen müsste, man könnte stattdessen jederzeit für die eigenen Kinder verfügbar sein, solange man noch das eigene Pensum erfüllt. Telefonisch könnte man sich mit Mitarbeitern und Vorgesetzten austauschen, auch das wäre generell kein Problem mehr. All das wäre theoretisch kein Problem, über welches man sich den Kopf zerbrechen müsste, und doch tut man es. Diskriminierung müsste man aber auch nicht mehr als Kriterium für den Ausschluss aus Belegschaften verstehen, selbst, wenn man Rassist wäre. Rassismus ist in erster Linie ein Hass, welcher sich auf Äußerlichkeiten beschränkt; Namen sind nicht mehr als Schall und Rauch, auch ein Araber könnte in gewissermaßen Johann oder Karl-Dieter heißen, dem stünde lediglich ein Gang zum Standesamt im Wege. Und wenn man sich allein daran störe, dass jemand - wie im Beispiel Friedmans dargestellt - sich daran stört, dass Kunden ausbleiben könnten, weil sie in Kontakt kämen mit jemandem, der ausländischer Herkunft ist, so stellte das im Falle des Home-Offices in Zukunft kein Problem dar, da man, wenn man außerhalb des betriebseigenen Feldes arbeitet, nie einträte. Und wer kann schon mit Sicherheit behaupten, alle Angestellten eines Unternehmens, in welchem man nicht arbeitet, beim Namen und persönlich zu kennen? Hand aufs Herz, das ist doch allenfalls ein seltener Einzelfall. Sollte also beispielsweise ein Mitarbeiter der IT tunesischer Herkunft sein, so wäre das wohl kaum ein Problem. Somit blieben nur noch stramme Rassisten der Meinung, dass es eine Abwertung ihres Unternehmens sei, wenn ein Mensch orientalischer Herkunft für sie arbeiten. Und bei dieserart Arbeitnehmer wollte ein Mensch mit Selbstachtung, wie bereits erwähnt, ohnehin nicht arbeiten, das Arbeitsklima wäre fürwahr ungeheuerlich. 


II. Vom Arbeiten

Fahren wir also fort im Thema. Wir haben also feststellen können, dass, wollte man Chancengleichheit generieren, man auch über den Tellerrand hinaus schauen muss, das Thema ist, ausschließlich oberflächlich betrachtet, nicht zu lösen. Andererseits muss man sagen, dass derartige Maßnahmen auch dadurch bedingt (und vor allem notwendig) sind, weil Menschen noch immer dazu genötigt werden, arbeiten zu gehen. Sicher, wenn niemand mehr arbeiten würde, ginge der Wohlstand und die Zivilisation selbst eilig zugrunde, immerhin läge alles brach - Fabriken und das Ackerland, Supermarktregale und Warenhäuser; einfach alles. Noch werden einige Menschen an ihren Stellen gebraucht, trotz der fortschreitenden Verbesserung und zunehmenden Vielfalt hilfreicher Künstlicher Intelligenzen und Robotern. Bislang können sie vor allem monotone Arbeiten wie etwa Sortierarbeiten am Fließband übernehmen, welche Menschen nur in ihren Fähigkeiten erniedrigt hat, wenngleich noch viele Berufe günstiger in Fernost in Ausbeuterfabriken vorgenommen werden und man sie anschließend in die distributiven Länder importieren lässt, entgegen allen besseren Wissens bezüglich der Menschenrechtsverletzungen. Chancengleichheit kennt also auch unterschiedliche Maßstäbe, es kommt lediglich darauf an, wo man ihn ansetzt. Darum bezieht sich der Text auf die westliche Welt, vielmehr vor allem auf die deutsche Gesellschaft, da trotz aller Gleichnisse zwischen Europa und der Neuen Welt noch gewisse Unterschiede bestehen, auch wenn diese nur noch en détail existieren. Gleich ist aber beispielsweise der Leistungsdruck, welcher insbesondere auf den jüngeren Generationen der Geburtsjahre der 80er bis in die 90er, welche man gemeinhin als Millennials bezeichnet werden: Sie erleben immer mehr Leistungsdruck, laufen immer weiter Gefahr, schnellstmögliche gekündigt werden, gemäß dem Motto: Je unverbindlicher ein Arbeitsverhältnis ist, desto flexibler kann ein Unternehmen auch arbeiten und planen. Und von den Angestellten ist eine gewisse Flexibilität zu erwarten. Arbeitsverhältnisse bilden sich nicht mehr, obwohl Festanstellungen durchaus möglich und auch denkbar wären. Die Folge: Burnouts. Die Arbeit wird mehr, der Leistungsdruck steigt, die Gehälter sind verhältnismäßig niedrig - Chancengleichheit? Fernab in der utopischen Zukunft. Chancengleichheit betrifft zwar in erster Linie die Menschen in der Unterschicht, doch sind sie nicht allein. Auch oberhalb der Unterschicht finden sich Menschen, die von der Ungerechtigkeit, welcher sie tagtäglich ausgesetzt sind, eine Elegie singen. Die Unterschicht selbst trifft es aber insgesamt noch am härtesten: Wer einmal das Arbeitslosengeld II bezog, wird nur noch schwer zurück in die Arbeitswelt gelangen, wenn überhaupt - einmal über einen längeren Zeitraum arbeitslos gewesen zu sein ist wie ein Brandmal, welches man ein Leben lang trägt; zwar nicht am Körper, dafür aber im Lebenslauf. Man wird sich gegenüber Personalmanagern und Chefs wird man sich rechtfertigen müssen, von der Bundesagentur für Arbeit (BfA) wird man gedemütigt, und das bei niedrigstmöglichem Entgelt für die Übergangszeit zwischen Eintritt in die Arbeitslosigkeit und Wiedereintritt in die Arbeit. Geradezu barbarisch erscheinen dabei Überlegungen über ein Aussetzen dieses Mindestbetrags, sollte man eine potentielle Stelle ablehnen, aus welchen Gründen auch immer. Es soll als Sanktion dienen, vor allem bedeutet es aber eines: Dass man, wenn man einstweilen in die Arbeitslosigkeit rutscht, man es nicht mehr selbst in der Hand hält, wo man arbeitet, und als was. Es geht nur noch darum, zu arbeiten. Arbeiten ist nicht länger Teil eines Selbst, sondern nur noch ein Mittel zum Zweck, ein Selbstzweck sozusagen. Der einstige «Nine-To-Five-Lifestyle» verkam zum alltäglichen Überlebenskampf, um es etwas überspitzt auszudrücken. Letztlich stimmt es aber. Krankheitsfälle sollte man sich nicht unbedingt leisten, da es bereits die Anstellung gefährden kann; negativ auffallen sollte man nicht, da man auch schnell durch Missgunst seinem baldigen Ende entgegentreten könnte. Folglich lässt sich sagen: Wer einmal in die Arbeitslosigkeit gerät, erfährt bald regelrecht diskriminierende Behandlungsmethoden, wodurch man die Betroffenen zunächst demütigt und sie ihrer Würde beraubt, bis sie schließlich einsehen, dass sie jeden erstbesten Job annehmen sollen, um wieder produktiv zu werden, als Erwerbstätige. Freiheiten bestehen dabei nicht mehr, schließlich ist Zeit Geld, und sie leben während ihrer Arbeitslosigkeit auf Kosten des Sozialstaates, somit auf Kosten der Steuerzahler. Sie instrumentalisiert man als Vorwand, dass der gemeine Arbeitslose sich bemühen soll, wieder erwerbstätig zu werden. Dabei wollen sie es doch wieder werden, doch wird es ihnen häufig nicht ermöglicht, weil die Praktiken einfach nicht helfen. Ohnehin wird es vielmehr publik, wie harsch vorgegangen wird, wenn die Mitarbeiter des BfA vermuten müssen, dass ein Arbeitsloser nachlässig würde, und einen erneuten Ansporn gebrauchen könnte, eben benannte Sanktionen durch Kürzungen. Ein Beispiel, wie weit das gehen kann, zeigte am 15. Januar 2019 die Süddeutsche Zeitung (SZ) 

Das Sozialgericht Gotha hat deshalb die Karlsruher Richter angerufen, es ging um einen Arbeitslosen, dem vom damaligen Regelsatz (391 Euro) 117 Euro abgezogen wurden, weil er einen Job als Lagerarbeiter abgelehnt hatte; er wollte lieber in den Verkauf. Zentrale These des Vorlagebeschlusses aus Gotha: Wenn Hartz IV das Minimum dessen ist, was man für ein menschenwürdiges Leben benötigt - dann darf ein Sozialstaat diese Grenze nicht unterschreiten.
Abgesehen vom Fall, welcher von Vorneherein belegt, inwieweit Entscheidungsfreiheiten untergraben werden von Maßgaben, jeden noch so kleinen Job anzunehmen, sollte ein besonderes Augenmerk auf die in der Klammer und dem direkt daneben aufgeführten Beträge geworfen werden: 391 Euro - das ist der Regelsatz für Bezieher; und 117 Euro - der gekürzte Satz für Missetäter, die sich beispielsweise gar nicht melden, oder sich dabei verspäten. Manchmal kommt es aber auch dazu, dass das Jobcenter, welches die Beträge ausschreibt an die Bezieher, sich ein wenig verrechnet - häufig geht es dabei um Minimalbeträge, um die sie sich verrechnen, doch es geht ihnen schließlich ums Prinzip der Regelhaftigkeit, wodurch auch Minimalbeträge Probleme bereiten können -, und so müssen sie diese Überschüsse zurückfordern. Es sei noch am Rande erwähnt, dass die Kosten, die durch diese Rückforderungen Kosten entstehen, die den rückgeforderten Betrag um ein Weites überschreiten. Zu bedenken, dass dies dennoch stattfindet, erinnert an eine nachteilige Schikane für beide Seiten, die allein deswegen durchgeführt wird, um Empfänger weiter zu erniedrigen, um jeden erdenklichen Preis. Nichtsdestotrotz: Ebenfalls zu glauben, dass jemand von weniger als 500 Euro leben könnte, ist unverschämt und entbehrt jeglicher Rationalität. Überhaupt ist es inhuman, bedenke man doch nur, dass sich auf diese Weise keinerlei Rücklagen bilden lassen, sparen wird unmöglich. Dabei sollte es einem jeden doch möglich sein, etwas auf die hohe Kante zu legen, für schlechte Zeiten, oder wenigstens, um nach Abzug aller Steuern und Gebühren, sowie aller Rechnungen noch Geld über zu haben, um sich etwas leisten zu können, wie beispielsweise Lebensmittel. Selbstverständlich geht man aus solchen Gründen arbeiten, doch heißt dass, das das ganze Leben stillhält, bis man wieder Ordnung im Leben vorherrschen hat, und wieder dazu fähig ist, Ausgaben zu tätigen, ohne dabei an der Grenze zur Armut zu verweilen? Freilich, dem ist nicht so.  Es ist also eindeutig, dass Hartz IV, wie das Arbeitslosengeld II gemeinhin genannt wird, vor allem auf einem Prinzip baut: Dem Prinzip der Angst, des psychischen Drucks. Man will Menschen nicht dazu motivieren, wieder arbeiten zu gehen, sondern sie dazu drängen. «Geh' arbeiten, oder wir machen dir das Leben zur Hölle!» - So lautet das Motto derjenigen, welche Hartz IV zu verantworten haben. Chancengleichheit sieht anders aus, immerhin tritt mit Hartz IV auch ein enormer sozialer Druck durch, unter Fremden, Freunden und der Familie. Wie zuvor beschrieben ist man mit Hartz IV gebrandmarkt, wie es in Zeiten des Mittelalters Diebe waren; auch noch heute werden derartige Methoden in Ländern wie Saudi-Arabien gebraucht: Werden sie geschnappt, schneidet man ihnen entweder ein Ohr oder eine Hand abgeschnitten oder abgehackt. Menschen, die vom Arbeitslosengelde zehren, treten auch nach außen recht ärmlich auf, bedingt durch ihr geringes Budget, doch auch anderweitig können Informationen über ihre derzeitige Erwerbssituation zutage treten, beispielsweise durch die Zeit, die sie zuhause verbringen, oder wenn man sie vor einer BfA-Zentrale sichtet. Es gibt Mittel und Wege, wie man jemandes prekäre Lebenssituation feststellen kann, die offensichtlichste ist wohl zugleich ein Cliché: Das Sammeln von Pfandflaschen. Dabei wäre es wohlweislich empfehlenswert für einen jeden, mehr von ihnen zu sammeln und zurückzugeben: Nicht nur kann man daraus ein kleines Taschengeld erwirtschaften, sondern kann zugleich auch noch etwas für die eigene Flora und Fauna tun. Überdies pflegt man dadurch auch ein wenig das Stadtbild der eigenen Umgebung. Doch genug der Moralpredigten. Es geht hier schließlich nicht darum, irgendwelche Möglichkeiten der Bereicherung des eigenen Geldbeutels oder des Umweltschutzes zu unterbreiten, sondern darum, aufzuweisen, wo Chancenungleichheit vorherrscht. Und bei der Behandlung von Arbeitslosen und ihre Rückführung in die Erwerbstätigkeit ist dies eindeutig bewiesen. 


III. Das Zeitalter des Stresses

Zurück aber zu den Millennials und wie sie der Status quo des Kapitalismus des 21. Jahrhunderts in eine regelrechte Ungleichheit gezwungen werden. Davor aber noch ein Hinweis für verwirrte und eventualiter erboste Leser dieses Textes: Eingangs mochte man erwartet haben, dass es hier (ausschließlich) um Ausgangssituationen bei Berufseinsteigern und jungen Menschen im frühesten Kindesalter ginge, und auch ich als Autor muss zugeben, dass dies meine Intention war, doch bemerkte ich bereits früh, dass dem, sowohl wir doch später darauf zurückkommen sollen, damit mitnichten Genüge getan würde. Chancengleichheit ist weitaus umfangreicher, als man denken möge, und dennoch läuft man nur allzu leicht Gefahr, Überschneidungen zwischen diesem Thema und der Gütergerechtigkeit auszumachen und geradeheraus zu überschreiten. Hierbei sollte aber nochmals versichert werden, dass diese Überschneidung nicht überschritten wurde. 
Was wissen wir konkret zu den Generationen, welche dieses Zeitalter erleben dürfen, beziehungsweise es ertragen müssen? Festgestellt werden konnte bislang, dass sie vor den Folgen einer immer schnelleren und immer dynamischeren kapitalistischen, beziehungsweise korporatistischen Gesellschaft stehen, und sie, solange sie sich nicht zusammenschließen und das gesamte System zum Einsturz bringen, sich entweder daran gewöhnen müssen, oder sie daran zugrunde gehen. Letzteres wird infolge immer dichterer und gründlicherer Berichterstattung publik, vor allem in Ländern wie Japan, wo die Folgen einer solchen Gesellschaftsform immer deutlicher und immer krasser werden. Beispielsweise die sogenannten Hikikomori: Sie sind Ausgestoßene ihrer Gesellschaft, häufig Menschen mit Sozialstörungen, die entweder ein Leben lang bei ihren Eltern leben, weil sie zu einem eigenständigen Leben nicht fähig sind, oder einsam und verlassen in ihren Wohnungen leben, bis sie schließlich eines Tages sterben, unbemerkt von allen außenstehenden, sogar von ihren Nachbarn. Häufig findet man sie erst, wenn ihre Kadaver zu riechen beginnen, und die Polizei die Tür aufbricht oder der Vermieter sie aufschließt, und man den leblosen Körper entdeckt. Die Fälle mögen generell nichts Neues sein, doch treten sie immer öfter auf. Auffällig ist dabei vor allem auch, dass es nicht länger bloß Menschen sind, die an Angststörungen oder Sozialphobien leiden, sondern auch immer öfter Menschen, die aussteigen wollen aus dem ständigen Druck, dem andauernden Stress der kapitalistischen Gesellschaft. Manchmal steigen sie aus, weil sie es nicht länger aushalten, oder aber, weil es sie aus der Bahn warf. In der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts herrscht eine Mentalität ähnlich einer Massenpanik im Stadion: Wer einmal die Balance verliert, stürzt, und wird von allen anderen zu Tode getrampelt. Besser also, denken so manche Menschen, man würde das Stadion gar nicht erst betreten, oder es verlassen, bevor es zu spät ist. Dabei riskiert man alsbald, sich zu isolieren von allen anderen, zum Eremit zu verkommen. Bei den Hikikomori ist dies der Fall, weswegen einige ehemalige unter ihnen damit beginnen, gegenzusteuern, um die verlorenen Seelen wieder ins Leben zurückzuholen. Denn eines ist wohl klar: Einige von ihnen gelangten unfreiwillig in diese Situation, aus denselben Gründen, weswegen einige von ihnen wissentlich diesen Weg einschlagen: Die unerbittlich voranschreitende Gesellschaft. Sie verlegen eine Zeitschrift für Hikikomori, welche einerseits an diese gerichtet ist, andererseits aber auch an den Rest der Gesellschaft, welcher sich interessiert zeigt an diesem neumodischen Phänomen. Auch die westliche Welt hat das Phänomen der Einsiedler erkannt, und so produzierte beispielsweise der französische Nachrichtensender France 24 eine siebzehneinhalb-minütige Dokumentation, in den deutschen Medien berichtete erstmals unter anderem SPIEGEL ONLINE über die Hikikomori, Reporter des Nachrichtenmagazins trafen sich mit solchen Menschen, ähnlich wie die Journalisten von France 24. Dabei taucht sogleich ein Attribut auf, von welchem man zunächst nicht erwartet hätte, dass es bei diesen isoliert lebenden Menschen vorhanden sei: Die Offenheit, mit Außenstehenden zu kommunizieren.Wer sich abschottet, so glaubt man, würde wahrscheinlich auch jeden Kontakt zur Außenwelt abkapseln. Tatsächlich ist dem aber nicht zwingend so. Sie werden lediglich nicht die Initiative ergreifen und Menschen ansprechen, dafür müssten sie schließlich auch ihre heimischen vier Wände verlassen, und dem verweigern sie sich strikt. Darum ist es auch so, dass man, will man Kontakt zu diesen Menschen aufnehmen, man sich zunächst das Vertrauen verdienen muss; wenig verwunderlich, wie man sich vorstellen kann, haben diese Menschen doch jegliches vertrauen in die Welt, in welcher sie leben, verloren. Man muss also eine Menge Geduld, Empathie und Fingerspitzengefühl mitbringen, folglich muss es einem auch ernst sein mit einem solchen Vorhaben. All das wird auch in beiden benannten Quellen - France 24 und SPIEGEL ONLINE - thematisiert. Demgegenüber gibt es aber auch einen Dienst, welcher sich speziell an die Hikikomori richtet: Die Dienstleistung, sich Mitbewohnerinnen, sogenannte Mietsschwestern. Sie leisten den Hikikomori entgeltlich Gesellschaft, um ihnen die Einsamkeit und die damit verbundenen Leiden zu nehmen. Sie sind Teil eines staatlichen Rehabilitierungsprogramms, welches die Befreiung der Hikikomori zum Ziele, doch obliegt dem ganzen ein grundlegendes Problem: Sie gehen auf diese Menschen offensiv zu, und versuchen, sie aus ihren abgeschotteten Wohnungen zu holen. Dabei ist es falsch, die Hikikomori zu drängen, zumindest ist es falsch, diese Methode auf  sie alle anzuwenden, und das hat einen guten Grund: Wer schon einmal mit depressiven Menschen verkehrte, weiß, wie riskant und häufig äußerst kontraproduktiv es ist, sich diesen Menschen aufzudrängen, ihnen jegliche Diskretion nimmt und sich ihnen anbiedert wie ein ekstatisches Kind, wird schnell mit Distanzierung und einer leichten Feindseligkeit begegnet. Genauso verhält es sich auch mit den Hikikomori, und das wissen diese Mietsschwestern gut: Sie bieten sich gegen Geld an, und leisten diesen Menschen Nähe und Menschlichkeit auf der einen Seite; auf der anderen Seite wollen sie diesen Menschen auch helfen, wieder in ihr Leben und in die Gesellschaft zurückzufinden, und deswegen gehen sie auf die Menschen nicht zu. Alle Hilfsprogramme - auch die, die von ehemaligen Hikikomori selbst gegründet wurden - bauen darauf auf, dass diese Menschen selbst den ersten Schritt wagen, und offen zugestehen, dass man ihnen helfen soll, sie also dazu bereit sind, diese Hilfe auch anzunehmen. Sie wissen, dass es keinen Sinn oder Zweck erfülle, auf die Menschen zuzugehen, aus bereits benannten Gründen. Gehen die Hikikomori aber auf sie zu, so gibt es gute Chancen, dass sie (die Mietsschwestern) einen Durchbruch erzielen können. Da ist es auch wenig verwunderlich, wenn manche der Mietsschwestern böse Erfahrungen machten, als sie zu ihren (zugewiesenen) Schützlingen gingen: Manche wurden Opfer eines Mordversuchs, manche überlebten diese Versuche nicht. Zu wissen, dass manche der Hikikomori ein aggressives Verhalten aufweisen, beispielsweise durch demolierte Möbel oder Erfahrungsberichte der besorgten Eltern sollten genügend Indizien liefern. Zu solchen Fällen sollte man nur geschultes Personal schicken, welches sich gegebenenfalls zur Wehr zu setzen weiß. Diese Menschen sind nicht freiwillig in ihrer Situation, sie sind darin gefangen, und können sich nicht befreien. Menschen dorthin zu schicken, die nicht darüber unterrichtet wurden, werden somit in die Höhle des Löwen geschickt. Insofern lässt sich sagen, dass diese Frauen einen extraordinären Dienst. Zum Thema der Mietsschwestern produzierte der englische Nachrichtensender BBC einen zwölfminütigen Beitrag. 
Zuvor sprach ich bereits an, dass ehemalige Hikikomori eines Tages begannen, eine Zeitung zu verlegen, welche mehr Licht ins Dunkel dieses modernen Phänomens bringen soll, dem Thema mehr Aufmerksamkeit bereiten, damit mehr Menschen erkennen, wie es um die Betroffenen steht, sie nicht länger als Ausgestoßene ignoriert werden. Das schlimmste, was man Menschen wie ihnen antun kann, ist, sie totzuschweigen; der Ausdruck ist hierbei wortwörtlich zu verstehen. Einsamkeit und Isolation ist in drei von vier Fällen nicht selbsterwählt, sondern ein stummer Hilfeschrei. Anzeichen von Aggressivität oder selbstverletzendem Verhalten unterstreichen dies nur. Eine Zeitung, welche sich mit dem Thema auseinandersetzt und darüber informiert, kann derartiges Wissen übertragen und Außenstehende für die Situation der Betroffenen sensibilisieren. Es kann aber vor allem auch dabei helfen, Missverständnisse und Missinterpretationen, welche durch die Massenmedien Verbreitung fanden, zu klären und zu korrigieren. Schlimmer als Irrglauben und Verschwörungstheorien, die von wenigen geglaubt werden, sind Irrglauben und Verschwörungstheorien, die von vielen geglaubt werden. Und die Medien können durchaus ihren Teil zu letzterem/schlimmerem beitragen. Besser also, wenn man die Sache selbst in die Hand nimmt und der Desinformation den Kampf ansagt. Wer also Interesse daran hat, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen, kann bei der Onlineseite des Hikikomori Shimbun vorbeischauen, muss jedoch die Seite übersetzen lassen - sie ist original nur auf Japanisch verfügbar. 
Eine Frage soll noch an die Thematik der Hikikomori gestellt werden: Gibt es sie denn nur in Japan? Die Frage ist vor allem eine Definitionsfrage, schließlich ist dieser Ausdruck - Hikikomori - nicht exklusiv, er ist nur eine Bezeichnung für das Phänomen sozialer Isolation. Er bezeichnet nichts Besonderes, nichts, wofür es in anderen Sprachen keinen Ausdruck gäbe. Wie bereits meinerseits verwendet, könnte man sie auch als (unfreiwillige) Eremiten bezeichnen. Taktlos wäre es hingegen, sie als Stubenhocker oder Faulpelze zu bezeichnen, das würde ihnen nicht gerecht. Gäbe es klinische Nachweise, müsste man womöglich tatsächlich davon ausgehen, sie als soziophob, depressiv oder apathisch bezeichnen. Am radikalsten wäre man hingegen, einigen von ihnen zu diagnostizieren, dass sie einfach nicht gewillt sind, sich wie Getriebene dem Stress  hinzugeben, oder dem fundamentalen Zwang des kapitalistischen Systems, zu arbeiten, um zu überleben, um die niedersten Bedingungen menschlichen Überlebens zu befriedigen. Hierzu ein kleiner Gedankengang, aufgebröselt in einzelnen Schritten. 

  1. Im kapitalistischen System lehnen es Menschen mit der Macht, maßgebliche Entscheidungen zu treffen, ab, Mindestsicherungen auszuzahlen, mit der Begründung, dass dadurch Menschen das Interesse an der Annahme einer Erwerbstätigkeit genommen würde. 
  2. Wenn dies stimmt, muss man davon ausgehen, dass Menschen dazu gezwungen sind, Arbeiten anzunehmen, und sie sich nicht freiwillig dazu entschließen, eine Arbeitsstelle anzunehmen, um ihrer Gesellschaft beim Erhalt des Wohlstandes aller behilflich zu sein. 
  3. Stimmt Punkt zwei, widerläge es den Grundsatz des Kapitalismus, wonach alle arbeitenden Menschen freiwillige Verträge abschlössen mit ihren Arbeitgebern, um beim Austausch «Arbeit gegen Geld» teilzunehmen. 
  4. Der Staat ließe sich hierbei nicht als Sündenbock integrieren, da dieser theoretisch die Funktion besäße, Mindestsicherungen durch Steuergelder (beispielsweise durch die Einkommens- und eine Reichensteuer) auszuzahlen. Ohne einen Staat besäßen die Menschen nur so viel Geld, wie es ihnen ausgezahlt würde, doch obläge es dann den Arbeitgebern allein, wie viel sie ihren Angestellten auszahlten; es gäbe keine gesetzlichen Verpflichtungen zu Mindestgehältern, Gewerkschaften, Betriebsräte und Arbeitnehmervertreter in Vereinen oder in Form von Rechtsanwälten besäßen kaum die Kraft oder die Macht, sich den Arbeitgebern zu widersetzen, da diese keinem Kündigungsschutz gegenüberstünden, welcher auch nur durch einen Staat durchgesetzt werden könnte. Gerichte besäßen ohne den Staat kaum die Unbefangenheit, da ohne einen Staat Schiedsgerichte die Rolle unabhängiger Gerichte übernehmen (der Staat fungiert in dieser Gesellschaft als unparteiischer Mittler, der Staatsanwälte, Richter und Schöffen anstellt, damit diese nicht im Rahmen eines privaten Unternehmens handelt, und somit die Position des Arbeitgebers vertritt). Natürlich muss man sagen, dass kein Mensch vollumfänglich unparteiisch handeln, ein jeder trägt intrinsisch Grundvorstellungen und Ideale, die die eigenen Entscheidungen kontrollieren; hätte man diese nicht, verdinge man sich wahrscheinlich auch nicht in einem solchen Metier wie der Jurisprudenz. Bewegt man sich aber in solchen Feldern, so trägt man innerlich immer eine gewisse politische Ausrichtung, die die Entscheidungsfindung maßgeblich beeinflusst: So würden Konservative jederzeit Argumente gegen eine Liberalisierung der Abtreibgungsgesetze ersuchen, währenddessen linksorientierte Anwälte sich für die Befreiung der Frau aussprächen und dementsprechend argumentierten. Auch die neuerlich entwickelte Künstliche Intelligenz (KI), welche - bereits deutlich gründlicher und schneller - Fälle bearbeiten kann, wäre niemals gänzlich unbefangen. Schließlich muss sie erstmal programmiert werden, und Programmierer der IT haben somit allein in der Hand, wie die KI denkt, wie sie handelt, wie sie sich entscheidet. Obzwar manch einer behaupten mag, dass eine KI  die Justiz neutraler gestalten könnte, ist das nicht mehr als ein Wunschtraum. Es wird sich ideologisch nichts ändern, der Betrieb könnte lediglich effizienter werden, das wäre es aber auch schon. Chancengleichheit lässt sich aber auch noch in der Justiz bemessen, und zwar, wenn man einmal einen Fall vor Gericht bringt. Denn so sehr doch auch der Grundsatz gelten mag, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien, endet die Gleichheit doch, wenn es um die finanzielle Frage geht: Fälle, sofern man sie als Privatperson einbringt, müssen durch den eigenen Geldbeutel getragen werden, und dieser kann bekanntlich nur so viel stemmen, wie er eben hergibt. Das bedeutet: Wenn das Geld knapp wird, muss man den eigenen Fall schlimmstenfalls fallen lassen, auch wenn das bedeutet, dass der Täter unbestraft freikommt. Der Staat, so könnte man es ausdrücken, lässt seinen Bürger mehr oder minder im Regen stehen. Rechtsanwälte verdienen auch ihr Gehalt, welches man, wollte man sich einen nehmen, selbst auszahlen muss. Staatsanwälte kosten den gemeinen Bürger zwar nichts, doch sind sie meist nicht so standhaft und brauchbar wie ein privat angestellter Rechtsanwalt einer renommierten Kanzlei. Vermögende Täter oder Ankläger können also auch länger andauernde Fälle eher tragen als Otto Normalverbraucher, ebenso sehr können sie durch ihre Anwälte stärker austeilen als benannte Normalverbraucher. Es gilt: Auch das Gericht ist wie ein modernes Videospiel: Wer bereit/fähig ist, mehr zu zahlen, bekommt auch mehr und kann seinen Kontrahenten durch materielle Überlegenheit gegenübertreten und sie ordentlich in die Flucht schlagen. Vor dem Gesetz ist niemand gleich, es herrscht, wer mehr Geld hat. 
Gerade der letzte Punkt war, dies sei dem Leser zugestanden, ein wenig ausufernd, doch es war notwendig, dies in all seiner Ausführlichkeit darzubieten, der Länge des Textes tut dies keineswegs einen Abbruch. Das kapitalistische System kann mitnichten auf Freiwilligkeit aufgebaut sein, dafür bietet es zu wenig bis absolut gar keine Alternativen zur Arbeitsübernahme. Zwei Faktoren bestimmen die Eingängigkeit der Auswahl, welche nur partiell die Freiheit der Auswahl zulässt: Der aufbereitete Zwang, zu arbeiten, dessen einzige Alternative der Tod in Armut ist, und die Selbstkontrolle des Marktes, die sich nicht an der Nachfrage des Individuums und seinen Wünschen orientiert, sondern allein den Geschicken des obersten Prozentes, welches die Mehrheit am Markte selbst besitzt (dieses eine Prozent variiert von Markt zu Markt, ebenso die Menge, die diesem gehört am Markte selbst; dass eine Minderheit die Mehrheit an einem Markt besitzt, variiert hingegen nicht, es steht wie in Stein gemeißelt, unumstößlich); die Nachfrage wird kontrolliert, die PR tut ihr Übriges, um den Erfolg eines Produktes so lange zu erhalten, bis schließlich ein neuer Hype generiert werden kann. Die Dynamik ist auch ein ewiges Treiben, eine ewig aufgeputschte Ekstase; sie ist wie ein Drogenabhängiger, der um Gedeih und Verderb nicht ablassen will vom Gefühl, welches ihm die Drogen verschaffen können, will nicht erleben, wie es ist, nüchtern zu sein. Stattdessen setzt er sich eine Injektion nach der anderen. Genauso arbeitet der Markt. Ein Hype um ein neues Produkt, welches einem vorangegangenen en détail ähnelt, jagt das nächste, niemals lassen Unternehmen davon ab, und die Konsumenten kaufen diese Produkte, geben dem Hype dadurch Recht. Ob das Produkt gebraucht wird, steht nicht zur Debatte, der Erfolg gibt ihnen Recht, mit Recht. Und weil sie Erfolg haben, steht es ihnen frei, sich zu verhalten, wie es ihnen gefällt, schließlich geht ihr Konzept auf, und wer hätte schon das Recht, ihnen in die Karten zu spielen? Am Ende hätte man noch einen verheerenden Kollaps mit unzähligen Tragödien zu verantworten, mitunter erreichten einem Sammelklagen, welche einen lebenslang und ohne Bewährung ins Gefängnis bringen könnten. Die Macht der Märkte ist ungebrochen, und diese Macht erlaubt ihnen eine Heerschar an Möglichkeiten, mit welchen sie die Welt zu ihren Gunsten formen können. Ein Beispiel, um erneut das Thema der Chancenungleichheit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer insbesondere hervorzuheben: Man stelle sich vor, ein Angestellter fällt bei seinem Chef missgünstig auf, beispielsweise, weil dieser sich gegenüber seinen Kollegen abschätzig über ihn geäußert hat. Man stelle sich vor, dass dieser Chef gute Kontakte zu anderen Unternehmern unterhält, weil diese des Öfteren zusammenarbeiten, beliefern einander und verstehen sich auch ansonsten recht gut. Man stelle sich nun vor, dieser Angestellte arbeitet schon sehr lange bei ihm, hat sich assimiliert im Unternehmen. Doch dieser Chef ist sehr nachtragend, und sieht es gar nicht gern, wenn sich Angestellte ihm gegenüber illoyal verhalten, weswegen er dazu neigt, manchmal ein wenig überzureagieren. Dies wäre hierbei der Fall - er wirft den ungehaltenen Angestellten aus dem Unternehmen, unter einem anderen Vorwand, beispielsweise durch ein Nachlassen im Arbeitskontingent. Er fände seine Gründe, ihn rauszuwerfen, das sollte nicht Kern seiner Probleme sein. Der Clou des ganzen aber, um ihn eins auszuwischen, wäre, dass er ihm ein überaus negatives Arbeitszeugnis aus, wodurch er später keine gleichwertige Arbeitsstelle mehr fände. Er wäre gescheitert in seinem Leben, einzig und allein wegen einer mächtigen Person, die die Macht über sein Schicksal besaß. Natürlich könnte man gegenüber zukünftigen, potentiellen Arbeitgebern einwenden, dass man viele Jahre bei diesem Chef, welcher einem das schlechte Arbeitszeugnis ausstellte, arbeitete, doch was würde das schon bedeuten, wenn der Chef insgesamt unzufrieden war mit der Arbeit, wie es eben geschrieben steht auf dem Arbeitszeugnis? Es bedürfe schon einer gehörigen Menge Glück, um am Ende doch noch in einer gleichwertigen Stelle angenommen zu werden, wie bereits erwähnt. Sofern dieses Beispiel auch nicht in etwaiger Form widerlegt werden kann, so sollte man sich doch eines durch den Kopf gehen lassen: Ist es nicht erschreckend, wie viel Macht eine einzelne Person über hunderte Personen ausüben kann, weil diese eine Person praktisch ungehindert über andere entscheiden kann, nicht bloß im Rahmen des Beschäftigungsverhältnisses, sondern auch über zukünftige Beschäftigungen in anderen Unternehmen hinaus? Die Macht des Arbeitgebers über seine Beschäftigen und deren Leben erinnert an die Macht Julius Cäsars über die Gladiatoren in der Arena, welche er beobachtete bei ihren Kämpfen über Leben und Tod. Ein Fingerzeig (mit dem Daumen) konnte über ihr Leben und Überleben entscheiden. Daumen hoch: Glück gehabt, du darfst leben; Daumen runter: Pech gehabt, du wirst sterben, obwohl du den Kampf überlebtest. Ähnlich lässt sich das auf das Verhältnis Arbeitgeber - Arbeitnehmer reflektieren: Macht man sich gut, gehorcht, und arbeitet tüchtig, ohne sich jemals lautstark, nur hörbar oder zumindest in (seiner) Hörreichweite schlecht über den Chef zu äußern, hat man gute Chancen, weiter für ihn zu arbeiten, auch wenn man vorsichtigt sein sollte bei der Bitte um eine Gehaltserhöhung, es sollte zumindest im individuellen Falle abgeschätzt werden. Arbeitet man aber nicht entsprechend der Vorstellungen der Unternehmensführung, und wagt es auch noch, sich abschätzig zu äußern, die Pausen zu überziehen oder sich anderweitig zu verlustieren während der Arbeitszeit, beispielsweise durch Arbeiten, die den Privatbereich betreffen, weil man nach der Arbeitszeit meist weder Zeit, noch Kraft hat, um sich damit zu beschäftigen, so könnte man schon bald das Kündigungsschreiben im Postkasten wiederfinden. Arbeiten kann, ohne die Paranoia eines Lesers zu schüren, auch ein Drahtseilakt sein, ein Tanz auf dem Vulkan. Selbstverständlich soll diese dystopische Prophezeiung nicht universell für jedes Arbeitsverhältnis darstellen - Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel -, doch sollte man sich der Möglichkeiten der Arbeitgeber bewusst sein; dass sie einem jederzeit das Leben zur Hölle machen können, schließlich steht man in der Hierarchie deutlich weiter unten. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, so sagt man, doch auch die darauffolgenden Jahre sind mitnichten angenehmer. 
Eine Frage ließ ich nach diesem Text noch offen, und zwar, ob es das Phänomen der Hikikomori auch außerhalb von Japan gibt, ob es noch anderswo auftritt. Die Antwort lautet: Ja, man trifft sie auch woanders an. Wie zuvor beschrieben beschreibt der Ausdruck Hikikomori kein exklusiv japanisches Phänomen, auch in anderen Ländern trifft man solche Menschen an, lediglich unter anderen Bezeichnungen. Die amerikanische Zeitschrift New York Magazine berichtete bereits einmal über das Phänomen ausgestoßener junger Menschen in den USA geschrieben; auffällig ist dabei, dass sie dennoch auch selbst den Ausdruck Hikikomori verwenden, bedingt durch die Fülle an Informationen, die in Bezug zu den Fällen aus Japan bereits existieren und auch von staatlicher Seite als Bedrohung für das Wohlergehen der Gesellschaft anerkannt wurden. In der westlichen Welt ist man, geht es um derartige krankhaften Symptome, noch etwas zaghaft, zum Leidwesen der Betroffenen, die keine adäquate (ärztliche) Behandlung erwarten können, wodurch sie in ihrer Kluft gefangen sind. Dabei sind die Zeichen offensichtlich: Nahezu alle Hikikomori weisen Zeichen einer Sozialstörung auf, nur wenige fallen in das von mir ausgewählte Muster, sich aus dem hetzenden und erzwingenden System der kapitalistischen Gesellschaft ausklinken wollen, da die meisten, die das wollten, dennoch nicht diesen radikalen Schritt wagten, und stattdessen zu mürrischen Eigenbrötlern würden, die sich gelegentlich im Internet kritisch zum gesellschaftlichen Trend äußerten, ab und an einmal an Demonstrationen teilnehmen, und ansonsten doch mit dem Strom schwimmen, weil sie wissen, dass die Alternativen entweder im naturalistischen Primitivismus mündeten, oder im Prekariat. Speziell für Deutschland gibt es bislang keine Zahlen, jedoch verwies das Spektrum der Wissenschaft auf eine Studie, in welcher bislang 140 Fälle dokumentiert wurden, eine vergleichsweise geringe Zahl an Fällen, verglichen mit den Fällen aus den USA und Japan. Entwarnung kann das aber dennoch nicht geben: Nicht nur ist ein jeder Mensch, der unter solchen Bedingungen, mit solchen psychischen Lasten leben muss, ein Mensch zu viel, sondern muss dieser Trend generell als ein böses Omen verstanden werden, als das Symptom eines krankenden Systems; Fälle wie diese müssen als ein Indiz verstanden werden, welches belegt, dass ein System alles andere als hinnehmbar ist. Erstens muss man feststellen, worauf das Indiz fußt, was seine Ursprünge sind, und wiederum, was dessen Ursprünge sind. Bei den Hikikomori handelt es sich um psychisch Kranke, die sich abschotten, weil sie unter Menschen Paniken und psychische Zusammenbrüche erleiden. Eine Studie aus dem letzten Jahre, worüber das britische Nachrichtenmagazin The Guardian berichtete, stellte fest, dass unter acht Menschen unter 19 Jahren sich mindestens eines fände, welches unter einer psychischen Störung leide; 14 Jahre zuvor, als das letzte Mal eine solche Studie erhoben wurde, war es nur ein Kind unter zehn.  Jetzt muss man sich fragen, woher dieser Trend rührt, dass scheinbar immer mehr Kinder unter solchen Störungen leiden, was die Ursprünge für solche Trends sein mögen. Man könnte zunächst Handies und das Internet einwerfen; soziale Medien, in welchen Cybermobbing seine Opfer fordert, und der soziale Druck, welcher auf ihnen lastet - der Druck, Idealen zu entsprechen, etwas aus sich zu machen, um kein Nobody zu sein. Ein ähnliches Zitat lässt sich auch aus dem Artikel entnehmen: 
“Every day our frontline services see children and teenagers struggling to understand how they fit into the world. They have to contend with things like intense pressure at school, bullying, problems at home, all while navigating a complex 24/7 world with constant stimulation from social media.”
Man sieht also, dass die Gründe für derartige Phänomene so offensichtlich sind, wie sie aussehen. Der einzige Grund, weswegen sie einen derartigen Anstieg erfahren - generell sind sie nichts Neues, auch in früheren Zeiten gab es solche Fälle von psychischen Störungen -, ist das Internet, wodurch die jungen Menschen sich noch häufiger diesem sozialen Druck ausgesetzt sehen. Früher hatten sie noch die Chance, unter sich zu sein, nur für sich. Heute hängen sie alle an ihren Handys, wo sie sich eigenständig diesem Druck noch weiter aussetzen, wo er früher nur in der Schule und in ihrer aktiven Freizeit vorhanden war. Überdies muss hierzu noch erwähnt sein, dass der Druck um ein Vielfaches größer ist im Netz, durch die Vielzahl an Menschen und Einflüssen, welchen sich die jungen Menschen ausgesetzt sehen. Er ist mitnichten zu vergleichen mit den einigen - vergleichsweise! - wenigen Menschen und Einflüssen. Nun möchte man sagen, dass es dagegen ein simples Mittel gäbe: Handy weg! Dieser Gedanke ist aber zu kurz gedacht, und wäre genauso effizient wie der schlagartige Entzug der Heroinspritze bei einem Junkie, welcher leblos am Straßenrand in einem beliebigen Ghetto gefunden wurde. Ihm zu sagen, dass er es einfach absetzen sollte, und sein Leiden damit ein Ende hätte, ist ignorant gegenüber der Krankheit, daran gäbe es absolut keinen Zweifel. Dem würde auch niemand widersprechen. Und genauso muss man es auch halten mit Handys, schließlich handelt es sich auch dabei um eine Sucht, inklusive der negativen Symptome bei Entzug, knallhartem, wie auch kontrolliertem. Und auch wie beim Heroin muss man voraussetzen können, dass der (oder die) Süchtige gewillt ist, die Droge als Übel und Grund der Leiden festzustellen und sich von ihr zu befreien. Denn eines ist wohl klar: Werden Kinder bereits unter solch immensen Druck gesetzt, dass es sie nachhaltig verstört, können aus ihnen keine gesunden Menschen erwachsen, sondern nur gebrochene Kreaturen, welche nicht mehr zum eigenständigen und glückseligen Leben fähig sind, zumindest nicht ohne Weiteres (zwei Anmerkungen hierzu: 

  1. Mit ohne Weiteres ist gemeint, dass sie sich vorerst einer medikamentösen oder therapeutischen Behandlung unterziehen müssen, um, mit einem Funken Glück, wieder kuriert zu werden, sodass sie zu einem eigenständigen Leben befähigt werden können. Nach Möglichkeit sollte dies das oberste Ziel sein, da ein eigenständiges Leben auch bilateral zu wollen ist: Einerseits für den betroffenen Patienten, und andererseits für seinen (oder ihren (oder die)) Pfleger(in (innen)). die sich daraufhin nicht mehr um sie kümmern müssen. Denn so wichtig der Job des (oder der) Pfleger(in) ist, so anstrengend und kräftezehrend ist er auch, und es sollte als Erfolg gezählt werden, je weniger von ihnen gebraucht werden. Nicht etwa, weil geistig oder körperlich behinderte Menschen minderwertig seien, sondern, weil die, die durch einen Geburtsfehler bedingt durch ihr Schicksal getroffen wurden, die einzigen sein sollten, die existieren sollten. Menschen, die später in ihrem Leben, beispielsweise durch Traumata oder Mobbing, beziehungsweise sozialem Druck durch Idealbilder und auferlegte Zukunftserwartungen, welchen sie zu entsprechen hatten, sollten nicht leben, sie sind Symptome einer gescheiterten Gesellschaft. Milliardäre sind ein Versagen einer Gesellschaft, die sich als Zivilisation schimpfen mag, doch Menschen, die postnatal geistige (und nur geistige; körperliche sind nicht allein durch eine gescheiterte Gesellschaft bedingt, sondern tragische Schicksale, die niemand beeinflussen konnte) Behinderungen entwickelten (ausgeschlossen jene durch Traumata, die durch tragische Schicksale wie etwa des Miterleben des Sterbens geliebter Menschen in grausamen Unglücken erzeugt wurden), eine ganz andere. 
  2. Glückseligkeit wurde hierbei bewusst erwähnt, auch wenn es für manche Leser womöglich als linksliberale Traumtänzerei abgetan werden möchte. Wenn Menschen in ihrem Leben ein Ziel verfolgen, so ist es häufig sehr konkret, es umfasst ein ganz bestimmtes Ziel, wie beispielsweise das Erziehen eines Kindes, oder eine glückliche Ehe bis zum Lebensende, um nur zwei potentielle Beispiele zu benennen. Sollten sie ihr Ziel aber einmal etwas allgemeiner, etwas oberflächlicher bezeichnen, so läge es doch am nächsten, als Ziel eines Lebens «Glückseligkeit» aufzuführen. Alternativ könnte man auch nennen, anderen Menschen eine Freude zu machen, wie es beispielsweise Menschen tun, die in sozialen Bereichen arbeiten. Diese Bereiche werfen fürwahr kein Millionenvermögen ab, besonders in Deutschland werden Menschen dort nur respektlos schlecht bezahlt, sodass man für diese Berufung eine regelrechte Passion voraussetzt, da man ansonsten schnell das Interesse daran verlieren mag; wer würde sich auch für einen Apfel und ein Ei (sprichwörtlich) den Rücken kaputtmachen, wenn er nicht tagein, tagaus für diesen Job lebte? Diese Herleitung ist nur logisch. Menschen erlangen auf ihre ganz eigene Art und Weise Glückseligkeit, da sie für jeden eine andere Bedeutung innehat. Am Ende meinen aber alle dasselbe, und das aus einem guten Grund: Der Mensch erfüllt keinen höheren Zweck auf Erden, der Planet wäre ohne das Wesen Mensch um ein Vielfaches besser dran. Dennoch ist der Mensch hier, geboren um zu leben. Wenn er also keinen höheren Zweck erfüllt, kann er sich mit seinem Schicksal in Richtung Sinnlosigkeit genauso gut auch ein schönes Leben machen, allein dem eigenen Wohlwollen dienend. Und das ist die Glückseligkeit. 
Beide Punkte sollten gleichermaßen beachtet werden, wenn über Dinge wie das gute Leben unter verschiedenen Gesichtspunkten gesprochen wird, wie beispielsweise hier beim Thema Sucht und Abhängigkeit. Ohne ein gewisses Maß an Eigenständigkeit könnte der Glückseligkeit ein gewisser Abbruch getan werden. Selbiges gilt für eine psychische Störung oder Behinderung). Kinder müssen beschützt werden, doch das funktioniert nicht allein durch eine Einwickelung in Watte und Luftpolsterfolie, bildlich gesprochen. Sie müssen einerseits geschützt und andererseits aufgeklärt und informiert werden. Es wird zu jeder Zeit gebetsmühlenartig gepredigt, dass Ideale, welche beispielsweise im Fernsehen oder im Netz propagiert werden, wertlos sind, und doch haben diese Worte keine Wirkung, da sie gänzlich ohne Inhalt sind. Wie sollte ein junges Mädchen verstehen, dass die Models, welche bei «Germany's Next Topmodel» den Laufsteg auf und ab laufen, keine Idealbilder sind, wenn sie alle in ihrem näheren Umkreis sie anhimmeln? Es braucht Argumente, auch wenn immerzu behauptet wird, dass Kinder für Argumente unzugänglich seien? Versuchen sollte man es nichtsdestotrotz, schließlich ist ein jedes Kind individuell, und so besteht eine fünfzigprozentige Chance, dass es doch mit einem Argument klappen könnte. Die Alternative wäre lediglich, es gar nicht erst zu versuchen, und somit Gefahr zu laufen, das Kind psychischen Erkrankungen auszuliefern, welche sie im schlimmsten Fall brechen könnten. 

IV. Implosion statt Zusammenhalt, oder - «Give a boy a gun»

Mobbing ist aber ein Phänomen, welches nicht alleine auf Idealbildern aufbaut, welche zum Anstoß genutzt werden, sich über Menschen zu belustigen, welche von diesen Idealbildern entbehren - gerade bei Kindern ist es vielmehr so, dass sie andere Kinder aus allen möglichen Gründen hänseln, weil sie noch jung sind, und damit noch kein konkretes Verständnis von Moral und Sozialität haben. Sie bilden Cliquen und machen diejenigen fertig, welche keiner Clique angehören, somit als Außenseiter zu betrachten sind; sie machen sich über Mädchen lustig, weil sie als das schwächere Geschlecht gesehen werden, oder einfach, weil sie keine Jungs sind; Mädchen machen sich untereinander fertig, auch in Form von Cliquen gegen Einzelgängerinnen, einfach, um das Gefühl von Macht über anderen zu spüren, um als Stärkere Macht gegenüber anderen auszuüben, was aber auch bei Jungs gleichermaßen beobachtet werden kann - nicht aber zwingend aus Gründen der Dominanz, sondern gelegentlich auch, um Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Letzteres ist insbesondere interessant, da dies auch soziale, beziehungsweise private Probleme haben kann: Menschen, die mobben, könnten in Verdacht stehen, zuhause immense Probleme zu erleben, welche Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. Es ist aber bislang noch nicht näher erforscht, ob es eine deduktive Korrelation zwischen einem Dasein in der Unterschicht und einer höheren Wahrscheinlichkeit zum Mobbing gibt. Ein Artikel, welcher im englischen Onlinemagazin The Conversation erschien, gibt darüber mehr Aufschluss, weiß aber ebenfalls die Annahme nicht zu bestätigen, mangels wissenschaftlicher Evidenzen. Darum sollten auch etwaige Vermutungen und Annahmen zum Thema mit Vorsicht genossen und nicht als erwiesen nutzen und daran festhalten entgegen später auftauchender Gegenbeweise, welche beispielsweise beweisen mögen, dass Menschen aus der oberen Mittel- oder der Oberschicht eher dazu neigen, ihre Mitmenschen psychisch oder körperlich zu unterdrücken. Wie dem Artikel zu entnehmen ist, hat das Mobbing, ähnlich wie das Fluchen, gesundheitliche Vorteile, es kann Stress abbauen und somit beruhigen. Beides auf seine jeweilige Weise und in seinen jeweiligen Respektiven. Das Mobbing kostet aber auf seine Weise den gesundheitlichen Zustand eiens anderen Menschen, sodass jemand, der andere niedermacht, um sich selbst einen gesundheitlichen Gefallen zu tun, ein wahrhaftiger soziopathischer Egoist sein muss, wobei es wohl selten ist, dass Menschen durch Mobbing Stress abbauen wollen. Die meisten tun es doch wohl aus Niedertracht und Feindseligkeit. Treten solche Menschen aber natürlich auf, oder sind sie erschaffen durch ihr soziales Umfeld? Schließlich gibt es durchaus Philosophen im rechtslibertären Spektrum - Menschen wie Murray Rothbard, Ayn Rand oder Friedrich Hayek - die sagen, dass soziale Gesellschaften nicht funktionieren können, weil ein jeder Mensch nach seinem eigenen Glück allein strebt, und allenfalls mit anderen Menschen interagiert, um sein Ziel zu erreichen, also aus einer Nutzenbeziehung. Von Natur aus sei der Mensch aber egoistisch, und kein soziales Wesen. Bewusst sprechen sie dabei von einer Natur des Menschen, wobei diese in der Philosophie umstritten ist, und man bislang nur auf Dissens in der Frage von der Existenz einer solchen Natur traf. Insgesamt widerspräche es aber den evolutionären Grundfesten, wodurch der Mensch einzig und allein überleben konnte, weil er Sozialgemeinschaften schuf, um einander zu helfen, beispielsweise durch gemeinsame Jagden, und gemeinsames Sammeln von Früchten wie Beeren. Der Mensch gründete umzäunte Städte, und fand sich in Dörfern zusammen, wo gemeinsam Äcker bestellt wurden und man zusammenhielt, um sich gegen Feinde zu verbünden. Jahrtausendelang hielten Menschen zusammen, und wenn dies nur innerhalb von Königreichen und anderen Administrationsformen war, und selten jenseits imaginärer, arbiträr übereingekommene Grenzziehungen. Wie man auf die Idee kommen konnte, dass der Mensch infolgedessen all die Jahrtausende wider seiner Natur handeln konnte, ohne daran zugrunde zu gehen, bleibt rätselhaft. Natürlich streben Menschen in erster Linie ihren eigenen Interessen, und sind diese Interessen, anderen Menschen zu helfen, so ist dies noch immer das Eigeninteresse. Selbstlosigkeit kann eine Tugend sein, doch ist sie keine menschliche Grundeigenschaft, weswegen beispielsweise Deontologen und Tugendethiker dazu plädieren, entweder tugendhaft zu handeln, oder die Selbstlosigkeit zur Maxime zu erheben. Die Priorität des Eigeninteresses kann aber auch ein Grund sein, weswegen Menschen sich in Gemeinschaften zusammenfanden, wie es auch Kontraktualisten wie John Locke den Staat als ein geeignetes Mittel menschlichen Zusammenlebens betrachteten: Gemeinsam erreichen Menschen einfach mehr. Ein einzelner Mensch dürfte es nur mit Ach und Krach schaffen, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, geschweige denn ein Leben nach seinen höchsten Vorstellungen zu genießen. Hat man aber Unterstützung durch andere menschliche Wesen, dürften die Vorstellungen eher Realität werden, weil mehr Ressourcen gesammelt und gemeinsam genutzt und verarbeitet werden können. Man bündelt Kräfte, um Großes zu erschaffen. Das nutzt jedem, dem guten Samariter wie auch dem selbstgefälligen Egoisten, was auch die ausgesprochenen Egoisten, die von der eigensinnigen Natur des Menschen schwadronieren, nicht bestreiten. Vielmehr behaupten sie, dass der Einzelne nicht dazu gezwungen werden sollte, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen; einen Teil seiner Erträge an die Gemeinschaft abzudrücken; im weiteren Sinne sollte niemand über den Einzelnen herrschen dürfen, bestimmen dürfen, ihn Vorgaben aufzwingen, welche ihn in seinen Freiheiten einschränken könnte. Man kennt diese Platitüden von bekannten Libertären und Ökonomen, wie sie zuvor benannt wurden, manchmal fragt man sich aber dennoch, ob sie gut durchdacht wurden. Sicher möchte der gemeine Mensch das Optimum an Freiheit genießen, Libertäre wollen dieses nur weiter nach oben ansetzen, angefangen bei der Abschaffung des Staates und damit jeglicher Regularien, die entweder den Markt organisierten, beziehungsweise die Societät, die ihnen beispielsweise den Besitz von Schusswaffen einschränkte oder gänzlich versagte. Sieht man sich aber die Anzahl an Schusswaffentoden in den USA, verglichen mit einem eng regulierten Land wie Deutschland an, so sieht man sofort, dass eine laxe Waffenregulierung schnell zu Unmengen an Toten führt. Der amerikanische Nachrichtensender CNN hat hierzu im März vor zwei Jahren fünf Statistiken aufgestellt, in welchen es die amerikanische Waffenkultur auf seine wichtigsten Daten zusammenfasste, hierunter auch die Waffentoten, aufgeteilt in zwei Gruppen: Ungewollte Tode (Unfälle), Freitode, und nicht festgestellte Todesursachen; und gezielte Morde. Während in Deutschland auf eine Million Menschen 10 Tode der ersten Gruppe auftreten, und ein Tod aus der zweiten Gruppe, sind es in den USA 66 Tode aus der ersten und 36 aus der zweiten Gruppe. Natürlich könnte man jetzt von Unverhältnismäßigkeit sprechen, doch wie? Immerhin sind diese Zahlen pro eine Million abgefasst. Man muss also davon ausgehen, dass in den USA eine andere Kultur in Sachen Waffen herrscht: Die USA wurden auf dem Glauben gebaut, dass der zivile Ungehorsam ermöglicht wird, sobald er vonnöten ist; dass ein Staat seine Menschen in Ruhe lassen sollte, er sich zwar um seine Menschen sorgt, aber ihnen nicht in ihre Freiheiten pfuscht; und zu guter Letzt, dass ein jeder Mensch sich im Notfall selbst verteidigen kann. Und damit sie das können, müssen sie Zugang zu den richtigen Mitteln haben. Schusswaffen treffen da den Zahn der Zeit, schließlich hätte man heutzutage mit einer Muskete oder einem Säbel keine Chance, wenn der Schütze ein vollautomatisches AR-15 schultert. 
Schaut man sich aber diese Zahlen an, so möchte man erschaudern, ist man es doch nicht gewohnt (vor allem, wenn man Südkorea seine Heimat schimpft). Man möchte auf der Stelle aufschreien und für striktere Waffengesetze plädieren. So taten es auch bekanntermaßen die Schüler der Parkland High School, sie konfrontierten auch sofort ihren staatseigenen Senator, wobei sich ein Schüler eine folgenschwere Frage entlocken ließ: Er frug seinen Senator, ob er von nun an aufhöre, Geld von der NRA, der amerikanischen Lobbygruppe, die sich für lockerere Waffengesetze einsetzt, und immerzu Millionen an Dollar in republikanische Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten, sofern sie weitere Lockerungen in Aussicht stellen. Auch von erneuten Massenschießereien lassen sie sich nicht abschrekcen, stattdessen sitzen sie derartige Neuigkeiten aus, oder attackieren Kritiker, was bei der Kritik an Ärzten, die Schusswaffenopfer behandelten oder obduzieren mussten, seine Spitze erreichte, wie der amerikanische Nachrichtensender CBS News zu berichten wusste: Ärzte sprachen sich für striktere Waffengesetze aus, woraufhin die NRA ihnen dazu riet, sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen (wortwörtlich: «Stay in your lane»). Wie man sehen kann im Beitrag, war der Beginn der Debatte darum, worin sich Ärzte einmischen dürfen, ein suggestiver Artikel, initiiert von der Lobbygruppe selbst. Dabei kann man ihr Verhältnis als korrelativ bezeichnen: Die NRA setzt sich dafür ein, dass Menschen Waffen einsetzen können, und die Ärzte kümmern sich um die Folgen ihres flamboyanten Einsatzes, sie haben also vor allem das Nachsehen, psychisch wie auch in Form ihrer Arbeit. Selbstredend sollte es einem jeden Menschen ermöglicht werden, sich im Falle eines Angriffs, eines Raubs, oder einer Geiselnahme (im erschreckendsten Falle, und unter der Voraussetzung, dass die Geiselnehmer genügend Pfuscherei betrieben, ihre Geiseln nicht vorab auf irgendwelche Waffen zu kontrollieren) zur Wehr setzen können. Dem widerspricht absolut gar nichts, immerhin sollte man nicht auf Zeit spielen, oder auf Glück, beziehungsweise Gutdünken einer höheren Macht (für die Gläubigen unter uns). Doch sollten derartige Maßnahmen gut durchdacht sein, da es durchaus passieren kann, dass man es sich auch verscherzen kann mit solchen wohlmeinenden Richtlinien, in den USA lässt sich das aufs härteste beobachten. Im Jahre 2017 (die aktuellen Statistiken werden weiter unten ebenfalls noch aufgelistet; das Jahr 2017 wurde bewusst ausgewählt, da es sich in dem Jahr um einen traurigen Höhepunkt handelte, welcher im darauffolgenden Jahr glücklicherweise unterboten wurde um ein Vielfaches), so wusste der englische Guardian zu berichten, exakt 39.773 Menschen durch Schusswaffen ums Leben kamen. In Deutschland waren es dagegen im selben Jahr knapp 900 Menschen. 900. Nicht mehr und nicht weniger. Setzt man das nun in Relation zur jeweiligen Gesamtbevölkerungszahl - so sprechen wir in den USA (im Jahre 2017 lebten etwa 324.459.463 Menschen in den Staaten) von knapp 1,22 Prozent der Bevölkerung, und in Deutschland (hierzulande lebten im Jahre 2017 82,79 Millionen Menschen) von nicht einmal einem Prozent, wir sprechen von knapp 0,11 Prozent. Selbst wenn man sich also damit herausreden wollte, dass die Toten, welche durch Schusswaffengebrauch ums Leben kamen, sich im Minimalbereich bewegten, müsste man noch immer zugeben, dass in den USA knapp 1,11 Prozent mehr Menschen ums Leben kommen als in Deutschland. Es gäbe also auch dabei keine Lücke, durch die man schlüpfen könnte, in den USA sind es einfach mehr. Man kann also schlechterdings nicht behaupten, dass mit der Anzahl an Waffen in Privatbesitz auch proportional die Sicherheit stiege. Vielleicht fühlen sich manche Menschen sicherer, wenn sie wissen, dass sie gegebenenfalls ihren Angreifer außer Gefecht setzen könnten, doch rein statistisch gesehen leben sie in äußerst unsicheren Zeiten. 
Der Vollständigkeit halber sollte auch noch einmal aufgeschlüsselt werden, wie es sich im Jahre 2018 mit den Toten durch Schusswaffengebrauch verhielt: Dort wurden glücklicherweise weniger Menschen durch Waffen ermordet, wenngleich die Anzahl an Vorfällen mit Schusswaffen noch immer beträchtlich war. Das US-amerikanische Gun Violence Archive konnte für das Jahr eine Anzahl von knapp 57.112 Vorfälle dokumentieren, wobei insgesamt 14.717 Menschen ihr Leben verloren. Fast doppelt so viele Menschen zogen sich bei solchen Vor- und Zwischenfällen Verletzungen aller Art zu. In Deutschland (die Zahlen stammen aus dem Jahre 2016, da sich auch nach längerer Suche nichts Jüngeres finden ließ; Grund dürfte hierbei die nicht vorgesehene Trennung von Straftaten nach Waffengebrauch sein, wie auch aus der Polizeilichen Kriminalstatistik des deutschen Bundeskriminalamtes hervorgeht) konnte die Deutsche Welle knapp 1,200 Schusswaffentote vermelden. Dass dies der Zahl von knapp 900 Toten nach Berichten der Tagesschau eindeutig objiziert, lässt sich dahingehend deuten, dass immer mehr Menschen sich den Waffenschein für kleine Waffen (beispielsweise Handfeuerwaffen) besorgen, und andererseits auch ein Anstieg an Clankriminalität durch arabische Clans, welche in Deutschland Fuß fassen. Es sind aber lediglich vage Vermutungen, da die Tagesschau, welche auch darüber berichtete, keine näheren Daten dazu liefert. Es ist hingegen davon auszugehen, da sich keine näheren Faktoren dazu erkennen lassen, keine neuerlichen Erscheinungen, welche einen solchen Trend erscheinen lassen. Sollten diese Daten aber stimmen, so sollte sich der gemein deutsche Bürger diesbezüglich keine allzu großen Sorgen machen: Die Chancen stiegen durch diesen geringfügigen Zuwachs lediglich auf 0,14 Prozent, sodass sich US-amerikanische Zustände bis auf Weiteres nicht manifestieren können werden. 
Festhalten lässt sich hingegen, dass Schusswaffen nicht automatisch Sicherheit schaffen. Sie mögen das Gefühl von Macht über das eigene Schicksal in gewissen Breitengraden garantieren, doch in letzter Instanz werden sie das eigene Leben wohl eher verkürzen. Allein daraus aber die Lebenserwartung abzuleiten, wäre hingegen Unfug, und sollte darum nicht angewandt werden. Schusswaffen allein determinieren die eigene Lebensdauer nicht im Geringsten. Oder zumindest nicht weit genug, um den Hauptfaktor darzustellen, da schließlich auch die eigene Wohnumgebung eine wichtige Rolle spielt. Und was das anbelangt, so wurde bisweilen bereits einmal das Thema angeschnitten, inwieweit das eigene Elternhaus die eigene Zukunft bestimmt, was aber nicht bedeutet, dass man es nicht noch weiter aufschlüsseln sollte. 
Vorab sei gesagt: Geht es um gesellschaftlichen Aufstieg, so ist die westliche Gesellschaft eine Kastengesellschaft: Wer einmal in die Unterschicht geboren wurde, wird es höchstwahrscheinlich nicht dort rausschaffen, und wird, ähnlich der Eltern, in Armut sterben. Grund hierfür sind in der Regel vor allem die Bildungschancen, da ein Kind, welches in Armut geboren wurde, in einem sozialen Umfeld geboren, welches ähnlich situiert ist, und wird somit auch eine Schule besuchen, welches das Umfeld wiederspiegelt, in jedem Aspekt. Es bildet sich ein Teufelskreis, welchem die Betroffenen nicht (wirklich) entrinnen können. Schlimmstenfalls tritt in dieser Situation ein Gewöhnungseffekt ein - man findet sich mit der Armut ab, und nimmt es beispielsweise als gottgegeben an, oder zumindest als unumkehrbar. Schaut man sich Studien dazu an, so könnte man meinen, dass die Menschen, die so sprechen, sogar Recht haben. Im vergangenen Jahre berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin  DIE ZEIT darüber: Die schlagkräftige Mehrheit hingegen schafft es dennoch nicht höher. Da sich auch weiterhin der (Irr)Glaube hält, dass es Akademiker im späteren Leben besser haben werden - höheres Einkommen, bessere Startbedingungen für die eigenen Kinder, höheres Ansehen in der Gesellschaft -, wird auch daran alles gemessen, was die Chancengleichheit anbelangt. Arbeiterkinder werden es auch bis auf Weiteres schwieriger haben, wenn sie einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss erlangen wollen. Entsprechend werden es auch weniger von ihnen schaffen. Durchaus genießt die Mehrheit noch immer ein höheres Einkommen durch eine besser situierte Anstellung in einem teils hochkarätigen Beruf, doch ist dies nicht länger die Regel, da auch immer mehr Menschen im Allgemeinen die Hochschulen besuchen und auch einen Abschluss dort erlangen. Einerseits ist die Abfallquote im Nachhinein zwar hoch - viele Menschen finden später keine Anstellung, welche ihrem Hochschulabschluss entspräche -, andererseits legen diejenigen, welche eine Anstellung in einem Bereich ihres Bildungsstandes ersuchen, die Messlatte an Voraussetzungen, welche sie wünschen, um die Einstellung anzunehmen, sehr hoch, was auch die Unternehmen selbst ins Schwitzen bringen. Sei können es sich leisten, da sie trotz der hohen Anzahl an Akademikern noch immer gefragt sind, und sie es wissen. Sie sind wie Prinzessinnen, welche von allen begehrt werden. Diesen Luxus genießen die Menschen der Unterschicht hingegen nicht, da auch immer mehr Berufe relativ hohe Voraussetzungen erheben, was vor allem Menschen, die lediglich einen Hauptschulabschluss erlangten, unter Druck setzen und sogar diskriminierend wirken können. Dabei ist es ohnehin nicht erstrebenswert, gezwungenermaßen die Hörsäle zu erstürmen, aus zwei Gründen: Einem gesellschaftspolitischen, und einen berufsspezifischen. Beide Punkte kurz zusammengefasst sollen sie aussagen: Eine gesunde Gesellschaft lässt sich nicht allein durch Akademiker erhalten in ihrer Funktionalität, und die handwerklichen Berufe (wie auch die Jobs, welche sich in Bureaux abspielen; diese standen aber ohnehin nie zur Debatte, ausgenommen die der Sekretärinnen und Sekretäre) sind bei Weitem nicht so schlecht bezahlt, wie ihr Ruf ihnen nachsagt. Es lässt sich aber noch genauer ausdrücken: 
Der erste Punkt, wonach eine gesunde Gesellschaft nicht allein durch Akademiker am Leben erhalten wird, dürfte beinahe selbsterklärend sein. Natürlich braucht es Menschen, welche die Berufssparten frequentieren, schließlich bilden sie in den Führungsetagen und in den Informationszentren und dergleichen maßgebliche Rollen, doch sie allein sind noch nicht das Herz der Gesellschaft, eher das Gehirn. Doch welcher lebende Organismus begnügt sich allein damit, zu denken, wenn er doch nicht einmal mit Sauerstoff versorgt wird? Er sterbe ab, der Hirntod träte ein. Das Herz bilden all Schreiner, Klempner, Maurer, etc. Sie sind es, die die Gesellschaft auf den mittleren Ebenen am Leben erhalten, die Häuser bauen, die Renovierungsarbeiten vornehmen, Autos in den Fabriken neben Robotern schaffen - sie sind wie die Zahnräder innerhalb eines Uhrwerkes, welche uns mitteilt, wie spät es ist. Ohne die Zahnräder ist die Uhr wertlos, schrottreif, und so verhält es sich auch mit der Rolle des einfachen Handwerkers - ohne sie bräche die Gesellschaft zusammen, umso wichtiger ist es, dass sie auch weiterhin ihre Lehrlinge ausbilden können, um nicht wie eine seltene Tierart auszusterben. Das Handwerk ist schließlich nicht bloß eine Berufsgruppe, es ist auch eine gesellschaftliche Verantwortung, eine Verantwortung gegenüber den Menschen, für die sie arbeiten. Ohne sie bräche das gesellschaftliche Gebilde in sich zusammen. Man sollte also die eigenen Kinder nicht dazu zwingen, aufgrund besserer Berufschancen in die Hochschule zu gehen, sondern sollte sie sich dahingehend eigenständig entwickeln lassen, und ihre herausstechenden Fähigkeiten fördern; nicht ein jeder muss eine Hochschule besuchen, das ist weder erstrebenswert, noch sonderlich sinnvoll. Warum es außerdem nicht einmal nötig ist, eine akademische Laufbahn hervorzuheben, wenn man dem eigenen Kinde eine möglichst rosige Zukunft zu bescheren wolle, wird im nächsten Abschnitt näher erläutert. 
Der Grund ist relativ simpel, und leuchtete bereits ein in der Kurzbeschreibung der Losung: Handwerkliche Berufe werden nahezu genauso gut bezahlt wie akademisch orientierte Berufe. Selbstverständlich setzt es voraus, dass man am Ende der Lehre einen Meisterbrief machen wird, doch sollte dies ohnehin von einem jeden vorgesehen sein, immerhin bietet das die besten Berufschancen, von der Selbstständigkeit mit einem eigenen mittelständischen Unternehmen, bis hin zu einem anständigen Auskommen aus der Arbeit. Auf einer subjektiven Ebene ließe sich auch noch hervorheben, dass man als Handwerker am Ende des Tages weiß, was man geleistet hat; man wird zwar am Ende des Tages erschöpft sein, doch man wird auch glücklich sein können; stolz und froh darüber, etwas geleistet zu haben, was Hand und Fuß hatte. Arbeitet man in einem Büro, hinter einem beleuchteten Bildschirm, gibt Bestellungen auf und fertigt Rechnungen ab, vervollständigt Bilanzen oder verwaltet das Personal des Unternehmens, so wird man darüber relativ gleichgültig hinwegschauen, da man sich über die Arbeit selbst relativ unsicher sein wird. Nicht aber etwa, weil man nicht wüsste, ob das, was man tat, richtig oder falsch sei, sondern, weil man kaum weiß, ob man überhaupt etwas getan hat. Das zeigt auch die gegebene Flexibilität, die in Bürojobs vorhanden ist: Man kann später kommen, wenn man dafür nach hinten raus ein wenig länger bleibt, um die vorauszusetzende Arbeitszeit zu erfüllen. Es ist also gar nicht relevant, wann man da ist, solange man da war, und auch ist. In einem handwerklich orientiertem Beruf wäre dies wohl kaum möglich, schließlich wird man noch etwas zu tun haben, welchesi hre dauerhafte Anwesenheit und Aktivität erfordert. Solange man nicht in der IT oder als (Grafik)Designer (beispielsweise) arbeitet, wird man relativ egalitär zur eigenen Arbeit stehen, man wird sie allein als Geldbeschaffungsmethode verstehen, und nicht anders praktizieren. Tagein, tagaus begibt man sich unmotiviert dorthin begeben, verricht das erforderliche Tagwerk, und kehrt wieder nach Hause zurück. Relativ geringfügig erschöpft, und dennoch ohne jegliche Energie. Diese Arbeit , die Arbeit im Büro, welche in der Regel in Abteilungen wie dem Ein- oder Verkauf, Human Resources (die wohl größte Entartung menschlichen Lebens im kapitalistischen System), oder schlicht und ergreifend im Sekretariat praktiziert wird,  könnte nicht trister und eintöniger sein. Sie schafft nichts, sie ist nur ihrer Existenz wegen da; damit es weiterhin Arbeitsplätze gibt, welche durch erwerbssuchende Menschen Stellungen finden, in welchen sie ihr täglich Brot verdienen können. Jetzt wäre es natürlich kurzsichtig, zu glauben, dass Privatunternehmen, welche profitorientiert arbeiten, und für die infolgedessen eine jede Arbeitskraft, ein jeder Kostenpunkt nutzloser Ballast ist, Berufe allein der Menschen wegen erhält. Sie lasten sich nicht mehr auf, als sie bereit sind, zu tragen, und somit erfüllen derartige Berufe doch noch einen gewissen Zweck. Und freilich, das tun sie, sie sind die Zahnräder im Uhrwerk ihres Unternehmens, oder besser gesagt: Des Unternehmens, welches sie beschäftigt. Sie erledigen ihre Arbeiten, doch werden die Menschen niemals etwas daraus mitnehmen können, da sich alles auf ihrem Computer abspielt. Es ist keine körperliche Arbeit, es ist nicht einmal eine wirklich geistige Arbeit, da sich eine Routine herausbildet, welche keine sonderlichen Herausforderungen herausbilden, die Arbeit ist so repetitiv, wie sie stumpf ist. Stumpf insofern, als dass sie dem menschlichen Wesen nicht gerecht wird, ähnlich einer am Fließband stattfindenden Akkordarbeit; sie ist routiniert, immer gleich, ohne neue Herausforderungen, oder irgendwelchen zu irgendeiner Zeit. Dabei ist das menschliche Gedächtnis zu deutlich höheren Aufgaben fähig, und auch die, die in solchen Anstellungen arbeiten, tun dies mit Sicherheit nicht, weil sie sich nicht mehr zutrauen, sondern vielmehr, weil sie niemals Zugang zu einer Anstellung fanden, die sie einerseits erquicken lässt, und sie andererseits noch bezahlt; da Menschen nun aber Geld um jeden Preis brauchen, sind sie dazu gezwungen, den kleinsten Nenner zwischen dem, was sie theoretisch leisten können, und ihnen ein Auskommen garantiert, von welchem sie leben können, auch als Singles. Und da kommen einem eher die Berufe der Bürokaufleute als die in einer Fabrik oder einem sonstigen handwerklichen Metier in den Sinn. In Bureaux ist es reinlicher, körperlich weniger anstrengend, und trägt den Ruf, besser bezahlt zu sein. Man kann also sagen, dass Berufe im handwerklichen Bereich eine schlechte Reputation tragen, was nicht zuletzt auch an den clichéhaften Stereotypen liegt, welche man ihnen nachsagt: Meist sind es mittelalte Männer mit schütterem Haupthaar, welche mit verschmutzten Blaumännern eine meist mit Dialekten durchzogenen raubeinigen Sprache sprechen. Wichtiger als derartig überholte Stereotype sind aber noch mehr Themen wie die Bezahlung. Dabei ist es gemeinhin, und wie es bereits zuvor benannt wurde, ein Mythos, zu glauben, dass handwerkliche Berufe schlecht bezahlt würden. Das Problem liegt insofern nicht allein am schlechten Rufe, sondern noch am Punkt der gesteigerten Anzahl an Referenzen, welche mit handwerklichen Berufen einhergehen. Hierzu hat der deutsche Nachrichtensender Deutschlandfunk Kultur einen Beitrag verfasst, welcher das Problem ebenfalls beleuchtete: 
Also wenn sie die Ausbildungsbilder von Mechatronik oder Bau, egal ob Maurer, Zimmerer oder Sanitär, Heizung anschauen: da ist sehr, sehr viel theoretisches Wissen dazugekommen, und sehr viel planerische Tätigkeit auch dazugekommen. Das heißt, es wird vermutlich so sein, dass einige einfache Ausbildungsberufe vielleicht entfallen, Floristen, oder sich andere Wege suchen, und es wird so sein, dass es tatsächlich duale Ausbildungsberufe gibt, die hochanspruchsvoll sind, und die tatsächlich für Absolventen mit mittlerer Reife oder mit Abitur die richtige Wahl sein werden.“
 Die Berufe sind also nicht mehr so einfach, wie sie noch vor Jahren wahren, und manche Menschen schaffen es darum dort nicht mehr. Handwerkliche Berufe sind noch Berufe, welche immer neue Herausforderungen bieten können, und es auch tun, anders als Berufe in Bureaux, welche immer gleich sind. Handwerkliche Berufe wachsen aber mit der Zeit, welche Veränderungen mit sich bringt, gerade in ihrem Metier, welches Häuser, Vehikel, und sonstige physische Bereiche umfasst. Diese stehen im Rahmen des Umweltschutzes immer häufiger im Fokus: Häuser, weil sie gedämmt werden müssen, um Wärme zu speichern, anstatt sie auszulassen, was nur Energie kostet. Fahrzeuge wie Autos und Busse, welche auf alternativen Energien aufbauen müssen, um sich auf die Zukunft vorzubereiten; Elektromobilität wird immer gefragter, wenn auch mehr aus einer Not heraus, und weniger aus einer Neugierde am Futurismus heraus. Auch darauf müssen sich die ausführenden Handwerker vorbereiten, es tritt also ein Mehr an Referenzen hervor, über welchen die angehenden Handwerker verfügen müssen. Nicht allen behagt es, und so unternehmen sie die Flucht nach vorn, in die Bureaux der Unternehmen, die Annoncen ausstellen über offene Stellen, zum Leidwesen der mittelständigen Handwerksunternehmen, die händeringend nach neuen Lehrlingen suchen, die die Altgedienten in ihren Posten ablösen. Eine Gesellschaft befindet sich im Aufbruch, in Richtung ihres jähen Endes. Wenn dieser Trend sich fortsetzen sollte, was aber nicht zwingend der Fall ist, dank der Flüchtlingskrise. mit ihr kamen etliche junge Menschen, aber auch mittelalte und ältere Menschen, die nach Stellen suchen, und somit alsbald die offenen Stellen füllen, sofern ihnen die Behörden einen Strich durch die Rechnung machen. Sie können das Handwerk also noch vor einer ausweglosen Havarie erretten, vor dieser Option sollte Deutschland also nicht ausweichen, und es stattdessen als Chance betrachten. Es könnte das Handwerk retten, und somit auch die Gesellschaft. 
À propos Erwerbstätigkeit, auch dabei handelt es sich um ein heißes Thema, welches einerseits Teil der Gerechtigkeitsdebatte ist, und andererseits in das nächste Thema überleitet: Der Gütergerechtigkeit! 


V. Gütergerechtigkeit - Omnia pro Omne

Erwerbstätigkeit ist essentiell in einer Gesellschaft, in der das Geld die Welt regiert - so viel dürfte mittlerweile bekannt sein. Entsprechend ist für Empiriker, die sich mit solchen Thematiken beschäftigen, die Arbeitslosenquote (ALQ) besonders interessant. Sie beschreibt, wie viele Prozent an Menschen ohne Erwerbstätigkeit sind. So weit, so gut. Im Januar 2019 zählte Deutschland nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes knapp 1,49 Millionen Arbeitslose. Das kann sich durchaus sehen lassen, auch in einer Industrienation der ersten Welt, wie Deutschland, dem Exportmeister Europas. Prozentual sind das knapp 5,3 Prozent, wobei man sich dadurch nicht beirren lassen sollte (auch diese Zahlen finden sich in Statistiken des Statistischen Bundesamtes), schließlich sind das noch Zahlen, die durch den Winter beeinflusst wurden. Baustellen werden im Winter weniger frequentiert, sobald das Wetter aber wieder wärmer wird, werden die Zahlen auch wieder ansteigen. Selbiges gilt für die Garten- und Landschaftspflege.Gilt es aber etwas zu beachten bei diesen Zahlen? Durchaus. Immerhin wird bei der Erwerbstätigkeit lediglich der Faktor einer bezahlten Arbeitsstelle ganz allgemein beobachtet, ohne jegliche Kriterien, die die Frage im Detail auch hinterfragen. Immerhin befindet sich dahinter noch einiges, was diese Zahlen ein wenig zersplittert in Subkriterien. Beispielsweise die Menschen, die nur Minijobs innehaben, somit geringfügig beschäftigt sind, aber dennoch als erwerbstätig eingestuft werden. Ein Einkommen, welches einen geradewegs in die Armut begleitet, kann mitnichten als vollwertige Beschäftigung eingestuft werden. Diese Menschen sind beim Bundesamt für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet, und als Maßnahme zur Begünstigung einer baldigen Übernahme in eine Regelbeschäftigung dorthin geschickt worden, in einfache Beschäftigungen wie beispielsweise als Hilfe für Hausmeister. Melden sie sich als arbeitssuchend an, sind sie offiziell erwerbslos, und somit arbeitslos. Doch werden sie in solche einfachen Arbeiten geschickt, so sind sie es nicht mehr, sondern gelten als erwerbstätig. Ein krudes System, doch verhält es sich eben so mit der Bureaukratie. Mit der Übergabe an Minijobs ist es mit der Klitterung der Arbeitslosenstatistik nicht getan: Raus fallen auch Menschen, die über 58 Jahre alt sind, oder Menschen, die sich den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des BfA widersetzen, werden, fast schon trotzig, aus der Statistik geworfen. Dabei ergibt dies doch keinen Sinn, schließlich erlangten die Menschen dadurch keine Arbeit, und befinden sie sich auch in keiner. Es ist also eine Sanktionsmaßnahme, jedoch keine sinnvolle. Schließlich sollte das BfA darauf erpicht sein, die Menschen zurück in die Arbeitswelt zu führen, und sie nicht in eine Misère bis an ihr Lebensende zu stürzen. Entsprechend ist es dreist, Menschen, die ihre Maßnahmen, welche auch keinen allzu guten Ruf genießen in der Öffentlichkeit, da beispielsweise Betroffene Aufgaben lösen sollen, welche gewöhnlicherweise Erstklässlern zur Aufgabe gestellt werden (darüber berichtete beispielsweise auch die Augsburger Allgemeine). Wenn jemand also nicht länger die Spielchen des BfA mitspielen möchte, so heißt das nicht, dass jemand nicht länger an einem neuen Job hat, infolgedessen ist es eine geradezu feindselige Manier, sie zu sanktionieren. Es kommt der Manier eines Sadisten gleich, welcher zunächst das Halsband des Hundes würgend zuzieht, nur, um den dadurch bereits gepeinigten Hunde durch den Park und durch die Straßen zu zerren, weil dieser nicht mehr laufen kann, da er keine Luft mehr bekommt. Als ob es noch nicht genug sei, Menschen zu zwingen, zu arbeiten, werden sie auch noch sanktioniert, wenn sie die Pein der Erniedrigung nicht länger ertragen wollen, wenn diejenigen, welche ihnen bei der Wiederbeschäftigung helfen sollen, sie behandeln wie debile Kleinkinder. Der Faktor, der derartige Schritte hauptsächlich beeinflusst, nennt sich Menschenwürde. Ob man arbeiten möchte, sollte die eigentliche Frage sein, doch ist sie das meistens nicht. Zuallererst steht indiskutabel an der Spitze die Maxime, dass man arbeiten muss. Demgegenüber ist nichts weiter zugelassen. Wenn man nicht mehr arbeiten möchte, kann man Sozialhilfe beantragen, welche in der Regel in Hartz IV mündet. Ein minimales Mindestgeld, welches aber kaum zum menschenwürdigen Leben ausreicht. Selbst diese Sozialhilfe schreit einem jederzeit entgegen, dass man arbeiten muss. Man könnte faktisch von einer urdeutschen Denkweise sprechen: «Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht zu essen.» Eigentlich handelt es sich dabei um ein Zitat aus dem zweiten Brief des Paulus an die Thessalonicher, aus der Bibel.  Und dennoch wird es vor allem mit dem Deutschentum assoziiert, insbesondere aus der Nachkriegszeit, in der es an allem mangelte, und Sparsamkeit zur Tugend erkoren wurde (besonders eindrücklich wurde dies in der Literatur der damaligen Zeit deutlich, beispielsweise in der Kurzgeschichte «Das Brot», von Wolfgang Borchert). In der heutigen Zeit jagt aber ein Überschuss im Haushalt den nächsten, die Phrase, dass es uns gut ginge, stimmt durchaus, man sollte es die Menschen also auch wissen lassen, angefangen bei der tatsächlichen Freiheit, ob man arbeiten gehen möchte oder nicht. Hierbei käme auch wieder das allseits bekannte und viel diskutierte eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE). Besonders viele Linke griffen das Thema auf, wollten damit die tatsächliche Freiheit beflügeln. Das Konzept ist simpel: Ein jeder Mensch bekommt ein monatliches Mindestgehalt, die Zahlen variieren zwischen 800 Euro bis zu 2.000 Euro, wobei letzteres nicht mehr als eine fanatische Fantasterei ist, realistische Daten enden zumeist bei knapp 1.200 Euro. Nach unten raus enden sie meist bei 500 bis 600 Euro, alles darunter wäre weder gewollt, noch gekonnt. Doch zur Sache: Ist ein solches Grundeinkommen überhaupt finanzierbar? Dieses Kriterium wurde vor allem immerzu angegriffen, immer und immerzu. Daran ist auch absolut nichts zu beklagen, Diskussionen sorgen für die Perfektion (oder die Verwerfung) eines Konzepts, somit ist es zu befürworten. Das Problem daran ist bloß, dass man auf keinen gemeinsamen grünen Zweig kommt. Die Kritiker eines solchen Konzepts behaupten, dass es ein linksliberaler Tagtraum sei, welchem man kein Jahr der Existenz zugestehen sollte, vorher müsste der deutsche Staat Insolvenz anmelden, ihm erginge es wie Ländern wie Griechenland. Da ich als Autor dieses Texts aber nur über bedingt viele Kenntnisse in Bereichen der (politischen) Ökonomie und der Fiskalpolitik, weswegen ich mich, statt weiter in diesem Bereich auszuholen, auf Experimente dieses Bereichs zu konzentrieren. Denn das BGE wurde bereits ausprobiert, beispielsweise in Finnland (Worüber das deutsche Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche berichtete; und ja, dort haben sie ein relativ geringes Einkommen eingesetzt, geringer als die Daten, die ich beispielhaft nannte, doch wurde hierbei auch nur ein temporär begrenztes Experiment, und kein dauerhafter Status quo), in der kanadischen Provinz Ontario (worüber man noch mehr erfahren kann in der Süddeutschen Zeitung), im afrikanischen Kenia (worüber der interessierte Leser noch mehr erfahren kann in einem Bericht des deutschen Magazins Stern), in Alaska, in welchem der sogenannte «Permanent Fund» bereits seit Jahrzehnten Alltag ist (und worüber im letzten Jahr noch das liberal-amerikanische Online-Nachrichtenmagazin Vox schrieb, wo bereits der Titel ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Republikaner), und zu guter Letzt probierte man es auch im Schweizerischen Rheinau aus (die Neue Zürcher Zeitung schrieb ebenfalls über das jähe Ende des womöglich wegweisenden Experiments). Das Projekt der niederländischen Stadt Utrecht, «Weten Wat Werkt» (Wissen, was hilft), soll dabei außen vor gelassen werden, da es sich dabei nicht um ein Experiment mit dem BGE handelt. Die anderen fünf Beispiele reichen allemal aus, um die Funktionalität eines solchen Grundeinkommens zu analysieren. Gehen wir also die fünf Beispiele einmal genauer durch: 

  1. Finnland: Liest man den Artikel über die Menschen, welche, nach einer Verlosung auserwählt wurden als Probanden in diesem zweijährigen Experiment, so ist das Resumé nahezu einhellig positiv; manche von ihnen berichten von einer Befreiung durch das BGE, einige von ihnen waren arbeitslos, und fanden durch das kleine Taschengeld einen Job. Wie das zu erklären ist? Ganz einfach: Hat man kein, oder nur wenig, Geld, und muss dann auch noch eine neue Stele suchen, so steht man zunehmend unter Druck, da das Geld langsam aber sicher knapp wird, und die Arbeitslosenhilfe nicht sonderlich zuträglich ist zum menschenwürdigen Leben, ist man mehr oder minder gezwungen, den erstbesten Job, welcher sich einem anbietet, anzunehmen. Die Wahl der Qual stellt sich einem vor. Da wirkt ein bedingungslos erhaltenes Einkommen wie eine Befreiung in dieser Zwangsgesellschaft, in welcher man nur so lange Jobs abwerfen darf, wie man es sich auch finanziell leisten kann. Alleinerziehende Mütter und Väter können von solchen Maßnahmen ein Lied singen.
    Das finnische Experiment hat also einen wichtigen Aspekt eingebracht: Menschen werden freier durch das BGE, und wenn es sogar nur um ihren Job geht. Ein eher schwaches Argument in der Debatte um die Sinnhaftigkeit eines BGEs war stets, dass die Menschen dadurch nicht mehr arbeiten wollten. Wenn man sich dahingehend an das Argument der Konservativen erinnert, auf dass Menschen immer arbeiten wollten, wenn sie etwas haben wollten, so passt dieser gemeine Kontrast nicht so recht aufeinander. Entsprechend lässt dies nur eine Schlussfolgerung zu, dass diejenigen, welche dieses Argument einbrachten, keineswegs Konservative sind, ohnehin passt ein solches Argument vielmehr zu Rechtsliberalen. Zurück aber zum Thema: Stimmt das überhaupt, dass Menschen nicht mehr arbeiteten, wenn sie das Geld haben? Schaut man sich Studien dazu an, so stimmt das nicht. Der deutsche NDR hat es in einem Beitrag aufgegriffen, und gezeigt, wie viele Menschen wohl in Zukunft noch arbeiten würden (dem sei gegenübergestellt, dass in unbenannten Studien bis zu 80 Prozent der Befragten angaben, auch mit einem BGE noch weiterhin zu arbeiten, dazu aber gleich mehr):

    Menschen, die einer gering vergüteten und unregelmäßigen Arbeit nachgehen, würden demnach ihre Arbeitszeit reduzieren. In Akademiker-Jobs, technischen Berufen und dem Handwerk hingegen lag der Anteil jener, die ihre Arbeit reduzieren würden, am niedrigsten.

    Die einzigen Bereiche, die sich also als bedroht sehen müssen, sind die Jobs, die die menschliche Natur (sofern es diese geben kann) am stärksten untergraben: Die Jobs, die den Menschen unterfordern oder den Einzelnen das größte Gefühl der Tristesse geben. Jobs, die aber alltägliche Herausforderungen und das Gefühl des Stolzes über eine eigene Leistung erbringen können, würden auch weiterhin durchgeführt. Ohnehin wäre es unklug, zu glauben, dass Menschen auf der Stelle ihren Beruf schmissen, sobald man ihnen ein monatliches Gehalt von beispielsweise 1.000 bis 1.500 Euro überschreibe (auch Menschen, die sowas von sich behaupteten, sobald sie im Lotto gewönnen, sagen sowas wohl auch nur halb im Scherze und halb in Unwissenheit über eine solche Situation). Der Mensch ist und leibt letztlich in der Mehrheit ein betriebsames Wesen; ein Wesen, welches nicht lange in einem Zustande der Rast verbleiben wolle (Ausnahmen bestätigen die Regel, bekanntermaßen). Auf Dauer würde es doch öde, und man wolle wieder etwas tun, betriebsam werden. Der Unterschied zum Jetzt im Gegensatz zu einem Utopia des BGE wäre lediglich, dass manche Menschen sich zu einer Arbeit entschlössen, welche keine Profite abwerfe, beispielsweise einem Projekt, für welches sie keine Zeit hatten, da ihre Arbeit die meiste ihrer Zeit okkupierte, und die Urlaubszeiten zu versetzt waren und somit keine dauerhafte Beschäftigung mit dem Projekt ermöglichten. Manche wollten vielleicht mit der Tierzucht im Kleinen anfangen, doch hätten ihren Tieren nicht die nötige Zuwendung geben können, weswegen sie kurzerhand darauf verzichteten. Sich intensiv mit einem Projekt auseinanderzusetzen steht schließlich ungleich zu einer Beschäftigung zu beginnen, sie jedoch nur partiell zu betreiben, und die Verantwortung darüber vielleicht an eine andere Person zu delegieren. Zwei Pferde zu besitzen, weil man an Wochenenden ausreiten möchte, den Rest der Woche die Arbeit mit ihnen dem Bauern, deren Eigentümer der Pferde er eigentlich ist, ist etwas anderes als eine eigene Weide zu besitzen, auf welcher sechs bis acht Pferde grasen. Das BGE bringt dabei noch den Faktor der Wirtschaftlichkeit mit ein - warum sollte eine Beschäftigung immer wirtschaftlich sein? Das BGE eröffnet die Frage und bietet die Alternative als Antwort: Nein, muss es nicht. Das BGE eröffnet die Möglichkeit, auch nicht wirtschaftlich einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Wenn es in der Zeit prä-BGE noch zu verkraften ist, dass es Menschen gibt, die sich als Youtuber, Entertainer, Podcastmoderatoren, Blogger und dergleichen verdingen, wird es in einer Zeit des BGEs auch zu verkraften sein, dass einige Menschen sich aus dem Wirtschaftskreislauf abkapseln, und stattdessen einer eigenen Beschäftigung nachgehen. Ihnen sei diese Freiheit gegönnt.
    Jetzt werden die Kritiker selbstverständlich einwerfen, dass es damit nur noch schwieriger wird, das Grundeinkommen zu finanzieren. Immerhin muss produziert werden, damit Waren gehandelt werden können, welche in Form von Steuergeldern zurück an den Staat gehen, der dieses Einkommen letztlich auszahlt. Das Geld muss fluktuieren. Da schreitet auch wieder die Frage ein, wie das BGE überhaupt finanziert wird. In Finnland, wie auch in den anderen vier Experimenten, fällt auf der Stelle auf, dass man dieses Experiment als Feldstudie immer nur im kleinen Kreise ausprobierte (nichts gegen die Kenianer oder die Bewohner der ice box Alaska). Man hat es nie auf einer großen Fläche mit vielen Menschen ausprobiert, meist waren es nur einzelne Städte oder Dörfer. Die Finanzierung erschuf also nie ein größeres Loch im Staatshaushalt. Mit ihnen zu argumentieren, um ein BGE zu bewerben, ist also kritisch, da man nicht weiß, wie sich ein BGE auf den gesamten Haushalt auswirken kann, wenn ein jeder Staatsbürger Anspruch darauf erheben kann. Für ein Einwanderungsland wie Deutschland erschafft das vor allem noch größere Probleme, solange die globalen Probleme vor der eigenen Haustür nicht abschließend geklärt sind und die Flüchtlinge auch weiterhin Deutschland (und andere Länder Europas) ansteuern. Sobald die bisherigen Asylbewerber positive Entscheide auf ihre Bescheide erhalten haben werden, könnten sie - im Utopia des BGE - auch einen Anspruch auf das Geld haben. Das wäre nicht riskant, weil alle Flüchtlinge notorisch arbeitsfaul seien («All generalisations are false» ~ Mark Twain), sondern weil sie auch Menschen sind, und somit Anrechte auf das Geld habe. Und solange die Ströme nach Deutschland anhalten, werden es mehr Menschen, die Kosten steigen, und das, obwohl bereits mit den vorhandenen 82 Millionen Menschen ein kostspieliges Unterfangen wäre. Selbst die gutmütigen Linksliberalen müssten sich eingestehen, dass eine solche Maßnahme unter gegebenen Umständen ein verheerendes Desaster für den Fiskus darstellen könnte, es vielleicht sogar tut. In Finnland versuchte man es mit 2.000 Menschen, das ist vergleichsweise wenig. 82 Millionen Menschen sind da ein ganz anderer Faktor, eine ganz andere Variable. Das sollte stets beachtet werden.
    Um noch einmal auf das eigentliche Thema, dem BGE in Finnland, zurückzukommen, so sei noch ein weiterer wichtiger Faktor benannt: Die Menschen erhielten so viel Geld, wie sie es auch zuvor taten, als sie noch die staatliche Hilfe bezogen, doch mussten sie keine bürokratischen Hindernisse überwinden mussten, und es gab auch keine Sanktionen bei Zuwiderhandlungen. Man erhielt einfach das Geld. Denkt man noch einmal an die zuvor benannten Maßnahmen vonseiten des BfA, so muss das für manchen Hartz-IV-Empfänger wie ein Traum klingen. In Deutschland gibt es dagegen kein solches Experiment, und unter einer CDU-geführten Regierungskoalition wäre ein solches Experiment auch unvorstellbar, Bewilligungen auf kommunaler oder gar Landesebene erhielte man wohl auch nicht, es wäre unvorstellbar. Ohnehin bräuchte es für ein solches Vorhaben eine flamboyant linksliberale Regierung, eine solche existiert aber in Deutschland nicht, da es dabei auch an entsprechenden Parteien mangelt. Zwar rappeln sich die Grünen wieder auf und bewegen sich zurück in ihre Gründungsideale, doch reicht das allein nicht aus, solange die maßgeblichste Vertretung, nämlich die Landtagsbeteiligung in Baden-Württemberg unter Winfried Kretschmann, selbst eher konservativ handelt. Vielleicht ist es auch erstmal besser so - Projekte wie das BGE sollten angegangen werden, wenn nicht tausendundein anderes Problem das Land plagen, in Deutschland ohnehin eine Zeit, welche kaum mehr in Aussicht steht. Jahrelang genoss man die geradezu pathologische Ruhe der GroKo-Jahre unter der Fittiche der Angela Merkel, bis sie (die Ära) schließlich brach. Die Sintflut an Problemen brach über Europa herein, sie floss über die Balkanroute bis nach Deutschland, und von dort aus in alle anderen westlichen Länder, wie beispielsweise Frankreich oder Schweden, sofern schon Verwandte ihrerseits ansässig waren. Doch solange noch Verwaltungsgerichte mit Asylbescheiden nicht hinterherkommen,  Menschen in Massenunterkünften ausharren müssen, bis über ihren Fall entschieden wurde, Ministerien entweder Armeen an Beratern anheuern oder vehement die Interessen der Automobilindustrie anstelle die der Menschen, die sie wählten, vertreten, parteiintern Grabenkämpfe ausgefochten werden, weil man sich über die Richtung der zukünftigen Politik uneins ist, und über allem auch noch die Krise über die Klimawandelspolitik schwebt, ist die Zeit für eine Radikalmaßnahme dieses Umfangs noch nicht gekommen, oder schon lange vorüber. 
  2. Ontario, Kanada: Zugegebenermaßen kam Finnland selbst jetzt ein wenig kurz im ersten Punkte, doch gab es dazu auch nicht mehr zu sagen, und sollte ohnehin vielmehr als Ansatz, um es auf Deutschland selbst zu reflektieren. Diejenigen, die das hier lesen, kümmern sich ohnehin wahrscheinlich weniger um 2.000 ihnen völlig unbekannte Finnen, welche 560 Euro erhielten, um als Versuchskaninchen herzuhalten für ein Sozialexperiment. Selbstverständlich ist ein jeder Mensch gleich viel wert, ein jeder Mensch hat denselben Luxus verdient, was auch durch ein BGE ermöglicht werden kann. Doch ist ein jedes Land unterschiedlich in unzähligen Facetten, welches es, ähnlich einem Menschen, wiederum individuell macht. Solange aber nicht unter dem Gesichtspunkt einer endgültigen Auflösung aller Nationalstaaten auf der Stelle und unwiderruflich vorgegangen wird, wäre es auch unsinnig, den Hauptfokus auf ein anderes Land als Deutschland zu stellen. Dazu aber noch später mehr.
    Nun aber mal zum Experiment in Ontario, einem kanadischen Bundesstaat, welcher sich an der Grenze zu den USA befindet, genauer gesagt grenzt es an gleich fünf US-Bundesstaaten allein an (Michigan, Ohio, Pennsylvania, New York und Minnesota). Ontario ist der bevölkerungsreichste Staat Kanadas und beherbergt nahezu 38,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Man könnte also behaupten, dass sich kein anderer Bundesstaat wie Ontario eignete für ein solches Experiment, dabei lag es aber vor allem an der liberalen Premierministerin, die sich dazu hinreißen ließ, das Experiment auszuprobieren, Grund dafür waren aber eher wissenschaftliche Interessen: Wie wirkt sich ein BGE eigentlich gesundheitlich auf das Individuum aus. Befürworter eines BGEs argumentieren selbst auch häufig mit den gesundheitlichen Vorzügen eines solchen Grundeinkommens, teilweise lassen sie sich auch aus meiner Vorrede ableiten: Wer bedingungslos Geld erhält, ohne dafür etwas getan haben zu müssen, hat sogleich mehr Entscheidungsfreiheiten, mehr Flexibilität, hat weniger Druck bezüglich des eigenen Jobs,  und durch das größere finanzielle Polster sind die Empfänger eines solchen Geldes eher dazu befähigt, Rücklagen zu bilden, sparen wird also auch wieder möglich, selbst in Zeiten der Niedrigzinsen. Man erkennt die gesundheitlichen Vorzüge also eindeutig. Wer überdies den Artikel gelesen hat, dürfte über ein ähnliches Projekt aus den 70ern gestolpert sein, unweit des Bundesstaates Ontario; in der kleinen Stadt Dauphin, Manitoba, erprobte man vor einigen Jahren ein ganz ähnliches Projekt mit dem Namen «Mincome», damals initiiert durch den ebenfalls liberalen Premier John Robarts. Er begründete die damals ebenso ungewöhnliche Initiative mit der dystopischen Prophezeiung, dass es in Zukunft nicht genügend Beschäftigung für alle geben könnte, dass also auch in einer Situation von sagenhaften null Prozent Arbeitslosigkeit Menschen existieren könnten, die verzweifelt nach Arbeit suchen, jedoch keine finden, weil eben keine mehr vorhanden ist. Ein ebenso verzweifelter, jedoch in die Pflicht zu ziehender, Staat müsste infolgedessen Arbeitsplätze schaffen oder Überbeschäftigung anmahnen, entweder zum Leidwesen des Steuerzahlers oder der im Lande ansässigen Unternehmen, die wahrscheinlich daraufhin die Flucht ergriffen, weil die Einbußen größer sind als die voraussichtlichen Einkünfte. Heute sind die Prophezeiungen dieselben, jedoch realistischer durch die Folgen der zunehmenden Automatisierung und der Digitalisierung. Damals, zu Robarts Zeiten, waren Überlegungen wie die seinigen Hirngespinste, die noch kein evidentes Fundament vorfanden. Auch damals fand man Menschen, die es befürworteten, aus denselben Gründen, wie sie auch schon oben aufgeführt wurden, wie auch Menschen, die es schlecht fanden. Der kanadische Nachrichtensender CBC zitierte jedoch einen ausschlaggebenden Betroffenen, der sich gegen Mincome aussprach, einen Bauern. Bauern bedürfen nicht selten Saisonarbeitern, die sie nicht dauerhaft beschäftigen können, da sie sie eben nur für eine bestimmte Saison im Jahr brauchen, bei der Ernte (ähnlich den osteuropäischen Spargelstechern in Deutschland). Erntehelfer zählen aber zu den eher schlecht bezahlten, anstrengenden Berufen, welche wohl aller Wahrscheinlichkeit nach bei Staatsbürgern unter den Tisch fiele, da sich freiwillig niemand diesem Beruf hingäbe. Hierbei erkennt man aber auch wieder einem Aspekt, wodurch der Kapitalismus sich selbst am Leben erhält: Er kann nicht auf Freiwilligkeit bauen, da niemand eben solche Berufe machen würde. Also braucht er schlecht bis unqualifizierte Arbeitskräfte, welche er in solche Berufe zwängen kann, wie in ein unbequemes Korsett, dem Korsett der Not am Gelde. Ohne dieses Korsett wären die Menschen frei, frei sich zu bewegen, und frei, sich zu entscheiden, ob und wo sie arbeiten. Viele Kritiker solcher Denkweisen behaupten nur zu gerne, dass, wenn jemand sich eine gewisse Qualifikation aneignet, beispielsweise durch eine Fort-, Aus- oder schulische Bildung, er (oder sie) sich nicht zu solchen Jobs herablassen muss. Demgegenüber ist auch nichts einzuwenden, damit haben sie durchaus Recht. Doch man stelle sich nur einmal eine (recht unwahrscheinliche, dennoch denkbare) Situation vor: Alle Menschen hätten sich dergestalt fortgebildet, in qualifizierten Ausbildungs- oder Lehrberufen, oder haben durch ihre schulische Fortbildung in Universitäten akademische Bildungsgrade angeeignet, welche es ihnen ermöglichten, hochqualifizierte Berufe auszuüben. Wer würde in einer solchen Welt die unqualifizierten Berufe weiter fortführen? Die Bauern gelängen an erhebliche Engpässe, da sie mit den Ernten allein nicht mehr vorankämen, und niemand sie unterstütze. Würden diejenigen, welche anderen dazu rieten, sich weiterzubilden, den Verlierern ihres Coachings im Gegenzug helfen, weil sie ihre Verluste zu verantworten haben? Höchstwahrscheinlich nicht, sie selbst hatten ja auch anfangs keine Lust, diese Arbeit zu machen, ansonsten hätten sie sich in Sommern dort hinbegeben, um ihnen zu helfen. In einer solchen Welt wäre es also riskant, Saisonarbeitern aus dem Inland (wie beispielsweise in Kanada) zu raten, sich fortzubilden, man würde womöglich einer ganzen Branche - der Agrarwirtschaft - ein nur allzu hartes Schnippchen schlagen. Und wer wollte sich auf der nächsten Grünen Messe dafür wohl rechtfertigen?
    Zurück aber nach Ontario: Der Grund, weswegen das Experiment gestoppt werden musste, dürfte einem jeden Leser sofort klar sein, er ist nur wenig originell: Es geht natürlich ums Geld. Das Experiment wurde dem Bundesstaat, und vor allem dem konservativen Sukzessor, zu teuer. Interessant ist dabei ein Aspekt der Begründung, welcher hierbei noch einmal aus dem Artikel der Süddeutschen Zeitung (siehe oben) zitiert:

    Man sei jedoch zu dem Schluss gekommen, das Grundeinkommen sei "eindeutig nicht die Antwort für Familien in Ontario", so die neue Sozialministerin Lisa Macleod. Mit Daten belegte sie diese Aussage jedoch nicht. Wann die Zahlungen gestoppt werden, ist noch nicht klar.

    Egal, wie man zu solchen Projekten steht, sollte es doch nie aus Gründen beendet werden, welche einfach keine Gründe sind. Und Gründe können Aussagen nur sein, wen sie auch mit validen Fakten untermauert sind. Ansonsten könnte man genauso gut auch wieder Rassenkunde in biologische Studien einbinden, diese lassen sich schließlich auch nicht mit validen Fakten untermauern. Und wenn für eine gesamte Präsidentschaft unter einer liberalen Premierministerin dieses Projekt bestehen konnte, ohne den Staat an den Rande des Ruins zu treiben, muss man sich doch fragen, was man die ganze Zeit machte, ob man sich ein bundesstaatliches Vakuum, abgeschottet von der Außenwelt, erschuf, oder man vielleicht doch sinnvolle Anreize für die Menschen schuf, welche dergestalt prosperierten, sodass sie im Gegenzug zum Wohlstand ihres Bundesstaates beitrugen, gänzlich unverfänglich, praktisch automatisch, wie durch die Einwirkung einer unsichtbaren Hand, eines Deus Ex Machina. Und wie heißt es doch so schön: Never stop a running system. In Ontario lief es sehr wohl gut, man hätte mit Sicherheit auch noch Jahrzehnte so weitermachen können, zum Wohle der Menschen. Und mit Ontario ging man auch schon einen gehörigen Schritt voraus, man erprobte das Konzept eines BGEs auf einer weitaus größeren Fläche, konnte somit den Kritikern etwas Gehöriges entgegenhalten. Ontario sollte ein Vorbild für alle Befürworter des Grundeinkommens sein, ein Leuchtturm auf stürmischer See. 
  3. Makanga, Kenia: Liest man den Titel, so möchte man meinen, dass es sich hierbei um ein landesweites Grundeinkommen handelt, und so wurde es auch mehr oder weniger vorab propagiert. Das stimmt aber nicht so ganz, es handelt sich dabei vielmehr um ein Konzept, ähnlich dem finnischen. Dennoch waren es aber keine ausgelosten, zufälligen Kandidaten für das BGE, sondern um ausgewählte Kandidaten, praktisch handverlesen. Außerdem wurde dieses Projekt nicht staatlich initiiert, sondern von einer Organisation, namentlich die ostafrikanische Non-Profit-Organisation «GiveDirectly», welche sich um Menschen kümmert, die in extremer Armut lebt. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die deutsche Non-Profit-Organisation  «Mein Grundeinkommen», welche sich durch Spenden finanziert und über ein Losverfahren Menschen ein Jahr lang ein Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich auszahlt. Auf ihrer Seite sammeln sie Erfahrungsberichte von Menschen, die das Grundeinkommen bezogen, und sammeln auch die Beweggründe, warum Menschen ein solches Einkommen beziehen wollen. Auch auf diese Weise lassen sich Studien erproben, um Auswirkungen eines Grundeinkommens auf die Gesellschaft zu beobachten, zu beschreiben und zu studieren. Problematisch ist dabei nur, dass diese Organisation, aufgrund ihrer unregelmäßigen und vergleichsweise schwachen Finanzierungslage nicht allzu vielen Menschen ein solches Einkommen auszahlen kann, sodass sie vielmehr Träume erfüllen als großflächige Studien verfolgen kann. Doch die Idee an sich ist gut, wie man sich denken kann.
    Zurück aber nach Kenia: Ausgezahlt wurden den selektierten Empfängern 20 Dollar (nach US-Standard), in der landeseigenen Währung - dem kenianischen Schilling - 2.001, 20 Schilling, was in etwa der Obergrenze zur Armut entspricht, diese Menschen galten also als Durchschnittsbürger der kenianischen Mittelschicht. Kenia gilt als eines der ärmeren Länder Afrikas, viele Menschen liegen weit unter dieser Obergrenze über der Armut, welche diesen Menschen ausgezahlt wurde. Viele unter ihnen haben Schulden, können grundlegende Dinge wie die Schulbildung für ihre Kinder, oder Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Für sie war das Grundeinkommen also etwas wie die Erlösung. Auch in Deutschland leben tausende Menschen unterhalb der Armutsgrenze, vor allem Rentner, deren Rentenauszahlungen trotz eines Lebens in der Vollbeschäftigung unverhältnismäßig niedrig sind. Nicht umsonst ist die Armut in einem wirtschaftlich prosperierendem Lande wie Deutschland unglaublich hoch, zwischen 15 und 16 (bis 17; je nach dem, wie man es nehmen möchte, bei 0,2 in der Differenz) Prozent der Gesamtbevölkerung sind als arm einzustufen, geht man nach dem letzten Armutsbericht (PDF) des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Das liegt bedeutend nahe am Fünftel der gesamten Gesellschaft, entspricht in etwa bei 13,76 Millionen menschen. Das entspricht in etwa der Anzahl an Menschen, die in Bayern und im Saarland zusammen leben. Allein all diese Menschen sind per Definition als arm zu bezeichnen. Und das in einem Land, welches mehrere Jahre hintereinander Überschüsse verzeichnet, Berater mit tausenden Euro pro Tag bezahlt, Griechenland in Zeiten schwerster Krisen mit Finanzhilfen geholfen, stemmte zwar holprig aber dennoch gekonnt Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten, ohne dabei eine Notstandserklärung auszurufen. Geht es aber um Rentensteigerungen und Sozialhilfen, die wirken, so zeigt man sich gekonnt hilf- und ratlos, und lässt somit die eigenen Bürger im Stich. Entsprechend kam auch der Aufstieg der Rechtspopulisten und -extremisten nicht etwa von ungefähr, und war auch kein Phänomen des prekären Ostens in Deutschland oder anderen von Krisen gerüttelten Staaten, sondern auch vor allem die Folgen einer Austeritätspolitik in den mediterranen Krisenstaaten einerseits, und die Folge eines verschlafenen Anschlusses des Ostens andererseits (mangelhafter Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft, Abwicklung der VEBs in Treuhandfonds, welche die Menschen vor Ort im Stich ließen). Bekanntermaßen steigen Rechtsextremisten zuerst dort auf, wo soziale Missstände am höchsten sind. Obzwar man sagen muss, dass Menschen sich ins eigene Bein schießen, wenn sie infolge derartiger Missstände Bauernfänger wie beispielsweise Parteien der AfD oder der NPD wählen, da diese ihre Situation nur verschlimmern anstatt verbessern werden, und es ihnen umso zuträglicher wäre, sozialliberale bis linksradikale Parteien zu wählen (sofern diese prägnante und vernünftige Pläne vorstellen können), ist es doch nur selten zu erwarten, dass die Mehrheit der Menschen in Zeiten der Krise nur selten rational denken. Durch die zunehmende Bevormundung durch Supervisoren und dem Staate verlernen Menschen das immer häufiger, sie sind häufig nicht mehr vollkommen auf sich selbst gestellt, sondern erleichtern es sich selbst durch die Delegation wichtiger Verantwortungen und die Schwarmintelligenz, welche beflügelt wird durch die Vernetzung im Internet.
    Was also tun in Zeiten immer weiter zunehmender Abhängigkeiten und der daraus folgenden Tendenz im Richtung des Nationalismus (man schafft sich eine Gemeinschaft unter Gleichen innerhalb eines Staates, einer Nation)? Um den Spagat zum BGE zu schaffen, muss man hierfür ein wenig um die Ecke denken: Mit dem BGE kann es der einzelne schaffen, sich unabhängig zu machen, da er die Allzweckwaffe zur Entbindung aller Autoritäten in den Händen hält: Das Geld. Mit ihm kann er sich Rücklagen für schlechte Zeiten oder die Rente schaffen, und ist somit eher nicht auf die Hilfe vom Staate angewiesen. Lediglich steuerliche Abgaben wären (unter diesem System) noch notwendig, um gemeinschaftlich genutzte Dinge wie etwa Straßen oder Parkanlagen zu erhalten. Doch durch das BGE wird schon einmal eine schwere Bürde vom Individuum abgenommen, da eine Entkoppelung stattfinden konnte. In Handlungen und Entscheidung ist der Einzelne schon einmal freier. Nun erstarken der Nationalismus und sein kleiner Bruder, der Patriotismus, immer in Zeiten der Krise, wenn die Gemeinschaft zu zerbröckeln droht durch eine namhafte Krise, in der Regel drang sie von außen ein, und muss infolgedessen wieder abgeführt werden, dorthin, wo sie herkam. Sobald eine Krise auftritt, die sich noch zu vergrößern droht, sind Rechtsextremisten sofort bereit, es als volksverräterisches Staatsversagen und/oder als einen insgeheim ausgetragenes Komplott gegen die [hier Nationalität eintragen; wahlweise auch einfach deutsch] Nation/Rasse zu stilisieren, um die einfältigsten unter ihnen wie mit einem Schleppnetz abzutagen. Während die einen es als Schmu enttarnen können, werden die anderen auf diesen Zug aufspringen und die Parolen eins zu eins übernehmen. Manch einer sieht sich durch ihr krudes und kontradiktorisches Verhalten gezwungen, sie aus den Fängen ihrer Häscher zu befreien, doch sollte man sich früher oder später gewiss sein, dass alle Liebesmüh' an ihnen vergebens ist - sie sind gefangen, und auf immer und ewig verloren. Sie sind verlorene Seelen, die sich nur noch einzig und allein retten können. Zwar haben manche Menschen es schon geschafft, derartige Faschisten und Neofaschisten vom Gegenteil und der Sinnlosigkeit ihrer Ideologie zu überzeugen, doch sind das die Wenigen unter ihnen, die noch zur Aufnahme opportuner Meinungen und Ideen fähig sind, und somit aus ihrem Bann befreit werden können. Es ist mühselig, mit ihnen zu diskutieren im Allgemeinen, da meist nur Beleidigungen und hohle Anschuldigungen entgegenkommen als Antworten, und angesichts der kargen Erfolgsaussichten nahezu sinn- und zwecklos. Natürlich sind nicht alle Menschen selbst verantwortlich führ ihre politische Ausrichtung, doch ist es schwer abschätzbar, aus welchem sozialen Umständen ein potentieller Gesprächspartner entstieg; sollte man es zufälligerweise herausfinden, oder es bereits im Voraus wissen, hat man zwei Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen: Ist dieser Jemand aus einer prekären Lebenssituation, sollte man ihm dazu raten, sich einer linken Wohngemeinschaft anzuschließen, oder bei der BfA um Unterstützung bei der Jobsuche bitten. Ersteres hälfe zumindest bei der Ideenfindung für eine sozialradikale Revolution, letzteres zumindest bei der Jobsuche. Ändert sich das System nicht, und ist man nicht gewillt, sich um einen Rundumwechsel zu bemühen, so sollte man zumindest das beste aus dem Hier und Jetzt machen.
    Ist es aber so, dass jemand eigentlich recht gut situiert ist, und sich dennoch dazu entschloss, ein verkappter Nationalist zu werden,  so sollte man diesen Menschen in Ruhe lassen, bis er schließlich zum Problem wird - wird er es jedoch, so ist es im Interesse aller, ihn aus dem Weg zu räumen. 
    Ich hoffe, dass dieser Überschlag zwischen BGE und der Abkehr von negativen Extremismen einigermaßen verständlich war. Ist dem nicht so, bietet die Kommentarfunktion eine formidable Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch. Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Thema, nämlich dem Modellversuch des BGEs in einem kenianischen Dorf, als Kreation von Perspektiven für Menschen, die bereits keine mehr sahen: Wie dem Artikel nämlich zu entnehmen ist, gründeten Menschen mit diesem Geld Unternehmen, ein krasser Gegensatz zum Vorwurf gegenüber den Verfechtern des BGEs, dass ein solcher Bonus die Menschen in die Faulheit triebe. Auch Diebstähle sind weniger geworden, was nur logisch war: Menschen stehlen nur manchmal aus der Gier nach mehr, viele Menschen stehlen auch, weil sie keine andere Möglichkeit haben, lebensnotwendige Güter einzuholen, weswegen Diebstähle in sozial benachteiligten Umgegenden häufiger auftreten als in Gegenden, in denen die Reichen und Schönen residieren. Wieso sollte auch ein Yachtbesitzer bei seinem Nachbarn stehlen? Er könnte sich das, was er mitgehen lassen könnte, auch einfach kaufen, in einer Deluxefassung. Mit einem BGE könnten die ärmeren der Gesellschaft auf derartige Produkte sparen (wenn wohl auch nicht auf eine Yacht, doch sollten solche maritimen Fortbewegungsmittel ohnehin der Geschichte angehören, sofern sie nicht ausschließlich auf Wasserstoffbasis betrieben werden).
    Abschließend zum Modellversuch Kenia sollte noch einmal hervorgehoben werden, dass insbesondere in afrikanischen und sonstigen Entwicklungsländern Entwicklungshilfen gekürzt werden können, zahlt man Bürgern ein solches Geld, welches sie auch selbst behalten können. Nicht selten geschieht es, dass korrupte Staatsführer Entwicklungshilfen selbst einstreichen, und ihre Bürger weiterhin im Regen stehen lassen, nur, um ihnen dann bei der nächsten Wahl das Blaue vom Himmel zu versprechen, obwohl sie es schon haben könnten, würde die Führung die Gelder zulassen und sie sinnvoll ins eigene Land zu investieren, anstatt in die eigene Sommerresidenz. Dieser Punkt ist aber speziell für Entwicklungsländer interessant, und unterstreicht noch einmal, wie ein BGE die Menschen auch unabhängiger machen kann, es wäre ein erster Schritt in Richtung einer staatenlosen Gesellschaft. Vielleicht ist aber auch das der Grund, weswegen es vor allem in den größeren Parteien keinerlei Unterstützung fände. Es ist und bleibt ein Tagtraum utopischer Idealisten. 
  4. Alaska: Das vorletzte Beispiel dürfte wohl zugleich eines der unbekanntesten Beispiele für ein angewandtes BGE sein, auch, weil die wenigsten, die man dazu befragen würde, glauben dürften, dass außer Wissenschaftlern sonderlich viele Menschen in Alaska leben. Wie dem auch sei, die USA haben ein solches Experiment tatsächlich dort eingeführt, und wie dem Vox-Artikel zu entnehmen ist, funktioniert es, und das, obwohl ein starker Staat in den USA genauso verpönt ist wie in Deutschland. Man muss also davon ausgehen, dass dieses Experiment allein auf föderaler Ebene stattfand, ungeachtet von der Außenwelt. Das tat es auch, und das ist auch der Knackpunkt beim Exempel Alaska: Ermöglicht wurde es allein wegen Alaskas reicher Ölvorkommen. Weil Alaska sehr viel Öl exportiert, hat es ein derart hohes Vermögen, dass es sich zu einem solchen Versuch vorwagen konnte. Auch fällt auf, dass man mit dem Betrag, welcher den Menschen von Alaska ausgezahlt wird, flexibel ist, man sich also nicht auf einen fixen Betrag versteift, sondern mehr auszahlt, wenn mehr da ist, und weniger, wenn die Verkäufe für Öl rückgängig sind. Auch war nicht Sinn und Zweck des ganzen Unterfangens, den Menschen ein Lotterleben ohne Arbeit zu garantieren, sondern ihnen nur ein wenig unter die Arme zu greifen, um ihnen Perspektiven und Möglichkeiten zu eröffnen. Ein Modell, welches aber, aufbauend auf einer schwindenden Ressource, nämlich fossilen Brennstoffen, auf Dauer wohl auch Geschichte sein könnte, doch sollte das hier nicht näher behandelt werden, da es ohnehin nicht massentauglich ist, und darum schon fast mehr der Vollständigkeit wegen aufgeführt wird. Ohnehin lässt sich nicht mehr dau sagen, als bereits auch in den vorangegangenen Abschnitten erwähnt wurde. Es beflügelte die Menschen, half Arbeitslosen in die Arbeit, und machte sie insgesamt entspannter, freier und handlungsfähiger. Ein Beispiel für die Zukunft, und nur eines von vielen. 
  5. Rheinau, Schweiz: Die schweizerische Initiative ist die einzige namhafte Initiative, welche bereits in den Startlöchern krepierte, somit nie Wirklichkeit werden konnte. Schon zuvor haben die Schweizer sich mit einer Dreiviertelmehrheit gegen einen Feldversuch in Sachen BGE ausgesprochen, und in Rheinau zeigte sich abermals die eher ablehnende, kritische Haltung der Schweizer gegenüber einer solchen liberalen Idee. Diese Verluste zeigen aber auch die Kehrseite des BGE und weswegen es noch so wenig Feldversuche gab: Es bedarf ein wenig Risikofreudigkeit, und eine einigermaßen große Gemeinschaft, welche sich ein solches Unterfangen zutraut über einen repräsentativen Zeitraum, beispielsweise einen oder zwei Jahre. Bereits das Beispiel aus Ontario zeigt, dass sich konservative Kräfte aus Unsicherheit und Vorsicht eher gegen solche Vorhaben sträuben, einige unter ihnen arbeiten hingegen auch wieder bit bereits widerlegten Anschuldigungen oder Vorwürfen. Im Falle Rheinau lag es aber auch daran, dass man das Geld über eine Crowdfundingkampagne finanzieren wollten, umgerechnet 5.381,24 Euro - die im Artikel benannten 6,1 Millionen Schweizer Franken - hätte es gebraucht. Das ist selbstredend eine staatliche Summe, die man vorsah für das Projekt, doch hatten die Menschen nicht genügend Vertraue darin, als dass sie so viel Geld darin hätten einzahlen wollen. Die anderen Organisationen, welche die zuvor genannten Projekte initiierten, hatten das Geld bereits vorrätig, im Falle Alaska war es der Staate selbst, welcher den Permanent Fund vorantrieb. Sind es aber nur namenlose Träumer, welche mit einem waghalsigen Projekt an die Öffentlichkeit gehen und Geld einholen wollen, um es zu verwirklichen. Es ist also besser, einerseits als eine namhafte Organisation mit solchen Ideen an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn es ihnen ernst ist - das BGE fand bereits im Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, dem Tesla-CEO Elon Musk und dem dm-Gründer Götz Werner prominente Unterstützung -, und sie zumindest hinlänglich aussichtsreiche Hoffnungen auf einen Start haben wollen, und andererseits sollten sie sich vorab überlegen, ob ihr vorgesehener Austragungsort tatsächlich für derart waghalsige Unternehmungen geeignet ist. Ersteres ist fürwahr eine freche Voraussetzung, doch leider auch die Wahrheit: Wenn zwei einfache Menschen sowas propagieren, steigt auf der Stelle Misstrauen auf. Übel nehmen kann man es den Menschen nicht, immerhin ist Geld wertvoll, und ohne die nötige Vorsicht wird man schnell über den Tisch gezogen. Über Crowdfundingplattformen ist man zwar rechtlich abgesichert, doch wer weiß, wie die falschen Initiatoren vorgehen, um ihr erbeutetes Vermögen zu sichern, bevor es wieder futsch ist? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Somit ging eine interessante Idee über Bord, doch am Ende sind auch die Verfechter des BGE ein wenig schlauer. 

VI. Die Welt der großen kleinen Probleme

Ein langer Abschnitt, zweifellos, doch ein wichtiger ohnegleichen: Dies waren die fünf bekanntesten Beispiele für ein BGE in der Praxis, bis auf das letzte, welches niemals das Stadium der Praxis erreichen sollte, dennoch aber für eine sachliche Auseinandersetzung über das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens gebraucht wird. Vielen Menschen konnte es bereits helfen, und tut es immer noch. Sicher sind es nicht viele Beispiele, doch ist es auch schwierig, zu erproben, inwieweit ein neues gesellschaftliches Konzept sich auf die Menschen innerhalb der selbigen auswirken kann, wenn die Obersten innerhalb einer Gesellschaft, diejenigen, die es möglich machen müssen, sich vor einer Umsetzung sträuben. Da ist es auch schwer, zu behaupten, dass ein Konzept per se schlecht ist. Wie kann etwas schlecht sein, was niemals das Tageslicht gesehen hat? Bislang gab es darüber nur theoretische Diskussionen. Sieht man sich jetzt aber die oben genannten Beispiele an, muss man doch zugeben, dass es durchaus positive Wirkungen erzielen konnte, sie wurden meinerseits vielfach aufgeschlüsselt. Der Kostenpunkt konnte mindestens in einem Punkt widerlegt werden, in manch anderen ist er hingegen schwer zu erörtern, weil private Gesellschaften das Geld zur Verfügung stellten und selbst auf Spendenbasis arbeiteten. Darauf aufbauend lässt isch die Wirtschaftlichkeit innerhalb eines politischen Systems nur erahnen. Eines ist wohl aber sicher: Wenn das BGE entgegen aller kritischen Meinungen für eine höhere als eine niedrigere Beschäftigung sorgt, sollte man doch meinen, dass es nicht so schlecht sein kann. Man muss sich ja nicht auf einen fixen auszuzahlenden Beitrag einigen, sondern ihn variieren, je nach dem, wie es um die Wirtschaftlichkeit des Projekts steht. Letztlich ist Sinn und Zweck des BGEs nicht, Menschen ein Leben ohne Arbeit zu ermöglichen, dafür braucht es andere Maßnahmen; Sinn und Zweck des BGEs ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, handeln zu können, ohne Druck und ohne Zwänge. Es sollte sie in ihrem Stand an die Autoritäten, mit welchen sie interagieren müssen, heranführen, damit sie tête-à-tête mit ihnen sprechen können, und sie nicht unter ihnen stehen, wie Bittsteller, die auf Knien um Gnade flehen. Eine Gesellschaft der Gleichen erfordert auch, dass Menschen niemanden unterstehen, absolut niemanden. ist das nicht gegeben, hat es auch keinen Zweck, von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft zu sprechen, die entstünde, egal unter welcher Maßnahme (auch bei finanziellen Unterstützungen in der Rente unter Maßnahme einer Bedürftigkeitsprüfung), denn diese Gesellschaft besteht bereits. Sie teilt sich ein in die einfachen Menschen, un den den Staatsapparat mitsamt seiner Handlanger. Von einer durch eine politische Handlung noch entstehende Klassengesellschaft zu sprechen ist dabei irreführend. Es soll hierbei noch einmal ein Schaubild angewandt werden. 

Unsere bisherige Klassengesellschaft
Wahrscheinlich taten sich auf der Stelle fragen auf, wieso, weshalb, warum. Doch Geduld, die Erklärung folgt sogleich. 
Zunächst: Hat die Einteilung in Unter- und horizontaler Ordnung eine Bedeutung? Die Antwort darauf lautet: Nein. Sie diente vielmehr logistischen Gründen, auf diese Weise konnte die Folie besser eingesetzt werden in ihrem gegebenen Raum, ohne dabei die Schrift noch kleiner zu machen. Sie trägt ansonsten keinerlei Symbolkraft. 
Eine weitere Frage könnte sein, ob da nicht noch die Unterscheidung zwischen Ausländern, sexuellen Minderheiten und dergleichen fehlen könnte. Auch diese Frage ist zu negieren, und ein Punkt, weswegen ein Wandel bislang einfach nicht funktionieren konnte: Man hat sich noch bislang viel zu sehr zerklüftet, hat sich mit Guerillakriegen abgegeben, in welchen man versuchte, die Rechte von Minderheiten einzuklagen, anstatt zu erkennen, dass es keine Gleichheit geben kann, solange noch eine Klassengesellschaft herrscht. Frauen klagen ihre Rechte ein, ihre Repräsentation in Führungsebenen, prangern eine ungleiche Behandlung und eine andauernde Objektivierung und Sexualisierung an allen Ecken und Enden; Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich bei der Job- und der Wohnungssuche diskriminiert, überdies sehen sich einer wachsenden Gefahr im Inland durch Rechtsextreme ausgesetzt; sexuelle Minderheiten werden noch immer nicht wie Homosexuelle behandelt, zumindest empfinden sie es so innerhalb der westlichen Gesellschaft, obgleich man ihnen immer mehr entgegenkam und ihnen ihre Rechte zusprach. Die Liste ist noch immer lang, und doch fügt es sich immer mehr zusammen: Das Problem sind nicht einzelne Mankos innerhalb einer ansonsten wunderbar funktionierenden Gesellschaft, sondern sind Teil eines viel größeren Problems, nämlich der hierarchisch organisierten Gesellschaft, welche Feindseligkeit anstelle von Zusammenhalt streut. Wenn aber Menschen darauf getrimmt werden, im ständigen Wettbewerb zu stehen, sie auf Leistung und Verbesserung gedrillt werden, werden sie dieses Verhalten adaptieren und auf ihre Mitmenschen anwenden. Hierzu zwei Gedankengänge: 
  • Wir müssen die heutige Gesellschaft wie eine Maschine verstehen, nicht aber wie ein Uhrwerk, die Metapher funktioniert in diesem Beispiel nicht. Sie ist vielmehr wie ein Benzinmotor. Er nutzt ab mit der Zeit der Anwendung, und irgendwann muss er in die Reparatur. Anfangs haben Reparaturen noch ihren Zweck und sind auch in vielerlei Hinsicht sinnvoll, nicht zuletzt ist es auch besser, zu reparieren, weil es der Umwelt gut tut, Verschwendung ist umweltschädlich. Irgendwann aber kommt einmal die Zeit, an der alle Reparaturen nur noch nostalgisch, nicht aber mehr sinnvoll sind, weil das Gerät häufiger in einer Werkstatt als auf der Straße ist. In solchen Fällen heißt es: Loslassen, auch wenn es wehtut. Es ist besser für beide Seiten: Der Motor muss sich nicht länger quälen, und man selbst kann zu neuen Ufern aufbrechen und sich einen neuen Wagen mit neuen Motor kaufen, welcher auch wieder tadellos funktioniert, wie der alte.
    Mit dem Gesellschaftsmodell Staat verhält es sich ähnlich, mit einer kleinen Ausnahme: Es ist verzweigter, und hat in Wirklichkeit nie gut funktioniert, man verschleierte die Dysfunktion nur lang genug, bis schließlich die ersten Staats- und Gesellschaftskritiker auftauchten und ihre Schriften veröffentlichten. Doch der Reihe nach: Anfangs hatte man noch keinen Motor, da behalf man sich der reinen Manneskraft, das war in den Urzeitaltern, in denen der Mensch noch nicht der Homo Sapiens war und sich noch im Entwicklungsstadium befand. Man könnte es als die Alpha- und die Betaphasen bezeichnen, die Veröffentlichung fand noch nicht statt. Einige Jahrhunderte vergingen noch, der mensch wurde in der Zwischenzeit als der Homo Sapiens veröffentlicht, er erreichte seinen physischen Zenit, der Denkapparat entwickelte sich hingegen fort mit weiteren Softwareupdates und Patches, um die grauen Zellen immer auf dem neuesten Stand zu halten. Und so entwickelte sich der Mensch schließlich fort, und erwuchs aus seinen Sippschaften zu größeren, komplexeren Gesellschaftsformen, bis schließlich die ersten Monarchien sprossen. Sie waren auch die ersten hierarchisch geordneten Gesellschaften, die Sippschaften der Frühzeit konnte man theoretisch als anarchistisch bezeichnen, oder als einfache Familiengebilde unter dem Patriarchen, doch dazu bedürfe es theoretisch einer näheren Kenntnis über derartige Gegebenheiten, die man den früheren primitiven Menschenaffen nicht zuschreiben kann. Ist dem aber so, und man hielte dennoch daran fest, dass es patriarchale Strukturen waren, müsste man infolgedessen auch zugestehen, dass derartige Organisationsformen mit dem Mann an der Spitze naturgegeben sind, es wäre also ein Matt für diejenigen Feministen, die behaupten wollen, dass das Patriarchat eine Unterdrückungsform wider der Natur sei. Wollte man wiederum dieses Zugeständnis nicht machen, und sei es nur aus ideologischen Gründen, so könnte man behaupten, dass die Urzeitmenschenaffen die ersten wahren Anarchisten waren, wenngleich auch einfache Jäger und Sammler, die im ständigen Überlebenskampf zueinander standen. Geht es aber um Dinge wie Verteilungsgerechtigkeit und dergleichen, so kann man wohl davon ausgehen, dass sie uns insgesamt voraus waren, weil sie wussten, dass man in kleineren Gruppen einfacher und somit auch gerechter interagieren lässt, als wenn man sich in riesigen Verwaltungsdistrikten wie Staaten zusammenfasst und eine eigentlich unqualifizierte Gruppierung als Repräsentanten mit der unmöglichen Aufgabe vorausschickt, nur, um am Ende zu erkennen, dass diese unqualifizierte, wenn auch charismatische und ideologisch (in den Augen) richtig geleitete Person es am Ende nicht schafft, alles richtig zu machen, oder auch nur eine Sache. Sowas trifft, das muss am Rande nochmal erwähnt werden, nur auf Quereinsteiger zu, nicht aber auf gediente Politiker, die den gesamten Weg von Anfang an (in der Kommunalpolitik) bis nach oben beschritten. Diese Menschen haben gute Chancen, ihre eigenen Vorstellungen gekonnt umzusetzen, wenn auch nicht immer zu aller Wähler Vergnügen, doch in einer solchen Zeit ist sowas ohnehin nicht zu erwarten. Früher konnte man hingegen noch mit einer gewissen Genugtuung sprechen, die politischen Gräben waren noch nicht so groß, und wenn einmal nicht der Wunschkandidat das Zepter in die Hand nahm für eine weitere Legislaturperiode, so zuckte man kurz mit den Schultern, entließ ein kurzes «Tja...», und wartete auf die nächsten Wahlen. Heutzutage hingegen haben die Wahlen selbst in der westlichen Welt eine derartige Schlagkraft, dass sie dazu neigen, Menschen auseinanderzubringen, seien sie nun Freunde oder Ehepartner! Politik mag für manche nicht die Bedeutung haben, wie sie sie für andere hat, doch muss sich eine Gesellschaft eindeutig Gedanken machen, was mit ihr falsch läuft, wenn ein Thema dieser Art, welches doch auch zwecks des Zusammenhalts diskutiert wird, die Menschen eher auseinandertreibt als zusammenschweißt. Natürlich sind gegenseitige Oppositionen notwendig, da ansonsten von keiner gesunden Gesellschaft gesprochen werden kann, doch sollten diese Oppositionen die Menschen auch eher zusammenbringen (zum gemeinsamen Austausch, um einander mit Denkanstößen und Hinweisen auf Denkfehler) als zu erklärten Todfeinden zu machen. Natürlich wirkt es ein wenig naiv, wenn man sagt, dass Politik die Menschen zusammenbringen kann, doch sollte eine Demokratie, beziehungsweise eine demokratische Gesellschaft dazu fähig sein, Menschen zusammenzubringen, ganz gleich, woran sie glauben. Schafft sie das nicht, und erreicht vielmehr das exakte Gegenteil, dann macht sie eindeutig etwas falsch. Den entsprechenden Fehler muss sie ausmachen können, und ihn eliminieren. Eine Demokratie darf kein homöopathischer Impfgegner sein, der eine Krankheit entweder aussitzt, mit Globuli (oder ähnlichem) behandelt, oder diesen Virus mit einem schlimmerem Virus bekämpft, um den Schmerz zu betäuben. Auf diese Weise beflügelt und beschleunigt sie vor allem den eigenen Zersetzungsprozess. Viele Pro-Europäer sagten, dass eine gesunde Demokratie dazu fähig ist, sich gegen negative Einflüsse und Eindringliche zu wehren. Bislang kann man davon nicht viel sehen, eher hofiert sie die Eindringlinge, und behauptet von sich aus, dass diese Eindringlinge sich im demokratischen Prozess am Ende selbst zersetzten, degenerierten, bis sie schließlich nur noch Schatten ihrer selbst seien. Man könnte fast behaupten, dass diese negativen Eindringlinge in einem dialektischen Prozess autodestruktiv handelten. Einfacher ausgedrückt: Man hofft darauf, dass sich das Problem von selbst löst, und man nicht radikal handeln muss, um das Problem sicher und eigenhändig zu beseitigen. Die Verantwortlichen, welche propagieren, dass die Menschen nicht in die Falle populistischer Äußerungen zu treten sollten, doch bieten sie nur wenige bis gar keine resoluten Lösungsansätze, um einerseits sie zu entkräften, und andererseits die großen Probleme dieser Zeit zu lösen. Man plädiert auf den allgemeinen Konsens, Vernunft und den Glauben, dass es eines Tages besser sein wird als jetzt. Einen Aktionsplan, wie dieses Ende erreicht werden soll, gibt es aber nicht, und hierbei tritt schließlich wieder das Massenphänomen der Unvernunft in Kraft: Man kann in der heutigen Zeit, der Zeit der gehetzten Dynamik, der Zukunftsängste durch ständigen Wettbewerb, die ständige Angst vor dem sozialen Absturz, die Feindseligkeit innerhalb der Gesellschaft, welche es unmöglich macht, einander zu vertrauen, nicht davon ausgehen, dass Menschen grundsätzlich vernünftig denken oder handeln. Darauf also zu plädieren, wäre ebenso naiv wie der Glaube, dass Politik Menschen verbinden kann. Sollte also einmal ein Fehler in den Motor eindringen, beispielsweise ein kaputter Zylinderkopf, so wird dies unweigerlich zu einer martialischen Kettenreaktion führen, die entweder in einen dauerhaften Schaden mündet, oder gar in einen Totalschaden. Man täte als Eigentümer des Wagens, in welchem dieser Motor steckt, immer mit Argusaugen über ihn zu wachen, und jeden noch so kleinen Makel auf der Stelle zu reparieren, bevor er zu Rost oder benannten Kettenreaktionen führt. Man weiß nie, wie es enden wird. 
  • Zuvor stand geschrieben, dass manche wohl die Unvollständigkeit des Modells anbauen können, dass es an der Komplexität mangele. Das könnte man durchaus meinen, doch sollte man eines im Hinterkopf behalten: Die Gesellschaft, in der wir leben, ist in ihrer Grundstruktur nicht so komplex, wie man es sich denken oder erhoffen mag. Das ist ein Mythos, die Gesellschaft der Menschen war nie so wirklich komplex in ihrer Grundform, lediglich in der Tiefe, im Innern, ist es das vielleicht, doch hauptsächlich zum Leidwesen der zweiten Klasse, aufgrund des Versagens der ersten Klasse. Vorab sollte man sich aber fragen, warum der Stat und seine Bureaukratie oben steht, und wo die Komplexität eben nicht mangelt, sondern genau so richtig ist. Die erste Frage ist ebenso einfach beantwortet wie die zweite: Wer regiert, der führt. Und die benannten Individuen und Rollen, die in der oberen Klasse stehen, sind alle Teil des regierenden Systems, sie regieren alle auf ihren entsprechenden Ebenen, um ganz oben die Arbeit zu erleichtern durch bedingungslose Funktionalität. Auch ausländische Staatschefs, Diplomaten und Delegationen können in Ländern wie Deutschland mitregieren, wobei der Begriff etwas irreführend ist: Sie üben Einfluss aus (wie es dort steht), und beeinflussen somit das Regierungsgeschäft mehr als es ein jeder Wähler jemals schaffen könnte. Damit Menschen normalen Standes ohne diplomatische Funktion es jemals schaffen könnten, ihren Wünschen und Forderungen dermaßen Gehör zu verschaffen, müssten sie Anschläge verüben. Diese trügen aber zur Folge, dass einerseits der moderate Block der Gesellschaft ihre Taten verurteilen würde, sie wären somit diskreditiert in ihren Machenschaften; die Regierung zöge sie vor Gericht mit Pauken und Trompeten, man würde sie als Terroristen einstufen und sie somit ihrer verfassungsgegebenen Freiheit berauben (Vorausgesetzt, man könnte die Verfassung des Landes in einem solchen Moment noch ernst nehmen, wovon nicht auszugehen ist, da dieselben Menschen, die sie verteidigen, sie auch mehr oder weniger ignorieren). Auch vor Gericht würde man sie nicht ernsthaft anhören, und sie die Verteidigungsrede (à la Rosa Luxemburg) zusammenstauchen, die Presse täte den Teufel, sie im Wortlaut abzudrucken, es sei denn, ein gesinnungstechnisch naheliegendes Blatt fände sich, welches einen Journalist ins Gericht sandte, um die Rede aufzuzeichnen und in einem Transkript abzudrucken. Doch über dieses Blatt fände sie keinen breiten, öffentlichen Zugang, wodurch die Mehrheit nicht läse, was Sinn und Zweck dieses Anschlages (wobei niemand zu Schaden kam) eigentlich war. Die betroffene Bundesregierung wäre dadurch auch fein raus, sie müsste keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, was diesen Anschlag überhaupt motivierte, obgleich es sich bei diesem Anschlag nicht um einen religiösen Fundamentalisten handelte, sondern um einen sozial (ohne ideologisches Suffix) orientierten Täter. Das Business as usual bliebe weiterhin die Norm, was zur Folge hätte, dass sich noch mehr sozial deprivierte Trittbrettfahrer fänden, die es ihrem Vorgänger gleichtäten. Eine Kettenreaktion wäre die Folge, aufgebaut auf der Ignoranz einer Regierung, die sich nicht mit den Ursprüngen eines solchen Anschlages auseinandersetzen wollte immerhin sind alle Attentäter entweder ideologisch oder religiös verzerrte Fundamentalisten oder geistig gestört. Auf diese Weise lassen sich Probleme auch aussperren, immerhin sind sie nicht da, wenn nur geistig gestörte oder Fundamentalisten sie anprangern (auf diese Weise reagierte auch die CDU auf Europaebene, als sie merkte, dass die Urheberrechtsreform via Artikel 11 & 13 aus dem Ruder zu laufen begann: Auf einmal waren alle Kritiker, intern wie extern, fremdgesteuert oder Bots, wodurch man ihnen nicht länger ein offenes Ohr schenken musste). Letzten Endes ist das nicht bloß ein gehöriges Eigentor mit fliegendem Torwart und Pique, sondern kann auf diese Weise die eigene Partei ins Nirvana der sonstigen Parteien geschossen werden, sondern werden staats- und verfassungsfeindliche Parteien in Ansehen und prozentualem Anteil am Gesamtergebnis der Generalwahlen gestärkt. Und das alles nur, weil man der Vox Populi kein Gehör schenkte.  Nichtsdestoweniger ist es faktiziert gegeben, dass, wenn  es nun genauso ist - es auch so ist dass die Bezeichnung dieser Staatsform - «Bundesrepublik» (lat. res publica - Sache des Volkes) - grundlegend irreführend ist: Das Volk hat exakt eine (relativ schwache) Form der Einflussnahme, und das ist die Wahl, welche alle vier bis fünf Jahre wiederholt wird. Und selbst dahingehend hat nur eine Mehrheit, egal wie knapp, das Sagen, der Rest ist dazu gezwungen, das Ergebnis hinzunehmen, damit glücklich zu werden, vier Jahre eines begrenzten Lebens. Freiheit sieht insgesamt anders aus. Vor allem nicht, wenn man sich vorstellen muss, dass Regierungsparteien dazu tendieren, eigenständig und ohne Rückfragen mit ihren Menschen, alias Wählern, Entscheidungen zu treffen, welche nicht zuletzt von ausländischen Staatschefs beeinflusst werden. Im ungünstigsten Fall wurden diese Entscheidungen bereits kurz nach der Wahl getroffen, sodass man die geschlagenen vier Jahre abwarten muss, bis man sich bei der Wahl an ihnen rächen kann, und selbst dann ist es nicht sicher, ob eine Mehrheit genauso dachte, oder ob die Partei Konsequenzen aus dem womöglich angeschlagenen Ergebnis ziehen wird, und nicht doch business as usual betreiben wird, als ob nichts geschehen sei. Eine solche Gesellschaft ist inhärent dysfunktional, sie krankt am ganzen Körper.
  • ... Doch ich schweife ab - Thema war ja auch die mangelnde Komplexität. Wie bereits gesagt ist es ein Irrtum, geht man davon aus, dass dieses Modell zu plump, zu binär sei. Natürlich hätte man auch noch einzelne Minderheiten hinzufügen können, sexuelle wie ethnische, doch wäre das ein Missverständnis der Menschen an sich. Menschen sind an sich alle gleich, egal wie sie aussehen mögen oder woher sie kommen. Niemand ist anders, weil er etliche tausend Kilometer (oder Meilen) von jemanden entfernt geboren wurde. Entgegen der landläufig partiell vorhandenen Meinung ist die menschliche Rasse in ihrem zugegebenermaßen hohem Entwicklungsstadium nicht allmächtig, und darum dazu genötigt, mit ihresgleichen zusammenzuarbeiten. Dagegen spricht nichts, absolut nichts, und vor allem keine Unterschiede in der Grundstatur, dem Grundbau des Menschen selbst. Ein jeder Mensch ist in seinem Aufbau identisch mit seinen Mitmenschen, ausgenommen von behinderten Menschen, denen einige Attribute abkamen durch Geburtsfehler oder Traumata, oder aber durch ihr nicht beeinflussbares Schicksal, welches ihnen beispielsweise Extremitäten entriss. Ein Grund zur Diskriminierung dieser Personen ist es dennoch nicht, aus einem einfachen Grunde heraus: Niemand kann beeinflussen, wo er oder sie geboren wird; niemand kann beeinflussen, mit welchem Geschlecht er oder sie geboren wird, oder ob er oder sie am Ende ein Transvestit wird oder psychisch dazu geneigt ist, das eigene Geschlecht zu lieben oder sich als ein anderes zu identifizieren; niemand kann beeinflussen, welche Hautfarbe oder sie haben wird, ob er oder sie an einer Behinderung leiden wird. All das sind Attribute, die niemand von uns eminent beeinflussen kann, weder im eigenen Fall, noch an irgendwem sonst. Welchen Sinn ergäbe es also, diese Personen zu diskriminieren, sie zu hassen, ihren Tod zu wünschen? Es wäre grundlegend unlogisch. Es wäre so, als ob man als glühender Verfechter der Katzenliebhaber Hunde als niedere Wesen abtäte, weil sie eben keine Katzen seien, und Katzen grundsätzlich besser seien als Hunde. Wem dieses Beispiel lächerlich vorkommt, dürfte verstanden haben, wie lächerlich Rassismus, Nationalismus und Patriotismus sind. Warum Nationalismus und Patriotismus? Ganz einfach: Sie schlagen in dieselbe Kerbe. Es ist eine Sache, dass man stolz ist, [hier Nationalität einfügen/deutsch] zu sein, das wäre der Patriotismus; es ist aber eine ganz andere Angelegenheit, wenn man stolz ist, [hier Nationalität einfügen/deutsch] zu sein und sofort zu behaupten, dass die eigene Nation besser sei als die anderen. Nicht nur im Sport/Fußball, sondern auch im globalen Faktor, in Sachen Wirtschaft, Militär, durchschnittliche Penisgröße, usw. Man wird regelrecht feindselig gegenüber anderen Nationen, und reagiert bissig auf Hinweise, dass laut einer neuen Studie eines beliebigen Instituts oder irgendeines beliebigen Thinktanks im globalen Ranking die entsprechende Nation eigentlich schlechter als etwaige andere Nationen sei, und man dieses Faktum als Lüge einer verfeindeten Nation sei, welche die eigene Nation unterbuttern oder schlechtreden wolle. Mitunter kann es passieren, dass die sich angegriffen fühlende Person handgreiflich wird, sie sich dazu genötigt sieht, seien Nation vor dem ungewollten Kritiker zu verteidigen, mit allen erforderlichen Mitteln. Der Patriotismus ist somit noch vertret- und verhandelbar, solange er nicht übergreift, doch wäre es naiv, zu glauben, dass das auch dabei bliebe; es wäre genauso, wenn man sich innerhalb einer Revolution für eine sozialistische Ordnung einsetze, in der Hoffnung, dass es nicht in einer polizeistaatlichen Autokratie ausarte, ähnlich wie es bei Stalin schließlich der Fall war, und man reihenweise Menschen als Konterrevolutionäre und Querulanten einstufte, weil sie sich kritisch äußerten. Ein hartes Durchgreifen ist ein willkommenes Mittel, um ungewollte Störer auszuschließen, das findet sich links wie rechts (und diejenigen, die sich in der Mitte sehen, werden durch Störer zerquetscht und unterdrückt, weil sie sich niemals wehren wollten, aus Angst, als autoritär eingestuft zu werden). Die Frage muss dabei immer bleiben: Wo zieht man die Grenze? 

VII. ¿Dónde está la oposición?

Insbesondere das letzte Problem ist insbesondere interessant und sollte darüber hinaus noch einmal behandelt werden, als eigenständiges Thema. Unter den Untertitel passt es aber dennoch, es sollte ohnehin nur kurz angesprochen werden, nur aus dem Punkt der rational insgesamt noch ertragbareren Fraktion, der der Linken. Ertragbar, nicht zu befürworten. Der Grund für diese vorsichtigere Annäherung ist die Einstufung der Opposition, da sie in Zeiten der zunehmenden Polarisierung immer weiter schwindet, sich zusammenschweißt zu einem gefestigten Block, welcher sich ideologisch immer weiter zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, beziehungsweise -radikalismus bewegt. So zumindest lautet der offizielle Wortlaut. Genau darin besteht aber das Problem: Da die Definition zwar existiert, bekannt ist und anerkannt wird, ist es umso schwerer, sich die Frage zu stellen, wo genau man eigentlich die Grenze ziehen kann und mag. Politische Ideologien sind schließlich abstrakte Gebilde, die zwar insgesamt einige manifestierte Eckpunkte darbieten können, woran sich Menschen aller Art und eigener Ideologie orientieren können, um diese entweder zu adaptieren, oder zu kritisieren, doch auf der anderen Seite ist es auch wieder schwer, sie praktisch anzuwenden, wenn es darum geht, die Opposition richtig einzuordnen, man also diese Punkte ganz konkret verstehen und auch anzeigen können muss, wann eine (moderatere, bspw) Ideologie aufhört, und eine (radikalere, bspw.) Ideologie anfängt. Besonders auf der linken Seite lässt sich ein Trend anmerken, der der Linken eigentlich nicht gerecht wird: Man tendiert immer mehr dazu, alle Menschen ins rechtspopulistische/-extremistische/-radikale Lager einzuordnen, um sich somit eine kritische Auseinandersetzung zu ersparen. Damit soll nicht behauptet werden, dass die Mehrheit der heutigen, jungen Rechten in Wirklichkeit konservative Ansichten verträten - dem ist nämlich nicht so -, doch man verlernt nur allzu schnell, zu erkennen, wann tatsächlich ein Konservativer vor sich hat. Das liegt vor allem aber auch daran, dass es immer wenige tatsächliche Konservative mehr gibt, sie sterben nach und nach aus, da angewandter Konservatismus nicht mehr als zeitgemäß erscheint, nicht mehr als cool erachtet wird. Wie es Diana Kinnert einmal beschrieb, als sie erstmals von der CDU (sofern man diese Partei noch als konservativ betrachten möchte; zumindest unter Annegret Kramp-Karrenbauer besteht die Chance, dass die CDU sich wieder dorthin bewegt) hörte, da diese Partei sich ja als konservativ bezeichnete (das war im Schicksalsjahr 2015: Sie dachte da an Engländer, die Vögel beobachteten (so berichtete einst das deutsche Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL darüber)). Zugegebenermaßen ist dies eine fast schon clichéhafte Beschreibung des Konservatismus, vor allem eine anglophile Beschreibung. Und dennoch: Dergestalt ist der Konservatismus in seiner Reinform, als ein gesellschaftliches Modell. Politisch ist der Konservatismus ein Modell, welches sich für einen schlanken Staat einsetzt, welcher nicht die Menschen in ihren Freiheiten einschränkt, sondern nur seinen elementaren Pflichten nachkommt, wie beispielsweise für Sicherheit zu sorgen, ein wenig Sozialversicherung, und die Mittel für die Bildung. Interventionen im Ausland sollen ausbleiben, der Freie Handel wird gestärkt. Und so weiter und so fort. Konservatismus hat nichts mit rassistischen Ressentiments zu tun, ein jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, im Lande aufzusteigen, seinen eigenen Wohlstand aufzubauen. Die Menschen sollten patriotisch eingestellt sein, die Klassiker werden modernen Abstraktionen vorgezogen. Konservative als Menschen treten aufgeschlossen, vernünftig und neugierig auf, nicht verbohrt, voreingenommen und verklemmt, womöglich noch rassistisch. Derartiges trifft man leider derzeit auch in Volksparteien an, viele Menschen benehmen sich geradezu kindisch, verbreiten Lügen und anderweitige Unwahrheiten, verhalten sich nationalistisch-feindselig, insbesondere gegenüber der Opposition. Dabei weiß ein jeder vernünftige Konservative, dass eine gesunde Nation auch eine funktionierende und kritisierbare, jedoch zu jeder Zeit annehmbare Opposition hat. Man muss mit niemandem übereinstimmen, um dennoch sagen zu können, dass man diesen Jemand durchaus gutheißen kann. Dazu gehört aber auch ein gewisser Stil, und dieser entgeht den Rechtspopulisten ganz und gar. Linke verhalten sich aber selbst meist im Diskurs gegenüber den Populisten nicht sonderlich angemessen, sie begeben sich meist hinab auf das Niveau ihrer erklärten Feinde, gemäß dem Motto «(Never) Feed The Troll». Dabei sollten Linke lediglich zwei Methoden anwenden, um mit Populisten umzugehen: Ignorieren, weil sie die Zeit nicht wert sind, die sie kosten, oder stets mit Fakten argumentieren, aber in einer stilvollen, angemessenen Tonart, welche nicht vermuten lässt, dass man auf einmal zu einem achtjährigen Lausbuben verkommen ist. Es gibt keinen Grund, weswegen man sich wie ein Kleinkind verhalten sollte, die Zeit kann man sich auch immer sparen. Sollte jemand es für sinnvoll erachten, sich wie ein Troll aufzuführen, so sollte man den Kommentar übersehen, und den Troll ins Leere laufen lassen. Sie können keine Diskussionen gewinnen, die niemand aufgriff, und somit merken sie irgendwann, dass ihre Kommentare nicht die gewünschte Wirkung erzielen. 
Das Thema selbst - Konservatismus und die Linke - sind aber Themen für einen eigenen Text, welcher in Kürze oder Länge verfasst wird. Bis dahin soll in diesem Text noch ein Thema angeschnitten werden, woraufhin abschließend ein Fazit gezogen wird. Nun den... 

VIII. Eins, zwei Polizei

Schon einmal sprach ich an, dass die Unterschicht eher dazu tendiert, Diebstähle durchzuführen, die Reiche haben es schließlich nicht nötig, sie können Diebesgut genauso gut käuflich erwerben, ganz legal, ohne rechtliche Bedenken. Diesen Luxus haben Menschen mit niedrigen bis gar keinem (geregelten) Einkommen nicht, weswegen sie zu illegalen Mitteln greifen müssen. Das Thema wurde bereits zuvor in aller Ausführlichkeit breitgetreten, weswegen es nicht noch einmal aufgegriffen werden soll. Das Thema soll dagegen ein anderes sein: Der Einsatz des Exekutiven des Bundesstaates: Der Polizei. Sie genießen wahrhaftig nicht den besten Ruf unter den Menschen, auch wenn sie sich selbst immer als Freund und Helfer stilisieren. Ihr Ruf schwindet immer mehr, insbesondere unter jungen Menschen, man bezichtigt sie des vornehmlichen Rechtsextremismus, des Machtmissbrauchs, und manchmal sogar der Dekadenz. Presseberichte vermeldeten rechtsextreme Strömungen in der Polizei, vereinzelt sogar vorsätzliche Taten gegen Anwälte und Razzien gegen linke Wohnprojekte oder Kulturzentren. Einzelne Fälle sollen nicht dokumentiert oder genannt werden, da das den Bogen überspannen und vom Thema abweichen sollte. Sollte dennoch Interesse an konkreten Fällen bestehen, bitte einen Kommentar verfassen, und ich werde welche aufweisen. Für diesen Text soll aber nur interessieren, dass diese Fälle existieren, sie dokumentiert wurden in der Presse, und infolge dieser Fälle berechtigte Zweifel an der Existenzberechtigung dieser staatlichen Institution. Um dieser Vorstellung etwas Gewicht zu geben, sollte man sich zuerst überlegen, was genau ihre Funktion innerhalb der Gesellschaft ist. Sie lautet: Bewahrung von Recht und Ordnung, und Bekämpfung des Unrechts. So weit, so gut. Wann genau geschieht aber unrecht? Natürlich gibt es Fälle wie Brandstiftung aus rassistischen oder Rachegründen, Vergewaltigungen aus niederen Beweggründen wie beispielsweise Lust, Geschlechtsverkehr mit einer Frau hier und jetzt zu haben, ohne vorher ihre Einwilligung einzuholen, und es gibt auch Pädophile, die Kinder vor Schulen und Kindergärten abfangen. Diese Fälle sind nicht abzustreiten, bei weitem nicht, und doch sind diese Fälle einerseits rückläufig und andererseits vergleichsweise selten. Außerdem gibt es für all diese Fälle Gründe, die man bekämpfen kann, um die Fälle generell auszumerzen, und bis auf die Pädophilie lassen sich alle in Kürze aufschlüsseln: Brandstiftung aus rassistischen Gründen lässt sich nur bekämpfen, wenn man die Gründe für Rassismus bekämpft: Wettbewerb abschaffen, um die Menschen von ihrem essentiellen Arbeitszwang zu befreien. Viele der Rassisten und sonstigen Faschisten kommen aus prekären Umgegenden, sie sind also arm. Armut für zu Wut und Verzweiflung, ersteres führt hingegen zu einer Projektion auf die vermeintlichen Übeltäter, namentlich diejenigen, die ihnen die Jobs klauten. Sie erkennen nicht, dass ein schlecht regulierter Markt und das Abwandern der Jobs in die Großstädte das Problem ihrer Armut sind. Wenn immer mehr Menschen Landflucht betreiben, sterben die Dörfer aus, und zurück bleiben die Menschen, die sich dazu entschieden, nicht in die große Stadt zu ziehen. Das Problem: Ihnen ließ man nicht die Freiheit der Wahl, wo sie leben wollen, die Parole lautet: Willst du überleben, dann zieh in die Stadt. Die Folge aus dieser Unfreiheit: Die Preise in den Städten steigen, sodass die Menschen es sich nicht länger leisten können, in den Städten zu leben, sodass der Ort, in dem die Jobs liegen, auch der ist, wo nur noch die überdurchschnittlich Verdienenden sich das Wohnen leisten können. Aus dem einstigen Zwang erwächst somit ein notwendiges Inferno der Armut. In Los Angeles, ausgerechnet im Viertel, wo Hollywood zuhause ist, spiegelte sich das Phänomen der Gentrifizierung am eindrucksvollsten wieder: Menschen wurden aus ihren Häusern geworfen, nachdem immer mehr vermögende Stars dort zu siedeln begannen, und somit die Preise nach oben trieben, was diverse Sabotageakte gegen die neu eingetroffenen Stars zur Folge hatte, wie auch der US-amerikanische Hollywood Reporter zu berichten wusste. Auch das war kriminell, immerhin konnte man sie der Sachbeschädigung bezichtigen (schließlich hatte man sie auch nur in Zelten entlang der Straße untergebracht, und wenn es notwendig wurde, scheuchte man sie selbst aus diesen provisorischen Notunterkünften). Heißt es aber, dass ihre verbrechen ungerechtfertigt waren? Keineswegs, an dieser Stelle müsste man sich, ist man liberal orientiert, mit den Tätern solidarisieren, da sie die wahren Opfer sind. Menschen als kriminell zu bezeichnen, nachdem man sie praktisch in die festgeschriebene Kriminalität warf, ist zynisch, menschenverachtend, und vor allem gesetzliche Wortklauberei wider denjenigen, die die Gesetzgebung beschützen sollte. Genau daran scheitert aber auch die Gesetzgebung, wie auch die Exekutive, welche nur die Gesetze schützt, und Missetäter vor ihren Richter führt. Wer also den wahren Übeltäter ausmachen will, muss die Gesetzgeber in die Mangel nehmen, sie nutzen ihre Handlanger in Uniform nur, um die Opfer vor die Anklagebank zu zerren. Schon die US-amerikanische libertäre Philosophin Ayn Rand erkannte das Problem mit der Gesetzgebung: 
“There's no way to rule innocent men. The only power any government has is the power to crack down on criminals. Well, when there aren't enough criminals, one makes them. One declares so many things to be a crime that it becomes impossible for men to live without breaking laws.” (vgl. Rand, Ayn: «Atlas Shrugged». New York 1985, S. 404)
 Damit erfasste sie das Problem mit Gesetzen: Die mächtigsten des Staates machen die Gesetze, und können sie, mit Bewilligung des Bundesrates im Falle Deutschland, nach Belieben erweitern, bis man, im dystopischen Falle, keinen Handgriff mehr tätigen kann, ohne dabei ein Verbrechen zu begehen. Natürlich ist das ein überzogenes Beispiel, doch auch das hat einen wahren Kern: Wer die Macht innehat, kann mittels Gesetzen die Menschen wie Marionetten kontrollieren. Währenddessen einige Gesetze einen sinnvollen Zweck erfüllen, beispielsweise im Straßenverkehr, gibt es auch Gesetze, die auf festgesetzten Missständen aufbauen, um diese wiederum als Verbrechen zu implementieren. Soll heißen: Man nimmt einen Missstand wie beispielsweise die Armut, und behindert den Betroffenen dabei, das beste daraus zu machen, da man ihn beispielsweise verbietet, sich das nötigste zusammenzuklauben durch Diebstähle. Man nimmt ein zerschlissenes, von Grund auf fehlerhaftes System, und kriminalisiert jegliche radikale, jedoch notwendige Veränderung, im günstigsten Fall (für den oder die Mächtige/n) ist die Tat sogar verfassungswidrig, dabei kann man den Missetäter besonders schwer bestrafen. Dabei muss die Tat nicht einmal egoistisch bedingt sein, manchmal sind die Taten entweder verzweifelter oder sozialer Natur. Auf derartige Intentionen nimmt die Legislatur jedoch keine Rücksicht, sie dient allein der Regierung, sie hört ihr aufs Wort. 
Was kann also der gemeine Bürger gegen diese Not tun? Es gibt dahingehend nur eine Möglichkeit: Die Allianz, die Vereinigung. Die Menschen müssen gemeinsam und füreinander eintreten, müssen sich dem Staate entledigen. Eigentlich ein Thema für einen eigenen Text, kann man es ein wenig vorwegnehmen: Wird Macht auf eine kleine Gruppierung konzentriert, kann durchaus die Gefahr auftreten, dass diese konzentrierte Gruppe machttrunken wird, die Verbindung zu den zu Regierenden verliert, die Macht ihre Psyche korrumpiert. Das menschliche Wesen ist durch seine soziale Struktur und seinen evolutionären Status nicht darauf ausgelegt, so viel Macht über andere Menschen auszuwirken, sei es nun in einem Konzernvorstand, Aufsichtsrat, Ministerium oder in einem Regierungsamt (Kanzler- oder Präsidialamt). Man versuchte mit der Bildung von Herrschaftssystemen in gewissermaßen die Evolution des Menschen vom Urzeitmenschen zum Homo Sapiens zu überwerfen, aus einem Interesse einige egoistischer, charismatischer Menschen heraus. Auf Dauer ist der Mensch aber genötigt, diese Fehlentwicklung zu überwinden, erneut zu überwerfen, um seiner selbst willen. 


IX. Fazit

Abschließend möchte ich noch ein Fazit zu meinem Text ziehen, auch wenn ich es im letzten Absatz des vorletzten Unterpunktes bereits vorweggenommen wurde. Mit der sozialen Gerechtigkeit ist es in Deutschland, wie auch anderswo auf der Welt, leider nicht weit her, zum Leidwesen all jener, die isch nicht in der gehobenen Mittelschicht wiederfindet, geschweige denn noch darüber. Über Jahrhunderte hinweg konnte sich ein System der Ungerechtigkeit verfestigen, ähnlich eines verrosteten Zahnrades, welches nach und nach das Uhrwerk in seiner geschmeidigen Funktionalität behindern konnte. Mittlerweile haben wir einen Zeitpunkt erreicht, an dem wir unglücklich feststellen müssen, dass in näherer Zukunft dieses Uhrwerk stecken bleiben wird. Wer es noch hinauszuzögern versucht, sind die Mächtigen, die von einem Hinauszögern profitieren können, da es ihnen die zeit gibt, noch weiter Vermögen daraus entbehren können. Das einfache Volk hingegen hat es entweder erkannt, vermag aber mangels der aktiven, tatkräftigen Verbündeten oder wegen der Unwissenheit darüber keinen Widerstand zu leisten. Eine dritte Untergruppe hat es zwar erkannt, versucht aber das beste aus dem Status quo zu machen, entgegen aller Konsequenzen aus dieser wissentlichen Untätigkeit. Teilweise sind sie aber auch resigniert, haben alle Hoffnung fahren lassen und sich praktisch zur Ruhe gesetzt, ihr jähes Ende abwartend. Um nicht dieser Resignation zu verfallen, müssen sich die vorher benannten Gruppen endlich zusammenschließen, müssen alle Mächtigen in Markt und Staat zum erklärten Feindbild erklären, sich ihren Sturz zum Ziele und eine nicht-hierarchische Gesellschaft unter Verbündeten als Utopie machen. Die einzige Gesellschaft, in der tatsächliche Gerechtigkeit herrschen kann, ist die, in der es keine Klassen gibt; in der es keine Herrscher gibt; in der es keinen Wettbewerb gibt; in der monetäre Hilfsmittel Geschichte sind, und Güter kollektiv gesammelt werden, sodass eine faire Verteilung nach jedermanns Bedürfnissen stattfinden kann. [Diese Liste gewährt keinen Rückschluss auf Vollständigkeit]
Es mag eine Utopie sein, das gebe ich zu. Das Fazit mag nach einem 08/15-Plan zur anarchistischen Gesellschaft klingen, auch dem widerspreche ich nicht. Dass es diese Schlussfolgerungen schon etliche Male gab, ist wohl wahr. Wieso aber muss es wiederholt werden? Weil wir auch Jahrzehnte nach Kropotkins Tod noch keinen Schritt weiter sind! Bevor sich also jemand wundern sollte, wieso dieser Text existiert - er existiert, weil wir seit Jahrzehnten auf der Stelle treten. Somit gilt: Weniger meckern, mehr machen. Zum Wohle unserer Gesellschaft. 

Ende. 

24.515 Wörter
47 Seiten (Georgia; Schriftgrad 13,5)

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